Русский язык English language Deutsch Français El idioma español 中文
REGIONEN PROJEKTTEILNEHMER INVESTITIONS- PROJEKTE KONSULATE UND VERTRETUNGEN NACHRICHTEN UND ANALYSE ÜBER DAS PROJEKT
Zur Startseite  / Nachrichten & Analyse  / Aktuelles  / Ein Pickel auf der Haut der russischen Wirtschaft
Wählen: Русский язык English language Deutsch Français El idioma español

Ein Pickel auf der Haut der russischen Wirtschaft

Ein Pickel auf der Haut der russischen Wirtschaft

25.05.2012 — Analyse


Der russische Präsident Vladimir Putin hat angeordnet, die Arbeitsproduktivität in der Industrie auf das 1,5-fache zu erhöhen und die Herstellung von Hightech-Gütern bis zum Jahr 2018 um ein Drittel zu steigern. Die Experten sagen, diese Aufgabe ließe sich zwar theoretisch durchaus erfüllen, sei praktisch jedoch kaum zu lösen. Der Korrespondent der "RusBusinessNews" fand heraus, dass vor allem die Beamten selbst, die sich entweder fälschliche Ziele setzen oder die nationale Wirtschaft offen durch die Förderung von Raub und Korruption desorganisieren, ein Hindernis für die Entwicklung der Hightech-Güter darstellen.

Der russische Präsident verpflichtete die Regierung dazu, bis Dezember 2012 ein Programm zur Entwicklung des Landes für mehrere Jahre im Voraus auszuarbeiten. Vladimir Putin hofft darauf, darin ein Maßnahmenpaket zu finden, das innerhalb der nächsten sechs Jahre eine 30%-ige Steigerung des Marktanteils wissenschaftsintensiver Branchen ermöglicht und bis 2018 25 Millionen Arbeitsplätze mit hoher Arbeitsproduktivität geschaffen hat.

Die Industriearbeiter meinen, eine 1,5-fache Steigerung der Arbeitsproduktivität bis 2018 sei durchaus realistisch. Nikolaj Manko, Direktor der "OKB avtomatiki", bestätigt, dass auf dem Markt genügend Ausrüstung angeboten werde, die eine starke Senkung der Arbeitsintensität der Produktionsvorgänge und folglich auch der Selbstkosten der Produktion ermögliche. Es wären lediglich finanzielle Mittel für die Umrüstung der Maschinenbauunternehmen nötig.

Die Experten streiten nicht mit den Industriearbeitern, fügen jedoch an, dass neben unzureichenden Investitionen auch die Politik ein Hindernis für die Umrüstung der Unternehmen sein könne. Ist es doch allseits bekannt, dass eine Ausrüstung mit hoher Arbeitsproduktivität für die Freistellung vieler Arbeitskräfte sorgt, die irgendwo anderweitig zum Einsatz kommen müssen. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze verhindert auch die weltweite Finanzkrise, die sich seit 2008 nicht etwa aufgelöst hat, sondern der Wirtschaft mit neuen Erschütterungen droht. Gerade sie hat 2009 zu einem wesentlichen Rückgang der Arbeitsproduktivität in der Region Sverdlovsk geführt: Die Produktionszahlen sind um 50 % eingebrochen, während die Anzahl des Personals gleich geblieben ist. Eine Streichung überflüssiger Arbeitsplätze wurde den Fabrikeigentümern von den Behörden untersagt.

Zum Jahr 2012 hat sich die Situation ein wenig gebessert: Den Angaben des Managements der AG "Konzern PVO "Almaz-Antej" zufolge ist die Arbeitsproduktivität in den letzten Jahren auf das 2,5-fache gestiegen. Das Problem der Rückständigkeit des russischen Maschinenbaus konnte dies jedoch nicht beheben: Sogar in den führenden Rüstungsunternehmen sind moderne automatisierte Werkbänke nur in geringem Umfang vorhanden. Und ehrlich gesagt ist auch das noch zu viel für die Fabriken: Die Mehrheit der Produktionskapazitäten ist nur halb ausgelastet, manchmal nur zu einem Drittel. Auch die Personalstruktur ist wie gehabt nicht optimal und ermöglicht keinen Leistungsanstieg des Einzelnen.

