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"Die Vorderfront des Landes" - Zeichen der Machtlosigkeit?

"Die Vorderfront des Landes" - Zeichen der Machtlosigkeit?

02.04.2012 — Analyse


Die Industrie des Swerdlowsker Gebiets erwartet eine Pleite, wenn sie nicht anfängt, um ihr Überleben zu kämpfen. Über viele Jahre versteckte die Regierung ihr Unwollen sich mit der Modernisierung zu beschäftigen hinter Ausreden, wie "wir sind die Vorderfront des Landes". Die Experten merken an, dass die Region nahezu keine Enderzeugnisse herstellt, und die Produktion der Halbwaren total veraltet ist. Dabei kann sich keins der großen russischen Gebiete alleine wegen der Wirtschaftsausrichtung und geografischer Lage über viele Investitionen freuen. Der Berichterstatter von "RusBusinessNews" wollte erfahren, was die Regierung, außer der unveränderlichen Lage des Gebiets, noch verändern muss.

Die Weltwirtschaftskrise aus dem Jahr 2008 hat die Lage der nicht-wettbewerbsfähigen Regionen dramatisch verschlechtert. Das vielseitige Swerdlowsker Gebiet mit dem nicht modernisierten Maschinenbau und veralteter Metallurgie rutschte ebenfalls in die Risikogruppe ab. Nach der Meinung der Direktorin des Regionalprogramms des unabhängigen Instituts für Sozialpolitik (NISP) Natalja Zubarevitch, sind die Aussichten der Region sehr vage, da sie für Krisen sehr anfällig ist.

Die von NISP durchgeführte Studien zeigen, dass nur die entwickelten Regionen mit diversifizierter Industrie und Millionenstädten mit stark entwickelter Dienstleistungsbranche die globalen Rezessionen nahezu schmerzlos überstehen können. Im Gegensatz dazu leiden Regionen, die nur auf einen Wirtschaftszweig setzen, wie viele Metallurgie- und Maschinenbauregionen unter Stagnationen und haben Rückgänge des Bevölkerungseinkommens zu verzeichnen.

Das problematische Swerdlowsker Gebiet hat mehrmals versucht seine Wirtschaft zu diversifizieren. So hat, zum Beispiel die regionale Regierung mehreren ausländischen Investoren angeboten, ein KFZ-Montagewerk in den Hallen des "AMUR"-Werkes in Nowouralsk zu bauen. Doch die chinesischen Autohersteller wurden von der föderalen Regierung abgelehnt, Renault und andere berühmte Hersteller konnten sich vom Angebot nicht überzeugen lassen. Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten, im Januar 2012 wurde ein Insolvenzverfahren gegen das Werk, welches einst Militär-LKWs herstellte, eröffnet.

Frau N. Zubarevitch merkte an, dass die ausländischen Investoren, den Agglomerationseffekt und die geografische Lage des Unternehmens berücksichtigen, bevor sie in die verarbeitende Industrie investieren. Dementsprechend zogen es die Autohersteller vor, ihre Montagewerke in Kaluzhskaja und Nizhegorodskaja Gebieten zu eröffnen, weil sie in unmittelbarer Nähe des riesigen Absatzmarktes, des Moskauer Gebiets, liegen. "AMUR"-Werk, welches abseits der Hauptstädte und Hafen liegt, konnte den anderen Standorten, im Kampf um die ausländischen Investitionen keine ernsthafte Konkurrenz machen.

Ebenfalls erfolglos waren die Bemühungen der Regierung in der Region Industrie-Cluster zu gründen. Die Beamten erklärten territorial-industrielle Komplexe, die sich im Maschinenbau, Pharmaindustrie und anderen Wirtschaftszweigen über Jahrzehnte lang gebildet haben, zu solchen Clustern. Professor der föderalen Universität von Ural Vadim Krivorotov behauptet, dass nicht die vertikale, Holding-typische Integration, sondern die Konkurrenz von verwandten Unternehmen die Grundlage eines Clusters bilden soll. Doch Konkurrenz schafft man nicht nicht einem Erlass, deswegen ist es noch zu früh, von Clustern, die neue Ideen schaffen und moderne Produkte herstellen sollen, zu sprechen.

