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Russische Träume bei der Beerdigung des Aktienmarktes

Russische Träume bei der Beerdigung des Aktienmarktes

12.10.2011 — Analyse


Auf Russland kommen schwierige Zeiten zu. Der Kapitalexport wächst von Tag zu Tag, das Land hat mit der Liquiditätskrise zu kämpfen. Das Geld wird von den Tochtergesellschaften der ausländischen Banken aus dem Land gebracht, denn Russland hat es nicht geschafft in den letzten 20 Jahren eigene Langzeitkreditinstitute zu gründet. Die Experten sprechen von Degradierung des russischen Aktienmarktes, da die größten Industriebetriebe nicht mehr auf den einheimischen Börsen notiert sein wollen. Die Bevölkerung hat nach der Affäre mit den Aktien von Vneshtorgbank an den Aktien kein Interesse mehr. Wegen der pessimistischen Investitionsprognosen der Experten kamen bei dem Berichterstatter von "RusBusinessNews" die Frage auf: wie einige russische Regionen die Investitionen um mehrere Male erhöhen wollen?

Oleg Vjugin, Vorstandvorsitzender der "MDM-Bank" AG, erklärte während der jährlichen NAUFOR-Konferenz in Jekaterinburg, dass die derzeitige Situation in Russland der Wirtschaftskrise in 2008 ähnelt, der Rubel wird schwächer, die Banken bringen ihr Geld in Sicherheit, die Investitionsaktivität nimmt ab, Liquiditätskrise ist deutlich zu spüren. Russland ist zur Geisel der Staatsanleihen der USA und Europa geworden, da viele russische Banken in diese Papiere investiert haben. Das Geld wird größtenteils von den Tochtergesellschaften der ausländischen Banken und den russischen Kreditinstituten, die Rubel gegen Dollar eintauschen "exportiert".

Ob die Liquiditätskrise zu einer Wirtschaftskrise wird, hängt davon ab, wie der Ölpreis sich verhalten wird und wie die USA und EU ihre Kreditpolitik gestalten werden. Die Federal Reserve Bank der USA, so Vjugin wird die Wirtschaft ankurbeln, was im Endeffekt zu steigenden Ölpreise führen wird. Als Vorteil für Russland wird sich auch die Rekapitalisierung von europäischen Banken erweisen, welche den Markt beleben soll. Doch vom Wachstum aus den Jahren 2009-10 kann man heute nur träumen. Das russische BIP wird höchstens um 2-3% pro Jahr größer. Auf das Land wartet eine L-Kurve, also ein Zusammenbruch der Wirtschaft und lange Stagnation.

Russland muss jetzt für das fehlende nationale Kapital und die Orientierung auf ausländische Märkte bezahlen. Die Abhängigkeit der russischen Wirtschaft resultiert, nach Meinung des Vorstandsvorsitzenden der NAUFOR Alexey Timofeew, aus der Unterentwicklung der Investitionsinstitute. An der Moskauer Devisenbörse sind nur 750 private Investoren angemeldet. Die Bevölkerung interessiert sich nicht für den Aktienmarkt und Investitionsfonds, welche einen Anteil von nur 0,3% am BIP haben. Es heißt, dass es in Russland keine Investmentfonds gibt. Die Reserven der privaten Rentenkassen können durchaus vernachlässigt werden, da sie zu gering sind, es fehlt also noch ein Investitionsinstitut in Russland.

Die Analyse des Aktienmarktes zeigt, dass das Kapital sehr unregelmäßig verteilt ist. 10 größte Unternehmen verfügen über 61,6% des Gesamtkapitals. Der Anteil der Öl- und Gasbranche beträgt ca. 47%, was sehr deutlich erklärt, warum die gesamte Wirtschaft vom Ölpreis abhängig ist. Über die Hälfte der Geschäfte am Aktienmarkt laufen mit den Aktien von Sberbank und Gazprom ab. Der IPO-Markt ist in Russland dem Tode nahe, denn die Industrie gründet ihre Holdings im Ausland, wo auch die IPO durchgeführt wird. Damit gewinnen sie über 70% der Gesamtinvestitionen in die russische Wirtschaft. Ein Nachteil dabei, die russischen Gesellschaften sind eigentlich keine russischen mehr.

Diese Trends vernichten die Pläne der russischen Regierung in Moskau ein internationales Finanzzentrum zu gründen. Russland hat mittlerweile einen Anteil von nur 2% am Weltkapital, dagegen hat China 7% und auf die USA kommen 31% zu. Den Experten ist nicht klar, wie ein Land, dessen Bürger sich für Finanzen nicht interessieren, zum Finanzzentrum werden kann? In Russland investieren nur 0,7% der Bevölkerung, in China dagegen bereits 7%, also 94 Millionen Menschen (4 Millionen mehr, als Bevölkerung der USA).

Elena Kuritsyna, Die stellvertretende Leiterin der FAFR Russland, erklärt, dass das mangelnde Interesse der Russen am Aktienmarkt verschiedene Ursachen hat. Erstens gibt es keinen funktionierenden Schutz des Privateigentums, die Rechte der Investoren werden viel zu oft verletzt, es gibt kein normales Gerichtssystem, die Regierung trifft absurde Entscheidungen etc. Die wichtigste Ursache ist aber die Armut der russischen Bevölkerung. Von welcher Investitionstätigkeit kann man sprechen, wenn das Einkommen der Mehrzahl der Bevölkerung gerade mal über der Armutsgrenze liegt? Reiche Menschen sparen in Russland einfach nicht, für sie ist es dumm in private Rentenfonds zu investieren, da keine weiß, wie viel der Dollar in 20 Jahre kosten wird.

Die genannten Problemen werden seit Jahren von der Regierung ignoriert, deswegen braucht man sich nicht zu wundern, dass in anderen Ländern die Finanzinstitute einfach aufblühen und die Bevölkerung mit dem Geld umgehen lernt, aber in Russland die wirtschaftliche Stille herrscht.

Am stärksten hat sich die Wirtschaftsstagnation auf die Industriegebiete ausgewirkt. Nach Angaben des Gebiets Eugenij Sofrygin, Wirtschaftsministers des Swerdlowsker, geht das Wachstumstempo in der Maschinenbaubranche deutlich zurück und die Ersparnisse der Bevölkerung schmelzen von Tag zu Tag. Etwas sparen und in etwas investieren können die meisten Menschen einfach nicht, der Lohnanstieg im Jahr 2011 (der nach offiziellen Angaben 14% betragen würde) wird von der Inflation "ausgefressen".

Doch der Wirtschaftsminister ist nach wie vor optimistisch, das von der Regierung ins Leben gerufene Programm "Erhöhung der Investitionsattraktivität des Swerdlowsker Gebiets" soll bis 2015 die Investitionen in die Region auf 600 Milliarden Rubel jährlich verdreifachen. Wie die Regierung die Geschäftsaktivitäten in der Region in der Zeit der Kapitalflucht und dem fehlenden Nationalkapital ankurbeln will ist für die Experten ein Rätsel. Vielleicht sollte man nach der Antwort in den Besonderheiten der russischen Politikkultur suchen, ein Versprechen bedeutet in Russland nicht immer einen tatsächlichen Schritt.

Wladimir Terletzkij

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