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Russland hat die “grauen” Westen ausgewachsen

Russland hat die “grauen” Westen ausgewachsen

07.09.2009 — Analyse


Die Verteuerung von Euro und US-Dollar sowie die strengere Zollpolitik ließ den Strickwaren-Import aus China, den GUS-Staaten und Europa um das Mehrfache reduzieren.  Russische Fabriken könnten die frei gewordenen Nischen einnehmen, wegen der fehlenden Umlaufmittel aber können sie diese Chance nicht ausnutzen. Über die Spezifik der Bekleidungsbranche erzählt Fjodor Schelepow, Geschäftsführer eines der größten Strickwarenproduzenten im Ural ZAO Multitex, in einem Interview für RusBusinessNews. 

- Es gibt Meinungen, dass die Entwicklung der Leichtindustrie im Ural sinnlos sei. In einer durch Maschinenbau und Hüttenindustrie geprägten Region könne die Textilbranche nur minimale Erlöse bringen und die Produkte aus China und Europa seien hochwertiger und billiger. Kann Ihre Firma diese Meinung widerlegen?

- Im Jahr 2008 haben wir die Waren für 44 Mio. Rubel produziert. Ab Jahresbeginn 2009 erwirtschafteten wir bereits 29 Mio., also um 16 Prozent mehr als in der ersten Jahreshälfte im Vorjahr. Die Produktionsrentabilität beträgt 12 Prozent. Unser Schwerpunkt ist die Herstellung der Obertrikotagen: Jacken, Pullover, Rollkragenpullover, Jacketts, Westen. Den größten Teil der Erträge bringt mit 70 Prozent des Sortiments die Damenbekleidung. Den Rest macht die Herren- und Jugendbekleidung aus.  

Die Erhöhung des Umsatzes ist in der ersten Linie mit der Erhöhung der Produktionskosten von Garn verbunden. Die Stromtarife und der Dollarkurs sind ebenfalls gewachsen, und die Rohstoffe für unsere Produktion kaufen wir vorwiegend in Europa und in den GUS-Staaten ein. Folglich sind der Marktpreis für unsere Produkte und der Umsatz des Unternehmens gestiegen. Unsere Produktionskapazität steigern wir schon seit über 2 Jahren nicht mehr, alle Maschinen sind zu 100 Prozent ausgelastet. Und das mit Rücksicht darauf, dass wir in den letzten 4 Jahren über zwei Drittel unserer Produktionsanlagen erneuert und in die neuen italienischen Maschinen 22 Mio. Rubel investiert haben. 

- Das Garn ist aus Europa, die Produktionsanlagen sind aus Italien... Warum arbeiten Sie mit den russischen Lieferanten von Maschinen und Rohstoffen nicht zusammen?

- Etwas Garn kaufen wir bei Fabriken aus Moskau. Unsere Kammfabriken stellen einfach das spezielle Halbwollgarn für das automatisierte Abstricken nicht. Die Maschinen haben wir vor einigen Jahren bei dem nahe liegenden Maschinenbauwerk in Newjansk bestellt. Das Werk aber gab 2002 diese Produktion auf, in Russland produziert niemand mehr die Strickmaschinen dieser Art. Deswegen haben wir vor der Modernisierung eine Marktforschung gemacht und die Italiener gewählt.

- Die Tatsache, dass Ihre Fabrik zu 100 Prozent ausgelastet ist, spricht dafür, dass Ihre Produkte sehr gut nachgefragt werden. Auf welchen Märkten verkaufen Sie Ihre Erzeugnisse?

- Wir vertreiben unsere Strickwaren vorwiegend über die Großhändler, die dann unsere Waren im ganzen Ural, in Nowosibirsk und Sankt Petersburg verkaufen. Durchschnittlich liefern wir an einen Kunden Erzeugnisse für 100.000 bis 200.000 Rubel. Unsere Produkte werden also in über 30 Geschäften in Jekaterinburg, Tjumen, Tscheljabinsk, Kurgan, Perm verkauft. Wir haben auch unser eigenes Geschäft hier in der Nähe in der Stadt Newjansk.  

- Planen Sie auch Ihr eigenes Einzelhandelsnetz auszubauen?

- Wir haben es schon mal versucht. Beim bestehenden Produktionsumfang wäre es nicht profitabel. Es fällt auch in Jekaterinburg außerordentlich schwer, alle Kunden in ein Geschäft zu locken, man braucht dafür viel Geld in die Werbung zu investieren. Jetzt ist es viel einfacher unsere Waren an die Großhändler abzuliefern und dabei in Dutzend Geschäften in den größten Städten des Urals präsent zu sein.   

