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Raketenangriff auf russische Ökologie

Raketenangriff auf russische Ökologie

28.02.2011 — Analyse


In einigen Jahren werden die abgenutzten Treibstoffstufen der Raketen, die am Bajkonur gestartet sind, auf die Swerdlowsker und Tscheljabinsker Gebiete herunter regnen. Die neue Flugbahn wird es ermöglichen, die Militärsatelliten auf die gewünschte Umlaufbahn, nämlich etwa in die Mitte zwischen Erde und Sonne zu bringen. Doch die Bewohner haben an den Militärprojekten kein Interesse. Sie haben Angst, dass nach dem Fall der Raketenstufen die Erde und das Grundwasser mit dem gefährlichen Raketentreibstoff UDMH verseucht werden. Die von "RusBusinessNews" befragten Experten halten diese Tatsache für eine reale Bedrohung. Ihrer Meinung nach vertuschen die Militärs die Wahrheit über UDMH. 

"Raketenangriff"

Die Umleitung der Satelliten auf die neue Umlaufbahn ist für die nächsten Jahre geplant. Jährlich werden bis zu 2 Interkontinentalraketen vom Typ PC-18 auf die Umlaufbahn gebracht. Den Berechnungen zufolge werden die 1. Stufen der Raketen auf die Grenze von Swerdlowsker und Tscheljabinsker Gebieten herunterfallen. Beschossen wird der Nizhneserginskij Bezirk, dort liegt ein Großteil der Beschussfläche. Die restlichen Trümmer bekommt der Njazepetrowski Bezirk ab. Die zweite Stufe wird in den Pazifischen Ozean an der Südküste von Mexiko ins Wasser gehen.

Im Jahre 2009 fanden in den Gemeinden öffentliche Anhörungen statt. Die hohen Beamten haben versucht die Bewohner davon zu überzeugen, dass die Starts von zweistufigen Flüssigtreibstoffraketen für sie ungefährlich seien. Laut ihren Worten werden die 1. Stufen in die unbewohnte Gegend, Dutzende Kilometer von den Wohngebieten entfernt herunterfallen. Der Schaden wird höchstens ein Paar umgestürzte Bäume betragen. Am nächsten Tag werden die Trümmer aufgesammelt und entsorgt. 

Doch die Bevölkerung interessierte sich, was denn mit den Resten des Raketentreibstoffs geschehen wird. Als Treibstoff kommt in den Raketen vom Typ PC-18 UDMH zur Verwendung. Er ist 6-Mal toxischer als Zyanid und ist zusammen mit Sarin, Phosgen und anderen Chemikalien als chemisches Kampfmittel klassifiziert. UDMH ist in der Lage sich in Boden, Pflanzen, Lebewesen und anderen Gegenständen zu akkumulieren.

Die Militärs beharren darauf, dass aus der 1. Stufe kein Tropfen Treibstoff auf die Erde kommt. Wie Veranstalter der öffentlichen Anhörungen, Mitarbeiter des Forschungsinstituts des Verteidigungsministeriums Igor Ljahowenko gegenüber von "RusBusinessNews" erklärte, wird UDMH in einer Höhe von etwa 100 Kilometer über der Erde freigesetzt und wird deswegen in der Atmosphäre einfach verbrennen. "Unsere Erfahrung mit der Abtrennung der 1. Raketenstufen über den Nord-west Gebieten von Kasachstan hat gezeigt, dass kein Tropfen Treibstoff der Umwelt schadet. Eine Freisetzung von Treibstoff kann nur während der Betankung und des Starts der Trägerrakete erfolgen", - erklärte er.

Die Argumente der Militärs haben die Einheimischen nicht überzeugt. Laut Wladimir Zotow, Abgeordneter von Njazepetrowsk, werden die UDMH-Reste Ural verseuchen. Im Risikobereich befindet sich der Fluss Njazja, welcher Njazepetrowsk mit Trinkwasser versorgt. Andere Flüsse, die in den Njazepetrowskoe Stausee, der eine der wichtigsten Trinkwasserreserven von Jekaterinburg ist, fließen, sind auch bedroht. "Wir haben dem Vertreter des Verteidigungsministeriums eine Frage gestellt: wenn sie am Ural wohnen würden, hätten sie den Starts von UDMH-Raketen zugestimmt? Er antwortete: Ich wohne doch im Moskauer Gebiet", - erzählte uns W. Zotow. 

