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Agrartrümpfe der Arktis

Agrartrümpfe der Arktis

14.12.2011 — Analyse


Jamal ist bemüht Russland einen neuen, arktischen Status zu verleihen. Die Region ist zum größten Exporteur von Rentieren und den Erzeugnissen aus der Rentierzüchtung nach Europa geworden. Wie der Berichterstatter von "RusBusinessNews" erfahren hat, plant die regionale Regierung die Verarbeitung der Erzeugnisse aus der Rentierzüchtung weiter auszubauen, so sollen u.a. Arzneimittel aus dem Blut, Horn und Endokrin-Enzymen der Rentiere und Kleider und Schuhe aus Rentierfell hergestellt werden.

Rentierhorn der Fruchtbarkeit

Durch die Jamal-Tundra wandert die größte Rentier-Herde, die circa 700 Tausend Köpfe zählt. Die Reinheit der besonderen Rasse wird durch 4 Zuchtbetriebe, in welchen die Tiere geschlachtet werden, bewahrt. Leiter des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen Dmitrij Kobylkin ist der Meinung, dass die geplante tiefe (bis zu 95%) Verarbeitung der Erzeugnisse aus der Rentierzüchtung der Schritt in die richtige Richtung ist.

Das Unternehmen "Rentiere vom Jamal" soll zum Mittelpunkt des regionalen Agrar-Clusters werden. Die hochmoderne Schlacht- und Verarbeitungsanlage wurde durch die finnische Firma Kometos Oy projektiert, was die Zertifizierung aller Arbeitsvorgänge nach den europäischen Normen sehr erleichtert hat. Das Angebot der "Rentiere vom Jamal" besteht aus 60 verschiedenen Produkten, darunter Fleischdelikatessen und Dosenfleisch.

Deutsche und Finnen wissen das Delikatessenfleisch zu schätzen. Seit 2008 wurden über 1000 Tonnen Bio-Fleischwaren nach Europa geliefert. Nicht nur die Arbeitsvorgänge, sondern selbst die Weiden wurden nach europäischen Normen zertifiziert.

In diesem Jahr hat die finnische Lapin Liha OY am Jamal über 300 Tonnen Rentierfleisch im Wert von 1,5 Millionen Euro bestellt. Die deutsche Geti Wilba GmbH & Co. KG bestellte 160 Tonnen im Wert von 1 Million Euro. Die "Rentiere vom Jamal" haben die deutschen und finnischen Technologien der Fleischverarbeitung und - Verpackung übernommen, damit die Produktion ohne Umwege in die europäischen Läden kommen kann und die Eigenschaften und Geschmack des Rentierfleisches möglichst lange erhalten bleiben. Die ausländischen Partner wären bereit selbst tiefgefrorenes Fleisch zu bestellen, doch die russischen Unternehmen sind am Verkauf der Produktion mit hohem Mehrwert interessiert.

Wie der Direktor der "Rentiere vom Jamal" Evgenij Maltsew erklärte, wird die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern fortgesetzt, doch das Unternehmen wird die Akzente auf den russischen Markt setzen. Bereits heute haben 735 Läden in Russland von Moskau bis Petropawlowsk-Kamtschatskij das Rentierfleisch im Angebot. Die Nachfrage wird, so E. Maltsew, noch weiter ansteigen, da für viele Russen diese arktische Delikatesse noch terra incognita ist.

Die Anlagen der "Rentiere vom Jamal" laufen auf Hochtouren, im Jahr 2011 werden über 1000 Tonnen Rentierfleisch hergestellt. Einige Produkte werden mittlerweile in Tscheljabinsk und Tjumen hergestellt, so stellt z. B. die Konservenfabrik von Troitzk Rentierdosenfleisch her und der Fleischereibetrieb "Yalutorowskij" bietet den Kunden Dosenfleisch und einige frischgeräucherte Fleischdelikatessen an.

Das Volumen der Fleischlieferungen an die russischen Lebensmittelgeschäfte wird weiter wachsen. Zusätzlich zu den 4 bestehenden Schlachtbetrieben am Jamal sollen noch 5 weitere Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe gebaut werden. Dabei hat der Gouverneur der Region Dmitrij Kobylkin nicht ausgeschlossen, dass das Rentierfleisch in Zukunft nicht mehr exportiert und nur auf den russischen Markt ausgeliefert wird.

Die Betriebe aus Jamal exportieren nur Produkte mit hohem Mehrwert. Innovative Arzneimittel aus Rentierblut, -Horn und Endokrin-Enzymen sind um das 10- und sogar 100-fache teurer als einfaches Rentierfleisch. Gerade wird in einer Produktionshalle der "Rentiere vom Jamal" eine chinesische Anlage zur Verarbeitung des Rentierblutes installiert. Nach Angaben der regionalen Regierung interessierten sich die chinesischen Unternehmen seit langer Zeit für die Rentierzüchtungsprojekte am Jamal. In der "Modernen Enzyklopädie der chinesischen Medizin" sind Informationen über die Anwendung von 25 Rentierorganen, von Knochen und Sehnen bis Galle und Schilddrüse vorhanden. Organe des Rentiers werden in 76 verschiedenen Arzneien verwendet. Der südkoreanische Markt der Rentierhörner wird auf 1 Milliarde US-Dollar pro Jahr geschätzt. Die Rentierzüchter vom Jamal haben sich bereits vor mehreren Jahren mit Maralhörnern den Weg auf diesen Markt gebahnt.

