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Das Jamaler Rentierfleisch unter europäischer Soße

Das Jamaler Rentierfleisch unter europäischer Soße

16.11.2009 — Analyse


Jamal ist eine Region mit strengem Klima und reichen Bodenschätzen. Auf dieser Fläche werden 90 Prozent des unsichtbaren Energieträgers Russlands und über 14 Prozent des russischen Erdöls und 54 Prozent Gaskondensats gefördert. Es schien, dass Jamal sein Image einer Gas-Schatzkammer kaum ändern kann, die Regierung des autonomen Kreises aber versucht es jedoch zu ändern. Über das neue Brand von Jamal erzählte Alexander Masharow, Leiter des Departements für internationale und überregionale Beziehungen des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen, in einem Interview für RusBusinessNews.

- Herr Masharow, nach Bewertung von Standard & Poor´s hat Jamal das positive internationale Investitionsrating "BB", das entspricht "ruAA+" nach dem russischen Skala. Wie attraktiv ist der autonome Kreis für das ausländische Unternehmertum?

- Jamal ist zweifellos sehr attraktiv für die ausländischen Unternehmer. Das bezieht in der ersten Linie natürlich den Brennstoff- und Energiekomplex. 

Am 24. September 2009 führte der russische Regierungschef Wladimir Putin in Salechard eine Arbeitssitzung zum Thema Erkundung der Erdgasvorkommen auf der Halbinsel Jamal durch. An der Sitzung nahmen die Geschäftsführer der weltführenden Erdöl- und Erdgasgesellschaften: Wulf Bernotat, Vorstandsvorsitzender von E.ON, Peter Voser, Exekutivdirektor von Shell, Massami Iijima, Präsident von Mitsui, Yorihiko Kojima, Präsident von Mitsubishi, Paolo Skaroni, Chef des italienischen Konzerns Eni, teil. Sie wurden zur Beteiligung an Projekten eingeladen, die auf dem Territorium des autonomen Kreises bald realisiert werden.

Diese Veranstaltung wurde zu einem mächtigen Impuls bei Erarbeitung der Pläne über den Bau der Verarbeitungskapazitäten, Verkehrsinfrastruktur, Energieobjekte auf dem Territorium des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen, einschließlich der Projekte mit großen ausländischen Investitionen. Die geplanten Maßnahmen haben das Ziel, eine feste Grundlage für Entwicklung des autonomen Kreises als "Vorposten" Russlands in der Arktis zu bieten, der in der Perspektive den Zugang zum arktischen Schelf sichert.

- Unter den Bedingungen der Finanzkrise sinkt nun die Nachfrage nach Naturressourcen, die auf Jamal in Hülle und Fülle sind. Wie wirkt das auf die Region?

- Die Finanzkrise hat nur bestätigt, die Diversifizierung der wirtschaftlichen Beziehungen mit den ausländischen Partnern ist in Russland heute höchst aktuell, man muss unbedingt die Alternativbranchen mit ausländischer Kapitalbeteiligung entwickeln. Das betrifft in der ersten Linie die monoindustriellen Regionen wie Jamal.

Der Nachfragenrückgang nach Mineralressourcen und die Preissenkung für Energieträger wirkten natürlich auf die Außenhandelsumsätze. Im Januar - September 2009 sank der Handelsumsatz gegenüber dem Vorjahr fast um 2.5-mal auf 183 Mio. USD. Ich denke, das ist nur ein vorübergehender Trend und nach der Rezession beginnt unbedingt das Wirtschaftswachstum in den führenden Ländern der Welt, auch in Russland, und die Nachfrage nach Energieressourcen wird folglich wieder steigen.

Zur Reduzierung der Abhängigkeit der Region vom Einfluss der makroökonomischen Faktoren dieser Art legt die regionale Regierung ihren Fokus nun auf den Aufbau der langfristigen außenwirtschaftlichen Beziehungen, die an die Erdöl- und Erdgasförderung nicht gebunden sind. Besonders gefördert werden Projekte, die auf die Schaffung der Arbeitsplätze, Entwicklung der Produktionen und Verarbeitungskapazitäten direkt auf dem Territorium des autonomen Kreises gerichtet sind.

