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"Russian Expo Arms – 2009": Es beginnt der Abschuss von Zivilisten

"Russian Expo Arms – 2009": Es beginnt der Abschuss von Zivilisten

13.07.2009 — Analyse


Beim Besuch der Militärausstellung in Nishnij Tagil konnte sich der Korrespondent von RusBusinessNews überzeugen: Während der Wirtschaftskrise verlieren die russischen Rüstungsunternehmen vor allem Aufträge für ihre Zivilprodukte.

 

In der VII. Internationalen Ausstellung für Bewaffnung, Militärtechnik und Munition "Russian Expo Arms - 2009" vom 8. bis 11. Juli in Nishnij Tagil wurden Produkte von 335 Unternehmen aus 30 Regionen Russlands präsentiert. Im Prinzip musste diese Veranstaltung der russischen Rüstungsindustrie, die während der Weltwirtschaftkrise zu überleben versucht, eine Diagnose stellen. Ich stelle fest: Besonders angeschlagen sind die Rüstungsunternehmen mit einem höheren Anteil der Zivilprodukte.

Dies widerspricht generell den Gesetzen der Marktwirtschaft: In der Regel sind unter den schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen die Unternehmen mit maximal diversifizierter Produktion besonders lebensfähig. Aber der Markt der „friedlichen" Produkte ist heute global in eine tiefe Krise geraten - von der Medizintechnik bis hin zur Versorgungstechnik.

Ein markantes Beispiel ist die Lage von OAO NPK Uralwagonsawod. Rund 70% der Produkte des Unternehmens machten bisher die Eisenbahnwagen aus. Seit Beginn 2009 bestellen Rossijskije schelesnyje dorogi fast keine Wagen mehr. Als Ergebnis betragen die Gesamtschulden von Uralwagonsawod bereits ca. 39 Mrd. Rubel. Die Lage der anderen Rüstungsbetriebe ist weniger kritisch, aber schon im gleichen Trend.

"Der Anteil der Zivilprodukte betrug in unserem Betrieb vor der Krise ca. 50%, heute aber ist er stark gesunken", berichtet Sergej Oksak, stellv. Direktor für Absatz der Spezialtechnik von OAO Kurganmaschsawod, an RusBusinessNews. "Der Grund liegt darin, dass die im Unternehmen produzierten Lademaschinen, Versorgungs- und Bautechnik unter den bestehenden Bedingungen kaum gefragt werden".

"Die Wirtschaftskrise wirkte auf unsere Zivilproduktion", stimmt Michail Gelassimow, Marketingleiter von FGUP NPO Avtomatiki im. N. Semichatowa, zu. "Wir produzieren für Rostselmasch die Informations- und Steuersysteme für Futtervollerntemaschinen. Wir arbeiten mit dem Unternehmen aus Rostow bereits drei Jahre lang zusammen, seit Beginn 2009 aber gibt es immer wieder Probleme mit Bestellungen."

Erstaunlicherweise rufen die Behörden heute die Rüstungsunternehmen immer noch auf, ihre Produktion in eine Zivilproduktion aktiver zu konvertieren. "Die Regierung fördert die Umpositionierung unserer Rüstungsunternehmen auf dem Zivilmarkt sehr. Denn der Staatsauftrag kann keine genügende Produktionsauslastung und Unternehmensrentabilität gewährleisten. Unter den bestehenden Umständen ist das einfach unmöglich", erklärt Juri Borissow, stellv. Industrie- und Handelsminister der Russischen Föderation, während seines Besuches in Nishnij Tagil.

Allerdings steigen die Staatsaufträge trotz der Krise. Das Verteidigungsministerium kauft für die russische Armee keine Einzelpanzer und Einzelartilleriesysteme mehr, sie werden eher gleich für ein Bataillon oder eine Division eingekauft. Bis 2012 muss die gesamte Bewaffnung und Militärtechnik zu 40% modern sein und bis 2016 schon zu 70% bis 80%. Das schöne Bild mit den Staatsaufträgen verdirbt neben dem Mangel an Haushaltsmitteln auch die berüchtigte Bürokratie.

