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Chinesischer Irrtum bei UC RUSAL07.02.2012 — Analyse Oleg Deripaska, Generaldirektor der UC RUSAL, verkündete eine Produktionskürzung von Primäraluminium. Die Gesellschaft plant, einen Teil ihrer Produktionskapazitäten in Russland zu schließen. Vermutlich wird die Elektrolyse im Aluminiumwerk von Bogoslov (BAZ) stillgelegt, dessen Technologien stark veraltet sind. Die Experten nehmen an, dass die Modernisierung des Unternehmens aufgrund ökonomischer Erwägungen nicht zu den Plänen der Eigentümer gehört. Der Korrespondent der "RusBusinessNews" fand heraus, dass BAZ der Strategie Deripaskas zum Opfer fiel, der Mitte des letzten Jahrzehnts darauf verzichtete, die Herstellung von hoch verarbeitetem Aluminium zu entwickeln. Auslöser der Produktionskürzung war der Überschuss an Aluminium, der Ende 2011 zum drastischen Preisverfall auf solches führte (2170 US-Dollar pro Tonne). Die Steigerung der Aluminiumproduktion um 9 % veranlasste die weltweit führenden Korporationen Rio Tinto Alcan, Alcoa und Norsk Hydro dazu, die Schließung von Kapazitäten zu verkünden, die sich bei den heutigen Preisen als ineffizient erwiesen. UC RUSAL folgte ihrem Beispiel. Auch durch die außergewöhnliche Kreditbelastung sah sich die russische Gesellschaft zu einer solchen Entscheidung gedrängt: Die staatliche "Vnešėkonombank" stellte UC RUSAL im vergangenen Sommer einen Kredit von 40 Milliarden Rubel für den Fertigbau des Aluminiumwerks Tajšet mit einer Kapazität von 750000 Tonnen in Sibirien zur Verfügung. Zur Begleichung ihrer vielfältigen Verbindlichkeiten bezog die Gesellschaft im Herbst 2011 einen Syndikatskredit in Höhe von 4,75 Milliarden US-Dollar. Der Preisverfall auf Primäraluminium zwang O. Deripaska dazu, Verhandlungen über eine Senkung der Zinssätze der Kredite aufzunehmen. Es gelang ihm, eine 12-monatige Unterbrechung des Covenants, d. h. einen 12-monatigen Zahlungsaufschub des Kredits zu erwirken. Die Experten nehmen an, dass die erreichten Vereinbarungen es UC RUSAL ermöglichen, einen Teil ihrer Kapazitäten reibungslos zu schließen, was zu einem Preisanstieg auf Aluminium führt. Im Interview mit Bloomberg erklärte O. Deripaska, er werde innerhalb von eineinhalb Jahren mehrere seiner Werke schließen. Die Produktionskürzung könne sich auf 6 %, d. h. etwa 250000 Tonnen Aluminium belaufen. Die Experten gingen davon aus, dass in erster Linie das Aluminiumwerk in Bogoslov stillgelegt wird, das mit veralteten und kostenintensiven Elektolysegeräten etwa 200000 Tonnen Aluminium pro Jahr herstellt. Seine Stilllegung wird von der Inbetriebnahme der Werke von Tajšet und Bogučansk, deren Gesamtkapazität 1 Million Tonnen beträgt, überkompensiert. Der Presseservice von UC RUSAL hat keine Eile dabei, die "Streichungskandidaten" beim Namen zu nennen: Roman Lukičev, PR-Repräsentant im Uraler Föderalbezirk, teilte "RusBusinessNews" mit, es gäbe bislang keine konkrete Lösung. So betonte er: "In der Gesellschaft ist die Stilllegung eines konkreten Werks nicht geplant. Die Produktionskürzung kann die ältesten, ökonomisch unrentablen und ökologisch ineffizienten Kapazitäten betreffen. Die elektrolytische Produktion im BAZ ist davon in jedem Fall nicht betroffen: Wie bereits zu früherem Zeitpunkt verkündet wurde, ist die Modernisierung des Werks geplant. Momentan wird die technisch-ökonomische Grundlage des Projekts ausgearbeitet". Vladislav Solovyev, erster Stellvertreter des Generaldirektors der Gesellschaft, erklärte in einem Interview mit "Interfax", die einzige Möglichkeit, die Aluminiumproduktion im BAZ zu retten bestünde darin, zu einem gerechten Preis bei der geschlossenen Aktionärsgesellschaft "KĖS-Holding" des