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Bulawa wurde durch die Korruption weggefressen

Bulawa wurde durch die Korruption weggefressen

05.08.2009 — Analyse


Russland hat wegen einer Systemkrise Pech bei der Entwicklung der strategischen Rakete der neuen Generation. Den Ausweg aus der Krise sehen die Experten, mit denen sich unsere Korrespondenten getroffen haben, nur in der Stärkung der Rolle des Staates sowie in der Reduzierung von Korruption, die die Regierung falsche Entscheidungen treffen lässt.

 

Der nächste missglückte Testschuss der U-Boot-gestützten ballistischen Interkontinentalrakete R-30 3М30 Bulawa-30 ließ die Profis über die Zukunft der strategischen Atomwaffen Russlands nachdenken. Unabhängige Experten sind kritisch in ihren Einschätzungen: Das Moskauer Institut für Thermaltechnik (MIT), das vor zehn Jahren mit der Entwicklung der Waffe, die künftig als Grundlage des Nuklearparks Russlands dienen musste, beauftragt wurde, hat diese Aufgabe nicht bewältigen können.

Die Fachleute haben Angst, den Wert des gescheiterten Projektes zu nennen: In den Bau des U-Boots Juri Dolgoruki allein, für das Bulawa speziell entwickelt wurde, investierte man 23 Mrd. Rubel. Es müssen noch zwei weitere U-Boote der Borei-Klasse gebaut werden. Es sei außerdem nicht ausgeschlossen, dass die einzig richtige Lösung in dieser Situation die Entwicklung von einer neuen strategischen Rakete sein kann, was aber wieder riesige Geldsummen kosten wird.

Die Kommission, die nach den Gründen des missglückten Raketenabschusses im Juli sucht, hat ihr Gutachten noch nicht konzipiert. Bestimmte Fazite aus der Geschichte mit der Bulawa-Entwicklung kann man schon heute ziehen. Denn die Profis wissen schon jetzt, was das Gutachten enthalten wird. Michail Trapesnikow, stellv. Geschäftsführer von NPO Avtomatiki aus Jekaterinburg, berichtete RusBusinessNews, dass er mit den künftigen Schlussfolgerungen der Kommission einverstanden ist. Der Experte aber will sie nicht bekannt geben, denn das kann unkorrekt wirken. Für die Massemedien aber erklärte schon einer der Vertreter von einem спецслужб, dass „der jeder aufgefundene Mangel bei der Raketenproduktion als eine Diversion geschätzt wird." Michail Trapesnikow zweifelt daran nicht, dass genau dieser Grund als Hauptgrund vom missglückten Testschuss genannt wird. Der Experte bemerkte, dass er auch seine eigene Meinung zur Situation mit Bulawa äußern könnte, aber nur in einem privaten Gespräch beispielsweise in einer Sauna.

Man braucht nicht lange zu raten, was einer der Geschäftsführer von NPO Avtomatiki wirklich von der Situation hält. Die erfahrenen Profis, die in diesem Betrieb arbeiten und einst die Steuersysteme für U-Boot-gestützte Raketen entwickelt hatten, verhalten sich sehr negativ zu der Tatsache selbst, dass gerade das MIT mit der Waffenentwicklung für Juri Dolgoruki beauftragt wurde. Im Jahr 1998 wurde diese Entscheidung getroffen, zur gleichen Zeit aber endete das Staatliche Raketenzentrum "Makejew-Konstruktionsbüro" in Miass ca. zu 80 Prozent die Arbeiten an der strategischen Bark-Rakete. Das Projekt wurde nach drei missglückten Testschüssen der neuen Rakete geschlossen. Daneben aber wurde und wird das Bulawa-Projekt nach sechs Explosionen der Rakete in der Luft nachgearbeitet.

Anatoly Kenin, Geschäftsführer der AO Oblastnoi zentr informazii i rinotschnoi konjunkturi, der lange bei NPO Avtomatiki gearbeitet hatte, bedauert sehr, dass das Bark-Projekt auf einmal gestoppt wurde. Er meint nämlich, dass das Projekt im Vergleich zum Bulawa-Abtesten nicht so schlimm war. Das Steuersystem war makellos. Die Rakete selbst wurde aus den in Russland hergestellten Elementen zusammengebaut, was für die Verteidigungsfähigkeit des Landes von Relevanz ist.

Der Unternehmer Wagiz Jusupow, der dem Raketenbau viele Jahre gewidmet hat, ist der Meinung, dass das MIT die gestellte Aufgabe einfach nicht lösen konnte: Das Beauftragen des Instituts, das vorher ausschließlich die Landwaffen entwickelte, mit der Entwicklung einer U-Boot-gestützten Rakete kann man nur mit Ernennung eines Farmleiters auf den Präsidentenposten des Landes vergleichen.

An eine U-Boot-gestützten Rakete werden sehr hohe Anforderungen gestellt, denn sie befindet sich im U-Bootschacht und die Intaktheit ihrer Systeme kann man während eines Kriegsmarsches nicht prüfen. Die Rakete muss sich nicht stark erwärmen, sonst kann das U-Boot von dem Gegner leicht entdeckt werden, sie muss auch nicht schwer sein und ist technisch viel komplizierter als eine Feldrakete.

