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Die neue "Satan"-Rakete sorgt für schlaflose Nächte des Verteidigungsministers

Die neue "Satan"-Rakete sorgt für schlaflose Nächte des Verteidigungsministers

01.08.2011 — Analyse


Das Verteidigungsministerium von Russland ist mit der Entwicklung der technischen Aufgabenstellung für die neue ballistische Rakete, welche die berühmte "Woewoda" ersetzen soll. Mit der Entwicklung der Rakete wurde das Staatliche Makeew-Raketenzentrum beauftragt. Von den Konstrukteuren erwartet man neue Ideen zur Überwindung der Raketenabwehr des möglichen Feindes. Die gestellten Aufgaben sorgten für Staunen bei Experten, denn in der Welt gibt es noch keine Raketenabwehr, welche gegen die schweren ballistischen Raketen effizient eingesetzt werden kann. Außerdem hat der Berichterstatter von "RusBusinessNews" festgestellt, dass Russland an die internationalen Verträge gebunden ist und die neue Rakete nicht serienmäßig herstellen darf. Diese Umstände sorgen für Fragen, ob die Entwicklung von "Satan" überhaupt effizient ist.

Interkontinentalrakete "Woewoda" (SS-18 Satan) wurde vor über 40 Jahren entwickelt und wird immer noch von der russischen Armee eingesetzt. Sie wird vom flüssigen Triebstoff bewegt und kann bis zu 10 Nuklearsprengköpfe tragen. Insgesamt verfügt die russische Armee über 58 solche Raketen, was "Woewoda" automatisch zur wichtigsten Waffe der strategischen Nuklearstreitkräfte macht. Nach dem Vertrag zur Verringerung der strategischen Angriffswaffen (START) darf Russland höchstens 1500 Sprengköpfe besitzen.

Im Jahre 2009 hat das russische Verteidigungsministerium beschlossen, dass die Armee eine neue Angriffsrakete braucht. Offiziell wurde erklärt, dass "Woewoda" veraltet ist und entsorgt werden muss. In inoffiziellen Gesprächen erklärten die Militärs, dass der Entschluss erst dann gefallen ist, als es bekannt wurde, dass EU und USA in Europa ihre Raketenabwehrkomplexe stationieren werden, welche nicht die iranischen, sondern die russischen Interkontinentalraketen abfangen sollen.

Mit der Entwicklung der Rakete wurde "Staatliches Makeew-Raketenzentrum" AG beauftragt, welches bereits die modifizierte Seerakete "Sinewa" mit verbesserten Sprengköpfen und großer Reichweite entwickelt hat. Wie der ehemalige Leiter des Generalstabs der strategischen Raketenstreitkräfte Wiktor Essin den Medien erklärt hat, wird die neue Rakete die Sprengköpfe mit einem Gesamtgewicht von 9 Tonnen, also insgesamt 15 Sprengköpfe, bis zu 11 Tausend Kilometer weit bringen. Die wichtigste Aufgabe der neuen Rakete ist die Überwindung der modernsten Raketenabwehrsysteme, darunter Laseranlagen, der möglichen Feinde.

Die Wahl des Entwicklers der neuen Rakete stieß auf rege Kritik seitens der Experten: das Staatliches Makeew-Raketenzentrum hatte noch nie mit Landraketen zu tun und einige Experten befürchten, dass "Satan" dasselbe Schicksal wie die Seerakete "Bulawa" ereilen wird, welche von dem "Land"-Institut für Wärmetechnik von Moskau (MIT) entwickelt wird.

Das Raketenzentrum wollte sich dazu nicht äußern: die Pressesprecherin des Zentrums Elena Kontarewa, teilte mit, dass das Raketenzentrum sich dazu nicht öffentlich äußern wird. Die Worte des Generalkonstrukteurs des Instituts für Wärmetechnik Jurij Solomonow, dass es ein großer Fehler des Verteidigungsministeriums gewesen ist, flüssigen Treibstoff für die neue Rakete auszuwählen.

Seine Meinung dazu hat Jurij Solomonow mehrmals in Gesprächen mit Medien geäußert. Nach Meinung des Konstrukteurs sind Silo-basierte Raketen für feindliche Angriffe wesentlich anfälliger. Außerdem kann es dazu kommen, dass die neue Raketen gegen den START-Vertrag verstößt und nicht eingesetzt werden darf. Statt der neuen "Satan"-Rakete schlägt Jurij Solomonow vor, sich mit grundlegend anderen Technologien zu beschäftigen. Die Situation in der Rüstungsindustrie ändert sich rasant, doch für die Entwicklung und serienmäßige Herstellung von neuen Waffen braucht man mehrere Jahrzehnte. Seiner Meinung nach, wenn man schon unbedingt die "Woewoda"-2 bauen möchte, sollte man sich nur auf das Entwerfen beschränken, denn die Flüssigtreibstoffraketen mittlerweile der Vergangenheit an gehören.