"Nach Jahresergebnissen 2008 sind ca. 10 Mrd. Rubel, die aus dem föderalen Haushalt für den Waffeneinkauf aufgebracht wurden, ausgefallen, d.h. diese Geldmittel sind uneingelöst geblieben", berichtet Wiktor Oserow, der Vorsitzende des Komitees für Verteidigung und Sicherheit im Föderationsrat, sensationell an RusBusinessNews. "Dies geschah wegen der zu langfristigen Vertragsvorbereitungen, denn vorläufig bräuchte man dafür eine Anzeige einzustellen, auf Anmeldungen zu warten, dann eine Ausschreibung durchzuführen... Um diese Situation zu vermeiden, müsste man unsere Gesetzgebung etwas vervollkommnen: Wenn es in Russland nur ein Produzent einer bestimmten Waffenart gibt, dann wäre es überhaupt sinnlos, eine Ausschreibung zu veröffentlichen und dann noch zwei Monate lang auf die Anmeldungen zu warten."

Aber selbst die Staatsaufträge können die Situation nicht retten. OAO Kurganmaschsawod liefert an die russische Armee die Schützenpanzer BMP-3 und modernisierte BMP-2 und BMP-3 mit verbesserten Schutzeigenschaften und einem neuen Wärmesichtsystem. "Das russische Verteidigungsministerium rechnet nicht rechtzeitig ab, die Zahlungsbedingungen von Unternehmen werden immer schlechter, es entstehen Probleme mit den Lieferanten", betont Sergej Oksak.

Wie in den 90er Jahren ruft der Gouverneur des Gebiets Swerdlowsk Eduard Rossel die Uraler Rüstungsproduzenten wieder auf: Warten Sie auf keine Staatsaufträge, freuen Sie sich über bestehende Staatsaufträge wie über ein Geschenk, konvertieren Sie in eine Zivilproduktion. Hier fällt aber gleich eine Geschichte aus denselben 90er Jahren ein. Der Geschäftsführer eines der Uraler Rüstungsbetriebe schenkte dem Regierungschef Wiktor Tschernomyrdin eine Pistole und sagte scherzend: "Wiktor Stepanowitsch, egal wie stark wir uns um die Konversion der Produktion bemühen, erhalten wir als Fertigprodukte immer Waffen." Die Lösung sieht man also in der Produktion einer Hybride - für einen Zivilgebrauch und unter Anwendung der besten Militärtechnologien. Dadurch kann das Unternehmen seine Qualifikation pflegen und gleichzeitig mit den ausländischen Produzenten konkurrieren.

FGUP NPO Avtomatiki im. N. Semichatowa beteiligt sich beispielsweise erfolgreich am russisch-europäischen Projekt für Start des Raumschiffs Sojus-TM und der Raumtransporter Progress vom Kosmodrom in Kuru (in der Französischen Guayanna). Das Unternehmen entwickelt ein Bord- und Bodensteuersystem für den Bahneinschuss der Raumschiffe. "Die Franzosen sind mit der Zusammenarbeit mit der russischen Seite absolut zufrieden, sie kennen persönlich alle Mitarbeiter in Kuru. Am Projekt nimmt insgesamt über die Hälfte der Mitarbeiter von NPO Avtomatiki", berichtet Michail Gelassimow.

Ein anderes Bespiel führte für RusBusinessNews Georgij Wassiljew, Geschäftsführer von OAO Uralskij priborostroitelnij sawod, an. Sein Unternehmen versucht "zusätzliche" Zivilprodukte wie Beatmungsgeräte, Ultraschalluntersuchungsgeräte, Elektrizitätszähler zu produzieren. Diese Waren sind aber wegen der Wirtschaftskrise im Lager liegen geblieben. "In der Krisenzeit steigen die Aufträge für unsere Hauptprodukte - navigatorische Kreiselbezugssysteme für Flugzeuge. Unsere Auftraggeber sind russische Hubschrauber- und Flugzeugproduzenten, Fluggesellschaften, die in der letzten Zeit von der Staatsanwaltschaft wegen der häufig gebrauchten nachgemachten Anlagen geprüft werden", resümiert er.

Das Motto über das Umschmelzen der Panzer zu Töpfen ist heute nicht mehr aktuell. Und nicht wegen der nationalen Sicherheit allein, sondern aus rein wirtschaftlichen Gründen. Starke Konkurrenz zwingt die Rüstungsunternehmen hochtechnologische Produkte mit maximal niedrigen Herstellungskosten zu produzieren. So ein Niveau kann man nur durch Gebrauch der bestehenden militärischen Produktionskapazitäten wirklich erreichen.

Pawel Kober

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