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Russische Schweine drängen die kanadischen Bullen

Russische Schweine drängen die kanadischen Bullen

17.08.2009 — Analyse


Russland beginnt nun die Fleischviehzucht zu fördern. Das russische Ministerium für Landwirtschaft wird Milliarden Rubel für den Kauf der Zuchtbullen im Ausland ausgeben. Die Fleischproduzenten aber finden die von der Regierung treffenden Maßnahmen nicht effektiv. Nach Befragung der Experten können die Korrespondenten von RusBusinessNews nur die Reduzierung des Schweinefleischimports prognostizieren.

 

In der Zeit nach der Sowjetunion, also nach 1991, sank die Rindfleischproduktion in Russland insgesamt fast um 2,5 Mal. Der Import stieg entsprechend in der Rindfleisch-Umsatzstruktur auf 45 Prozent. Um diesen negativen Trend zu überwinden, beschloss die Regierung das Programm für die Jahre 2009 - 2012 zum Verdoppeln des Fleischrinderbestandes.

Die Durchführung dieses Programms aber wird offensichtlich schwer fallen. Es gibt gewisse Bedenken, dass das Geld nicht bestimmungsgemäß aufgewandt wird. In der Region Perm, die 65 Mio. Rubel aus dem föderalen Haushalt bekommen wird, hält man beispielsweise nicht geheim, dass diese Summe vorwiegend in die Entwicklung der Milchviehzucht investiert wird. Dieser Schritt wird ganz einfach erklärt: Nach Jahresergebnissen 2008 betragen die Verluste der Rindzuchtfarmen im Durchschnitt 29,7 Prozent und stiegen in den letzten zwei Jahren um 10 Prozent.

Die Verarbeiter wollen einfach das russische Rindfleisch nicht einkaufen. Alexander Tscherkaschin, Geschäftsführer des Kombinats Tscherkaschin i Partnjor (Gebiet Swerdlowsk), spricht darüber, dass das russische Rindfleisch nicht so schmackhaft und saftig wie das argentinische, brasilianische oder neuseeländische und dazu noch teurer ist. Die Vertreter des Ministeriums für Landwirtschaft des Gebiets Swerdlowsk sehen den Grund in den Haltungsbedingungen: Das Aufstallen ist zu kostenaufwändig, im Ural gibt es wegen der klimatischen und geographischen Besonderheiten praktisch keine Weidenmöglichkeiten. Die Fütterungsverfahren bleiben in Russland vom Ausland sehr zurück.

Deswegen legen die Regionen das Geld in die Fleischviehzucht nicht aktiv ein. Das Gebiet Tscheljabinsk bringt für diese Zwecke 80 Mio. Rubel im Jahr auf, das macht 6,4 Prozent von den gesamten Investitionen in die Landwirtschaft. Schlechte Finanzierung wirkt direkt auf den Rindbestandzuwachs. Im Gebiet Tjumen wuchs der Rindbestand im Januar - Mai 2009 um 1.400 Tiere, also nur um 0,5 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr. Der Schweinebestand stieg in der gleichen Zeit um 2,9 Prozent und der von Schafen um 2,6 Prozent.

Es sei bemerkenswert, dass die Beamten aus dem Gebiet Tjumen das Rindfleischproduktionsvolumen nicht extra, sondern in Summe mit der Geflügelfleischproduktion betrachten und dadurch im Gebiet einen Zuwachs von 2,2 Prozent verzeichnen.

Es gibt auch einen anderen Grund, der die Realisation des föderalen Programms für Fleischviehzucht etwas bedenken lässt. Nach Angaben von Sergej Emeljanow, dem Vorsiztenden des Fleischverbands des Gebiets Swerdlowsk, sinkt aktuell der Fleischverbrauch. Die Massenentlassungen und niedrigere Löhne führten zur Marktschrumpfung. Im Januar - März dieses Jahres sank das Produktionsvolumen der Fleischfabriken im Gebiet gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr um 13 Prozent. Es gibt auch bestimmte Veränderungen in der Preisstruktur: Die Konsumenten verlieren ihr Interesse für Produkte der Premium- und Mittelklasse und wählen eher billigere Produkte.

Dieser Trend kann zur Qualitätserhöhung des russischen Fleisches kaum beitragen. Im Gebiet Tjumen sank zum Beispiel in der ersten Jahreshälfte 2009 die Produktion von Fleisch und Nebenprodukten der ersten Kategorie um 1,8 Prozent. Die Wurstproduktion reduzierte um 5,8 Prozent, dafür stieg die Produktion von Fleischkonserven um 32,5 Prozent. Die Fleischfabrik Jalutorowskij steht hier mit der neuen Konservenart "geschmortes Pferdefleisch" an der Spitze. Offensichtlich interessieren sich die Fleischverarbeiter für die Zuchtbullen, die im Ausland für das föderale Geld gekauft werden, kaum.

