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Die arktische Abschreckung für die Nordpol-Landwirtschaft05.12.2012 — Analyse Der russische Hohe Norden ist nicht nur Erdöl- und Gasvorkommen. Im harten Klima entwickelt sich die Herstellung von Öko-Lebensmitteln, die nicht nur in Russland, sondern auch im Ausland gefragt sind. Dabei setzt die Regierung des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen nicht nur auf Rentierfleisch und seltene Fischarten. Darüber, wie man die Abhängigkeit der Region vom Lebensmittelimport reduzieren kann, erklärte in einem Interview mit "RusBusinessNews" der Leiter des Departements für Entwicklung der Landwirtschaft des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen Wyatscheslaw Kutscherenko. - Die Regierung von Jamal stellt ambitionierte Aufgaben bezüglich der Versorgung der Region mit eigenen Lebensmitteln. Wie können sie überhaupt gelöst werden? - Im Juli des laufenden Jahres hat die russische Regierung das Staatsprogramm für Entwicklung der Landwirtschaft und Regelung am Markt für Produktion, Rohstoffe und Lebensmittel für die Jahre 2013-2020 verabschiedet, welches für uns ein Wegweiser für die weitere Unterstützung der Landwirtschaft und Landwirtschaftsgebiete ist. Das wichtigste Ergebnis des vorherigen 5-Jahres-Programms war die Erhöhung der Unterstützung der Landwirtschaft im Kreis um ganze drei Mal, wodurch diese Branche eine neue Qualitätsstufe erreicht hat und die Einkommen der Beschäftigten in der Landwirtschaft erhöht werden konnten. Heute unterstützt der Staat vierzehn Richtungen der Landwirtschaft. Für die Unterstützung der Landwirtschaft und der Fischerei des Autonomen Kreises, für regionale Zweckprogramme, Verbesserung der Wohnbedingungen in ländlichen Gebieten und für Entwicklung und Ausbau der Fabriken und Landwirtschaftsgebiete wurden im Jahr 2012 rund 5,633 Milliarden Rubel bereitgestellt. Zum ersten Mal hat der Kreis Subventionen für neue Bereiche des Pflanzenanbaus, darunter für Kartoffel- und Gemüseanbau und Ernten von Wildgewächse und –Pflanzen bekommen. Dabei wurden ein einheitliches Verfahren für die Verteilung der Haushaltssubventionen in der Landwirtschaft und der branchenspezifischen Lohnindex entwickelt. Für die Unterstützung der wichtigsten Produktionszweige wurden in diesem Jahr 1 Milliarde 428 Millionen Rubel, davon 32,5 Millionen aus dem föderalen Haushalt, zur Verfügung gestellt. Derzeit läuft die Arbeit im Bereich Entwicklung der Infrastruktur und Logistik. Im Jahr 2011 wurde nach dem Auftrag des Gouverneurs von Jamal Dmitrij Kobylkin ein Kühl-Trawler gebaut, welcher seinen ersten Seegang zum Gydanskaja-Mündungsbogen abgeschlossen hat. "Num" ist das einzige Schiff im Becken von Ob-Irtysch, welches sowohl in Flüssen, als auch in Seen und Meeren gefahren werden kann. Das Schiff kann bis zu 300 Tonnen Fracht aufnehmen und die Kältekammern können pro Tag bis zu 10 Tonnen Fisch einfrieren, wodurch die höchste Qualität des Fisches erhalten wird. "Num" wurde zum Haupt-Trawler der Reederei "Gydaagro" (Tasowskij Bezirk). Die Fischer aus entfernten Fischereigebieten erhielten die Möglichkeit, in diesem Jahr noch mehr Fisch zu fangen und dadurch mehr Geld zu verdienen. Seine nächste Reise startet "Num" mit einer Fracht entlang der nördlichen Seestraße, vermutlich in Richtung