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Fußball-WM auf russische Art: auf dem Papier steht weniger, als im Hinterkopf behalten wird27.06.2011 — Analyse Die russischen Sport-Beamten haben die geplanten Ausgaben für die Durchführung der Fußball-WM im Jahr 2018 veröffentlicht. Die Baukosten für eine Arena werden durchschnittlich 334 Millionen US-Dollar betragen. Die Experten erklären, dass dies mindestens doppelt so teuer ist, wie die FIFA es vorschreibt. Wie der Berichterstatter von "RusBusinessNews" festgestellt hat, kosten die Sportarenas aus dem gleichen Grund so viel, aus welchem Grund die Geräte für die Krankenhäuser für den 3 fachen Marktpreis bestellt werden. Die Beamten des Ministeriums für Sport und Tourismus von Russland erklären, dass um die Fußball-WM im Jahre 2018 austragen zu können, 12 Stadien saniert oder gebaut werden müssen. Bereit für die WM ist bislang nur eins, das berühmte "Luzhniki" in Moskau. In diesem Sommer wird das sanierte "Zentrale Stadion" in Jekaterinburg eröffnet, welches aber noch ein Paar Extra-Plätze bekommen muss, damit er 40000 Zuschauern Platz bieten kann. Ein Teil der Bauwerke wird gebaut oder saniert, aber noch 5 Stadien befinden sich in der Projektphase. Die meisten Objekte werden aus der Staatskasse finanziert und die veröffentlichen Zahlen lassen darauf schließen, dass Russland alle Rekorde, was die Kosten für eine Fußball-WM angeht, brechen wird. Die Ausgaben für den Bau der Objekte können einen wirklich beeindrucken. So wird "Spartak" in Moskau mit rund 340 Millionen US-Dollar zur Büsche schlagen, dies macht bei 43000 Sitzplätzen einen Platzpreis von rund 8000 US-Dollar, weitere Beispiele sind das "Zentrale Stadion" in Sotchi mit rund 390 Millionen Dollar (Platzpreis 9000 USD), "Rubin" in Kazan mit rund 330 Millionen Dollar (Platzpreis - 7500 Dollar). Noch teurer wird die Sanierung des Moskauer Stadions "Dynamo": wie der Berater des Departements für Bewertung der Geschäfte und Investitionsprojekte der Consulting-Group "NEO Centre" Ivan Mischulin, nähert sich der Platzpreis der 10000 Dollar-Marke. Eine besondere Stellung hat die "Gazprom-Arena" in Sankt Petersburg, welche 1,1 Milliarden US-Dollar (18000 US-Dollar pro Sitzplatz) kosten wird, und somit zu den 10 teuersten Arenen der Welt, zusammen mit "Wembley" (Gesamtkosten 1,5 Milliarden, Platzkosten 16500 Dollar) gehören wird. Inzwischen behauptet die Fédération Internationale de Football Association (FIFA), dass man Stadien, auf welchen internationale Wettkämpfe ausgetragen werden können für rund 4000-5000 US-Dollar pro Sitzplatz bauen kann. Die Experten stimmen der FIFA zu, und erklären, dass man für solches Geld ein gutes Fußball-Stadion (also ohne Leichtathletik-Sektoren) mit einem guten Bildschirm bauen kann. In Russland gibt es noch genug Möglichkeiten, um die Kosten zu senken. In Jekaterinburg hat die Sanierung des "Zentralen Stadions" mit rund 2500 Dollar pro Sitzplatz zur Buche geschlagen. Vor allem, wenn man bedenkt das eine Sanierung immer teurer, als ein Neubau ist und das Stadion Leichtathletik-Sektoren hat. Der Vertreter der "Neumar-Engineering", welche die Sanierung der Arena von Jekaterinburg durchgeführt hat, Alexander Kitaschew, behauptet sogar, dass man die Kosten noch weiter nach unten, bis 1500-2000 US-Dollar getrieben hätte, wenn das Stadion ein reines Fußball-Stadion gewesen wäre. Die Experten erklären, dass die russischen Stadien aus 2 Gründen so viel kosten: im Land gibt es nämlich keine Bautechnologie und es ist Gang und Gebe, dass die Kalkulationen künstlich in die Höhe getrieben werden. Anders, als in Europa, wo das Konzept der zukünftigen Arena sorgsam ausgedacht wird und jede Kleinigkeit berücksichtigt wird, wird in Russland das Projekt praktisch auf der Baustelle und in kürzesten Fristen entworfen, vom Konzept hat hier noch nie einer gehört und der Bau dauert mehrere Jahre lang, strapaziert die Nerven und die Geldbörsen der Investoren. Alle möglichen Änderungen und Umbauten des noch nicht abgeschlossenen Objekts sind die Folge der Missachtung der einfachsten Bautechnologien. Noch schlimmer sieht es mit der Erstellung von Kostenvoranschlägen aus. Als man im Jahre 2006 mit dem Bau des Stadions in Sankt Petersburg angefangen hat, hat die Regierung der Stadt die Kosten auf