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Deripaska hat einen Elektroschocker in die Hand genommen

Deripaska hat einen Elektroschocker in die Hand genommen

01.12.2011 — Analyse


Beschluss über die Schließung der Elektrolyseproduktion am Aluminiumwerk von Bogoslow im Swerdlowsker Gebiet kann der Vorreiter des bevorstehenden Endes von "RUSAL" (UC RUSAL) werden. Die Gesellschaft ist hochverschuldet, die Gewinne und operative Rentabilität sinken, die Abschlussberichte der wichtigsten Betriebe werden geheim gehalten. Schwierige Zeiten erwarten auch den Miteigentümer des Aluminiumimperiums Oleg Deripaska. In kurzer Zeit wird die russische Generalstaatsanwaltschaft in der Sache um seine vermutlichen Beziehungen zu der russischen Mafia in Europa ermitteln.

Wo verschwinden die Gewinne?

Die Finanzberichte der Gesellschaft zeigen, dass die Geschäfte der Gesellschaft ziemlich schlecht laufen. Analytiker von "Veles Capital" betonen, dass der Nettogewinn von UC RUSAL nach IFRS in den 9 Monaten 2011 um 14,7% auf 1,2 Milliarden US-Dollar gesunken ist. Der Operationsgewinn sank im dritten Quartal um 8%, auf 555 Millionen US-Dollar, der Umsatz sank um 5%, auf 3126 Millionen US-Dollar.

In dieser Situation ist die Gesellschaft gezwungen aktiv auf Leihgelder zurückzugreifen. Anfang November 2011 hat UC RUSAL ein Konsortialdarlehen in Höhe von 4,75 Milliarden US-Dollar unter Verpfändung der Sperraktienpakete der Werke von Bratsk, Krasnojarsk, Sajanogorsk, Nowokusnezk und der Sibirien-Ural Aluminiumgesellschaft, welche der Holding gehören, erhalten. Der Löwenanteil dieses Darlehens wird für die Begleichung der laufenden Verpflichtungen ausgegeben.

Russische Analytiker sind nicht in der Lage objektiv einzuschätzen, wie hoch die Gesellschaft verschuldet ist, und ob sie eine finanzielle Zukunft hat. Wie das Blatt "The Moscow post" berichtet, werden die Jahresberichte der "Aluminiumwerk von Krasnojarsk" AG, "Tonerdewerk von Atschinsk" AG und einer Reihe von anderen Produktionsaktiva des Unternehmens geheim gehalten.

Doch bald wird sich die russische Generalstaatsanwaltschaft eng mit den finanziellen Machenschaften der RUSAL-Töchter beschäftigen. Wie das Portal InoPressa.ru mit Verweis auf die Zeitung El Mundo berichtet, hat am 15. November 2011 der Richter der Nationalen Gerichtskammer von Spanien Fernando Andreu sich an die russischen Ermittlungsbehörden mit der Bitte gewandt, eine Untersuchung der vermutlichen Verbindung des Aluminium-Magnat Oleg Deripaska zu der russischen Mafia in Europa zu veranlassen. Nach Informationen von Lenta.ru, rechnet der Richter mit einem Prozess in Russland, weil "in diesem Land die Ismajlowskaja organisierte Verbrechergruppe gegründet und gebildet wurde und sie hier ihre illegalen Aktivitäten betrieben hat. Die Anweisungen wurden von Russland aus erteilt und die Geldwäscherei geplant".

Die spanischen Gerichte haben festgestellt, dass Deripaska mit seinen Partnern in Jahren 2001-2005 Gewinne aus der Tätigkeit von einigen russischen Unternehmen erhalten hat. In Gerichtsurteilen steht, dass die Geschäftsmänner die Kontrolle durch "Erpressung, Betrug und Morde" ergriffen haben. Die Gewinne wurden über die Firma Vera Metalúrgica S.A. gewaschen. Fernando Andreu bat die russische Seite ihn über die getroffene Entscheidung zu informieren, um im Falle der Ablehnung eigene Ermittlungen fortzusetzen.

"Radio Freiheit" zitiert die Vertreter von Deripaska, welche alle Anschuldigungen zurückweisen: "Es ist offensichtlich, dass das spanische Gericht keine Beweise für die illegale Tätigkeit von Deripaska hat und überhaupt haben kann. Wir sind überzeugt, dass die russischen Ermittlungsbehörden diese Position bestätigen werden und das Missverständnis aus der Welt geschaffen wird".

Trotz allem hat, nach Angaben von Lenta.ru, die russische Generalstaatsanwaltschaft ihr Interesse an dem Fall gezeigt und ist bereit die schwierigen Ermittlungen zu beginnen.

Totalsparen

In der stürmischen Zeit ist UC RUSAL zum Sparen gezwungen. Eine besondere Aufmerksamkeit gilt der Senkung der Stromkosten. Die Schließung der Produktion am Aluminiumwerk von Bogoslow ist der erste bedeutende Schritt in dieser Richtung. Oleg Deripaska ist mit den Stromkosten, die im Swerdlowsker Gebiet doppelt so hoch, wie im gesamtrussischen Durchschnitt sind, unzufrieden.

