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Ural drückt aufs Gas

Ural drückt aufs Gas

11.01.2010 — Analyse


Das Gebiet Swerdlowsk will nun die Gaskomponente in seiner Brennstoff- und Energiebilanz ausbauen. Dieses Bestreben können weder die Gegenwirkung Moskaus noch die entwickelnden alternativen Projekte aufhalten. Der Kommentator von RusBusinessNews fand die objektiven wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Umschaltung der Energiegenerierung des Mittelurals auf Gas heraus.  

Zwischen dem föderalen Zentrum und der Regierung des Gebiets Swerdlowsk sind wesentliche Widersprüche in Fragen der Energieversorgung der Region sichtbar geworden. Laut Alexej Sokolow, Abteilungsleiter für Energiewirtschaft des Ministeriums für Energie- und kommunale Wohnungswirtschaft des Gebiets Swerdlowsk, gebrauche der Energiesektor heute die Kohle (vorwiegend aus dem kasachischen Ekibastus) und das Erdgas fast zu gleichen Teilen.

"Wir haben das Schema der Gasversorgung des Gebiets erarbeitet und wollten nun den jährlichen Gasverbrauch von 20 Mrd. kbm um weitere 10 Mrd. kbm erhöhen. Wir haben aber auf heftigen Widerstand seitens Gazprom und des russischen Wirtschaftsministeriums gestoßen: Moskau hat das gesamte Gas für Jahre hinaus vorkalkuliert", - betont Alexej Sokolow.

Statt der Uraler Projekte gebilligte das föderale Zentrum das Schema der Energie generierenden Kapazitäten in Russland. Laut dieses Schemas soll der Anteil der Kohlekraftwerke im Gebiet Swerdlowsk auf 80 Prozent erhöht werden.

Die Region kann sich dabei mit mehreren wirtschaftlichen und technischen Schwierigkeiten auseinandersetzen, die in der ersten Linie mit begrenzten Möglichkeiten der Transportlogistik verbunden sind. „Steigt die Anzahl der Kohlekraftwerke weiter, womit werden die dann betrieben, falls es zu Schwierigkeiten mit Kohlelieferungen kommt?" - deutet Alexej Sokolow das Problem an.

Als Gas-Alternative betrachten die Uraler Beamten, Energetiker, Ökologen, Wirtschaftsexperten den möglichen Verbrauch der erneuerbaren Energiequellen, wie Abfallholz und andere Industrieabfälle, Torf, Solar- und Windenergie.

Keiner der Uraler Experten gibt sich der Illusion hin, dass der aktive Verbrauch der erneuerbaren Energiequellen die bestehende Brennstoff- und Energiebilanz in der Region wesentlich ändert. Die Alternativenergien können als Notenergiequellen für Industriebetriebe, soziale Einrichtungen und Wohnhäuser beim Betriebsausfall von großen Energie generierenden Objekten (erinnern wir uns an den Unfall im Wasserkraftwerk Sajano-Schuschenskaja) gebraucht werden. Dadurch kann man die Industrie und die Lebenstätigkeit mit Energie auf einem Mindestniveau versorgen.

Die erneuerbaren Energiequellen sind manchmal in entlegenen Ortschaften, und die gibt es im Gebiet Swerdlowsk sehr viele, einfach unersetzbar. In schwach besiedelten Dörfern und Siedlungen lohnt es sich wirtschaftlich nicht, eine dutzend Kilometer lange Gasleitung zu legen oder ein Kohleheizwerk zu bauen, für das der Brennstoff oft einige Stunden lang via ausgefahrene Straße gebracht werden muss. Unter diesen Bedingungen lassen sich logischerweise besser die Ressourcen vor Ort, also der Torf direkt unter den Füßen, gebrauchen.

Laut Arkadij Schamparow, Leiter des Instituts für einheimische Brennstoffe Uralgiprotorf, liege ein großes Torffeld im Norden des Gebiets Swerdlowsk - der Torfgürtel gehe durch die Region im Gebiet zwischen Nishnij Tagil und Iwdel. „Der Torf gehört zu Schlüsselressourcen und kann die Wirtschaft dieser Regionen und die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung fördern," behauptet Arkadij Schamparow. „Die Vorräte dieses Torfgürtels betragen 1,5 Mrd. t. Bei Erzeugung von 1,5 GW Stromenergie (25 Prozent von der bestehenden Energiebilanz des Gebiets Swerdlowsk) reichen uns diese Vorräte für 200 Jahre aus. Insbesondere sollte man berücksichtigen, dass der Torf eine erneuerbare Energiequelle ist, die sich ständig regeneriert."

Aber diese schönen Träume müssen strengen wirtschaftlichen Kalkulationen angepasst werden. „Anfang der 90er Jahre versuchte man eine Produktion zur Torfbrikettierung zu gründen," berichtet Galina Pachaltschak, ehemalige erste stellv. Ministerin für Naturressourcen des Gebiets Swerdlowsk. „Leider war das Projekt ein voller Misserfolg, das Unternehmen ging in Konkurs. Außerdem konnte man nur mit Schwierigkeiten beweisen, dass es um keine zweckentfremdeten Ausgaben ging. Heute muss man diese Branche unbedingt fördern und die wirtschaftlichen Komponenten noch tiefer ausarbeiten. Zusätzlich braucht man dafür auch politischen Willen zur Lösung dieser Fragen und die Gesetzgebung mit vorhandenen Fördermechanismen."