Sankt Petersburg. Derzeit wird in Tjumen ein Schiff vom neuen Typ, welches in der Lage sein wird, sowohl in Binnengewässer, als auch auf See zu arbeiten. Die ersten Testläufe sind für das Jahr 2013 geplant. - Wie gut ist denn heute die Region mit eigenen Lebensmitteln versorgt? - Der Gouverneur des Autonomen Kreises stellte uns eine Aufgabe auf – die Einwohner der Region sollen so gut wie möglich mit regionalen Lebensmitteln versorgt werden, wofür Mittel auf dem Haushalt des Kreises bereitgestellt werden. Die regionalen Betriebe können lediglich 5% der Nachfrage nach Fleisch und 0,5% der Nachfrage nach Milch befriedigen. Bei Fisch sieht es mit 50% schon besser aus. Die am Jamal angebauten Kartoffeln haben derzeit einen Marktanteil von 3-4%, geplant ist die Region 100-prozentig mit eigenen Kartoffeln zu versorgen. Unterentwickelt ist am Jamal die Schweinezucht und die Geflügelzucht gibt es überhaupt nicht. Der Bedarf der Region an Schweine- und Geflügelfleisch beträgt 7,5 Tausend bzw. 10 Tausend Tonnen pro Jahr. In den kommenden Jahren werden 11 Viehzuchtanlagen, 5 Geflügelzuchtbetriebe und 6 Schweinezuchtbetriebe gebaut und modernisiert. Unter Berücksichtigung der neuen Betriebe und der Modernisierung der derzeitigen, sollen in der Region rund 10 Tausend Tonnen Milch und Molkereierzeugnisse produziert werden und die Produktion des Schweine- und Geflügelfleisches um 5 Mal ansteigen. Sechs Gewächshausanlagen mit einer Gesamtfläche von acht Hektar, die ganzjährlich betrieben werden können, werden in Gubkinskyj, Nojabrsk, Salekhard, Nadym, Nowyj Urengoj und Murawlenko gebaut. Es sollen ebenfalls kleinere saisonal-abhängige Gewächshäuser, mit einer Gesamtfläche von zwei Hektar, in Muzhi, Jar-Salye, Tolka, Krasnoselkupa, Tasowskoe entstehen. Bis Jahr 2017 soll die Region etwa 2,5 Tausend Tonnen Gemüse und Kräuter anbauen können. Zum Vergleich, liefert der MUP Landwirtschaftsbetrieb "Nojabrskij" jährlich etwa 7,5 Tausend Tonnen Tomaten, Gurken und Salat an die Lebensmittelketten aus, doch dies reicht nicht mal aus, um den Bedarf der Region Nojabrskij zu befriedigen. Kartoffeln werden derzeit auf 63 Hektar angebaut. Im Jahr 2011 hatten wir eine Ernte von 900 Tonnen, oder weniger als 2% der Nachfrage der Region. Es ist dringend notwendig, diese Richtung weiter zu entwickeln. Beginnen muss man mit der Entwicklung der Anbauflächen und Durchführung von landwirtschaftlichen Maßnahmen, Ausbildung von Spezialisten, Gründung von An dieser Arbeit beteiligen sich die Bezirke Schuraschkarskij und Krasnoselkupskij sehr aktiv. Während der Anfangsphase soll die Bevölkerung, die über ausreichend Land für Gründung von landwirtschaftlichen Betrieben verfügt, hinzugezogen werden. Parallel dazu sollen neue Anbauflächen erschlossen werden. Im September 2012 hat die Kreis-Duma ein gesetz verabschiedet, nach welchem der Ankauf von Kartoffeln und der Gemüseanbau subventioniert werden. Für diese Ziele sollen 4,45 Millionen Rubel zur Verfügung gestellt werden. Man darf die Geschenke der harten Natur von Jamal nicht vergessen. Jährlich können bis zu 100-140 Tonnen Beeren gesammelt werden. Für die Verarbeitung dieses wertvollen und gefragten Produkts sollen Mini-Anlagen für Wildbeerenverarbeitung in den Ortschaften der Priuralskij, Schuryschkarskij, Tasowskij, Krasnoselkupskij und Purowskij