Die Schließung der Elektrolysewannen am Aluminiumwerk von Bogoslow begann Mitte November. Geplant ist, dass in den kommenden 1 bis 1,5 Monaten alle 130 Wannen stillgelegt werden. Ein Teil des freigewordenen Personals wird auf modernere Produktionsrichtungen, die über Gasreinigungsanlagen verfügen, ein weiterer Teil auf die Tonerdeproduktion versetzt, und einem weiteren Teil werden die Besitzer anbieten zu den anderen Betrieben in anderen russischen Regionen zu wechseln.

Die Leitung von UC RUSAL hat offiziell mitgeteilt, dass die Aluminiumproduktion am Werk unwirtschaftlich sei. Die Selbstkosten für 1 Tonne Aluminium sind um 700 US-Dollar höher, als der Aluminiumpreis an der Londoner Börse. An den Verlusten sind die ständig wachsenden Strompreise im Swerdlowsker Gebiet schuld. Im Jahre 2011 stiegen sie um ein Drittel an und werden im kommenden Jahr um weitere 8% wachsen. Der Strompreis für das Aluminiumwerk von Bogoslow ist heute um 2 Mal höher, als für die RUSAL-Werke in Sibirien und um 1,5 Mal höher, als für das Aluminiumwerk der Gesellschaft in Schweden. Die Insider behaupten, dass die Hersteller auf die regionale Regierung „sauer" sind, weil ihre Untätigkeit zu den horrenden Strompreisen, vor allem für Großabnehmer geführt hat.

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Der Gouverneur Alexander Mischarin hat alle Untätigkeitsvorwürfe vehement zurückgewiesen und angedeutet, dass es höchste Zeit wäre die Führung der Abteilung von RUSAL, die für die Entwicklung der Aluminiumwerke am Ural zuständig ist, auszuwechseln. Der Gouverneur ist der Meinung, dass die hohen Selbstkosten auf schlechtes Management des Aluminiumwerkes von Bogoslow zurückzuführen sind. Dieses Thema hat auch der Vize-Regierungschef des Swerdlowsker Gebiets Alexander Petrow angesprochen, der UC RUSAL angeboten hat, in der Region eigene Stromerzeugungsanlagen zu bauen und das Werk von Grund auf zu modernisieren, um eine tiefere Aluminiumverarbeitung zu ermöglichen.

Die Metallurgen schlugen zurück. Die Ratschläge das Werk zu modernisieren hat die Mannschaft von Oleg Deripaska, als Unwille der Regierung von Alexander Mischarin, die Probleme, die sich in der Energiebranche des Swerdlowsker Gebiets angehäuft haben, zu lösen. "Selbstverständlich befürworten wir die Entwicklung des Aluminium-Clusters am Ural. Doch dabei möchten wir betonen, dass die Herstellung von Aluminium und Aluminiumlegierungen und die Produktion von Aluminiumerzeugnissen unterschiedliche Sparten sind. RUSAL hat keine Betriebe, die sich mit der Downstream-Produktion beschäftigen, da dies nicht zum Interessengebiet der Gesellschaft gehört", - erklärte die Führung von RUSAL.

Der Chinesische Zug von RUSAL

Der Anteil der Stromkosten im Selbstkostenpreis von Aluminium ist in Russland einer der niedrigsten und beträgt 390 US-Dollar. In Osteuropa beträgt der Anteil bereit 700 Dollar, und in Lateinamerika 590 US-Dollar. Den teuersten Strom gibt es in China (1000 US-Dollar pro Tonne Aluminium). Doch genau hier, auch wenn es unglaublich klingt, hat UC RUSAL 2 Kathodenwerke erworben.

China entwickelt sich sehr rasch, deswegen reichen die Kapazitäten für die Befriedigung des Bedarfs an Aluminium nicht aus, was wiederum dazu führt, dass Aluminium in China wesentlich teurer, als an der Londoner Börse ist. Die hohen Gewinne lassen die Ausgaben für Strom gering erscheinen. Deswegen trifft der Mehrheitsaktionär von UC RUSAL Oleg Deripaska eine pragmatische Entscheidung. Er schließt das Werk am Ural und verlagert die Produktion nach China. Hier will er seine Präsenz weiter ausbauen. Es sollen rund 33% der Aktien der Tochtergesellschaft der staatlichen Unternehmensgruppe Norinco, die sich mit Verkauf von Aluminium auf den chinesischen und südasiatischen Märkten beschäftigt, erworben werden.

Wer wird die Rekonstruktion bezahlen?

