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Russische Rohrhersteller feuern die Konkurrenten zur Tür heraus

Russische Rohrhersteller feuern die Konkurrenten zur Tür heraus

09.10.2009 — Analyse


Die Stiftung für Entwicklung der Rohrindustrie lobbiert die Verabschiedung des Normativaktes, der den russischen Produzenten eine Priorität in Bezug auf Rohrlieferungen für Nord Stream und South Stream verleiht. Diese Idee wird vom Industrieausschuss der Staatsduma und von der Regierung der Russischen Föderation unterstützt. Der Kommentator von RusBusinessNews fand heraus, dass die russischen Metallurgen durch protektionistische Maßnahmen und Übernahme der ausländischen Verfahren versuchen, in der Rohrindustrie wieder führend zu werden.

Im Oktober startet OAO TMK die Lieferungen von Erdölrohren an serbische Gesellschaft NAFTNA INDUSTRIJA SRBIJE (NIS), deren Aktienkontrollpaket Gazprom Neft angehört. Die Russen konnten den österreichischen Produzenten Voest Аlpine drängen, was sehr selten vorkommt. Viel öfter geht es umgekehrt: Bis 75 Prozent der Großrohre für die erste Nord Stream Strecke werden von der deutschen Firma Euro pipe geliefert. Die Produzenten der rostfreien Mittelkaliberrohre schenkten praktisch ihren Markt den Rohrherstellern aus China, Frankreich, Brasilien und der Ukraine, was die russische Regierung dazu bewegte, Ende September eine Zollgebühr in Höhe von 28,1 Prozent einzuführen.

Das Industrie- und Handelsministerium der Russischen Föderation begann im September die Situation mit dem Import der Großrohre zu untersuchen. Mit einer Klageschrift wandten sich ans Ministerium das Tscheljabinsker Rohrwalzwerk (ChTPZ-Gruppe), der Metallurgiebetrieb Wyksa (Vereinigte Metallurgie-Gesellschaft, OMK) und das Rohrwerk Wolshski (TMK). Eine ähnliche Untersuchung endete mit der Einführung einer Zollgebühr von 8 Prozent für ausländische Produzenten.

Alexander Deineko, Leiter der Stiftung für Entwicklung der Rohrindustrie, betonte, dass die Russen einfach gleiche Bedingungen für alle Produzenten haben wollen. Die Zollgebühren sollen die Vergünstigungen abgleichen, die die Regierungen von China und der Ukraine ihren Produzenten gewähren. Die Schutzmaßnahmen bringen wirkliche Ergebnisse: Der Import der Großrohre nach Russland sank in den Jahren 2006/2008 um 8-mal. Nach Angaben des russischen Industrie- und Handelsministeriums sinkt er auch in diesem Jahr: Die Lieferungen aus der Ukraine reduzierte man von 14.400 t auf 3.000 t und aus China (inkl. Taiwan) von 27.100 t auf 100 t. Dafür stiegen aber die Lieferungen aus Japan und der EU, der allgemeine Trend blieb dabei unverändert: Der Import der Großrohre sinkt weiter.

Die Situation mit den Lieferungen der Mittelkaliber- und Kleinrohre nach Russland habe nach den Worten von Alexander Deineko überhaupt einen kriminellen Charakter. Die Zollmachenschaften, wie Unterbewertung und falsche Verzollung der Erzeugnisse, führten dazu, dass die russischen Rohrwalzwerke nur zu einem Viertel ausgelastet sind. Jetzt werden die Importlieferungen durch Rechtsschutzorgane untersucht.