Bezirke aufgebaut werden. Anfang 2013 werden solche Anlagen in Jamgort, Pelwozh und Nachodka gebaut. Für die weitere Tiefverarbeitung der Beeren werden wir in Salechard und Gubkinskij zwei Mini-Produktionsbetriebe errichten. - Am Jamal gibt es die weltweit größte Rentier-Herde. Die Entwicklung dieses Landwirtschaftssektors war für die Region immer vorrangig. Welche Erfolge konnten verzeichnet werden? - Die Jamal-Herde wird auf 680 Tausend Köpfe, oder rund die Hälfte des gesamtrussischen Rentierbestandes geschätzt. In den letzten 5 Jahren erhöhte sich die Produktion des Rentierfleisches um 47% auf 2200 Tonnen. Seit 2008 verdoppelte sich der Großhandelspreis auf 160-180 Rubel pro Kilogramm. Darüber hinaus wurden neue Schlacht- und Verarbeitungsanlagen in Betrieb genommen. Dadurch konnten wir viele private Rentierzüchter und Ureinwohnerstämme, die früher an der Produktion nicht beteiligt gewesen sind, als Lieferanten gewinnen. Im Jahr 2011 lieferten sie über 970 Tonnen Rentierfleisch. Die nicht nur in Russland, sondern auch im Ausland bekannte High-Tech-Schlachtanlage "Jamalskie oleni" wurde im Jahr 2002 in Betrieb genommen. Die Anlage erfüllt alle internationalen Anforderungen und wurde nach EU-Standards zertifiziert. Derzeit stellt der Betrieb über 60 verschiedene Produkte her. Im Jahr 2012 wurde eine neue Gefriertrocknungsanlage für Rentierblut in Betrieb genommen, eine weitere Entwicklung der Verarbeitung von Endokrin- und Enzymstoffen ist geplant. Heute arbeiten ähnliche Anlagen in den Siedlungen Sejakha und Antipajuta. Alleine die Anlage in Sejakha hat eine Produktionsleistung von 400 Tonnen. In der Bauphase befinden sich die Anlagen in der Saison-Siedlung Yuribej und den Siedlungen Pajuta und Nyda. Die Erhöhung der Fleischproduktion ermöglicht eine Senkung der Belastung der Rentierweiden. Für uns ist es wichtig, dass die Anzahl der Rentiere der Fläche der Weiden entspricht. Die Nachfrage nach Rentierfleisch, wie auch nach Edelsorten von Fisch ist nicht nur am Jamal, sondern auch im Ausland enorm. Im Jahr 2008 exportierten wir bis zu 50 Tonnen, und im Jahr 2011 stieg unser Export auf 537 Tonnen an. Europa hat die einzigartigen Eigenschaften desmageren Rentierfleisches kennen und lieben gelernt, deswegen ist es für uns sehr wichtig, die Verarbeitung zu vertiefen. In diesem Jahr soll die in Salechard gebaute Fleischerei, die rund 2 Tonnen Fleischerzeugnisse pro Schicht herstellen wird, die erste Wurst und Delikatessen des Premium-Segments an ihre Kunden ausliefern. - In welcher Phase befindet sich das Projekt zum Bau der Fischzüchterei für Muksun und andere wertvolle Fischarten? - Dieses Investitionsprojekt wird im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen, zum Schutz der Ökosysteme von Ob und Tas. Die Inbetriebnahme der Züchterei ist für das Jahr 2013 geplant. Sie soll als Basis wir wissenschaftliche Forschungen und Entwicklung von neuen Technologien für die Züchtung von Edelfischarten, Sanierung der Arktis-Gewässer und Ausbildung von Spezialisten für die Fischzuchtbranche dienen. In 8 Jahren sollen bis zu 100 Tonnen Muksun pro Jahr gezüchtet werden. Dank dieser Maßnahmen werden im Jahr 2020 am Jamal etwa 10-12 Tausend Tonnen Weißfisch gefangen werden. Interview von Lyudmila Solodkowa
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