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Am Jamal werden die Regel der Arktis-Erforschung geschrieben09.07.2012 — Analyse Im August startet die wissenschaftliche Seeexpedition "Jamal-Arktis 2012". Die Wissenschaftler haben vor, den Zustand des Öko-Systems der Region vor dem Beginn der Erkundung der Öl- und Gasvorkommen am Schelf zu untersuchen. Die Regierung des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen befürchtet, dass der Klimawandel das natürliche Gleichgewicht zerstören und technische Katastrophen mit globalen Folgen verursachen kann. Wie der Berichterstatter von "RusBusinessNews" festgestellt hat, ist ein solches Szenario gar nicht so unrealistisch. Die Erforschung des Shtokmanovskoye-Vorkommens hat auf eine Reihe von natürlichen und klimatischen Risiken hingewiesen, welche, bei einer unbedachten Erkundung, durchaus zu einer Katastrophe führen können. Die Arktis-Expedition wurde von der Regierung des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen und dem föderalen Dienst für Hydrometeorologie und Umweltüberwachung (RosGidroMet) organisiert. Das Forschungsschiff "Professor Molchanov" wird die Baydaratskaya-, Obskaya-, Gydanskaya- und Tasovskaya-Mündungsböden erforschen. Die Wissenschaftler werden ebenfalls einige Felduntersuchungen durchführen und Forschungstruppen aufs Land lassen. Das Augenmerk der Forschungsreise liegt auf der Untersuchung des Zustandes der Tundra-Böden, welche unter dem anthropogenen Einfluss stehen, Untersuchung der Wasserverschmutzung und der Gesundheit der einheimischen Bevölkerung, welche in Bezirken mit dem Klimawandel lebt. Das Interesse an Arktis, insbesondere an den Permafrostgebieten, ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Eisschmelze und die Entstehung von vielzähligen Seen, ließen die Wissenschaftler über die Auswirkungen des freigesetzten CO2 auf die Atmosphäre und das Klima nachdenken. Über die Auswirkungen sind sich die Wissenschaftler nach wie vor nicht einig, was die X. internationale Permafrost-Konferenz, die Ende Juni 2012 in Salekhard stattfand, nochmals verdeutlicht hat. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die mittlere Temperatur sich in den letzten 200 Jahren um 1,2 Grad erhöht hat. Doch über die Gründe für diese Erwärmung sind unklar. Einige Experten sind der Ansicht, dass die erhöhte Konzentration an CO2, welche zum Treibhauseffekt führt, daran schuld ist. So verbindet, zum Beispiel der Präsident des Verbandes für Frostbodenkunde Antoni Lewkowicz, die Erwärmung des Permafrostbodens, welcher viel Kohlestoff enthält, direkt mit dem Klimawandel. Seiner Meinung nach, ist der immer größer werdende CO2-Ausstoß eine Gefahr nicht nur für den Norden, sondern für die ganze Welt. Direktor des Instituts für die Kryosphäre der Erde Wladimir Melnikov ist dagegen der Meinung, dass das Kohlendioxid nicht der Verursacher des Klimawandels ist. In der Geschichte der Erde wechselten sich die Eis- und Tauzeiten immer ab. Der CO2-Gehalt in der Atmosphäre hat diese Wechsel kaum beeinflusst. Die heutige Gletscherschmelze bringt der Akademiker mit der Wiederherstellung der Temperaturen nach der Kleinen Eiszeit, die vom 12. bis 19. Jahrhundert andauerte. Es gibt auch kürzere Eis- und Tauzeiten, die sich nach je 30 Jahren abwechseln. Im Jahr 2005 fand der letzte Wechsel statt, was wohl zu einer Senkung der Temperatur führen wird. Aber selbst der Akademiker Melnikov bestreitet es nicht, dass kolossale Veränderungen der Welt stattfinden. Das Wetter und Klima beeinflussen viele Faktoren, darunter Ausstöße der Vulkanasche und des Dampfes, welche die Ozonschicht durchbrechen und die Bewegung der Wärmefronten beeinflussen. Die Eisschmelze und das Auftauen des Permafrostbodens ermöglichen einerseits die Erkundung der Kohlenwasserstoffvorkommen