Der Leiter der Stiftung für Entwicklung der Rohrindustrie sieht in der Gewährung der Carte Blanche für die deutsche Firma zur Rohrlieferung für Nord Stream eine politische Fehlentscheidung. Üblicherweise sind die Lieferungen von Anlagen für die von verschiedenen Ländern realisierenden Projekte an den Grundkapitalanteil der gemeinsamen Unternehmen fest angebunden. Gazprom besitzt bei allen Projekten das Aktienkontrollpaket. Mit der Aufkündigung des Production-Sharing-Abkommens, nach dem Russland einen Anteil von 70 Prozent hatte, schrumpften die Lieferungen der einheimischen Anlagen: Nach Angaben der Experten betragen sie im Projekt Sachalin-2 kaum 10 Prozent. Die gleiche Situation ist bei Realisierung anderer Großprojekte von Gazprom zu sehen, genau das ließ die Rohrproduzenten sich an die Regierung der Russischen Föderation mit der Initiative zu wenden, den Anteil der russischen Anlagen für den Erdöl- und Erdgassektor gesetzlich festzulegen. Dieser Anteil soll nach der Meinung von Alexander Deineko mindestens 51 Prozent betragen.

Die russischen Rohre sind nach der Überzeugung des Experten nicht schlechter als die japanischen oder amerikanischen: Schon heute halten sie den Druck von 150 atm aus, während die ausländischen Rohre maximal für 120 atm bestimmt sind. Die Arbeit an der Erhöhung der Rohrqualität wird fortgesetzt: Gazprom besteht darauf, dass das Metall einem Druck von 250 atm standhalten kann. Das ist vor allem mit schwierigen Naturbedingungen verbunden, in denen die Pipeline betrieben wird. Auf der Halbinsel Jamal und in Ostsibirien sind sie beim abtauenden Frostboden im Sommer, dem aggressiven Medium und der bestehenden Seismizität sogar schwieriger als am Meersboden. Folglich verschärft Gazprom die Anforderungen an das Erdgastransportsystem.

Alexander Deineko ist sicher, die russischen Rohrproduzenten können diese Aufgabe bewältigen. Die Metallurgen modernisierten in den letzten Jahren ihre Produktionsanlagen praktisch völlig und haben in die Produktion der geschweißten Großrohre über 3 Mrd. USD investiert. Das Walzwerk für Dickbleche bis 4,8 m breit wurde im Magnitogorsker Hüttenkombinat im Sommer 2009 in Betrieb genommen. Mit dem Bau der Produktionshalle für geschweißte Großrohre mit der äußeren und inneren Korrosionsschutzbeschichtung im Tschljabinsker Rohrwalzwerk werde Russland über die modernste Produktionsbasis verfügen, mit der auch das vor kurzem gebaute Kombinat Bao Steel nicht einmal konkurrieren kann.

Laut der Statistiken des Industrie- und Handelsministeriums verkauften die russischen Produzenten im Januar - Mai 2009 auf dem Binnenmarkt um 39 Prozent weniger Großrohre als 2008. Der Anteil der Unternehmen, die die Untersuchung bei der Regierung initiierten, sank auf dem Binnenmarkt um 16,5 Prozent. Genau diese Tatsache ließ sie die Regierung um Einführung der zusätzlichen Zollgebühren bitten.

Die Experten betonen, die modernen Produktionsanlagen garantieren den Ausbau der Absatzmärkte noch nicht. Hochwertige Rohre kann man aus schlechten Rohstoffen nicht herstellen. Ewelina Grigorjewa, PR-Leiterin der ZAO ChtPZ-Gruppe, bemerkte, dass das Problem mit der schlechten Qualität der Rohstoffe schon existiere. Ohne ins Detail gegangen zu sein, empfahl sie sich an die Metallurgen zu wenden.

Prof. Anatolij Filippenkow, Doktor der Ingenieurwissenschaften und Geschäftsführer des Produktions- und Wissenschaftsunternehmens FAN, erläuterte, dass man ins Metall zur Verlängerung der Lebensdauer von Stahlwaren verschiedene Zusätze zugibt, die von vielen Firmen, auch Kleinfirmen, zugeliefert werden. Nicht alle Firmen halten die Arbeitsabläufe ein, als Resultat werden die ganzen Schmelzpartien mangelhaft.

