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Insel Belyj: Zurück zur Natur

Insel Belyj: Zurück zur Natur

20.09.2012 — Analyse


Ende August kehrte von der Insel Belyj (Autonomer Kreis der Jamal-Nenzen) eine ökologische Expedition zurück. Einen Monat lang hat eine Gruppe von Freiwilligen die Insel vom Müll befreit und den Schaden, welchen die Menschen auf der Insel angerichtet haben, bewertet. Vom Industriemüll, der seit der Epoche der Arktis-Erkundung im 20. Jahrhundert auf der Insel lag, wurde eine Fläche von 6 Quadratkilometern befreit. Über die Ergebnisse der Expedition sprach der Berichterstatter von "RusBusinessNews" mit dem Vize-Gouverneur des Autonomen Kreises Aleksandr Mazharow.

- Herr Mazharow, warum wurde ausgerechnet Insel Belyj als Ziel der Ökologen ausgewählt? Welche Aufgaben und Ziele wurden gestellt und wurden diese Aufgaben und Ziele erfüllt?

- Die Insel Belyj, das nördlichste Gebiet unseres Kreises, ist ein offizielles staatliches Umweltschutzgebiet. Die zerbrechliche Natur der Insel ist gegen äußere Einwirkungen sehr empfindlich. Leider haben dies die hydrometeorologische Nordpol-Station und die Militärbasis, die im Jahr 1935 auf der Insel stationiert wurden, nicht berücksichtigt. Im Laufe von Jahrzehnten wurde das Gebiet verschmutzt und mit Müll belastet. Noch mit dem steigenden Interesse am Nordschelf kam die Idee auf, die Insel Belyj zu einer Plattform für ökologische Forschungen in der Arktis zu machen. Der Gouverneur Dmitrij Kobylkin ordnete eine "Putzaktion" auf der Insel an.

Im Mai 2012 beschloss die Regierung des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen eine Gruppe von Freiwilligen auf die Insel Belyj zu schicken, damit sie mit den Aufräumarbeiten beginnen und das Ausmaß des Schadens bewerten. Darüber hinaus sollten Vorschläge zum Recycling von Gebäuden und Technik, welche von Militärs und Meteorologen zurückgelassen wurden, erarbeitet werden. Vier Wochen lang haben die Ökologen die Gebäude, Anlagen, Fässer, Tanks, Technik und sonstigen Müll, welcher sich im Laufe von Jahrzehnten auf der Insel gesammelt hat, fotografiert, beschrieben und die Koordinaten auf die Karte eingetragen.

Ich bin der Meinung, dass die Freiwilligen die gestellten Aufgaben mit Bravour bewältigt haben. Sie haben über Tausend Metallfässer, 75 Tonnen Metallschrott und 25 Kubikmeter Müll gesammelt, 75 Steckbriefe für verlassene Objekte und 5 Karten von den am meisten verschmutzten Gebieten der Insel erstellt. Außerdem nahmen sie am Bau einer orthodoxen Kapelle teil, welche mit einem Lastschiff auf die Insel gebracht wurde.

- Gab es Schwierigkeiten und Probleme während der Expedition?

- Selbstverständlich gab es gewisse Schwierigkeiten. Bereits am ersten Tag auf der Insel stellte sich heraus, dass der Wasserpegel im Flussarm, welcher als Wasserstraße für die Frachtschiffe dienen sollte, zu niedrig war und das Inventar und die Ausrüstung nicht entladen werden konnten. Danach mussten die Ökologen das 2-stöckige Holzhaus in der verlassenen Meteorologensiedlung reparieren, weil es unbewohnbar war.

Als die Freiwilligen mit dem Aufräumen angefangen haben, mussten sie feststellen, dass die Technik die oberste Bodenschicht zerstört und deswegen nicht eingesetzt werden darf. Die Fässer mussten mit der Hand zersägt und aus dem Schlamm herausgehoben werden. Für zusätzliche Spannung sorgten die Eisbären, die auf ihre Spaziergänge entlang der Küste nicht verzichten wollten. Die Freiwilligen berichteten, dass sie ziemlich nahe an die Menschen kamen.