in der Arktis und ihren Transport durch die Nordostpassage, erhöhen andererseits die Risiken in der Erdöl- und Gasförderung. Im Jahr 2010, erzählt der Laborleiter des Instituts für Erdöl- und Gasprobleme der Russischen Wissenschaftsakademie Wassilij Bogoyawlensky, ein Erbeben mit einer Stärke von 4 Punkten in der Nähe des Stockmannsky-Vorkommens, wo es eigentlich nicht zu einem Erdbeben kommen konnte. Die Mitarbeiter des Kolsky Wissenschaftszentrums der Russischen Wissenschaftsakademie stellten fest, dass es kein tiefes Erdbeben war. Es stellte sich heraus, dass ein riesiger Eisberg eingestürzt ist auf den Boden aufschlug. Dies führte zu einem Erdbeben, welches die Erkundung des Stockmannsky-Vorkommens in Frage stellt. Die Untersuchung des Schelfs, die 5 Jahre lang andauerte, hat eine Vielzahl von Problemen, welche die Erkundung des Vorkommens behindern, zum Vorschein gebracht. Die Befürworter der Erkundung unterschätzen das Eisberg-Risiko. Wenn ein solcher Eisberg sich dem Schiff nähern wird, wird das Schiff, welches die Bodenschätze fördert, das gefährdete Gebiet zwar schnell verlassen können, doch die Rohre, welche in den Untergrund gehen können dabei beschädigt werden. Die Untersuchungen der "Piter Gas" GmbH und anderer Unternehmen zeigten, dass am Stockmann-Schelf eine sehr schwierige Bodentopographie hat. Ihren Anteil daran hat auch die ewige Kälte, welche jetzt langsam zurückweicht und das angesammelte Erdgas freigibt. Die Freisetzung des Erdgases führte zu einem lauten Knall und der Entstehung von 100 Meter großen Kratern mit Brüstungen. Den Wissenschaftlern ist bislang nicht klar, ob ein solcher Prozess derzeit immer noch abläuft und in wie weit er mit der Tätigkeit des Menschen verbunden ist. Dazu wissen sie nichts davon, ob auf dem Untergrund Gashydrate (kristallische Verbindungen aus Gas und Wasser), welche theoretisch im Wasser mit einer Minustemperatur in 350 Meter Tiefe sein sollen, zu finden sind. Die schwierige Bodentopographie der Barentssee besteht nicht nur aus Kratern, sondern auch aus Rillen. Einige Forscher machen die Eisberge dafür verantwortlich, doch gewöhnlich sind sie höchstens 100 Meter tief und können den Boden in 300 Meter Tiefe nicht beschädigen. Die Entstehung dieser Rillen kann durch Wissenschaftler noch nicht erklärt werden. Um sie zu erklären, so W. Bogoyawlensky, muss man spezielle Untersuchungen durchführen. Die Russische Wissenschaftsakademie schlägt vor, eine internationale Arktis-Forschungsstation auf der Insel Belyj zu bauen. Unweit von diesem Stückchen Land, befinden sich auf der Halbinsel Jamal die Harasavey- und Bovanenkovo-Vorkommen der Tambejskaja-Gruppe. Mit der Nutzung des letzten Vorkommens soll bereits im Jahr 2012 begonnen werden. Die russische Wissenschaftsakademie empfiehlt deshalb, die Auswirkungen der Arktis-Erschließung genau abzuwiegen. Die Wissenschaftler werden vom Gouverneur des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen Dmitry Kobylkin unterstützt. Seiner Meinung nach, kann sich heute keiner die Besonderheiten des arktischen Schelfs mit dem Permafrost und kryogenen Prozessen vorstellen. Diese Kenntnisse sind aber besonders wichtig, wenn die Region die Aufgaben hat, den Güterstrom durch die Nordostpassage zu erhöhen, einen größeren Hafen, als den von Murmansk zu bauen, die Seegasförderung auf 240 Milliarden Kubikmeter zu erhöhen und dabei das zerbrechliche Ökosystem der Region nicht zu zerstören. Nur die Wissenschaft, glaubt der Gouverneur von Jamal, kann eine vernünftige und sorgfältige Erforschung der Arktis gewährleisten. Der erste Schritt in diese Richtung soll die Erforschung der Nordküste von Jamal durch die Teilnehmer der Expedition "Jamal-Arktis 2012" sein. Wladimir Terletzkij
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