Das Wirtschaftsministerium der Region Sverdlovsk hat offiziell zugegeben, dass die Arbeitsproduktivität in der Region dreimal unter weltweitem und 25% unter gesamtrussischem Niveau liegt. Offensichtlich haben die traditionellen Industrieregionen in Krisenzeiten noch mehr zu leiden als die übrigen. Doch auch die neuen Arbeitsplätze können nicht als hochproduktiv bezeichnet werden: Waren es 2000 die Waren, die den Löwenanteil am regionalen BIP ausgemacht haben, so entfielen 2008 bereits 53% auf Dienstleistungen, wie das Ministerium bestätigt.

Die Region Sverdlovsk erkannte ihre Anfälligkeit und entwarf eine Entwicklungsstrategie bis 2020. In dieser werden einige Szenarien der Wirtschaftsentwicklung untersucht. Alle gehen von einem steilen (in einzelnen Fällen 5,7-fachen) Anstieg der Investitionen in Hightech-Branchen aus. Im Grunde genommen steht es der Region bevor, neue Wirtschaftssektoren zu schaffen, an denen bis zu 400000 hochqualifizierte Fachkräfte beteiligt sein müssen. Ohne die Investitionsquellen genannt zu haben, schrieb die Regierung des Mittleren Ural den Metallarbeitern deklarativ vor, sich mit der Produktion hoher Verarbeitungsstufen zu beschäftigen, den Waldarbeiten - sich Holzverarbeitungstechnologien ohne Abfälle anzueignen und den Bauarbeitern - den Wohnbau mithilfe neuer Technologien und Materialien zu beschleunigen und billiger zu machen.

Ziemlich schnell wurde klar, dass die Strategie festgefahren war. Bei einer der Sitzungen merkte Aleksandr Mischarin, Ex-Gouverneur der Region Sverdlovsk, an, die Großunternehmer seien nicht an der Konzeption neuer Technologien interessiert und schüfen keine Hightech-Güter. Die Unternehmer in Person von Andrej Kozizyn, Generaldirektor der AG "Uralskaja gorno-metallurgičeskaja kompanija" (Uraler Bergbau- und Metallurgiegesellschaft), wiesen das Oberhaupt der Region auf das Fehlen steuerlicher Anreize und günstiger Kredite, den regelmäßigen Anstieg der Tarife für natürliche Monopolgüter und die drakonischen Zollvorschriften hin.

Den Vorständen der Forstwirtschaft musste die Strategie der Behörden lächerlich vorkommen. Einer der Firmenleiter erzählte "RusBusinessNews", die Forstverwaltungen hätten kein Geld für Entwicklung. Die abgeholzten Parzellen wachsen zu wie der Garten mit Unkraut, da sich niemand mit der Wiederaufforstung beschäftigt. Der Ankauf schrumpft zusammen, es gibt keinen Markt für den Transport, Kapazitäten für die Bearbeitung von Rundholz fehlen, automatisierte Ausrüstung ist lediglich in Einzelfällen vorhanden, es gibt keine Zertifizierung und die Waldnutzung ist ein einziges Chaos: Es ist soweit gekommen, dass die Waldarbeiter nicht wissen, wie viel Wald es in ihrer Parzelle gibt.

Vor diesem Hintergrund wirken die Gespräche über Holzverarbeitungstechnologien ohne Rückstände wie reiner Spott. Die effektiven Eigentümer der Branche lassen sich an den Fingern abzählen - die übrigen rauben einfach die natürlichen Ressourcen aus. Dabei helfen die Behörden, die ihre oder irgendwelche anderen Privatinteressen offen lobbyieren, aktiv mit. Das heißt dann Konkurrenz auf Russisch und durch sie verpuffen alle offiziellen Pläne zur Modernisierung der Wirtschaft.