Wärmekraft- und Fernheizwerks (TĖZ) von Bogoslov einzukaufen. Nikolaj Kuljušin, Leiter des Departements für strategische Kommunikation der "KĖS-Holding", meinte "RusBusinessNews" gegenüber, die TĖZ werde gemeinsam mit Verbindlichkeiten und Rechten auf den Bau einer neuen Station verkauft, da die TĖZ in Bogoslov stark abgenutzt sei. Der Verkäufer bezifferte den Wert der TĖZ auf 3,5 Milliarden Rubel inklusive der Zahlung für eine Übereinkunft über die Bereitstellung der Kapazität zum Bau eines neuen Wärmekraftwerks. Mit der genannten Summe war die UC RUSAL allerdings nicht zufrieden. Den Worten von V. Solovyev zufolge ist die Gesellschaft lediglich dazu bereit, der "KĖS-Holding" den Kaufpreis und die Betriebskosten der TĖZ zu kompensieren. Es ginge überhaupt nicht um den Bau eines neuen Wärmekraftwerks: R. Lukičev teilte mit, dass "die Rechte auf den Bau eines neuen Wärmekraft- und Fernheizwerks von Bogoslov der "KĖS-Holding" gehören, und folglich alle Fragen an diese gerichtet werden müssten". Der Streit um die Zahlung für die Vereinbarung über die Kapazitätsbereitstellung verdeutlicht, dass UC RUSAL nicht überzeugt davon ist, dass in Zukunft neue Energiekapazitäten benötigt werden. Die Gesellschaft erwirbt energetisches "Gerümpel", um die Kosten von Elektroenergie zu senken und damit die Rentabilität der BAZ bis 2013 zu sichern; dann nämlich wird das Werk in Tajšet mit niedrigeren Selbstkosten, die auf billige Elektroenergie aus sibirischen Wasserkraftwerken zurückzuführen sind, in Betrieb genommen. Anschließend wird die Elektrolyse im Werk von Bogoslov vermutlich eingestellt. Die Gespräche über eine Modernisierung des Unternehmens zielen nur auf die Beruhigung der Öffentlichkeit während der Präsidentschaftswahlen ab. Nicht zufällig werden die unterschiedlichsten Fristen zur Publikmachung des Rekonstruktionsplanes der BAZ genannt: Die Regierung der Region Sverdlovsk erwartet das Programm Ende Februar, der Presseservice der UC RUSAL gibt Anfang April dafür an. Kirill Čujko, Analytiker der Bank UBS, nimmt an, dass UC RUSAL die Aluminiumproduktion in Wirklichkeit nicht senkt, sondern die kostenintensiven Kapazitäten am Ural durch modernere und konkurrenzfähige sibirische Kapazitäten ersetzt. Ein solches Verhalten macht China erforderlich, das veraltete Technologien und Produktionsgüter massenweise ablehnt. Gerade deshalb ist das Aluminiumwerk in Bogoslov praktisch am Ende: Die Herstellung von Primäraluminium ist ökonomisch unsinnig, und seine Umprofilierung auf eine Produktion mit hohem Mehrwert ist riskant, da der Markt sich bereits formiert hat und es für eine neue Produktion überaus schwierig wäre, eine eigene Nische zu finden. Faktisch ist BAZ der Strategie von Oleg Deripaska zum Opfer gefallen, der 2005 beschloss, sich auf die Produktion von Tonerde und Primäraluminium zu konzentrieren und die Entwicklung von hoch verarbeitetem Aluminium ablehnte. Dementsprechend veräußerte er alle Aktiva, die nicht diesem Profil entsprachen (alle Verarbeitungskapazitäten). Diesen Schritt begründete der Haupteigentümer der UC RUSAL mit dem Fehlen von Spezialkräften und der mangelnden Konkurrenzfähigkeit der sowjetischen Werke, die im Zuge der Privatisierung an ihn übergegangen waren. Währenddessen hat die Gesellschaft Alcoa Inc, die O. Deripaska zwei Aluminiumwerke in Samara und Belaja Kalitva (Gebiet Rostov) abgekauft hat, etwa 500 Millionen US-Dollar in ihre Rekonstruktion investiert. Die Mittel wurden zur Verbesserung der Produktionstechnologien für Aluminium-Halbfabrikate verwendet, die Alcoa auf dem russischen und auf dem internationalen Markt zu verkaufen beschloss. Die Ausländer ließen sich weder von der schlechten Reputation der