- Welchen Marktanteil für Strickwaren haben die einheimischen Produzenten?

- Ich kann nur über das Segment sprechen, in dem wir tätig sind, also über Jacken, Pullover, Rollkragenpullover. Da unsere Fabrik als einer der größten Produzenten in der Region gilt (die nächsten Mitbewerber sind nur in Udmurtien), hatten unsere Produkte bis Mitte 2008 weniger als 0,3 Prozent des Marktes des Uraler Föderationskreises. Seit Jahresbeginn 2009 werden in den Ural wegen der Erhöhung von Währungskursen, der strengeren Einfuhrabgaben sowie indirekt wegen der Schließung des Tscherkisowo-Marktes in Moskau (durch diesen Markt wurde der größte Teil der illegalen Waren vertrieben) viel weniger Erzeugnisse aus Asien eingeführt und es entstehen folglich freie Marktnischen.

Früher machten die ausländischen Produkte nach verschiedenen Einschätzungen ca. 80 Prozent des russischen Marktes für Strickwaren aus. Davon drei Viertel wurden schwarz eingeführt. Die russische Leichtindustrie mit ihrem Fokus auf den Massenverbraucher wurde praktisch in die Ecke getrieben: Die importierten Strickwaren waren viel billiger. Das stimulierte uns aber zur weiteren Entwicklung, indem wir die Qualität unserer Produkte erhöhten, die Produktion modernisierten und die Produktionskosten reduzierten.

Die hohe Konkurrenz war für uns letzten Endes nur vor Vorteil. Auf die Wirtschaftskrise waren wir schon ganz gut vorbereitet. Wir haben die modernsten Produktionsanlagen. Wir haben es gelernt, auf die plötzliche Veränderung der Nachfrage schnell reagieren zu können (in einem kalten Sommer beginnen wir etwas früher als die chinesischen oder weißrussischen Konkurrenten die wärmeren Kleidungsstücke zu produzieren). Der durchschnittliche Preis für unsere Erzeugnisse beträgt etwa 600 Rubel und ist damit wettbewerbsfähig. Außerdem haben wir gute Kontakte zu Großhändlern und Geschäften aufgebaut. Das Verhältnis der chinesischen und russischen Waren auf dem Einzelhandelsmarkt für Obertrikotagen ist jetzt relativ gleich und die Großhandelsfirmen, die vor einigen Jahren von uns auf die Türkei, China, die GUS-Staaten und Europa umgeschaltet hatten, kommen zurück und bestellen wieder bei uns.

- Wie können Sie Ihren Marktanteil erhöhen, wenn die Produktionskapazitäten in Ihrem Unternehmen komplett ausgelastet sind?

 - Vor der Wirtschaftskrise hatten wir ein Business-Projekt über den Bau von neuen Produktionshallen und somit den Ausbau der Produktion in der Fabrik. Bei den Investitionen von 120 Mio. Rubel hätten wir damals unser Produktionsvolumen um das Vierfache erhöhen können. Für den Markt wäre es auch gerecht gewesen, denn die Nachfrage bestand und besteht immer noch. Jetzt ist die höchste Zeit für die Entwicklung: Die Immobilienpreise sind gefallen, der Importanteil ist gesunken. Es gibt aber auch kein Geld: Die Banken gewähren uns keine Kredite und der Staatshaushalt kann uns auch nicht helfen. Für uns bedeutet das eine Katastrophe. Im letzten Jahr hatten wir genug Geld, aber keine Möglichkeiten. Heute haben wir alle Möglichkeiten für das Wachstum, aber kein Geld.

- Mit der Steigerung der Produktionskapazitäten planen Sie auch das Sortiment zu erweitern?

- Umgekehrt, eher das Angebot zu reduzieren. Wir sind mehr auf die Großhändler orientiert. Wir versuchten schon mal zu experimentieren und die Modekollektionen herzustellen. Sie lassen sich aber sehr schlecht verkaufen. Damit müssen sich die Modeateliers und nicht die Fabriken beschäftigen. Unsere Aufgabe besteht darin, den Konsumenten preiswerte hochwertige Strickwaren für den Alltag anzubieten.  

Vorbereitet von Ewgenija Erjomina 

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