Einige Beamte geben inoffiziell zu, dass der Kampf um Produktivität mit einem Umbau des Verwaltungsapparates beginnen muss. In den Korridors der Behörden mangelt es in dramatischem Ausmaß an Menschen, die Ziele richtig vorgeben und optimale Mechanismen zu ihrer Erreichung in Gang setzen können. So bringen die Behörden einen Anstieg des Wohnbaus hartnäckig mit billigeren Materialien und neuen Technologien in Zusammenhang, obwohl es seit langem bekannt ist, dass Monopolismus und Korruption den Markt bremsen. In Russland muss man für den Erhalt einer Baugenehmigung 450 Tage einplanen. Nun könnte man meinen, dieser schreiende Unsinn in der Macht der Behörden müsse durch die Bauunternehmer beseitigt werden, diese hingegen ziehen es vor, die Absurdität nicht zu bemerken, da ihre Arbeit nicht durch das Tempo der Bereitstellung von Dienstleistungen durch den Staat, sondern durch die Menge an übergebenen Quadratmetern bewertet wird.

Und so läuft es in allen Wirtschaftssektoren. So erlitt etwa der Plan zur Erzeugung von Biobrennstoff aus Holzabfällen ein Fiasko. Den Worten Andrej Dobračevs, des Direktors des "Uralskij lesnoj technopark" (Uraler Forsttechnopark) zufolge, erforschte eine von ihm zwei Jahre lang geleitete Arbeitsgruppe Biotechnologien und stellte ihre Bemühungen daraufhin ein, da die Regierung der Region Sverdlovsk den Technopark vergessen hatte und sich mit einem Forstcluster beschäftigte. Offensichtlich wird auch dieser in Vergessenheit geraten: So ist es heute um die Macht in Russland bestellt. Die Beamten sehen ihre Aufgabe darin, einen Plan zu erstellen und die Unternehmer mit ihm vertraut zu machen. Jene sollen ihrer Logik nach selbst Wege und Mittel finden, um den Plan umzusetzen. Dabei ist es doch bekannt, dass ohne Schaffung bestimmter Voraussetzungen nicht einmal ein Pickel auf der Haut aufplatzt. Folglich stellt sich nach Ablauf einiger Zeit heraus, dass der Plan nicht funktioniert hat und keine neuen Produktionsgüter entstanden sind.

Insofern ist es wenig verwunderlich, dass man es vorzieht, im Futur über innovative Produktionsgüter in der Region Sverdlovsk zu sprechen: Also, lasst uns ein "Titantal" in der Region Sverdlovsk bauen und auf einen Schlag 8000 neue Arbeitsplätze in der Hightech-Branche schaffen. Über dieses Projekt wird bereits seit anderthalb Jahren gesprochen, doch bisher hat man es nicht geschafft, eine gewöhnliche Straße für Autos auf einem Feld zu verlegen.

2011 wurden in der Region 9750 neue Arbeitsplätze geschaffen, teilt das Industrie- und Wissenschaftsministerium der Region Sverdlovsk mit. Davon entfallen lediglich wenige Dutzend auf die Hightech-Branche. Das ist die Realität, mit der sich die föderale Regierung bei der Ausarbeitung einer Strategie zur Entwicklung des Landes bis 2030 auseinandersetzen muss. Im Übrigen suggeriert uns etwas, dass 25 Millionen neue Arbeitsplätze nur Pläne sind, die in Russland geschrieben werden, um später nicht erfüllt zu werden.

Vladimir Terlezkij

Regionen Projektteilnehmer Investitions- projekte Konsulate und Vertretungen Nachrichten und Analyse Über das projekt
«Summa Technologij»®
Erstellung der Website
Site promotion