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Russische Forstwirtschaft geriet in eine Fäulnissträhne

Russische Forstwirtschaft geriet in eine Fäulnissträhne

22.10.2009 — Analyse


Die Regierung des Autonomen Kreises der Chanten un Mansen hat im Oktober das Staatliche Aktienpaket der von OAO Ugra imber Holding (UTH) nicht verkaufen können. Die Ausschreibung ist auf November verschoben. Die Experten meinen, man sollte den Wert bis auf Nennwert senken, denn die Forstwirtschaft erlebe nicht bessere Zeiten. Der Kommentator von RusBusinessNews fand heraus, dass der Autonome Kreis für strategische Fehler, die von Unternehmern und Behörden in den letzten 15 Jahren begangen wurden, herhalten muss.

Der Nennwert der Aktien der Ugra Timber Holding (UTH) beträgt 3,3 Mrd. Rubel. Die Regierung des Autonomen Kreises der Chanten und Mansen wollte sie für 5,5 Mrd. verkaufen, es gab aber keine Interessenten, die das Paket zu diesem Wert kaufen wollten. Die Behörden mussten daher die Antragszeit um einen Monat verlängern. Die Experten zweifeln dennoch daran, dass sich die Situation im November ändert: Die Unternehmer wollen die Aktien über ihrem Nennwert nicht kaufen. Dies verspricht dem Autonomen Kreis hohe Verluste: Man investierte in die Modernisierung der Holzverarbeitungsunternehmen und in neue Produktionskapazitäten über 5 Mrd. Rubel.

Die Holding wurde vor fünf Jahren durch Vereinigung der Sägewerksbetriebe und des Werkes zur Produktion der Holzlamellenbinder aus LVL-Holzfurnier unter einem Dach gegründet. Die Manager sollten laut Zielsetzung: Auf das neue Verfahrensniveau beim Holzschneiden kommen und neue Produkte entwickeln. Sie haben die gestellte Aufgabe bewältigt, die Sägewerke modernisiert und die Linien zur Produktion von Gerüstbauten, MDF-Platten, Möbeln und Tischlerwaren in Betrieb genommen.

Die Anlagen für neue Sägelinien kaufte die Holding bei der Firma S.A.B. und die Holztrocknungskammern bei Vanicek. Die Harvester (Holzerntemaschinen) wurden bei Volvo gekauft. Die Linie zur Produktion von LVL-Balkenholz wurde von der finnischen Firma RAUTE geliefert. Nach der Modernisierung konnte die Ugra Timber Holding über 600.000 kbm hochwertiger Sägewaren, ca. 39.000 kbm Holzlamellenbinder und bis 80.000 qm Holzwohnbauten jährlich produzieren.

Die Entscheidung über den Kauf der größtenteils deutschen Technik finden die Experten nicht zweifellos: Nach der Meinung von Andrej Dobratschew, Professor an der Uraler Forsttechnischen Universität, seien die italienischen, türkischen und chinesischen Anlagen der gleichen Qualität zweimal billiger. Der Einsatz auf die produktivsten Anlagen ließ später die Auszahlung der Bankkredite gefährden.

Mit der Vertiefung der Wirtschaftkrise fielen die Erträge der Holding abrupt: Vor einem halben Jahr musste die Ugra Timber Holding ihre Produktion überhaupt aufgeben, im Sommer waren die Produktionskapazitäten nur zur Hälfte ausgelastet. Heute seien die Kapazitäten zu 90 Prozent ausgelastet, was aber dem Unternehmen kein leichteres Leben im Jahr 2010 verspreche, behauptet Michail Naniwskij, stellvert. Geschäftsführer von OAO Ugra Timber Holding.

Die Sägewaren werden von der Holding nur exportiert, denn der Binnenmarkt kann die Produkte der so hohen Qualität nicht verbrauchen, so Michail Naniwskij. Die Kunden kommen vorwiegend aus Nordafrika und aus dem Nahen Osten. Ausgeführt werden auch zwei Drittel der Holzlamellenbinder. Die Manager der Holding behaupten, das Exportvolumen sei 2009 nicht gesunken.

Die Experten verhalten sich allerdings zu derartigen Erklärungen sehr vorsichtig. Andrej Dobratschew meint, die aus Verkauf der Exportwaren erlösten Geldmittel begleichen kaum die Transportkosten, und diese Tatsache lässt den Professor den Einsatz auf Export fehlerhaft finden. Die Produkte, die von der Ugra Timber Holding hergestellt werden, könnten sicher auf dem Binnenmarkt gefragt werden. Das entfernteste Land, in das man die Sägewaren liefern sollte, sei Kasachstan. Wegen seiner Lage verliert Jugra auf jeden Fall im Kampf um ferne Märkte den Gebieten Leningrad, Archangelsk, Karelien und anderen Regionen nahe Seehäfen. Nicht zufällig sind genau diese Regionen Russlands im Verkauf der Massivholzhäuser ins Ausland führend. Unter den Exporteuren dieser Produkte gibt es keine Unternehmen aus dem Uraler Föderationskreis.

