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Der Teufel der Privatisierung

Der Teufel der Privatisierung

28.02.2014 — Analyse


Der russische Premierminister Dmitrij Medwedew erklärte, dass die Privatisierungspläne der russischen Regierung, welche vor einigen Jahren ausgearbeitet und aufs Eis gelegt wurden, schließlich umgesetzt werden. Die Regierung plant die Aktienpakete der großen Unternehmen, wie "Sovkomflot", "Rostelekom", "Aeroflot", "Transneft", "RZD", "Vereinigte Getreidegesellschaft " und einigen anderen zu verkaufen.

Eine Reihe von Wirtschaftsexperten bezeichnete die anstehenden Aktienverkäufe als "nächster Nagel in den Sarg von Russland". Ihre Opponenten, hingegen, sind der Ansicht, dass die Unternehmen in privater Verwaltung der Wirtschaft und dem Haushalt mehr nützen werden. Der Berichterstatter von "RusBusinessNews" holte die Meinungen der Experten ein und kam zum Schluss, dass der Streit um die Privatisierung sinnlos sein, denn letztendlich ist nicht die Rechtsform, sondern die Ziele des Unternehmens wichtig.

Das Wirtschaftssystem, bei welchem der Statt und die Unternehmen die Finanzwerte an die Spitze stellen ist veraltet. Wenn man in nächster Zeit dieses System nicht ablehnt, wird es sowohl den Kapitalismus, als auch die Gesellschaft unter sich begraben. Aus diesem Grund muss die russische Regierung nicht die Privatisierung anstreben, sondern sich um die Bildung eines neuen Wertesystems bemühen.

Die Mehrzahl der Experten stellt sich heute die Frage, warum Premierminister Medwedew das scheinbar vergessene Thema der Privatisierung wieder an die Tagesordnung gesetzt hat.

In erster Linie ist es vom wirtschaftlichen Standpunkt sinnlos. Direktor des Instituts für strategische Analyse FBK Igor Nikolaev ist der Meinung, dass die Hoffnung mit dem Verkauf von Aktien viel Geld einzutreiben, letztendlich scheitern wird. Vor dem Hintergrund der Rezessionsgerüchte warten viele Käufer weitere Preissenkungen ab. Anreize für den Verkauf, sowie für den Erwerb gibt es heute keine. Die Annahme, dass die Privatisierung der Verbesserung des Unternehmensmanagements dienen soll ist ebenfalls nicht haltbar. Unter den derzeitigen Wirtschaftsbedingungen wird das Ziel sowieso nicht erreicht. Die privaten Unternehmen interessieren sich jetzt nicht für den Erwerb von neuen Aktiva, sondern für die Verwaltung von bestehenden.

Zweitens kann der Interessenskonflikt zwischen dem Staat-Regulator und dem Staat-Eigentümer, wegen welchem die Privatisierung oft gestartet wird, oft ohne Verkauf von Staatsaktien beigelegt werden. So wird im Bericht der russischen Wissenschaftsakademie "Russland auf dem Weg zur modernen dynamischen und effizienten Wirtschaft" der Akademiker Nekipelow, Iwanter und Glazjew, vorgeschlagen, die Aktienpakete, die derzeit im Staatsbesitz sind, der neugegründeten Holdinggesellschaft, welche nicht von der Regierung verwaltet wird, zu übergeben. Die Holdinggesellschaft ist an der Erhöhung des Wertes der Aktiva genau so, wie ein privater Eigentümer interessiert.

Drittens ist die Annahme, dass private Unternehmen wesentlich effizienter, als Staatsunternehmen sind, nicht ganz richtig. Im oben erwähnten Bericht behaupten die Akademiker, dass die globale Erfahrung diese Annahme nicht bestätigt. In Russland wird die Situation durch das "schlechte Erbe" aus den 90-er Jahren verschlimmert. Unternehmen in Offshore-Zonen, Steuerhinterziehung, Prävalenz der aktuellen Interessen über die strategischen, ignorieren der Umwelt und der Gesellschaft, all diese Aspekte liegen im Blut der meisten russischen Oligarchen.

Selbstverständlich gibt es auch Ausnahmen, doch in einigen Fällen ist es für private Unternehmen extrem schwierig, ihre Effizienz zu beweisen. Ein Beispiel dafür ist die Eisenbahn. Mit privaten Eisenbahnunternehmen hat sich die Geschwindigkeit der Frachtbeförderung nicht erhöht, sondern verlangsamt. Die Interessenkonflikte zwischen unzähligen Eigentümer der Eisenbahnstrecken und -Fahrzeugen führten zum Chaos in der Branche und steigenden Preisen. Nur die Rückgabe eines Teils der Fuhrparks an die staatliche "Russische Eisenbahn" half, die Geschwindigkeit er Frachtbeförderung zu erhöhen.

Es gibt auch private Unternehmen, die Marktführer sind und eine fantastische Arbeitsproduktivität haben. Der Vorsitzende der sozialen Bewegung "Lean-Forum. Profis der sparsamen Produktion" Alexey Baranow ist der Meinung, dass diese besonders Effizienten Unternehmen eine Zeitbombe unter das gesamte kapitalistische System gelegt haben.

Die erste Glocke läutete bereits im Jahr 2008, als die Insolvenz von Fannie Mae und Freddy Mac zu einer globalen Wirtschaftskrise führte. Bemerkenswert ist, dass einige Jahre zuvor die berühmten Analytiker Robert Kaplan und David Norton die zukünftigen Pleitegänger zu den besten Unternehmen der Branche gezählt haben. Damals glaubten diese Experten, dass das von ihnen entwickelte Managementsystem (das sogenannte Balance Scorecard) ermöglich, beste Geschäftsergebnisse zu erzielen.