Die Ergebnisse der öffentlichen Anhörungen haben die Entscheidungen des Verteidigungsministeriums und der nationalen Raumfahrtbehörde nicht beeinflusst. Laut Informationen von Wladimir Zotow sind die Vorbereitungen für die neuen Weltraumpläne im vollen Gange. Der entsprechende Vertrag mit der nationalen Raumfahrtbehörde hat das Tscheljabinsker Ministerium für Strahlen- und Umweltschutz bereits erhalten, jedoch noch nicht unterzeichnet.

Die Beamten von Mittelural haben sich toleranter, als ihre Kollegen vom Südural gezeigt. "Protestieren macht keinen Sinn Protesten. Die Starts von Satelliten sind eine wichtige Aufgabe des Staats! Alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen werden getroffen. Doch unser Volk lässt sich, wie immer, nicht davon überzeugen", - so lautet die offizielle Stellungnahme der Nizhneserginskaja-Kreisverwaltung.

Dabei muss man noch erwähnen, dass vor 5 Jahren, trotz aller Proteste der Bevölkerung, die regionale Regierung dem Start der Trägerrakete "Soyuz-2" mit der Flugbahn über Karpinsk und Sewerouralsk zugestimmt hat. Damals flogen auch Trümmerteile vom Himmel, doch im Gegensatz zu PC-18 war die "Soyuz-2" mit Sauerstoff und Kerosin betankt.

Igor Ljahowenko ist sich sicher, dass man den Vertrag mit der Mittelural-Region noch unterzeichnen wird. Er berichtete, dass das Projekt die staatliche Ökologieprüfung bestanden hat. Einen positiven Bericht haben auch die Umweltschützer von Ural geschrieben. Doch da kommen Zweifel auf, denn im Gespräch mit "RusBusinessNews" erklärte ein Umweltschützer, dass keine Untersuchungen durchgeführt wurden und die Flugbahn der PC-18 noch nicht festgelegt sei.

Gefährliche Wahrheit 

Leo Fedorow, der berühmte Chemiker und Leiter des "Vereins für chemische Sicherheit" behauptet, dass man die ökologischen Folgen der Abstürze von UDMH-Raketen gar nicht berechnet. Die Militärs belügen die einfache Bevölkerung. "Nachdem Wladimir Putin an die Macht gekommen ist, hat man den Umweltschutz aufgegeben. Die Generäle versuchen entweder die Bevölkerung zu belügen, oder haben selbst keine verlässlichen Informationen. Sie werden von keinem kontrolliert. Die Flugbahnen der Raketen werden mit den Gouverneuren abgesprochen. Es gibt keine Verbote für das Abwerfen von gefährlichen Raketentrümmern in der Nähe von Seen oder Wohnsiedlungen. Die Armee hütet sich in der Geheimniskrämerei, und beruft sich dabei auf die Sicherheit des Landes", - erklärte L. Fedorow.

Außerdem erklärte er, dass in den abgeworfenen Trümmern der UDMH-Raketen nicht mal Kilos, sondern ganze Tonnen des gefährlichen Treibstoffs bleiben. "Denn sonst wird keine Rakete ihr Ziel erreichen. Man tankt immer mehr, als man den Berechnungen zufolge braucht", - betont der Experte. 

Außerdem gibt es beim Start der Trägerrakete immer ein Risiko, dass es schief läuft. Deswegen gibt es einen großen Unterschieb, ob die Rakete in der Taiga, oder der Steppe, oder eben 20-30 Kilometer von einer Bezirksstadt entfernt abstürzt.

Der ehemalige Kommandant der 27. Raketendivision, der Befehlshaber des Weltraumbahnhofs "Swobodnyj" Alexander Winidiktow berichtete über die möglichen Folgen eines UDMH-Unfalls in der Amur-Region. "Der Norden der Region hat viele Flüsse. Wenn eine betankte Rakete ins Wasser fällt, wird der Fluss für mehrere Jahrzehnte verseucht. UDMH ist sehr gut wasserlöslich und stabil. Fast alle nördlichen Flüsse münden in den Fluss Zeja, somit kann das vergiftete Wasser innerhalb von wenigen Tagen die Stauseen der Region erreichen. Aus Zeja fließt das Wasser in den Amur, danach ist praktisch der ganze Ferne Osten des Landes verseucht", - befürchtet A. Winidiktow. 

