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Russische Raketenbauer wollen den Chinesen das Weltall nicht freigeben

Russische Raketenbauer wollen den Chinesen das Weltall nicht freigeben

17.08.2009 — Analyse


NPO Avtomatiki aus Jekaterinburg unterzeichnete mit dem Staatlichen Raketen- und Weltraumzentrum ZSKB-Progress einen Vertrag über die Entwicklung eines Vorprojektes für ein Steuersystem einer neuen Trägerrakete. Für Raketenstarte muss in der kürzesten Zeit der Kosmodrom Wostotschnij gebaut werden. Die Fachleute haben also einen technologischen Fortschritt im Raketenbau vorzuführen, denn die Konkurrenz auf dem Markt für kommerzielle Raketenstarts wird immer schärfer. Wie die Russen diese Aufgaben lösen wollen, erzählt Lew Belskij, stellv. Geschäftsführer von NPO Avtomatiki, der RIA RusBusinessNews.

 

- Herr Belskij, wodurch wird sich die neue Rakete von den weltweit bekannten Trägerraketen Sojus prinzipiell unterscheiden?

- Wir haben bis 2015 eine preiswerte und sichere Rakete zu bauen, die bis 2040 nicht als veraltet wirken muss. Demgemäß brauchen wir ein neues Steuersystem, das wir unter genug schwierigen Bedingungen entwickeln werden. Ursprünglich plante man, dass die Trägerrakete eine Nutzlast von etwa 14 t auf die Umlaufbahn bringen kann. Dann informierten uns die Vertreter von RKK Energija darüber, dass die Rakete selbst mindestens 17 t schwer sein wird. Dann schlugen die Entwickler vor, den Apparat zum Schutz vor Meteoriten mit Blättern zu verpanzern, das bedeutete also zusätzliche 6 Tonnen. Die Korporation Energija gewann mit ihrem Projekt des bemannten Raumschiffs die Ausschreibung und wir kriegten damit nur Kopfschmerzen, denn wir sind im Unterschied zu unseren amerikanischen Kollegen in der Auswahl der Bauelementebasis sehr begrenzt. Deswegen müssen wir unsere gesamten intellektuellen Potentiale einsetzen.

Für die neue Rakete schlagen wir vor, auf das Boardkabelnetz, das mehrere Hunderte Kilogramm schwer ist, im Wesentlichen zu verzichten. Dank Konvertierung von Analogsignalen in Kodesignale können wir die zahlreichen Ketten nur durch zwei Leitungen der Kodelinie ersetzen. Neben der Gewichtsenkung der Trägerrakete können wir auch die Anzahl der an der Startvorbereitug der Rakete beteiligten Personen bedeutend reduzieren. Die Sicherheit des Apparats und seines Startens werden dadurch nur erhöht.

Außerdem schlagen wir vor, auf die Montage des gesamten Steuersystems auf die letzte Stufe zu verzichten und die gesamte Elektronik auf die Peripherieblöcke und den Zentralblock einzubauen. Das gesparte Gewicht kann man dann für die Nutzlast ausnutzen. Dieses Prinzip wollen wir genau bei dem Bau des Kosmodroms Wostotschnij umsetzen.

Künftig sind wir auch bereit, ein Steuersystem für Zurückbringen der ersten Stufe der Trägerrakete zur Erde zu entwickeln. Dadurch kann man die für die erste Stufe besonders relevanten Antriebe erneut verwenden.

 

- Sie haben über eine schwache Bauelementebasis gesprochen. Wird das nicht auf die Produktion des neuen Steuersystems negativ wirken?

- Stimmt, in der Produktion der Bauelementebasis liegen wir von dem aufgeklärten Westen zurück. Wir sind aber gezwungen das zu verwenden, was wir zur Verfügung haben, denn unsere Trägerraketen sind in der Regel Doppelzweckraketen und wir dürfen keine ausländischen Zubehörteile für Boardsysteme gebrauchen. Wie versuchen mit den russischen Produzenten enge Beziehungen zu pflegen und lobbieren ihre Interessen. Viele Mikroprozessorentwicklungsarbeiten werden praktisch auf unsere Initiative ausgeführt. Wir sind auch auf ständiger Suche nach neuen Bauelementen und Zubehörteilen. Aber das, was uns angeboten wird, liegt immer noch vom westlichen Markt zurück. Ich hoffe darauf, dass wir durch neue Lösungen ein neues Steuersystem für die neue Rakete entwickeln können werden. Im Weiteren müssen schon die Behörden die Entwicklungswege für die Elementebasis vorbestimmen. Denn es gibt verschiedene Ansätze zu diesem Problem: Japaner haben zum Beispiel keine eigenen Entwicklungen, sie kaufen die Lizenzen und bauen die ganzen Werke für Produktion der fortgeschrittenen Mikroelektronik.

 

- Es wird geplant, dass vom Kosmodrom Wostotschnij die bemannten Raketen bereits ab 2018 gestartet werden. Heißt das nicht, dass Russland bald auf Baikonur verzichtet?