Der Vize-Direktor des Instituts für politische und militärische Analyse Alexander Khramtschikhin ist der Meinung, dass Jurij Solomonow teilweise im Unrecht ist. Die Einsetzbarkeit von "Woewoda" ist, nach Meinung des Experten keinesfalls schlechter, als die Einsetzbarkeit von "Topol-M". Das Silo der Rakete zu treffen ist wesentlich schwieriger, als ein Hangar, in welchem ein mobiler Komplex stationiert ist. Außerdem, wenn die neue Rakete, "Proryw" genannt, in den alten Silos stationiert wird, dann wird es sogar billiger, als die "Topol-M"-Anlage. Doch A. Khramtschikhin sieht ebenfalls keinen Sinn in der Entwicklung der neuen "Satan"-Rakete.

Laut des START-Vertrags darf Russland höchstens 700 Träger und 1550 Sprengköpfe haben. Im Jahre 2011 hatten die strategischen Angriffskräfte von Russland 375 Interkontinentalraketen mit 1259 Sprengköpfen. Die Logik sagt uns, dass es wesentlich sinnvoller wäre, die Anzahl der Raketenträger zu erhöhen, denn so kann man mehr Raketen, bei gleicher Zahl der Sprengköpfe abfeuern, und es in diesem Fall schwieriger ist die Raketen zu erwischen. Die Begrenzung auf 1500 Sprengköpfe stellt die Herstellung von "Proryw" in Frage. Die Herstellung von einer kleinen Serie der Raketen wird dem Steuerzahler viel zu viel kosten. Außerdem, so behauptet Alexander Khramtschikhin, gibt es kein solches Raketenabwehrsystem, welches gegen die russischen Interkontinentalraketen standhalten kann. Die Komplexe, die in Europa stationiert sind, unterlegen den "Woewoda"-Raketen in allerlei Hinsicht. Die amerikanischen Seeraketenabwehrsysteme können nur die Mittelstreckenraketen und einige Satelliten abschießen, doch "Satan" ist für sie unerreichbar. Deswegen sind die Erklärungen über die Bedrohung durch EU und USA nichts weiter, als leere Worte, welche die hohen Ausgaben für die sinnlose Rakete erklären sollen.

Der Chef-Redakteur der Zeitschrift "Nationale Verteidigung" Igor Korotchenko erklärte in einem Gespräche mit "RusBusinessNews", dass die existierenden "Topol", "Jars" und "Bulawa" für ein nukleares Gleichgewicht mit den USA ausreichen. Seiner Meinung nach sollte man das Geld für Entwicklung der neuen Rakete besser in die serienmäßige Produktion von "Bulawa" investieren. Für die serienmäßige Produktion von "Proryw" braucht man noch viel Zeit, die veralteten Komplexe müssen aber bald entsorgt werden, was für eine drastische Reduzierung des strategischen Potenzials für Russland sorgen wird.

Igor Korotchenko spricht sich keinesfalls dafür aus, die Forschungsarbeiten einzufrieren, doch für ihn ist es unerklärlich, warum man zum zweiten Mal in der modernen russischen Geschichte denjenigen mit der Entwicklung der Rakete beauftrag, der damit überhaupt keine Erfahrung hat. Als das Moskauer Institut für Wärmetechnik mit der Entwicklung von "Bulawa" beauftragt wurde, haben die Spezialisten laut und oft erklärt, dass das Institut die Aufgabe nicht bewältigen wird. Das Projekt geht nur mühsam voraus und das Institut hat alle möglichen Fristen verletzt. Doch die Geschichte wiederholt sich wieder, ein See-Institut fängt mit der Entwicklung einer Land-Rakete an. Igor Korotchenko ist der Meinung, dass etwas anderes der Grund für diese Entscheidung ist.

Die Experten sind davon überzeugt, dass mit der Entwicklung von "Proryw" das "Forschungsinstitut für Maschinenbau" AG beauftrag werden sollte, welches bereits über langjährige Erfahrungen im Bereich Flüssigtreibstoffraketen hat. Diese Forschungsvereinigung hat an dem Ausschreiben teilgenommen, und hat laut Angaben der Zeitung "Iswestija" die Ausschreibung sogar gewonnen, da die Vereinigung viele Maßnahmen zur Verbilligung von "Proryw" vorgeschlagen hat. Wenn man die schleierhaften Aussichten der serienmäßigen Produktion der neuen Rakete berücksichtigt, sollte der Preis zum entscheidenden Faktor bei der Auswahl des Herstellers werden, doch das Verhalten des russischen Verteidigungsministeriums ist mit dem Verstand nicht zu erklären.

Die Militäranalytiker glauben, dass die entscheidende Rolle bei der Vergabe des Auftrags die Tatsache gespielt hat, dass der Verteidigungsminister Anatolij Serdjukow zum Rat des Makeew-Raketeninstituts angehört. Er möchte, so wie es aussieht, die Ausgaben der Milliarden Rubel, welche für die Entwicklung und Bau der Raketen geplant sind, kontrollieren.

Laut des staatlichen Rüstungsprogramms von Russland bis zum Jahr 2020 wird man für die neuen Raketenkomplexe rund 77 Milliarden Rubel ausgeben. Davon werden 15 Milliarden in die Modernisierung der Werke, welche die neuen Raketen herstellen sollen, investiert. Rund 7 Milliarden wird das Maschinenbauwerk von Krasnojarsk erhalten, welches dem Makeew-Raketeninstitut gehört. Nach Meinung der Experten ist es viel Geld, insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass es zur serienmäßigen Produktion von "Proryw" auch nicht kommen kann.

Wladimir Terletskij

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