Nach Beispielen braucht man nicht lange zu suchen. Im Januar 1983 ist eine Trägerrakete, die vom Weltraumbahnhof Plessezk gestartet ist, aufs Eis des Flusses Nördliche Dwina in der Nähe der Siedlung Brin-Nawolok (Archangelsker Gebiet) abgestürzt. Nach der Explosion hinterließ die Rakete ein Loch von 100 Meter Durchmesser im Eis und ist danach im Fluss versunken. Nach der Explosion wurde ein riesiges Gebiet mit UDMH verseucht. In den Städten und Siedlungen flussabwärts hatte man lange Zeit keinen Zugang zum Trinkwasser.

Igor Ljahowenko, kann ein solches Szenario nicht ausschließen. "Es besteht immer die Gefahr, dass Umwelt, oder eben Wasser verseucht wird. Doch keiner kümmert sich, zum Beispiel, um die Umweltschäden, welche die Metallfabrik in Nizhnie Sergi anrichtet", - betont er.

Es ist nahezu unmöglich zu beweisen, dass die Gesundheitsschäden vom Raketentreibstoff und nicht von sonstigen Umweltfaktoren verursacht wurden. Eine ärztliche Untersuchung der Bewohner findet nicht statt. Doch man hat festgestellt, dass nach dem Abwurf von Raketenstufen auf dem Altai viele Kinder mit der gelblichen Hautfarbe auf die Welt kamen. Laut Informationen der Nördlichen staatlichen Medizin-Universität, kann man bei 50-90% der Bevölkerung, die in der Nähe von Raketenstartbahnen und Rampen von Plessezk wohnen pathologische Leberveränderungen nachweisen. In vielen "Weltraum"-Gebieten von Russland liegt die Zahl der Krebserkrankungen weit über dem Durchschnitt.  

Ein Ersatz für UDMH... 

UDMH wird als Raketentreibstoff überall auf der Welt eingesetzt. Der amerikanische Weltraumbahnhof befindet sich auf dem Cape Canaveral. Die Flugbahnen liegen über den Atlantischen und Indischen Ozean, den Inseln Grand-Terra, Antigua, Ascension. Der französische Weltraumbahnhof befindet sich auf der Kourou-Insel. Die gefährlichen Raketen fliegen in Richtung von Azoren- und Bermuda-Inseln. Der gefährliche Treibstoff kommt in die Ozeane und nicht in die bewohnten Gebiete. Es ist sicherlich nicht gut für die Umwelt, doch die Amerikaner und Europäer vergiften nicht zielgerichtet die Bevölkerung. 

Die Experten meinen, dass Russland statt UDMH Kerosin und sonstigen Kohlenwasserstoff-Treibstoff als Hauptbestandteil des Raketentreibstoffs verwenden sollt. Laut Angaben von Igor Ljahowenko sind die derzeitigen Sauerstoff-Raketen nicht in der Lage schwere Satelliten zu befördern. Darüber hinaus gibt es noch andere Einschränkungen.  

Eine der aussichtsreichsten Entwicklungen ist die Trägerrakete "Angara", die mit Sauerstoff und Kerosin fliegen wird. Im Chrunitschew-GKNPZ hat man in einem Gespräch mit "RusBusinessNews" mitgeteilt, dass der erste Start dieser Rakete für das Jahr 2013 vom Weltraumbahnhof Plessezk geplant sei. Anders als "Soyuz-2" ist "Angara" in der Lage Satelliten mit einem Gewicht von bis zu 25 Tonnen auf die Umlaufbahn zu befördern.

Experten sind sich sicher, dass Russland auf die gefährlichen PC-18 Raketen wegen wirtschaftlicher Interessen nicht verzichten wird. Laut dem START-1 abkommen, müssen diese Interkontinentalraketen abgeschrieben und entsorgt werden. Doch diese Raketen zu entsorgen wäre für Russland viel zu ungünstig, deswegen werden sie in der zivilen Raumfahrt eingesetzt. Übrigens, vor kurzem hat der Militärbetrieb "Forschungsvereinigung für Maschinenbau" vorgeschlagen, die Nutzdauer der UDMH-Raketen auf 35 Jahre zu verlängern. Wenn die Weltraum-Ambitionen und wirtschaftliche Interessen des Staates im Spiel sind, dann kümmert man sich eben nicht um die Umwelt und die Gesundheit der einfachen Bevölkerung. 

Marina Sirina, Wladimir Terletzkij

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