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Ökologie am Rande des russischen Bewusstseins

Ökologie am Rande des russischen Bewusstseins

13.07.2012 — Analyse


Russland setzt die Verschmutzung unseres Planeten mit industriellen Abfällen im großen Stil fort. Jedes Jahr steigt die Zahl der Deponien mit giftigen Substanzen, da ihre Entsorgung nicht geregelt ist. Die Industrie gibt der Wissenschaft, welche keine kostengünstigen Recycling-Technologien anbieten kann, die Schuld dafür. Die Wissenschaftler erklären, dass sie nur die Probleme lösen, für welche Gelder bereitgestellt werden. Wie der Berichterstatter von "RusBusinessNews" erfahren hat, will die Großindustrie sich mit Recycling nicht beschäftigen und zieht es vor, die Höhe der Bußgelder für die Umweltverschmutzung mit den Beamten abzusprechen. Das Ergebnis ist klar: die Ökologie steht in der Rangliste der russischen Werte auf dem hundertste Platz.

In Jekaterinburg fand ein internationaler Kongress, auf welchem die Wissenschaftler, Beamte und Industriellen den Zustand und die Aussichten der Verwertung von industriellen Abfällen besprochen haben. Die Hauptstadt des Swerdlowsker Gebiets wurde nicht zufällig zum Austragungsort des Kongresses gewählt. Die Region lagert bereits über 8 Milliarden Tonnen Abfälle, zu welchen jährlich weitere 180 Millionen Tonnen dazu kommen.

Verwertet werden in Russland lediglich 20% der angesammelten giftigen Substanzen. In der restlichen Welt beläuft sich diese Zahl mittlerweile auf rund 90%. Die russische Hütten- und Bergbauindustrie, welche die meisten Abfälle produziert, zwang nicht mal der Rückgang der industriellen Erzvorkommen, sich endlich mal mit Recycling zu beschäftigen. Nach Angaben des Vorsitzenden des wissenschaftlichen Metallurgie- und Metallkunderates der Russischen Akademie der Wissenschaften Leopold Leontjew, hat das Erz einen Zinkgehalt von nur 4%. Wirtschaftlicher wäre es, dieses Metall aus dem Staub der Metallbetriebe, welcher einen wesentlich höheren Metallanteil hat, zu gewinnen. Die Wissenschaftler der "Uralmechanobr" AG haben vor einigen Jahren eine solche Technologie entwickelt, die sich leider auf die Umweltsituation nicht auswirkte. Die Experten haben mehrere Erklärungen dieses Phänomens.

Der Vize-Minister für Naturressourcen des Swerdlowsker Gebiets Alexander Eremin erklärt, dass mit den modernen Recycling-Technologien von lediglich 3-5% der Nutzstoffe aus dem Abfall herausgeholt werden können. Die übrigen Abfälle müssen wieder eingelagert werden und was man weiter mit ihnen machen soll ist nach wie vor unklar. Nicht selten sind die Abfälle nach der Verwertung sogar gefährlicher als die ursprünglichen Abfälle. Es kam schon vor, dass nach der Gewinnung von Metall in den Deponien löslicher Cadmium entdeckt wurde. Effiziente Technologien, so Laborleiter des Metallinstituts von Ural Boris Demin, gibt es nahezu keine, deswegen wächst das Schlammvolumen konstant von Jahr zu Jahr.

Vize-Direktorin der "Uralmechanobr" AG Galina Gazaliewa erklärt das Fehlen der effizienten Technologien damit, dass die Forschungen, mit deren Ergebnissen die russischen Wissenschaftler arbeiten, vor über 2 Jahrzehnten durchgeführt wurden, als es noch keine moderne Anlagen gab. Heute gibt es solche Anlagen, aber die Institute haben einen Mangel an Spezialisten. Finanziert werden sie von der Großindustrie. Der Staat hat sich aus der Finanzierung der Projekte zurückgezogen, die Wissenschaftler arbeiten nur nach Verträgen der privaten Auftragnehmer.

Die Großindustrie, so B. Demin, ist nicht daran interessiert, in die Verwertung der Industrieabfälle zu investieren. Der Grund dafür ist recht einfach: keine steuerlichen Präferenzen und die gewonnenen können mit den natürlichen noch nicht konkurrieren. Der Absatzmarkt der Recyclingmaterialien ist klein, die Ausgaben dafür aber groß. Die Industrie versteht es besser, als jeder andere ihr Geld zu zählen und zieht deshalb vor, stattdessen Schlammlager und Deponien zu bauen.

A. Eremin behauptet, dass die Lagerung der Abfälle für Industriebetriebe endlichkostenungünstig werden soll. Es gibt mehrere Möglichkeiten es durchzusetzen, entweder sollen die Gebühren für Umweltverschmutzung drastisch erhöht werden, oder eine Lagerung von recyclingbaren Abfällen verboten werden.

Die Experten sind sich sicher, dass aus diesem Vorhaben, wie so oft, nichts wird. Über die Notwendigkeit der Verschärfung der Gesetzgebung im Bereich Umweltverschmutzung ist seit einem Jahrzehnt die Rede, doch alle Vorhaben scheitern in der Staatsduma. A. Eremin glaubt, dass die Gelder der Oligarchen die Gesetze scheitern lassen. Die beliebteste Ausrede der Oligarchen ist, dass die Recyclingkosten auf den Endkundenübertragen werden.

Die Erhöhung der Gebühr für Umweltverschmutzung wird, nach Meinung der Experten, auch keinen nötigen Effekt haben. Einen Bußgeldkatalog, erklärt Boris Demin, gab es schon immer, doch dieser Katalog konnte seine wichtigste Funktion, nämlich die Förderung des Recyclings nicht erfüllen, da es der Industrie immer gelungen ist, sich mit den Beamten abzusprechen. Es ist offensichtlich, dass solche Praktiken nach der Erhöhung der Bußgelder für Umweltverschmutzung nicht verschwinden werden.

Leopold Leontjew ist überzeugt, dass die Abfallverwertung vom Staat unterstützt werden soll. Ein mögliches Schema wäre, dass der Staat bis zu zwei drettel der Recyclingkosten übernimmt. Doch die Zusammenarbeit der privaten Betriebe mit dem Staat kann nicht gerade als erfolgreich bezeichnet werden, deswegen gibt es auch keine Fortschritte im Bereich der Industrieabfallverwertung.

Dies geschieht vor allem, weil, sowohl die Industriellen, als auch die Beamten den Naturschutz nicht als eine wichtige Aufgabe und Ziel ihrer Tätigkeit ansehen. In ihrem Wertesystem liegt die Ökologie irgendwo am Rande des Bewusstseins, weil sie aus der Erde alles herausholen wollen.

Wladimir Terletskij

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