In diese Liste gehören die Exportprojekte für Rentierfleisch und Rentierfell sowie Projekte zur Entwicklung der Touristikbranche. Die Anzahl der Touristen, die auf die Jamal-Halbinsel in Urlaub fahren, nimmt jährlich zu. Nur im Januar - September dieses Jahres besuchten den autonomen Kreis 5.000 Touristen aus Russland und 200 Reisende aus dem Ausland. Ich bin sicher, diese Branche hat gute Perspektiven.

- Worin bestehen die Besonderheiten bei der Vermarktung der Rentierprodukte aus dem Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen auf dem russischen und internationalen Markt?

- Wegen der objektiven Gründe kann Jamal kein breites Spektrum an Exportprodukten bieten. Solche für die meisten russischen Regionen geringfügigen Faktoren wie geografische Lage, klimatische Besonderheiten, spezifischer Charakter von Wirtschaft, geringe Bevölkerungsdichte spielen unter den Bedingungen des Hohen Nordens oft eine Schlüsselrolle.

Nach Jahresergebnissen 2008 betragen 95,5 Prozent der exportierten Jamaler Produkte die Mineralbrennstoffe, Erdöl und Erdöldestillationsprodukte und nur 4,5 Prozent - die Anlagen und mechanische Werkzeuge. Allerdings ist Jamal die erste russische Region, die die Rentierprodukte, also das Rentierfleisch und die Rentierfelle, in die EU-Länder exportiert.

Europa öffnete uns ihre Grenzen nicht auf einmal entgegen. Wir mussten jahrelang notwendige Unterlagen vorbereiten, dann folgten die Freigaben und Kontrollen und schließlich ließ die EG mit ihrer Richtlinie uns ein Zertifikat zur Lieferung der Rentierprodukte in die europäischen Länder erstellen. Dabei muss man beachten, zertifiziert ist nur das Territorium des Bezirks Jamal, wo das größte Unternehmen zur Rentierschlachtung und Fleischverarbeitung MP Jamalskije Oleni ansässig ist.

Trotz der kleinen Nische der Exportprodukte herrscht hier ein hoher Wettbewerb. Im gleichen Segment sind neben den finnischen Produzenten auch, und lassen Sie sich nicht erstaunen, die Anbieter aus Neuseeland tätig.

- Wie konkurrieren Sie mit so ernsten Mitbewerbern?

- Das Unternehmen MP Jamalskije Oleni setzt auf die Qualität der zu liefernden Produkte, nämlich auf ihre hervorragenden ökologischen Eigenschaften. Es sei zu bemerken, dass das Rentierfleisch ein diätetisches cholesterinarmes Lebensmittel ist. Die Rentierrudel werden keinen Krankheiten ausgesetzt, die in den letzten Jahrzehnten den weltweiten Rindfleisch- und Geflügelmarkt erschüttern.

Die Entlegenheit der Weiden, strenge Klimabedingungen, reines und natürliches Futter, fehlende Kontakte zu Haustieren und eine strenge Veterinärkontrolle garantieren Sicherheit, Umweltfreundlichkeit und ausgezeichnete Gastronomieeigenschaften von Fleisch. Im Vergleich zu "rotem" Fleisch aus Europa oder Neuseeland wird das Rentierfleisch für seine zartere Struktur, Saftigkeit und Natürlichkeit geschätzt. Denn die Rentiere weiden natürlich und werden künstlich nicht beigefüttert.

In den Jahren 2008/2009 wurden nach Europa uber 180 t Rentierfleisch aus Jamal geliefert. Im Oktober wurde auf der internationalen Messe ANUGA - 2009 die Vereinbarung mit der deutschen Firma Brodersen & Kover GmbH uber die Lieferung von 100 t Rentierfilet getroffen, es wird die Frage der Zusammenarbeit mit der schwedischen Polarik besprochen und mit finnischen Kollegen verhandelt. 

Es sei bemerkenswert, dass die schwierige geografische Lage des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen auch die Logistik korrigieren lässt, indem sie komplizierter wird. Es entstehen außerdem auch bürokratische Schwierigkeiten bei Zoll- und Veterinärkontrolle.

Neben dem Rentierfleisch plant man auch die Rentierfelle zu exportieren. Die schwedische Firma Kero Leather AB ist bereit, mit den Jamaler Rentierzüchtern auch weiter zusammenzuarbeiten. Im Jahr 2010 wollen die Lederzulieferer von italienischen Schuh- und Möbelproduzenten im Polargebiet einige tausend Rentierfelle kaufen. Außer Schweden haben Interesse für derartige Produkte auch die Partner aus Deutschland und Griechenland.

