Русский язык English language Deutsch Français El idioma español 中文
REGIONEN PROJEKTTEILNEHMER INVESTITIONS- PROJEKTE KONSULATE UND VERTRETUNGEN NACHRICHTEN UND ANALYSE ÜBER DAS PROJEKT
Zur Startseite  / Nachrichten & Analyse  / Aktuelles  / AMUR hat von der Liebe nichts abbekommen
Wählen: Русский язык English language Deutsch Français El idioma español

AMUR hat von der Liebe nichts abbekommen

AMUR hat von der Liebe nichts abbekommen

10.09.2012 — Analyse


Im Swerdlowsker Gebiet wird das "Automobil- und Motorenwerk von Ural" (AMUR) versteigert. Er wurde zum Opfer der Industriepolitik der russischen Regierung, die in "AvtoVAZ" verliebt ist. Die Experte behaupten, dass die Investitionen in den größten russischen Autohersteller mit Verstand nicht zu erklären sind. Und, wie der Berichterstatter von "RusBusinessNews“ festgestellt hat, der russischen Staatskasse teuer zu stehen gekommen sind.

Das in Nowouralsk ansässige "Automobil- und Motorenwerk von Ural" war zu Sowjetzeiten eine der größten Filialen des Moskauer Riesen "Lichatschow-Werk" und produzierte jährlich rund 25 000 LKWs. Der Betrieb, der in einer gesperrten "Atom-Stadt" lag, war mit einer japanischen Karosserieschweißanlage, Motorenverarbeitungszentren, leistungsstarken Pressen, eigener Werkzeugherstellungsanlage und thermischer Anlage ausgestattet. Nach der Privatisierung Anfang der 1990-er, behauptet Berater des Regierungsvorsitzenden des Swerdlowsker Gebiets Wladimir Maschkow, verschwand ein Teil der Anlagen, was zur Unterbrechung der technologischen Abläufe führte.

Im Jahr 2003 hat der Bankier Pavel Tschernavin das Werk gekauft. Nach informierten Quellen war es keine freiwillige Entscheidung, die Regierung des Gebiets empfahl ihm das problembelastete Werk zu kaufen und die Lohnschulden des Werkes zu begleichen, ansonsten drohte sie die Geschäfte des Unternehmers in den Ruin zu treiben. Tschernavin konnte ein solches Angebot, natürlich, nicht ablehnen, und machte einen fatalen Fehler, im Endeffekt hat er sowohl das Werk, als auch das Geld, welches er investiert hat, verloren.

Zunächst lief alles gut: im Jahr 2007 zeigte "AMUR" AG einen Zuwachs von 400% und baute aus SKD-Komponenten indische TATA-LKWs, chinesische FAW- und Foton-Kipper, Geely Otaka- und Landmark-PKWs und verschiedene Sonderfahrzeuge auf alten ZiL-130-Chassis zusammen. Doch die Wirtschaftskrise 2008 hat die Business-Strategie zerstört. Doch die russische Regierung wollte dem russischen Automobilriesen "AvtoVAZ" helfen und führte hohe Zölle für den Import von lackierten Karosserien in Höhe von 5000 Euro pro Stück ein. Mit solchen Zöllen war es nicht mehr möglich Billigautos mit einem Preis von 7000 US-Dollar in Nowouralsk herzustellen.

Im Jahr 2010 folgte die Verschärfung der Bedingungen für ausländische Fahrzeughersteller, die ihre Werke in Russland haben. Zollpräferenzen wurden nur denjenigen Unternehmen gewährt, die eine Lockalisierung von mindestens 60% erreichen und in die Modernisierung 500 Millionen US-Dollar, oder in den Neubau des Werkes mindestens 750 Millionen US-Dollar investieren konnten. Dabei musste das Werk mindestens 300 000 Fahrzeuge pro Jahr herstellen.

Der Ex-Generaldirektor von "Amur" AG Jurij Afanasjew berichtet, dass diese Entscheidung im Interesse von "AvtoVAZ" getroffen wurde, weil das Unternehmen mit Renault fusioniert ist. Die genannten Zahlen hatten weder mit der Wirtschaft, noch mit der Förderung der Herstellung von qualitativ hochwertigen Fahrzeugen in Russland zu tun. Die Manager von "AMUR" haben nachgerechnet, dass man sogar mit 150 Millionen Dollar ein neues Werk bauen kann. Somit wurde das notwendige Investitionsvolumen künstlich erhöht, um die lästigen Konkurrenten von "AvtoVAZ" aus dem Weg zu räumen.