rund 190 Millionen US-Dollar geschätzt. Im Jahre 2008 betrugen die Kosten 3,5 Mal so viel und heute hat das Stadion die 1 Milliarde Dollar geknackt. Die Beamten erklärten, dass man bei dem Entwurf "die Schwierigkeiten beim Fundament und die Kosten für ausfahrbare Konstruktionen" nicht berücksichtigt hat. Den Experten ist aber klar, dass man den Kostenüberschlag einfach nicht mehr berücksichtigt. Die Bauingenieure erklären, dass der teuerste Teil des Stadions die Betonarbeiten und die Ausrüstung ist. Nach Einschätzung von Alexander Kitaschew, haben die allgemeinen Bauarbeiten rund 50% in der Kosteneinschätzung, die Ausrüstungen weitere 15-20%, doch dies alles gilt nur für die "wahren" Kosteneinschätzungen, welche auf den russischen Baustellen einfach nicht zu finden sind. Selbst einfache Bürger wissen, dass die russischen Bauingenieure von nichts so viel Ahnung haben, wie vom "Geld im Beton zu vergraben". Die Ausrüstung lässt den Ingenieuren auch viel Spielraum zu, man kann z.B. einen finnischen, oder einen chinesischen Bildschirm bestellen. Eine ganz große Sache ist, wenn man ein chinesisches zum Preis vom finnischen bestellt. Hier gelten dieselben Regeln, wie beim Einkauf von medizinischen Geräten für die Krankenhäuser, als die bestochenen Beamten Geräte für den 3-fachen Marktpreis bestellen. Und außer Bildschirmen gibt es ja noch das Ticket-Kontroll-System, die Feuerlöschanlage, oder, wie in Sankt Petersburg, ein verfahrbares Bach und ausfahrbarer Rasen. Die Beamten haben viel Spielraum, deswegen zweifeln die Experten daran, dass die Arena je vollendet wird, denn man hat das Gefühl, dass halb-Russland von diesem Projekt lebt. Die Regierung drückt bei solchen Angelegenheiten nicht nur gern ein Auge zu, sondern ist oft gewollt, oder ungewollt der Anstoßgeber für solche Situationen. Sofort nach der Nachricht, dass Russland Gastgeber der WM 2018 wird, hat Premier-Minister Wladimir Putin erklärt, dass man für Einrichtungen und Infrastruktur 10 Milliarden US-Dollar ausgeben wird. In seinen Prognosen stütze sich der Regierungschef auf die Erfahrungen anderer Länder, so viel haben, nach seinen Angaben, auch die Fußballeinrichtungen in Südafrika gekostet. Mit seiner Erklärung hat der Regierungschef die Öffentlichkeit irritiert, denn laut offiziellen Angaben hat Südafrika für Stadien und Verkehrsinfrastruktur 5,8 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Russland hat aber 10 Milliarden US-Dollar alleine für Parkplätze, Gebäude und Anlagen zur Verfügung gestellt. Die Ausgaben für Bau und Sanierung der Flughäfen und Eisenbahnen werden separat berechnet. So groß war der Hunger der russischen Beamten nicht immer gewesen. Im Jahre 2002 hat der Vorsitzende des Rechnungshofes Sergej Stepaschin den Medien erklärt, dass die Durchführung der EM (damals hat sich Russland um die EM-Rechte beworben) dem Land rund 1,2 Milliarden US-Dollar, darunter auch für den Bau der neuen Flughäfen, Hotels etc., kosten wird. Aber selbst diese Zahlen brachten den Beamten in Verlegenheit und er fing damals an, sich zu entschuldigen und erklärte, dass "diese Summe für ein solches Ereignis noch richtig klein ist". Heute bringen die Summen von 10 Milliarden Dollar alleine für Stadien keinen in den Regierungskreisen in Verlegenheit. Die Experten sind der Meinung, dass es durchaus wahrscheinlich ist, dass der Regierungschef die Kosten einfach geschätzt hat, und seine Mitarbeiter die Kalkulationen der Schätzung einfach angepasst haben. Diese Vermutung wird durch die Reaktion der Beamten auf die Bitte von "RusBusinessNews" den Sinn der Sanierung der Sport- und Verkehrsinfrastruktur in Jekaterinburg zu erklären, und mitzuteilen, wie viele Straßen und Verkehrsknoten für die 800 Millionen Dollar aus der Staatskass gebaut werden, nur gestärkt. Wie Michail Feldman, der Press-Sekretär der "BDO Group in Russland", des offiziellen Beraters des Antragskomitees "Russland 2018", hat das Organisationskomitee die angefragten Informationen für vertraulich erklärt. Jetzt gibt es keine Zweifel daran, dass ohne öffentliche Kontrollen der Ausgaben die tatsächlichen Kosten für die Durchführung der Fußball-WM nur vom Appetit der russischen Regierungsklasse abhängen werden. Andrej Kashcha, Wladimir Terletskij |
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