Die Fleischverarbeiter aus der Fabrik Jalutorowskij kann man gut verstehen: Sie müssen in der ersten Linie ihre Absatzmärkte behalten. Das Interesse für die Region besteht aber schon: Über ihre Pläne, ins Gebiet zu kommen, erklärte im Juli die Unternehmensgruppe Talina (Republik Mordowien), die eine Fleischverarbeitungsfabrik mit einer Jahreskapazität von 10.000 bis 11.000 t Fertigprodukte bauen will.

Über die Expansion in andere Regionen macht sich Gedanken auch das einheimische Kombinat Tscherkaschin i Partnjor, das in Jekaterinburg 2009 eine neue Produktionslinie mit einer Tageskapazität von 100 t Fleischprodukte in Betrieb nahm. Das Gebiet Swerdlowsk allein kann dieses Volumen nicht verbrauchen. Die Experten schließen auch nicht aus, dass einige Produzenten den regionalen Markt verlassen werden. Unter den Bedingungen des starken Wettbewerbs ziehen die Fleischfabriken dem teuren Rindfleisch das traditionell billigere Schweinefleisch vor.

Im Gebiet Tjumen stieg der Schweinebestand von landwirtschaftlichen Unternehmen im letzten Jahr um 14.100 Tiere (10,4 Prozent). Die einheimische Bevölkerung nimmt am Schweinezuchtprogramm auch aktiv teil, indem man den Farmern seit Jahresbeginn zu Vorzugsbedingungen 1.700 Zuchtschweine verkaufte und über 10.000 t Futtermittel zur Verfügung stellte.

Im Gebiet Tscheljabinsk plant man nach Angaben des regionalen Ministeriums für Landwirtschaft die Jahresproduktion von Schweinefleisch wesentlich zu steigern: Die Geflügelfabrik Uralbroiler befasst sich zurzeit mit dem Umbau der weiteren großen Schweinefarm mit der Soll-Kapazität von 216.000 Schweinen.

Im Gebiet Swerdlowsk steigerte man den Schweinebestand nur im Komplex Gornouralski allein 2009 auf 40.000 Schweine. Für Versorgung der Schweinefarm mit Futtermitteln gründeten einige Kolchosen (Kollektivwirtschaften) des Bezirks Baikalowskij im Gebiet Swerdlowsk im letzten Sommer die Agrarfirma Wostotschnaja. Die Fleischfabrik Choroschij wkus, der der Komplex Gornouralski gehört, kaufte auch den getreideerfassenden Betrieb Irbitskoje mit einem Getreidespeicher für 22.000 t Getreide, der mit Futtermitteln sowohl die Schweinefarm wie auch andere Agrarfirmen, die an Choroschij wkus das Fleisch liefern, versorgen kann. Die gesamten Investitionen in die Gründung der Agrarfirma und Erschließung des Ackerlandes betragen nach Einschätzungen von Sergej Emeljanow ca. 4 Mrd. Rubel. Diese Investitionen müssen günstigerweise die Produktionskosten von Fleisch beeinflussen.

Die Experten des russischen Fleischverbands meinen, dass das Land schon in diesem Jahr auf den Schweineimport verzichten könnte. Als Voraussetzungen dafür gelten das Wachstum der einheimischen Produktion und die Senkung der zahlungsfähigen Nachfrage nach dem roten Fleisch. Im letzten Jahr produzierte Russland ca. 2 Mio. t Schweinefleisch, man verbrauchte dabei 2,75 Mio. t. Der Unterschied wurde durch den Import abgedeckt. Bei der Reduzierung des Fleischverbrauchs um 20 Prozent braucht man etwa 2,2 Mio. t Schweinfleisch. Ungefähr diese Menge können die einheimischen Schweinezüchter beim bestehenden Produktionswachstum von 8 Prozent auch liefern. Die Rubelabwertung, Reduzierung der Schweinefleischimportquoten und andere Maßnahmen führen nach Einschätzungen der Experten zur Senkung der im Ausland gekauften Fleischmengen.

Mit dem Rindfleisch ist die Situation etwas anders. In den Gebieten Swerdlowsk und Tscheljabinsk realisiert man seit vielen Jahren das Projekt zur Zucht von Gereforden, d. h. von großen kanadischen Kühen, die sich an die klimatischen Bedingungen des Urals angepasst haben. Trotz der ausführenden Selektionsarbeiten und geplanten Investitionen sprechen die Beamten aus dem Ministerium für Landwirtschaft des Gebiets Tscheljabinsk über die Perspektiven der Rindfleischproduktion sehr vorsichtig.

Nach den Worten von Sergej Emeljanow legen die Investoren ihr Geld in die Fleischviehzucht hauptsächlich wegen der längeren Produktionsfristen nicht so gern ein. Deswegen wird der Staat die Rindfleischquoten so lange steigern müssen, bis die wirklich effektiven Maßnahmen zur Viehzuchtentwicklung getroffen werden. Einfache Finanzierung kann hier nach der Meinung von Experten kaum helfen.

Vorbereitet von Ewgenija Erjomina und Wladimir Terlezkij

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