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Russische Militärs planen eine Raketensalve auf den Haushalt

Russische Militärs planen eine Raketensalve auf den Haushalt

13.01.2010 — Analyse


Der jüngste missglückte Testschuss der U-Boot-gestützten ballistischen Interkontinentalrakete "Bulawa-30" veruneinigte die russischen Industriellen. Die am Projekt beteiligten Rüstungsunternehmen versuchen nun für die Schuld am Misserfolg die Zulieferer verantwortlich zu machen. Es werden sogar die Latrinengerüchte durch die Massenmedien vermittelt. Wie der Kommentator von RusBusinessNews herausfand, sei der Zweck dieser PR-Kampagne, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit weg von der Systemkrise in der Rüstungsindustrie zu lenken. Dadurch können die staatlichen Haushaltsmittel auch weiter uneffizient ausgegeben werden.  

Die Auswertung der Testpanne der "Bulawa-Rakete" im Dezember, die die Bürger von Norwegen so stark erschreckte, verwandelte sich in anonyme Kommentare aus einer der Untersuchungskommission nahen Quelle. Nach den Worten des Sprechers, wie die Zeitung "Wedomosti" berichtet, gelte als Hauptgrund für den missglückten Testschuss die "Versagung des Steuerapparates für den Feststofftriebwerkschub", hergestellt von NPO Iskra aus Perm, was den Militärs und den Industriellen Optimismus verliehen und zur Entscheidung über die weiteren Testschüsse gespornt habe." 

Zuerst werde im Sommer 2010, so der Sprecher, die Rakete vom U-Boot "Dmitri Donskoj" und danach von "Juri Dolgoruki", das mit der neuen Rakete künftig ausgerüstet werde, abgefeuert. Im Fall der erfolgreichen Testschüsse (und daran zweifeln die Newsmaker wohl nicht, denn sie sehen den Grund für Testpannen nur in fehlerhaften Feststofftriebwerken und nicht in den Konstruktionsfehlern) werde eine Salve vom U-Boot abgegeben. Logischerweise werde die Testschussserie mit dem Unterschreiben des Protokolls über den Testabschluss und mit einer Serienproduktion der "Bulawa-Rakete" vollendet. 

Die Offenbarungen aus der anonymen Quelle haben eine heftige Reaktion bei den Mitarbeitern von OAO "NPO "Iskra" ausgelöst. Jurij Makarewitsch, Marketingleiter des Unternehmens, erklärte in einem Gespräch mit dem Kommentator von RusBusinessNews, er habe es schon satt, jeden "dummen Nieser in den Massenmedien" zu beantworten. Die meisten Publikationen zu diesem Thema, so hieß es, werden offensichtlich bestellt. "Unser Betrieb fertigte für die "Bulawa-Rakete" praktisch komplett die Triebwerke für die erste Stufe und die Düsenansätze für die Stufen zwei und drei. Die Kommission überprüfte sie zwanzig Mal und kam zum Schluss: "Es gibt da keine Reklamationsansprüche an den Triebwerkproduzenten. Diese Protokolle sind abgeschlossen, ich habe sie gesehen und ich weiß Bescheid, wovon ich spreche. Bei früheren Testpannen waren die Ansprüche auch nicht an Triebwerke, sondern an das Steuersystem. Bitte alle Fragen an die Entwickler der Rakete".

Der Entwickler des Steuersystems für die "Bulawa-Rakete" FGUP "NPO Avtomatiki" sieht seine Schuld an der letzten Testpanne auch nicht. Lew Belskij, stellv. Geschäftsführer des Unternehmens, äußerte sich über die Phrase "Versagung des Steuerapparates für den Feststofftriebwerkschub" ganz konkret: "Man schreibt viel dummes Zeug. Das hat mit dem Steuersystem nichts zu tun, und womit es zu tun hat, sage ich nicht. Keine Kommentare."

NPO "Iskra", so der Experte, habe unter den Profis einen guten Ruf. Das Problem liege daran, dass die technischen Prozesse in der Rüstungsindustrie seit langem nicht mehr modernisiert werden und dies wirke auch auf die Qualität der Produkte. „Wir sind davon auch betroffen," unterstreicht Lew Belskij. "Wir haben auch den ganzen Reiz nach Zerfallen des Komplettierungs- und Qualitätsprüfungssystems erlebt und nun fällt es uns schwer, uns aus der Grube herauszuarbeiten. Diese Krankheit müssen auch wir durchmachen."