Die Entwickler der U-Boot-gestützten Rakete sind davon ausgegangen, dass sie nach einer Kernexplosion abgeschossen wird, wenn die ganze Elektronik bereits kaputt ist. Deswegen entwickelte man diese Rakete noch in der Sowjetzeit auf einer kreiselstabilisierten Plattform mit einem elektrooptischen System. Die Rakete wird in der nötigen Lage durch eine mechanische Einrichtung gehalten. Nach der Explosion wird sie abgeschossen, danach schießt das elektrooptische System, das für eine Weile hängen bleibt und der Rakete bei der Geländeorientierung verhilft, dann fliegt sie bereits an ihr Ziel. Anatoly Kenin behauptet, dass die Amerikaner eine ähnliche Rakete erst vor drei Jahren entwickelt haben.

NPO Avtomatiki verbrauchte viel Zeit nur für das Schussabtesten der Rakete allein: Sie wurde von der Startplattform geschossen und dann fiel sie. Das Moskauer Institut für Thermaltechnik aber beschloss, das Testen am Prüfstand durch eine mathematische Modellierung zu ersetzen, die nach der ironischen Meinung von Anatoly Kenin als Instrument zur Prüfung der eigenen Dummheit gebraucht werde: "Du hast alle Kennzahlen errechnet und dann prüfst du, inwieweit die Kapazität deines Gehirns begrenzt ist, denn die Realität überrascht dich unerwartet immer wieder."

Die Probleme bei dem MIT liegen übrigens nicht nur an einer Unterschätzung der Kompliziertheit einer U-Boot-gestützten Rakete. Die Experten sprechen davon, dass in Russland das Zubehörliefersystem an Rüstungsunternehmen praktisch vernichtet wurde. Früher lieferten die gleichen Zubehörteile mehrere Unternehmen. Heute kein einziges mehr. Die militärische Abnahme wurde abgeschafft, das Kontrollsystem und die Netzplanung abgebaut. Das alles führte zu einem Chaos: Niemand steuert mehr die Ressourcen und die Zubehörlieferzeiten.

Die Experten sind davon überzeugt, dass die Herstellung von komplizierten Maschinenbauprodukten ohne herkömmliche Planung, die in den entwickelten Ländern eingesetzt wird, kaum möglich ist. Nach Angaben von Anatoly Kenin werden in den USA bis 54 Prozent des Nationalprodukts vom Staat kontrolliert. In Russland entstehen nahe Unternehmen zahlreiche Firmchen, die für spezielle Produkte das Zubehör liefern, die gelieferten Teile sind dabei oft alt und gebraucht. Die Qualitätsansprüche kann man an niemand erheben, weil zwischen dem Produzenten und dem Kunden oft noch zahlreiche Vermittler da sind. Sie lassen die Haushaltsgelder für Finanzierung des staatlichen Verteidigungsauftrags umschlagen. Das Geld geht durch 4 bis 6 Vermittler und gelangt zum Entwickler bzw. Produzenten der Munition mit einer großen Verspätung.

Die Bulawa-Rakete konnte vielleicht unter den oben genannten Bedingungen auch nicht fliegen. Die Regierung muss heute auf eine schwierige Frage antworten: Was soll man mit dem Projekt für Entwicklung von strategischen Waffen der neuen Generation weiter tun?

Alexander Chramtschichin, Leiter der Analyse-Abteilung des Instituts für politische und militärische Analyse, meint, man sollte das Bulawa-Proekt unbedingt schließen, dann zu alten bereits geprüften Entwicklungen zurückkommen und die Arbeiten an einer neuen Rakete starten. Wahrscheinlich bräuchte man für diese Zwecke auch ein neues Konstruktionsbüro zu gründen, es sei aber nicht ausgeschlossen, dass das Raketenzentrum in Miass diese Aufgabe allein erfolgreich lösen könnte.

Anatoly Kenin ist der Meinung, dass das Bark-Projekt heute kaum wiederholt werden kann, denn wir leben schon in einer anderen Zeit. Bulawa ist auch schon veraltet, weil alle Abnahmefristen längst vorbei sind. Dieses Projekt kann man natürlich nacharbeiten, aber man müsste schon eine neue Rakete entwickeln. Das Unternehmen in Miass, und er ist davon fest überzeugt, könnte das besser als das IMT machen, weil Miass eine kleinere Stadt ist und die Fachleute, die im Unternehmen tätig sind, hier einfach keine andere Arbeit finden können. Jetzt kann man sie zu einem neuen Projekt noch bewegen. In 5 oder 6 Jahren wird es schon zu spät sein.

Die Experten wollen nicht prognostizieren, welche Entscheidung die Regierung trifft. Vielleicht auch nicht die optimalste, wie es mit dem Bulawa-Projekt der Fall war: Man wollte das Bessere, d. h. etwas Geld sparen, und das Resultat ist wie immer, d. h. verschwendete Gelder. Der Grund von so einem schlechten Management sieht Alexander Chramtschichin in der russischen Macht selbst. Das Hauptproblem besteht heute seiner Meinung nach darin, dass die Korruption die Regierung die Fehlentscheidungen treffen lässt. Und die dem Wesen nach immer noch sowjetische Macht verfügt jetzt aber über keine Ressourcen und Mechanismen wie in der Sowjetzeit.

Man kann aus der Geschichte mit der Entwicklung einer neuen Atomwaffe eine einfache Schlussfolgerung ziehen: Man sollte die Korruption durch die Einführung der Zivilkontrolle über Bau und Ausrüstung der russischen Armee reduzieren. Das sei aber in einem undemokratischen Staat unmöglich, so Chramtschichin. Deswegen wird sich die Situation mit der Geldvergeudung eher wiederholen.

Wladimir Terlezkij

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