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SOZ wählt den Dollar

SOZ wählt den Dollar

28.08.2009 — Analyse


Russland und seine asiatischen SOZ-Partner (Schanghaier Organisation der Zusammenarbeit) können bis jetzt nur anhand von Beschwörungen ihrer Staatsoberhäupter allein keine regionale wirtschaftliche Kooperation mit ihren nationalen Währungen organisieren. Der Kommentator von RusBusinessNews zeugt: Finanzielle Außentransaktionen zwischen den Wirtschaftssubjekten werden nach wie vor in US-Dollar abgewickelt.

 

Seit der Erscheinung der Folgen der Weltfinanzkrise in der Wirtschaft der Russischen Föderation ist schon ein Jahr vergangen. In dieser Zeit erklärte die Führung des Landes immer wieder über die "Entdollarisierung" des Zahlungsverkehrs für Außengeschäfte und des gesamten Systems des internationalen Handels. Russland plante den Angriff auf den Dollar in der ersten Linie in der asiatischen Richtung zusammen mit seinen SOZ-Partnern Kasachstan, China, Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan sowie mit den Beobachterländern dieser Organisation, wie Indien, der Iran, die Mongolei und Pakistan.

Die ersten Schritte in dieser Richtung wurden während des Gipfeltreffens der SOZ-Staatsoberhäupter in der Hauptstadt des Urals gemacht. In der von ihnen am 16. Juni 2008 unterzeichneten Jekaterinburger Deklaration geht es nämlich um die Notwendigkeit der Aktivierung der Kooperation der Weltgemeinschaft im Bereich der Kontrolle und Verwaltung der internationalen Finanzen. "Die Mitgliedstaaten der Organisation werden sich zusammen mit der Weltgemeinschaft für die Bildung einer gerechteren, gleichberechtigten, allgemeinen und geregelten internationalen Finanzordnung einsetzen, die das wirkliche Verhältnis der Interessen von allen Teilnehmern berücksichtigt und den gleichen Zugang zu Vorteilen der Globalisierung für alle Staaten bietet."

Nach Ergebnissen des SOZ-Gipfeltreffens in Jekaterinburg erklärte der russische Präsident Dmitrij Medwedew, dass die Initiative der russischen Seite über die Einführung einer Zahlungseinheit im Rahmen dieser Organisation in Analogie zur europäischen Währungseinheit ECU von den SOZ-Mitgliedern unterstützt wurde. Außerdem sollten die SOZ-Staaten den Anteil eigener Währungen bei den gegenseitigen Aufrechnungen steigern, das reduziere die Abhängigkeit vom US-Dollar und verbessere den Zustand des globalen Finanzsystems, so Dmitrij Medwedew. Die auf diese Weise gestützten nationalen Währungen werden stabiler und erlauben daher, alternative Instrumente zur Nicht-In-Dollar-Platzierung der Staatsreserven zu schaffen, Russland könnte beispielsweise die Wertpapiere seiner BRIC-Partner (Brasilien - Russland - Indien - China) kaufen.

Was passiert in der Wirklichkeit mit den Finanzbeziehungen zwischen russischen Unternehmen und ihren asiatischen Partnern? Werden der russische Rubel und die nationalen Währungen der asiatischen Länder wirklich zu realen Zahlungsmitteln bei Abrechnungen für fertige Produkte oder Rohstoffe?

In keinem der von RusBusinessNews befragten Uraler Unternehmen, die ihre Produkte exportieren, hat man eine positive Antwort auf diese Fragen gegeben. OAO Uralchimmasch (Jekaterinburg) spezialisiert sich in der Produktion von Anlagen für chemische, petrolchemische, erdöl- und erdgasverarbeitende Industrie. Im Pressedienst des Unternehmens teilte man folgendes mit: "Nach Informationen unserer Finanzorgane haben wir noch nie mit unseren asiatischen Partnern in einer anderen Währung, nicht in US-Dollar, abgerechnet."

Eine ähnliche Antwort gab uns das andere Jekaterinburger Unternehmen FGUP PO Uraler optisch-mechanisches Werk (UOMZ), das optische Militär- und Zivilsysteme, Feldmessgeräte und medizinische Technik herstellt. Das Werk ist auf dem chinesischen Markt (gründete da ein Tochterunternehmen) und in Kasachstan aktiv, es wird auch hier ausschließlich in US-Dollar abgerechnet.

OAO Magnitogorsker Hüttenkombinat (MMK) arbeitet mit seinen asiatischen Partnern in einigen Richtungen zusammen. Nach den Worten von Ewgenij Kowtunow, Leiter des Pressedienstes von MMK, kaufe das Kombinat die Eisenerzrohstoffe bei dem Bergbau- und Anreicherungskombinat Sokolowsko-Sorbaiskij GOK in Kasachstan ein. "Dieses Bergbau- und Anreicherungskombinat gehört einer englischen Holdig an, deswegen bezahlen wir für die Rohstoffe in US-Dollar. An China, Indien und Usbekistan liefert das MMK sein Metall auch für US-Dollar", so Ewgenij Kowtunow.