Die Experten halten nicht geheim, der russische Militär-Industrie-Komplex sei in eine Systemkrise geraten und man könne davon folglich keine schnelle Effektivität erwarten. Es ist offensichtlich, dass die Konstrukteure in der bestehenden gesamtwirtschaftlichen Situation kein wettbewerbsfähiges und hochwertiges Produkt entwickeln können. Die Raketenbauer haben den Eindruck, dass der Staat bewusst die Wissenschaft nicht unterstützt, weil die Mehrwertsteuer für wissenschaftsintensive Produkte höher als die für die Rohstoffe ist. Praktisch heißt es, dass die Unternehmen mit dem Verkauf von Silizium mehr Profite erzielen als mit dem Verkauf von komplizierten Schemen, bei deren Produktion es verwendet wird. Als Folge fehlen nun die hochwertigen russischen Zubehörteile, das Niveau der technischen Lösungen wird auch niedriger.

Ein stiller Vorwurf an Russen ist Weißrussland, das keine Rohstoffe besitzt und daher seine wissenschaftsintensive Produktion fördern muss. Das Resultat ist offenbar: NPO "Integral" ist heute ein großer Entwickler, Hersteller und Exporteur der integrierten Mikroschaltelemente. Das Unternehmen arbeitet aktiv mit berühmten Firmen aus Korea, China, Indien, Japan etc. zusammen. Mit dem Niveau der belorussischen Erzeugnisse ist die Firma Siemens ganz zufrieden, sie installiert sie in ihre Gehäuse und liefert dann unter eigener Marke nach Südostasien. 

Das Interesse der russischen Rüstungsunternehmen liegt oft in völlig anderen Branchen als Raketenbau. Jurij Solomonow, ehemaliger Leiter des Moskauer Instituts für Thermaltechnik (Hauptentwickler der "Bulawa-Rakete") ist nun dabei, eine Einschienenbahn in Moskau zu bauen. Leider half das bei Entwicklung der neuen Waffe für "Juri Dolgoruki" und weitere zwei U-Boote der Borei-Klasse, die gerade gebaut werden, kaum. 

Alexander Chramtschichin, Leiter der Analyse-Abteilung des Instituts für politische und militärische Analyse, meint, dass das Moskauer Institut für Thermaltechnik einfach die staatlichen Haushaltsmittel erschließe. Das Institut sei heute an weiteren Teststarts der Bulawa-Rakete interessiert und versucht deshalb der politischen Leitung des Landes klar zu machen, dass die Fehler in der Rakete rein fertigungstechnisch seien und keinen Systemcharakter haben. Es liege aber nach der Meinung des Experten nicht an Triebwerken, sondern am Prinzip selbst: "Dieses Büro kann keine seegestützten Raketen anfertigen". 

Der Experte sieht allerdings keine Alternative für das Moskauer Institut für Thermaltechnik als OAO Staatliches Makejew-Raketenzentrum, das "halblebendig" ist, und ist daher sicher, dass die Teststarts der Bulawa-Rakete fortgesetzt werden. Alexander Chramtschichin sieht auf die weiteren Testschüsse dieser störrischen Rakete mit viel Pessimismus. Der gleichzeitige Start mehrerer Raketen vom U-Boot "Juri Dolgoruki" macht ihm überhaupt viel Angst: "Die Salven werden sehr selten abgegeben, denn die Risiken steigen drastisch. Ich weiß nicht, was die Beamten des Verteidigungsministeriums bewegt, die Salven mit schlecht bewährten Raketen abzufeuern. Vielleicht verlieren die Menschen den Verstand." 

Die Industriellen raten auch nicht dazu, die "Bulawa-Rakete" weiter abzutesten. Gennadij Sykow, stellv. Chefkonstrukteur von OAO NPO "Iskra", unterschrieb zwar das Protokoll der Kommission, er äußerte jedoch seine besondere Meinung: "Man muss nach dem wahren Grund für Testpannen suchen."  

Wladimir Terlezkij

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