Das Wetter hat die Teilnehmer der Expedition alles andere, als verwöhnt. Die Ökologen hatten mit der Sonne und Regen, die sich mehrmals am Tag abgewechselt haben, stürmischen Wind und niedrigen Temperaturen zu kämpfen. Es gab also mehr als genug Schwierigkeiten, wie bei allen anderen Expeditionen. Doch nicht alle konnten mit gewöhnlichen Mitteln bewältigt werden, doch schließlich siegte der Wille unserer Freiwilligen, die alle ungewöhnlichen Situationen hervorragend gemeistert haben.

- Welchen Schaden haben denn die Menschen auf der Insel angerichtet? Kann der Schaden jetzt geschätzt werden?

- Es ist offensichtlich, dass der Schaden enorm ist. Das sieht man sogar auf den Aufnahmen, welche die Expedition mitgebracht hat. Einer der Freiwilligen hat die Insel mit einem Kriegsschauplatz verglichen: menschenlose Gebiete, mit rostigem Eisen und Holzstämmen, mit Öl und Sprit verseucht, gebrandmarkt mit verlassenen Anlagen, Fahrzeugen und niedergebrannten Häusern. Betrachten sie die meteorologischen Raketen, die nach einer Explosion im Lager der Nordpol-Station überall herumliegen, die alten Isotopen Batterien, die bis vor kurzem in der Nähe der autonomen Funkbaken gelagert wurden, stillgelegte Ölfelder, die auf einer Fläche von einem Quadratkilometer gebohrt wurden, dann werden sie das ganze Ausmaß der menschlichen Einwirkung auf die Umwelt begreifen.

Ich bin der Meinung, dass es noch zu früh ist, denn Schaden abzuschätzen. Solange die Insel noch nicht erkundet ist und die Aufräumarbeiten nicht abgeschlossen sind, kann es sich nur um vorläufige Schätzungen handeln. Auf der Erde sieht man noch die Spuren der Ketten, die vor Jahrzehnten hinterlassen wurden. Der Tundra-Boden erholt sich nur sehr langsam, deswegen kann ich die Notwendigkeit der Rekultivierung des Bodens mit Hilfe von speziellem Biomaterial nicht ausschließen.

- Wie soll die Insel in Zukunft genutzt werden? Welche Infrastruktur ist dafür notwendig?

- Die Regierung des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen plant die Insel Belyj zu einem wissenschaftlichen Zentrum, zu einem stationären Labor für die Erforschung der Flora und Fauna der Arktis und zur Basis für die ökologische Überwachung der Region zu machen. Ich möchte ein weiteres Mal betonen, dass es sich um ein Naturschutzgebiet handelt. Auf der Insel wohnen nicht nur Eisbären, sondern auch Walrosse und wilde Rentiere. Um diese seltenen Tierarten zu retten, müssen wir in kürzester Zeit 42 zerstörte Gebäude, 27 alte Fahrzeuge entsorgen, Ölspuren beseitigen und Tonnen verschiedene Abfälle von der Insel schaffen.

Zu unseren Plänen gehört auch der Bau einer Faktorei auf der Insel. Der Gouverneur Dmitrij Kobylkin ist der Meinung, dass sich so auf der Insel Belyj einheimische Einwohner niederlassen werden, die in Harmonie mit der Natur leben können. Für ein normales Leben der Einwohner müssen Krankenstationen, Kantinen, Bäckereien, Lager, Läden und andere Infrastrukturobjekte gebaut werden. Für diese Zwecke hat der Regionalhaushalt bereits über 40 Millionen Rubel bereitgestellt.

Doch eine solch riesige Aufgabe können wir ohne Unterstützung der föderalen Regierung und privaten Investoren nicht bewältigen. Zu große Arbeit muss geleistet werden, um der Insel Belyj ihren ursprünglichen Glanz zu verleihen.

Interview von Wladimir Terletzkij

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