Die Position der Metallurgen im Streit mit der Regierung des Swerdlowsker Gebiets scheint anfechtbar zu sein. Der Direktor des Instituts für Wirtschaft der Ural-Filiale der Russischen Wissenschaftsakademie Alexander Tatarkin behauptet, dass eine Rekonstruktion des Aluminiumwerkes von Bogoslow bereits zu Sowjetzeiten besprochen wurde. Vor einigen Jahrzehnten war es klar, dass ein neues Werk gebaut werden muss, da das veraltete Aluminiumwerk zu viel Strom und Energie verbraucht. Renovierungsbedürftig ist auch die Rohstoffbasis der Aluminiumbranche von Ural. Die Produktion der Nord-Ural-Bauxit-Mine, welche der UC RUSAL gehört, kann weder mit Preis-Leistungs-Verhältnis, noch mit Lieferumfang überzeugen. Die Gesellschaft trägt Transportkosten für die Bauxit-Lieferungen (Ausgangsmineral für Tonerde) aus anderen Regionen nach Swerdlowsk. Und dies, obwohl das Aluminiumwerk von Bogoslow heute das drittgrößte Werk, gemessen an dem Produktionsumfang ist. Die Ausgaben werden auf eine Zahl mit vielen Nullen geschätzt.

Die Experten geben zu, dass es eine gewisse Logik in den Handlungen von UC RUSAL gibt, doch sie können nicht verstehen, warum die Gesellschaft kein Aluminium am Ural verarbeiten möchte. Laut den Informationen, welche die Metallurgen selbst zur Verfügung gestellt haben, benötigen sie für die Verarbeitung von Aluminium lediglich 5 % der Energie, die für seine Herstellung angewandt wird. Auch wenn der Gewinn von UC RUSAL zurückgeht, reicht er trotzdem aus, um eine Rekonstruktion durchzuführen und tiefverarbeitete Erzeugnisse herzustellen. Doch von Investitionen und Modernisierung der Produktion spricht niemand.

Man kann nicht ausschließen, dass die Staatskasse die Kosten für die Rekonstruktion des Aluminiumwerks von Bogoslow übernehmen wird. Vor kurzer Zeit hat russischer Premier-Minister Wladimir Putin über die Verlängerung des Unterstützungsprogramms für Monostädte gesprochen. Das Aluminiumwerk von Bogoslow ist das stadtbildende Unternehmen von Krasnoturjinsk. Im Falle von massiven Mitarbeiterentlassungen kann das Werk Hilfe aus dem föderalen Haushalt erhalten.

Politische Erpressung

Der Industriekonflikt im Norden des Swerdlowsker Gebiets ereignete sich kurz vor den Parlamentswahlen, und da ist es auch nicht lange bis zu der Präsidentenwahl. Die Föderale Regierung hat den Gouverneur Alexander Mischarin beauftragt, alles zu tun, um ein gutes Ergebnis für die Regierungspartei zu erhalten. Aber die Handlungen von UC RUSAL gießen Öl ins Protestfeuer der Bevölkerung. Vergangene Woche fand in Krasnoturjinsk eine Protestkundgebung statt, in der Stadt werden Streikposten aufgestellt.

Der Vorsitzende des Komitees für Industriepolitik der Swerdlowsker Duma Wladimir Maschkow gibt zu, dass die Schließung von einem Teil der Produktionsleistungen des Aluminiumwerks in anderen Teilen der Region besprochen wird. "Ich bin der Meinung, dass die Führung von RUSAL alle Fragen am Verhandlungstisch, ohne einen Konflikt zu provozieren, klären soll", - erklärte er.

Örtliche Politiker sind sich sicher, dass man die Schließung der Elektrolyseproduktion am Aluminiumwerk von Bogoslow absichtlich kurz vor den Wahlen ins Gespräch gebracht hat. "Der Gouverneur Mischarin wird vor den Inhabern von UC RUSAL auf die Knie fallen, nur um die Sache auf den Frühling nach den Wahlen 2012 zu verschieben", - ist sich der Fraktionschef der KPRF in der Swerdlowsker Duma Andrej Alschewskikh sicher.

Der Druck, den UC RUSAL ausübt, brachte bereits erste Früchte. Der Vize-Vorsitzender der Swerdlowsker Duma Anatolij Sukhow teilte mit, dass die Regierung eine Verhandlungsrunde über die Senkung des Stromtarifs für die Elektrolyseherstellung am Aluminiumwerk von Bogoslow eröffnet hat. Nach seinen Informationen hat die regionale Regierung mehrere Projektentwürfe bereits vorbereitet.

Alexander Mischarin ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, den russischen Präsidenten Dmitrij Medwedew, während seines Jekaterinburg-Besuches, um Hilfe bei der Bändigung von Oleg Deripaska zu bitten. Das Staatsoberhaupt nickte zustimmend und adressierte diese Aufgabe an die föderale Regierung, denn das Kabinett von Wladimir Putin kennt sich mit der Handsteuerung von Oligarchen in Russland sehr gut aus.

Konstantin Dzhultaew, Wladimir Terletzkij

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