Das Leben, aber, zeigte, dass der Boni-Wettlauf (genau fas geschah, wenn die Gehälter der Top-Manager an die Finanzwerte des Unternehmens gebunden waren) die Manager von Fannie Mae und Freddy Mac gezwungen hat, die Zahlen zu korrigieren, was im Endeffekt den Unternehmen das Genick gebrochen hat.

Aber es sind noch nicht alle Beispiele des egoistischen Verhaltens von privaten Unternehmen. Dr. der Biologie Irina Ermakowa berichtete im Interview für "RusBusinessNews", dass in Russland ab dem 1. Juli 2014 der großangelegte Anbau von genetisch modifizierten Pflanzen und die Verwendung von Lebensmitteln, welche GVO enthalten, erlaubt sei. Versuche der Wissenschaftler herauszufinden, welche Gefahren die genetisch veränderten Organismen für den Menschen bringen, wurden blockiert. Aus diesem Grund wurden in 9 Jahren lediglich 2 Studien in zwei wissenschaftlichen Instituten durchgeführt, welche die Vermutungen von I. Ermakowa, dass die Verwendung von GVO zur Unterentwicklung der Kinder, Unfruchtbarkeit und Krebs führen, bestätigten.

Mit Probleme hatten auch die amerikanischen Wissenschaftler Ifnacio Chapela und David Quist, welche in der Zeitschrift Nature die Ergebnisse ihrer GVO-Studien veröffentlicht haben, zu kämpfen. Eine Gruppe der italienischen Wissenschaftler, welche Strukturveränderungen bei Mäusen, welche mit genetisch modifiziertem Soja gefüttert wurden, festgestellt hat, verlor die finanzielle Unterstützung.

Berühmteste Unternehmen, die aktiv genetisch verändertes Saatgut und Chemikalien verwenden sind Monsanto, Bayer und Syngenta. Das erste Unternehmen ist für seinen erbitterten Kampf gegen die Wissenschaftler berühmt. Auf Anhieb von Monsanto wurde aus seiner Universität der berühmte englische Wissenschaftler Arpad Pusztai entlassen, welcher Pathologien von Innenorganen der Tiere, welchen genetisch modifizierte Kartoffeln zum Futter gegeben wurden, festgestellt hat.

Ausländische Realitäten werden oft nicht beachtet: die russische Regierung bleibt hartnäckig der Privatisierungslinie treu, als würde es helfen, die nationalen Interessen und die Bürger der Landes zu verteidigen. Expertin des Zentrums für wissenschaftliche Politik und Ideologie Ljudmila Krawtschenko erinnerte an die negativen Erfahrungen der letzten Privatisierung. Einige strategisch wichtige Unternehmen wurden an Ausländer verkauft und mussten schließlich Insolvenz anmelden, einige Werke wurden geschlossen oder wurden umfunktioniert. Gewinner der letzten Privatisierung waren die Oligarchen und die spürbaren Ergebnisse - die sozialen Spaltungen in der Gesellschaft und die erschreckende Korruption der Beamten.

Die Experten schließen nicht aus, dass die zukünftige Privatisierungsrunde auch im Interesse der Oligarchen gestartet wird. Experte des Fonds für nationale Energiesicherheit Igor Juschkow behauptet, dass die staatlichen Aktienpakete von denjenigen politischen Gruppen, welche die Unternehmen auch derzeit verwalten, erworben werden. Für sie ist es günstiger die Wertpapiere jetzt, wenn der Markt fällt, zu erwerben. Darüber hinaus rechnen sie damit, dass das Geld, welches sie für die Aktien bezahlen auch bei ihnen bleiben wird.

Ähnliches Szenario wurde bereits bei der Privatisierung von RAO JeES erprobt, als die Aktiengesellschaft unter dem Vorwand der Heranziehung von Investitionen für Modernisierung der Hautaktiva zusätzliche Wertpapiere herausgegeben hat. Im Endeffekt blieb das Geld für den Verkauf von Aktie bei den Erwerbern der Aktien. Aus diesem Grund, so der Experte, werden wir bald von Oligarchen hören, dass größte Unternehmen mit Staatsbeteiligung neue Investitionen brauchen. Eigentlich hört man diese Stimmen bereits jetzt: die Manager schlagen vor, weitere Aktien von einigen Staatsunternehmen zu Gunsten der anderen herauszugeben.

Alexej Baranow behauptet, dass für die weitere Entwicklung der Menschheit sowohl die Wirtschaft, als auch die Regierung wesentlich mehr Richtwerte berücksichtigen müssen, als es heute der Fall ist. Die Überhand der Finanzwerte in der wirtschaftlichen Praxis bringt nur Eigentümern der Unternehmen Vorteile. Heute versuchen die Unternehmen, welche langfristig planen, die Interessen des Unternehmens mit den Interessen des Personals, Lieferanten und der gesamten Gesellschaft, darunter auch der Umwelt in Einklang zu bringen. Sie haben es schwerer, als skrupellose Unternehmen, doch sie investieren bewusst in die Zukunft, weil sie nicht zusammen mit Fannie Mae in die Luft gehen wollen.

Die Verhaltenslinie der fortschrittlichsten Unternehmen bestätigt die grundlegenden Veränderungen der Mentalität der Top-Manager und Eigentümer. Vielleicht kamen sie selbst auf den Gedanken, doch eigentlich ist die Veränderung des Wertesystems die Aufgabe des Staates, darunter auch des russischen Staates.

Wladimir Terletzkij

 

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