Die Gemeinden und Unternehmen, die jedoch beschlossen haben, die Alternativenergien zu entwickeln, stoßen auf Finanzprobleme. „Die Ausländer sind bereit billige Kredite für Einkauf der ausländischen Energie generierenden Anlagen einzuräumen," - sagt Alexej Rodin, stellv. Geschäftsführer der Stiftung für Investitionsförderung des Gebiets Swerdlowsk. „Die Baumontage, Mehrwertssteuer, Zollgebühren, Netzanschlüsse etc. muss man allerdings vom eigenen Geld bezahlen. Deswegen wurden die Kleinenergie-Projekte, mit denen wir zu tun hatten, schon in der Phase der Prozessorganisation storniert. Die Italiener waren beispielsweise bereit im Gebiet Swerdlowsk große Investitionen zu betätigen, es kam jedoch nicht zu Stande, weil wir kein Geld für Baumontage und andere von uns zu tragenden Kosten auffinden konnten. Was die Finanzierungsquellen der russischen Entwicklungen im Kleinenergiebereich betrifft, so bleiben sie uns unbekannt."

Trotz der Finanzschwierigkeiten produzieren jedoch einige Uraler Unternehmen und Einrichtungen auf eigenes Risiko die Anlagen für die Alternativenergie. Bemerkenswert sind hier die mit Abfallholz betriebenen Heizkessel der Firma Termaks aus Jekaterinburg, die Sonnenkollektoren des Kamensk-Uralsker Hüttenwerks sowie die Versuchsproduktion der Windmühlen auf Basis der Uraler Staatlichen Technischen Universität-UPI. Diese Windmühlen sind nämlich den klimatischen Bedingungen des Mittelurals angepasst. Nach Angaben von Sergej Schtscheklein, Lehrstuhlleiter für Atomkraftwerke an der USTU-UPI, betrage die durchschnittliche Windgeschwindigkeit in der Region trotz des ausgeprägten kontinentalen Klimas nur 3 Meter pro Sekunde. Und der Energiewind soll mindestens um das Doppelte schneller sein. Die Windmühlen der USTU-UPI können inzwischen bei einer Windgeschwindigkeit ab 3 m/s betrieben werden.

Falls die notwendigen Investitionen, effiziente Energie generierenden Anlagen und gute Wirtschafts- und Betriebsprofis jedoch da sind, dann können die Alternativenergien bestenfalls nur maximal 5 Prozent in der Brennstoff- und Energiebilanz des Gebiets Swerdlowsk ausmachen.

"Ein Wärmekraftwerk besteht aus einem Kessel und einer Dampfturbine," - sagt Wladimir Munz, Lehrstuhlleiter für industrielle Wärmeenergetik an der Uraler Staatlichen Technischen Universität-UPI. „Für Gasverbrennung braucht man nichts mehr. Wenn wir noch harte Brennstoffe gebrauchen, dann brauchen wir neben der Hauptproduktion zusätzlich einige Hallen zur Brennstoffaufbereitung (Entladung und Zerkleinerung), Entstaubung und Entsorgung von Asche zu bauen. Das bedeutet hohe Investitionen und Betriebskosten."

Die Experten betonen, dass der Gasanteil in der Energiewirtschaft des Gebiets Swerdlowsk aus rein wirtschaftlichen Gründen wachsen werde. Heute wird der unsichtbare Energieträger in die Region sowohl nach den vom Staat festgelegten Limiten wie auch zu Marktpreisen geliefert. In der heutigen Krisenzeit ist die Spanne zwischen diesen zwei Preisen nicht sehr groß - ca. 20 Prozent. Die Mitteluraler Energetiker können folglich ihr Streben nach "Gasifizierung" nicht einschränken. Selbst bei Erhöhung der Weltpreise für Erdgas wird sein Verbrauch in der Energiegenerierung gegenüber anderen Brennstoffen effizienter sein.

"Ausgedrückt in Einheitsbrennstoffen sind die einheimischen Kohlen (Torf, Holz, Schiefer) teurer als Erdgas. Sobald die Transportschulter entsteht, wird der Verbrauch dieser Energiequellen gleich uneffizient, denn sie sind heizschwach," -  unterstreicht Wladimir Munz. "Man kann mit Wirtschaft nicht streiten. Man kann mehrere staatliche Programme beschließen, wenn sie aber wirtschaftlich nicht zweckmäßig sind, dann bleiben die Ideen mit Alternativenergien nach wie vor totgeboren".

Heute kann man nur ein Projekt in der großen Energiewirtschaft des Gebiets Swerdlowsk nennen, das gerade vorbereitet wird und den Kohleverbrauch voraussetzt. Das ist das Vorhaben der Bergbau- und Metallurgieholding Uralskaja Gorno-Metallurgitscheskaja Kompanija (UGMK) in der Siedlung Staroutkinsk ein Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 300 MW zu bauen. Wegen der eingetroffenen Wirtschaftskrise wurde dieses Investitionsprojekt auf bessere Zeiten verschoben.

Die Gasperspektiven sind dafür aber glänzend. Anfang Dezember 2009 wurde an das GRES-Kraftwerk Sredneuralsk erstmals in Russland die Gasturbinenanlage der vierten Generation General Electric geliefert. Am Jahresende 2010 plant man hier eine Dampf-Gas-Anlage mit einer Leistung von 410 MW im Wert von 350 Mio. Euro in Betrieb zu nehmen.

Der Gebrauch von Dampf-Gas-Anlagen lässt den elektrischen Wirkungsgrad der Wärmekraftwerke, die mit Gas betrieben werden, von den gewöhnlichen 35 bis 37 Prozent auf 57 bis 59 Prozent erhöhen. Nach Ablauf der Rückflussfrist dieser teuren Anlagen wird die in modernen Gaskraftwerken erzeugte Energie wohl die billigste.

Letzten Endes müsse das Gebiet Swerdlowsk, so die Experten, auch den Vorteil ausnutzen, dass durch sein Territorium 11 Gaspipelines verlaufen.

Pawel Kober

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