Die Initiative der Regierung führte dazu, dass die bestellten Karosserien aus Indien und China auch nach der Erhöhung der Zölle antrafen, aber "AMUR" kein Gelde hatte, um sie zu verzollen. Danach wurde die Produktion in Nowouralsk aufs Eis gelegt.

Es schien, als wolle die Regierung den arbeitslos gewordenen Einwohnern halfen. Die Regierung bat dem Werk an, die ausgedienten Militär-LKWs zu modernisieren. Pavel Tschernavin rechnete aus, dass sein Betrieb rund 10 000 LKWs neu lackieren und überholen muss, um sich über Wasser zu halten. Doch selbst dieses Vorhaben ist auf eine seltsame Weise gescheitert.

Im September 2009 hat das russische Verteidigungsministerium einen Vertrag mit dem Handelshaus "AMUR" über den Umbau von 300 Tankfahrzeugen zu Löschwagen abgeschlossen und einen Vorschuss in Höhe von 94,2 Millionen Rubel überwiesen. Das Werk hat aber nur 60 Fahrzeuge zum Preis von 23,5 Millionen Rubel umgebaut. Nach dem erfolglosen Abwarten verklagte das Verteidigungsministerium nach 2 Jahren das Werk und erhielt eine Vertragsstrafe und Zinsen für die Verwendung von 47 Millionen Rubel ausgezahlt. Dabei verzichtete das Ministerium auf die Hauptschuld. Einfache russische Mathematik – so sind über 20 Millionen Rubel spurlos verschwunden.

Im Jahr 2010 hat das Verteidigungsministerium einen weiteren Vertrag mit "AMUR"AG über die Modernisierung der Armee-Lastwagen ZiL-131 im Wert von 330 Millionen Rubel abgeschlossen. Das Werk hat den Auftrag nicht erfüllt und lediglich einige Musterfahrzeuge hergestellt. Das Verteidigungsministerium kannte sich mit dem Prozedere aus, verklagte das Werk und forderte eine Vertragsstrafe und Zinsen, hat aber keinen Pfennig gesehen. Vor Gericht stellte sich heraus, dass der Auftraggeber die modernisierten Fahrzeuge in der Kältekammer nicht getestet hat, weil die Kammer außer Betrieb war, und "AMUR" deswegen nicht mit der Serienproduktion anfangen konnte.

Nach dem verlorenen Prozess, legte das Verteidigungsministerium eine Beschwerde gegen dieses Urteil ein und erhöhte die Forderungen. Die Experten sind der Meinung, dass nur "die rege Aktivität, um die Haushaltsmittel zu retten" vorgetäuscht werden sollte. In Wirklichkeit kann selbst ein Gerichtsurteil nichts ändern, denn "AMUR" befindet sich in einem Insolvenzverfahren und das Geld wird den Gläubigern nach einer festgelegten Reihenfolge ausgezahlt. Derzeit hat das Werk Lohnschulden und wenn sie erstmal beglichen sind und das Verteidigungsministerium an der Reihe ist, wird vom Werk nicht mal ein Schraubenzieher übrig bleiben.

Die Vertreter der "AMUR" AG behaupten, dass es den Beamten von Anfang an klar war, dass die 330 Millionen Rubel zum Fenster herausgeworfen werden. Es war der Preis für das "stille Begräbnis" des Unternehmens.

Doch das Begräbnis war alles andere, als still. Die Arbeiter, die seit Monaten keinen Lohn erhielten, starteten einen Hungerstreik. Die Regierung warf dem Top-Management, wie es in Russland üblich ist, den Diebstahl des Geldes vor. J. Afanasjew, der zum Sündenbock wurde, behauptet, dass alles schon geklaut war, als er beim Werk anfing. Jemand hat die Motoren abgeschrieben, jemand hat die Materialien geklaut, ein anderer Manager hat Ersatzteile zu überhöhten Preisen eingekauft und einige haben das Geld für die Renovierung und Modernisierung geklaut.

Es wird sich wohl keiner finden, der nach der Wahrheit suchen wird. Aber "AMUR" hätte gut funktionieren können. Die Experten sind der Meinung, dass der Staat die Herstellung der Ersatzteile in Russland hätte fördern sollen. Stattdessen beschränkte er sich auf die Vorschreibung der notwendigen Investitionen. Doch die Regierung hat das Interesse der Ersatzteilhersteller nicht rechtzeitig erkennen können und somit die ganze Idee der Lokalisierung ruiniert. Das alles nur, damit "AvtoVAZ" doppelt so viele Fahrzeuge, wie im Jahr 2009 herstellen kann.

Wladimir Terletskij

Regionen Projektteilnehmer Investitions- projekte Konsulate und Vertretungen Nachrichten und Analyse Über das projekt
«Summa Technologij»®
Erstellung der Website
Site promotion