- Die Anzahl der Rentiere beträgt auf der Jamal-Halbinsel über 600.000 Tiere und es ist damit das weltgrößte Rudel. Sind die Fleisch- und Fellproduktionen wohl nicht die einzigen Potentiale der Rentierbranche?

- In der Perspektive kann auf Jamal auch die Herstellung der aktivsten natürlichen Substanz "Pantogematogen" organisiert werden. Das ist ein Nährungsergänzungmittel, also ein wirkungsvolles tonisierendes, nootropisches und biostimulierendes Mittel, das bei geistiger und körperlicher Erschöpfung, asthenischen Zuständen, Neurosen, Herzschwäche, Gefäß- und Zuckerkrankheiten genommen wird. Ebenso wertvoll nach ihren Heileigenschaften sind auch die Präparate "Trockenes Blut für Panter-Bäder" und "Lyophil getrocknetes Blut". 

Laut den durchgeführten Marktforschungen übertrifft die Nachfrage nach Pantogematogen, dem trockenen Blut für Panter-Bäder und dem lyophil getrockneten Blut mehrmals das Angebot. Dies betrifft besonders die asiatischen Länder mit einem hohen Stand der Medizin wie China und Südkorea. Es sei zu bemerken, dass der Preis für diese Produkte auf dem russischen Markt 3 bis 5-mal niedriger als im Ausland bzw. auf dem chinesischen Markt ist.

- Mit welchen Ländern außer Schweden und Deutschland kooperiert der Autonome Kreis der Jamal-Nenzen auch aktiv? Wer zählt zu ständigen Partnern und welche Märkte gehören noch erobert zu werden?

- Als langfristige und sichere Partner des Jamals gelten die kanadischen Provinzen Alberta und Manitoba. Zusammen mit Kanada wird seit Jahren das Projekt zur institutionellen Entwicklung des Nordens NORDEP erfolgreich realisiert.

Gegenseitig vorteilhafte Beziehungen verbinden uns auch mit unseren finnischen Partnern. Die Fachleute der finnischen Firma Kometos Oy befassen sich mit der Montage und Inbetriebnahme der Fleischverarbeitungsfabriken. In der nächsten Zeit wird in der Siedlung Antipajuta (Bezirk Tasowski) die erste Linie des finnischen Komplexes für Rentierschlachten in Betrieb genommen. Ähnliche Fabriken müssen auch in der Siedlung Sejacha (Bezirk Jamal) und in der Faktorei Juribei (Bezirk Tasowski) errichtet werden. Im Weiteren erhält ihren eigenen Komplex für Rentierschlachten auch die Faktorei Pajuta.

Im Segment der Brennstoff- und Energiezusammenarbeit sind die Kontakte mit deutschen, italienischen und amerikanischen Firmen von Relevanz.

Traditionell eng sind auch die Beziehungen zwischen Jamal und Bulgarien. Im Jugendferienlager "Jamal" nahe der Stadt Kiten verbringen ihre Ferien jährlich 1.250 Jamaler Schüler und Studenten. Der autonome Kreis pflegt auch die Beziehungen mit Luxemburg. Die Jugendlichen aus Jamal besuchten dieses Land im Rahmen eines Jugendaustauschprogramms. Bemerkenswert sind auch unsere Kontakte im Gebiet Kultur und Jugendpolitik mit unseren Kollegen aus Österreich, Serbien, Ungarn und anderen Ländern. 

Insgesamt ist die Geografie der außenwirtschaftlichen Zusammenarbeit des autonomen Kreises sehr breit. In der letzten Zeit wird eine besondere Aufmerksamkeit dem Aufbau der Kooperation mit China geschenkt. Im Januar- Juni 2009 hatte die Volksrepublik 33,3 Prozent des gesamten Außenhandelsumsatzes von Jamal. Im nächsten Jahr ist da die Vertretung des autonomen Kreises geplant. Ich möchte noch bemerken, dass das Jahr 2010 für die Einwohner von Jamal außerordentlich wichtig ist, denn der Autonome Kreis der Jamal-Nenzen sein 80-jähriges Jubiläum feiern wird.

Interview ist von Walentina Masharowa vorbereitet

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