Innovationen für die Tundra

Das Flussbecken von Ob ist der zweite Agrartrumpf von Jamal. Der Bestand der Edelfische, wie Lachs, Felchen, Maränen, muss sorgsam gezüchtet werden, da er in den letzten Jahren stark zurückging. Nach Schätzungen der Experten müssen pro Jahr zur Wiederherstellung des Fischbestandes über 130 Millionen Jungfische ins Flussbecken von Ob und Irtysch gelassen werden. Der Mangel an Felchen im Flussbecken von Ob wird auf 34 Millionen Fische geschätzt. Nach vorläufigen Schätzungen wird das Wiederherstellen des Bestandes die Fischbetriebe der Region mit 100 Tonnen Fisch pro Jahr versorgen.

Die Regierung von Jamal plant den Bau eines Renken-Fischzuchtbetriebes im Dorf Harp. Der Standort für den Zuchtbetrieb wurde von Experten empfohlen, da hier die besten Temperatur- und Wasserbedingungen herrschen und die Infrastruktur sehr gut entwickelt ist.

Jamal versucht sich von der Abhängigkeit vom Lebensmittelimport zu lösen. Alle Lebensmittel, die nach Jamal kommen, werden wegen der Entfernung sofort spürbar teurer.

Außerdem kann ein Teil der Lebensmittel, wie z.B. Hähnchenfleisch nur im tiefgefrorenen Zustand geliefert werden. Nur lokale Betriebe sind in der Lage die Region mit gekühltem Hähnchenfleisch zu versorgen. Gerade werden die Möglichkeiten des Baus von Geflügelzuchtbetrieben in Salekhard und Nowyj Urengoj betrachtet.

Man muss anmerken, dass in der Mitte des 20. Jahrhundert es gelungen ist, hinter dem Polarkreis Getreide und Gemüse auf offenen Feldern anzubauen. Jetzt ist die Regierung von Jamal bereit den Anbau von Gemüse in Gewächshäusern zu finanzieren. Geplant ist der Bau eines Gewächshauskomplexes mit einer Fläche von 1 Hektar. Solche Betriebe werden eine Rekultivierung des nördlichen Bodens ermöglichen.

"Moltebeere kann, wie Heidelbeere angebaut werden. Früher konnte sich das niemand vorstellen. Wir haben es versucht und festgestellt, dass unsere Gewächshäuser sich bestens dafür eignen. - erzählte der Gouverneur Dmitrij Kobylkin. - Diese Anlage ist weltweit einzigartig. Die Ernte lässt zwar noch zu wünschen übrig, weil sie nur eine kurze Zeit im Jahr Beeren bringt, aber wir arbeiten daran, so dass wir bald die Moltebeere übers ganze Jahr anbauen können. Das wäre wunderbar".

Die Entwicklung des Agrarsektors löst nicht nur das Lebensmittelproblem der Region. Die Arbeit der Gasförderer hat das Leben der Ureinwohner beeinflusst. Die Regierung von Jamal zusammen mit "Gazprom" AG hat ein großangelegtes Programm zum Schutz der natürlichen Lebensareale entwickelt. Die Kosten des Programms im Jahre 2011 werden auf 765 Millionen Rubel geschätzt. Die Mittel werden für Öko-Maßnahmen, Bau der mobilen Wohnanlagen für Rentierzüchter und Satellitentelefone ausgegeben.

Das Problem des Rückgangs der Weidenflächen wegen der Inbetriebnahme von Gas- und Ölfeldern wird durch die Einführung der neuen Art der Rentierzüchtung gelöst. Verschiedene Zäune haben sich in Finnland bereits von der besten Seite gezeigt. Die Umzäunung der Weiden sorgt für bessere Nahrung der Tiere, schreckt Wildjäger ab und schafft Arbeitsplätze für die Einheimischen.

Wichtig ist auch die Ausbildung der Spezialisten für die Arbeit unter arktischen Extrembedingungen. Direktor der "Rentiere vom Jamal" Ewgenij Maltsew erklärt, dass nicht jeder mit den Bedingungen hinter dem Polarkreis fertig wird, deswegen es oft schwer fällt junge Spezialisten für die in Rente gehenden Mitarbeiter zu finden.

Die Regierung von Jamal hat eine anspruchsvolle Aufgabe gestellt, die jungen Spezialisten sollen innovativ denken lernen. Gefragt sind Spezialisten in folgenden Branchen: Investitions- und Risiko-Management, der Rentierzüchtung, Projekt- und Venture-Finanzierung, internationale Märkte und Marketing, Pharmakologie und Pharmawesen. Die Stipendien des Gouverneurs werden talentierten Jugendlichen die Türen in die besten Agraruniversitäten der Welt eröffnen. Bald soll auch eine elektronische Universität von Jamal gegründet werden. Professoren aus russischen und ausländischen Universitäten werden mittels Videokonferenz ihr Wissen an die Studenten weitergeben. Studieren an der neuen Universität sollen die Ureinwohner des Hohen Nordens.

Margarita Romaschowa

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