Alexander Bogatow, Leiter des Lehrstuhls für Druckmetallverarbeitung der Uraler Technischen Universität, meint, dass sich die Hüttenbranche rückwärts entwickle. Die Fachkräfte gehen mit 60 weg und es gebe keinen Nachwuchs.

Der Kauf von modernen Produktionsanlagen kann die Situation auf einmal kaum ändern. Man muss die neuen technischen Möglichkeiten noch anwenden können. Die metallurgische Holding TMK sieht beispielsweise ihre nächste Hauptaufgabe in der Beherrschung der neuen Ausrüstung, die in den letzten Jahren in Betrieb genommen wurden. Dieser Prozess wird offensichtlich laut der Erfahrungen der Zulieferer auch nicht immer glatt vorgehen.

Ein markantes Beispiel ist der Kauf von OAO Hüttenkombinat Nishnij Tagil der deutschen Anlagen für Produktion der Eisenbahnräder. Die Deutschen montierten die Produktionslinie und fuhren heim, ohne die Arbeitsabläufe eingestellt zu haben. Jetzt trägt das Kombinat große Verluste: Jedes fünfte Erzeugnis sei mangelhaft, so Alexander Bogatow. Die russischen Fachleute können die Situation bis jetzt nicht ändern: Dies ist wohl das Ergebnis der verlorenen Ingenieurschulen.

Das Leben der russischen Rohrhersteller wird auch durch fehlende Produktionen in östlichen Regionen Russlands veruracht. Riesige Entfernungen machen die Rohrlieferungen aus dem Ural für das Projekt Sachalin - Chabarowsk - Wladiwostok unprofitabel. Die russischen Produzenten können bis jetzt nicht wählen, wo sie ein neues Werk bauen sollen, weil die Energiestrategie im Land noch nicht beschlossen ist.

Allen ist offensichtlich klar, dass Gazprom das bestehende Erdgastransportsystem modernisieren und ausbauen sowie neue Lagerstätten erschließen will. Die Metallurgen sagen: "Machen Sie sich bereit, wir brauchen bald Millionen Tonnen moderner Rohre." Und die Rohrproduzenten machen sich bereit: Nach den Worten von Alexander Deineko betragen heute die Kapazitäten für Produktion der geschweißten Rohre ca. 2,3 Mio. t. Im Jahr 2010 werden sie nach der Inbetriebnahme einer Produktionshalle bei ChTPZ auf 2,9 Mio. t steigen. Künftig wird Russland 6 Mio. t Großrohre produzieren.  

Das Problem aber besteht nicht darin, dass die Rohrhersteller nun Überkapazitäten haben. Die Fertigungen stehen still, weil die Rohranbieter ihre Erzeugnisse in den Fernen Osten aus wirtschaftlichen Gründen nicht liefern können. Dies genau bewegt wahrscheinlich die Stiftung für Entwicklung der Rohrindustrie zum Lobbieren des neuen Normativaktes, der den Beteiligungsanteil der ausländischen Rohrproduzenten an Projekten von Gazprom einschränken wird.

Aus den nichtoffiziellen Gesprächen kann man immer wieder schließen, dass bei der zweiten Nord Stream Strecke sowie bei den anderen Projekten von Gazprom die ausländischen Gesellschaften nicht mehr dominieren werden, denn der russische Präsident habe angeblich den Gasmonopolisten darum gebeten, die Aufträge den russischen Unternehmen zu erteilen. Auf dem Markt wird mittlerweile gemunkelt, Gazprom habe bei Tokio einen Kredit für Realisierung des Projektes im Fernen Osten beantragt. Die Japaner versprachen angeblich den Kredit zu gewähren, aber nur gegen die Lieferungen ihrer Rohre auf unseren Markt.


Wladimir Terlezkij

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