russischen Industrie noch von der schwierigen Marktsituation abhalten. Sie lenkten ihr Augenmerk darauf, dass die russischen Gesellschaften keine Eile dabei haben, hoch verarbeitete Produktionsgüter herzustellen: Den Worten von Helmut Wieser, des geschäftsführenden Vizepräsidenten von Alcoa, zufolge, verkaufte UC RUSAL seine Werke zu einer Zeit, als nahezu die Hälfte des Blattstahls zur Herstellung von Aluminiumdosen nach Russland importiert wurde. Auch die Befürchtungen O. Deripaskas bezüglich der niedrigen Qualifikation der Werke in Samara und Belaja Kalitva stellten sich als ungerechtfertigt heraus: So meinte H. Wieser in einem Interview mit einem der Verlage, dass "die russischen Spezialkräfte, die bei "Alcoa Russia" arbeiten, unsere Erwartungen sowohl in professioneller Hinsicht, als auch im Hinblick auf ihre Einstellung zu Neueinführungen mehr als erfüllt haben". 2007 unterzeichneten Alcoa und die vereinigte Flugzeugbaukorporation (OAK) ein Abkommen über die Lieferung verbesserter Materialien und den Austausch moderner Produktionstechnologien zur Konstruktion und Produktion von Passagierflugzeugen einer neuen Generation. Auch andere Gesellschaften zeigten aktives Interesse daran, den russischen Markt zu erschließen: Das britische Unternehmen Rexam baute 2008, d. h. drei Jahre nach dem Verkauf der verarbeitenden Werke durch O. Deripaska, in Rekordzeit ein Werk zur Herstellung von Aluminiumdosen im Gebiet Čeljabinsk. Im selben Jahr ließ UC RUSAL verkünden, man sei bereit, 2 Millionen US-Dollar in Neuentwürfe zu investieren, die die Anwendungsgebiete von Aluminium und Produkten, die aus solchem bestehen, erweitern würden. Zu den Ideen, die als perspektivisch eingestuft wurden, gehörten die Erhöhung der Energieeffizienz, der Transportsicherheit und weitere Projekte. Nun sind drei Jahre vergangen, doch UC RUSAL hat keine großen Fortschritte in der Fertigung der innovativen Produktionsgüter erzielt. Währenddessen hat Alcoa im Sommer 2011 ein Memorandum mit der Korporation "Rusnano" und der Offenen Aktionärsgesellschaft "Holding MRSK" über die Herstellung von Leitungen und Kabeln einer neuen Generation mit erhöhter Leitfähigkeit und verbesserten Frostschutzeigenschaften unterzeichnet. Außerdem trägt das Werk in Samara Spezialabdeckungen auf Öl- und Gasrohre auf, die bei Bohrungen verwendet werden. Die Experten meinen, die perspektivträchtigen Projekte hätten durchaus auch beim Aluminiumwerk in Bogoslov umgesetzt werden können. Die Strategen von UC RUSAL gingen jedoch davon aus, dass China in mittelfristiger Perspektive den Import von Primäraluminium ankurbelt, weshalb sie alle Anstrengungen und Mittel auf die Modernisierung und den Bau neuer Kapazitäten zur Herstellung nicht-hochverarbeiteter Produktionsgüter in Sibirien., d. h. unweit der Grenze mit dem Reich der Mitte, konzentrierten. Für die Ergebenheit O. Deripaskas gegenüber der Rohstoffwirtschaft müssen nun die Arbeiter der BAZ bezahlen, von denen bald viele ihre Arbeit verlieren. Die Behörden der Region Sverdlovsk geben bislang keinerlei Kommentar ab zur Ankündigung des Haupteigentümers der UC RUSAL, die unrentablen Werke schließen zu wollen. Ilja Malzev, Pressesekretär des Ministeriums für Industrie und Wissenschaft, empfahl, bis zum 5. März zu warten, wenn UC RUSAL auf dem regionalen Regierungspräsidium seine künftige Vision zur Entwicklung der Aluminiumbranche am Ural darlegt. Auch die Behörden werden davon ausgehend auf die Vorschläge der Gesellschaft reagieren. Obwohl sich am Tag nach den Präsidentschaftswahlen in Russland wohl kaum jemand für die Perspektiven der Aluminiumbranche interessieren wird. Vladimir Terlezkij |
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