Die Rohstoffbranchen des Swerdlowsker Gebiets erhalten ebenfalls keine Investitionen. Die von der analytischen Abteilung der Zeitschrift "Expert-Ural" durchgeführten Studien belegen, dass die Geldspritzen für die Industrie der Region weit hinter den Bedürfnissen hängen. Es gibt auch keine Anzeichen, die dafür sprechen würden, dass sich die ausländischen Investoren mit dem Gesicht zur Industrie wenden, da die Investitionsinfrastruktur sehr unterentwickelt ist, die Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter zurückgeht, das Einkommen der Haushalte unter dem Durchschnitt liegt und weitere Faktoren.

Leiter des Lehrstuhls für regionale und munizipale Wirtschaft an der Staatlichen Wirtschaftsuniversität von Ural Eugenij Animitsa erklärt, dass für die Investoren die Projekte, die sich nach mehr als 3 Jahren auszahlen noch nicht in Betracht kommen, weil sie politische und Verwaltungsrisiken befürchten. Genau deswegen kann heute das träge Berg- und Metallbau-Gebiet Swerdlowsk den Kampf um Investitionen gegen Regionen aus Indien und China nicht gewinnen. Außerdem wirkt sich ein bestimmter psychologischer Faktor aus. Für ausländische Investoren ist es wichtig, dass die russischen Oligarchen in die Modernisierung der Schwerindustrie investieren. Sie versuchen aber aus allen Kräften sich vor dieser Aufgabe zu drücken. So hat, zum Beispiel, UC RUSAL, die Elektrolyse im Bogoslovsk Aluminiumwerk, dessen Anlagen technisch und moralisch ohne rechtzeitige Investitionen von Oleg Deripaska veraltet sind, für nicht wirtschaftlich erklärt, statt zu versuchen die Selbstkosten zu senken.

Prorektor der Beamtenakademie von Ural Irina Turgel ist der Meinung, dass die Ural-Region schon immer auf die Bedürfnisse der Militärbranche ausgelegt war, und deswegen darauf hofft, dass die Regierung sich um die Modernisierung der Industrie kümmern wird. Diese Hoffnung kann in den Krisenzeiten dem Swerdlowsker Gebiet teuer zu stehen kommen. Mach Meinung der Expertin muss die Region das alte Motto "Wir sind die Vorderfront des Landes" ablegen und endlich mal selbständig ums Überleben kämpfen. Je früher es geschieht, desto früher kommen auch die Investoren.

Der Kampf ums Überleben wird allerdings keine leichte Sache Sein. Swerdlowsker Gebiet verliert im direkten Kampf um die Ressourcen selbst gegen ähnliche Nachbarregionen. Die Unternehmer, so E. Animitsa, vertrauen dem Gouverneur des Tscheljabinsker Gebiet Michail Yurevitch mehr, als dem Gouverneur des Swerdlowsker Gebiets Alexandr Mischarin, weswegen sie auch lieber in den Süd-Ural investieren. Die Regierung schafft selbst solches Vertrauen: nach Angaben des Wirtschaftsministers des Swerdlowsker Gebiets Evgenij Sofrygin, baut Tscheljabinsker Gebiet 4 Mal aktiver, als das Swerdlowsker Gebiet die soziale Infrastruktur, für welche das Geld der regionalen Haushaltskasse ausgegeben wird, auf.

I. Turgel ist überzeugt, dass die Konkurrenzfähigkeit der Region im direkten Zusammenhang mit der Effizienz der Regierung steht. Die Studien belegen, dass alle Regionen, von Ural bis zur Pazifik, die nur mittelmäßig verwaltet werden, früher oder später an Attraktivität verlieren und ihre Wirtschaftslage sich verschlechtert. Die hohe Konzentration von nicht-wettbewerbsfähigen, oder stark von der globalen Marktlage abhängigen Branchen, so Natalja Zubarevotch, kann zu einer neuen Stagnation in der Region führen. Für das Team von Alexandr Mischarin ist es höchste Zeit etwas zu unternehmen, oder den Rücktritt zu erklären.

Wladimir Terletzkij

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