Die Vertreter einiger Uraler Unternehmen bezeichneten in einem informellen Gespräch mit RusBusinessNews das Bestreben des russischen Präsidenten nach den Nicht-In-Dollar-Handelsabrechnungen mit asiatischen Ländern als eine Profanation. Einer von ihnen, Presse-Sekretär einer großen Hüttengesellschaft, sah in der rein wirtschaftlichen Frage eine politische Komponente: "Ich will diese Frage nicht beantworten. Ich möchte sehr gerne ein Unternehmen mal sehen können, dessen Vertreter es erklärt hätten, dass sie den Wunsch von Medwedew nicht erfüllen."

Allerdings sind praktisch alle nationalen Währungen der SOZ-Staaten während der Finanzkrise gegenüber US-Dollar gesunken. Nach der Meinung der Experten ist das aber nicht das wichtigste, denn bei einem geschickten Währungsrisikomanagement kann man auch im entwertenden Rubel, Yuan oder in der Rupie erfolgreich abrechnen.

Das Problem besteht darin, dass für die Durchführung der Handelsoperationen in einer bestimmten Währung ein Kontrollsystem über Währungsrisiken entwickeln werden müsste, um die möglichen Verluste durch Kursschwankungen vorzubeugen. Die absolute Mehrheit der SOZ-Staaten rechnet in maximal drei Wäherungen ab: In der nationalen Währung im Binnenland, in Euro mit europäischen Handelspartnern und in US-Dollar mit der restlichen Welt. Das Magnitogorsker Hüttenkombinat (MMK) zum Beispiel handelt mit 60 Ländern der Welt. Und wenn das Kombinat mit jedem dieser Länder in dessen nationalen Währung abrechnen und folglich die Währungsrisiken ständig kontrollieren wird, dann kriegen seine Finanzleute 20 mal heftigere Kopfschmerzen.

"Das Risiko der russischen Unternehmen ist die mögliche Entwertung der Erlöse, die in den Währungen der asiatischen Länder nominiert werden, denn die Zeitpunkte der Fixierung des Warenpreises und der Warenlieferungen verschieden sind. Unsere Unternehmen müssen diese Kosten tragen, wenn die oben genannten Risiken in der Wirklichkeit bestehen," berichtete Oleg Mariew, Doktor der wirtschaftlichen Wissenschaften, Dozent des Lehrstuhls für Weltwirtschaft der Uraler staatlichen Universität, RusBusinessNews. "Der Vorteil vom Gebrauch des US-Dollars als Reservenwährung in den Außenhandelsgeschäften besteht genau in der Risikominimierung der schnellen Entwertung der Exporterlöse im Vertrag. Es sei aber zu bemerken, dass die Volatilitäten des Dollarkurses in der letzten Zeit gewachsen ist, folglich sind auch die genannten Risiken ebenso gewachsen."

Die Experten bemerken, dass aktuell die Betriebe aus den SOZ-Ländern kein entwickeltes Abrechnungssystem in Nichtreservenwährungen haben. In dieser Situation haben es die wirtschaftlichen Agenten nachteilig als gewagte Pioniere aufzutreten und zu schwarzen Schafen zu werden, sie möchten sich lieber "wie alle" benehmen. "Daraus resultiert die Notwendigkeit die Unternehmen auf der staatlichen Ebene entsprechend zu stimulieren und vielleicht die Regierungsabkommen über die gegenseitige Verwendung der nationalen Währungen bei der Außenhandelsabrechnung zwischen zwei Ländern zu unterzeichnen. Auf der Ebene des Staates sollte man das Gleichgewicht der gegenseitigen Export-Import-Handelsströme untersuchen sowie das Niveau der wirtschaftlichen Entwicklung des Partnerstaates bei der Bewertung der Gewinn- und Verlustbilanz durch das Unterzeichnen von den Regierungsabkommen dieser Art berücksichtigen," meint Oleg Mariew.

Die SOZ-Staaten unterscheiden sich nach Niveau, Stabilität und Perspektiven ihrer wirtschaftlichen Entwicklung und nach ihrer Handelsbilanz mit Russland sehr. Deswegen sollte Russland nach der Meinung von Experten zu bilateralen Vereinbarungen über die Abrechnung in nationalen Währungen zum Beispiel mit Kasachstan kommen. Die Abstimmung der vielseitigen internationalen Verträge wird in dieser Hinsicht viel schwerer fallen.

Pawel Kober

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