- Nein, die Raketen werden von Baikonur auch weiter gestartet. Wir rechnen damit, dass der modernisierte Raumschiff Sojus-2 nicht weniger als die königliche "Sieben" am Leben bleibt. Man startete die Rakete schon sechsmal und es verlief alles makellos. Man plant mit dieser Rakete die Satelliten wie Meridian und Meteor und viele andere auf die Umlaufbahn zu bringen. Auch die Variante mit den Satelliten wie Glonass sei nicht ausgeschlossen. Auf Sojus stützt sich heute praktisch unser gesamtes bemanntes Raumschiffprogramm: Es werden beides die Lastraketen für die Wartung der interplanetaren Raumstation und bemannte Flüge gestartet. Im September fahren unsere Fachleute zu Baikonur, um dem Start der Rakete Sojus-2 beizuwohnen. Die gleiche Trägerrakete wird zum Bringen eines Satelliten auf die Umlaufbahn vom französischen Kosmodrom Kourou verwendet. Die Besatzung bekommt da eine schöne Möglichkeit zum Üben.

 

- Sie haben das russisch-französische Projekt für das Starten der Trägerraketen vom Kosmodrom Kourou erwähnt. Wann wird die erste Rakete eigentlich gestartet?

- Offiziell wurde erklärt, dass der erste Start am 29. Dezember 2009 geplant ist. Die Vertreter der französischen Seite finden jedoch die erste Woche 2010 realistischer. Die Vertreter von Roskosmos behaupten folglich, dass das entsprechende Abkommen über den Raketenstart im April nächsten Jahres unterschrieben wurde.

Im November müssen auf den Kosmodrom eine Haupt- und eine Reserverakete zugeliefert werden. Wir haben unser System völlig gebaut, getestet, attestiert und sind bereit, weiter an der Rakete zu arbeiten. Die Franzosen führen ihre Projektarbeiten ebenso laut Zeitplan aus. Einen Engpass bildet offensichtlich der Bedienungsturm, d. h. eine spezielle Konstruktion, bei deren Hilfe die Rakete zusammengebaut wird. Es gibt bestimmte Verzögerungen bei deren Montage. In der Presse gab es Mitteilungen, dass die Moskauer Firma Mir, die diese große Konstruktion aufbauen musste, einen Raiderangriff erlebt hatte. Ein Jahr ist umsonst verlaufen, was auch die Raketenstartfristen negativ beeinflusst hatte.

 

- Trägt die internationale Kooperation zur technologischen Entwicklung der russischen Unternehmen auch etwas bei?

- Natürlich ja. Wir haben jetzt eine Möglichkeit die Unternehmen im Ausland zu besuchen und ihre Arbeitsprozesse kennen zu lernen. Wir haben schon gewisse Schlussfolgerungen gezogen. Unser Raumschiff Sojus-2 hat eine kreiselstabilisierte Plattform, also eine genug komplizierte elektromechanische Einrichtung für ein zu den Sternen ruhendes Koordinatensystem.

Die französische Rakete Ariana verfügt über ein plattformfreies Trägheits-Navigationssystem mit Laserkreiselapparaten als Grundlage. Wir sprechen über diese technische Lösung schon seit langem, zur Umsetzung haben wir aber sie nicht gebracht. Nun diskutieren wir mit ZSKB Progress darüber, wie wir einen Testflug mit einem plattformfreien System veranstalten könnten. Im großen und ganzen haben wir ein Gefühl, dass der französische Markt etwas entwickelter und dazu mit einer gesunden Konkurrenz ist. In Russland dagegen gewinnen die Ausschreibungen die Firmen, die oft keine optimale technische Lösung angeboten haben.

 

- Stört die russische Spezifik mit viel Korruption und Raiderangriffen nicht, auf dem internationalen Markt zu konkurrieren?

- Die Konkurrenz wird immer stärker. China setzt sein Raumschiffprogramm sehr konsequent um: In den 90er Jahren wurde erklärt, dass in zehn Jahren der erste Chinese im Kosmos sein wird, sein Versprechen hat das Land erfüllt. Deswegen wenn man darüber munkelt, dass die Chinesen in den 2020er Jahren auf den Mond landen, so wird es wirklich so. Die Wirtschaftskrise selbst ist in China nicht so akut zu spüren. Vom Geld hat das Land genug, und das Zusammenspiel aus der Planwirtschaft und den marktwirtschaftlichen Beziehungen bringt hervorragende Resultate. China bietet seine Leistungen zu Schleuderpreisen bereits auf dem Markt der Raumschifftechnik an. Und das ist der wichtigste Mitbewerber für alle Länder.

Der chinesische Faktor lässt uns nach neuen Marktnischen suchen. Die Raketenbauer und Systementwickler arbeiten an der Steigerung der Nutzlast ständig. Auf dem Markt kostet die Lieferung von einem Kilogramm Nutzlast auf die Erdumlaufbahn ca. 10.000 USD. Die zusätzlichen 10 kg heißen also 100.000 USD. Die leichtere Trägerrakete ist immer billiger. In diesem Zusammenhang sind wir auf die Idee gekommen, eine Rakete der Leichtklasse zu entwickeln, indem wir die Seitenblöcke weggeschafft und den Antrieb im Zentralblock ersetzt haben. Laut der Marktsituation wird dieses Projekt wettbewerbsfähig sein. Aktuell entstehen mehrere leichte Satelliten, die u. a. auch nur einige Kilogramm schwer sind (die so genannten Nanosatelliten). Eine Rakete der Mittelklasse wie Sojus-2 für Lieferung dieser Satelliten auf die Umlaufbahn wäre irrationell. Die Entwicklung einer Rakete der Leichtklasse ist eine weitere Arbeitsrichtung von uns.

Vorbereitet von Wladimir Terlezkij

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