Der Export der Sägewaren aus Jugra ist nicht nur wegen der großen Entfernungen unprofitabel. Wiktor Kralin, Leiter des Uraler Verbandes für Holzhausbau, behauptet, die Holding verfüge über etwa 970.000 kbm Holz und exportiere dabei maximal nur 200.000 kbm. Das Rohholz, vor allem Dünnholz und Laubholz, bleibe auf Parzellen, denn es sei kostspielig es hunderte Kilometer zu transportieren und es gebe keine Kapazitäten zur Holzverarbeitung. Im Autonomen Kreis gibt es kein anständiges Furnierwerk, keine Produktionen von Zellulose, Pappe, Spiritus und anderen Erzeugnissen, die die Massenholzverarbeitung normalerweise begleiten. Diese Betriebe wurden in der Sowjetzeit im Nachbargebiet Swerdlowsk gegründet, heute aber sind sie entweder im Stillstand (Hydrolysenwerke) oder häufen die Schulden gegenüber den Gaslieferanten (Zellulosenfabrik Nowaja Ljaja) an. Im Ergebnis gehen ca. 20 Prozent Holz auf dem Halm verloren, man hat dabei für den gesamten Schlag zu bezahlen.

Die Experten halten den Kauf der Linien zur Produktion der Gerüstbauten nach dem Weinmann-Verfahren für eine Fehlentscheidung. Für diese Produktionslinien brauche man erfahrene Fachleute, die in Russland eher fehlen, so Andrej Dobratschew. Außerdem sei die Idee über den Bau der Gerüsthäuser selbst fehlerhaft: Im Binnenland sei die Nachfrage nach diesen Häusern gering, teilweise auch wegen der bestehenden Mentalität, und die ausländischen Kunden, wie es schon oben erwähnt wurde, kaufen in Russland vor allem die Massivhäuser. Diese Massivhäuser könnte man laut Experten auch in einem gewöhnlichen Sägewerk und in einer Tischlerei herstellen, die Häuser werden dabei nicht primitiv. Die Kreditbelastung der Unternehmen wird dabei folglich reduziert. Die Ugra Timber Holding hat aber wieder große Pläne und geriet damit in die Klemme der Gläubiger.

Die Fehler in der Logistik wurden zu Problemen beim Verkauf von LVL-Balkenholz: Es sei nicht leicht, die 18 m langen Balken nach Europa zu bringen. Auf dem nationalen Markt für Industriebau werden die Holzbanken kaum gefragt und das Werk kann folglich keine Sollkapazität erreichen.

Andrej Dobratschew meint, in den 90er Jahren sollte man nur Seerouten nach Kasachstan und Europa über den Nördlichen Seeweg einschlagen. Die Forstwirtschaftsbetriebe, die über Dutzende Schlepper verfügten, sollten ihre Kräfte vereinigen und große Schiffe zur Holzbeförderung kaufen, dadurch könnte man die Ausgaben enorm senken.

Michail Naniwskij  findet die Seebeförderung der Produkte utopisch: Das Projekt ist großer Investitionen und Bemühungen bedürftig, denn die Entladungsprozesse seien nicht organisiert und es fehle an abfertigungsbereiten Liegeplätzen. Andrej Dobratschew stimmt zu, es entstehen mehrere Schwierigkeiten bei Erschließung des Nördlichen Seeweges, die gehören aber überwunden zu werden, denn die Beförderung per Eisenbahn sei ein Sackgleis.

Heute ist die Lage der russischen Holzverarbeiter ganz schwierig: Das Rundholz wird nach Finnland aus Brasilien geliefert, seine Ausfuhr aus Russland ist verboten. Die Holzverarbeitung hat seine maximale Produktionskapazität und Qualität erreicht, das genügt aber nicht, um die ausländischen Fertigungsanlagen sich zurückbezahlen zu lassen. Man kann die Wirtschaft nur durch weitere Investitionen in die Logistik und Gründung eines vollwertigen Clusters retten, es sei aber nicht leicht, die Geldmittel während der Finanzkrise auszusuchen. Folglich träumt die russische Forstwirtschaft nur von riesigen Produktionsvolumen der Sowjetzeit, während das Holz übersteht und verfault. 

Es entsteht eine gerechte Frage: Warum fördern die Behörden, die die Notlage der Branche schon begreifen, die Nachfrage auf dem Вinnenmarkt nicht? Die Antwort darauf ist kompliziert, denn die russischen Unternehmen setzen es trotz der Nullrentabilität fort, die Holzprodukte zu exportieren. Es wird gemunkelt, man lieferte nachteilig das Holz ins Ausland auch in der Zeit der Sowjetunion. Wenn der Export, der den Aktionären keine Profite verspricht, jedoch getrieben wird, dann heißt es, dass es jemand braucht. Unter diesen Bedingungen wird es dem Haushalt des Autonomen Kreises der Chanten und Mansen höchst kompliziert sein, die in die Ugra Timber Holding eingelegten Geldmittel zurückzugewinnen.

Wladimir Terlezkij

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