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Gazprom legte dem russischen Staat eine Mine unter

Gazprom legte dem russischen Staat eine Mine unter

10.09.2009 — Analyse


Der russische Verband der Öl- und Gasausrüstungsproduzenten beschuldigte OAO Gazprom der Ausnutzung von Generalverträgen, um die Anlagenimporte vor der Öffentlichkeit zu verheimlichen. Der natürliche Monopolist arbeite in der letzten Zeit mit den Generalauftragnehmern bei Realisierung der Infrastrukturprojekte aktiv zusammen, behaupten die Experten. Der Kommentator von RusBusinessNews fand heraus, dass die russischen Produzenten für die vergünstigten Lieferungen aus dem Ausland vollständig zahlen müssen. Als Folge fördern die Milliardeninvestitionen in die Öl- und Gasindustrie die technologische Entwicklung Russlands überhaupt nicht. 

Die Wirtschaftskrise verhinderte die Realisierung der Projekte in der Öl- und Gasindustrie nicht. Im russischen Sektor der Barentssee wird nämlich das Schtokmann-Gasfeld mit 3,8 Trillionen kbm Erdgas und ca. 37 Mio. t Gaskondensat erschlossen. Als Infrastrukturinhaber der ersten Erschließungsphase gilt die speziell gegründete Shtokman Development AG. Das Aktienkontrollpaket der Gesellschaft besitzt OAO Gazprom, die restlichen Aktien haben Total (25 Prozent) und StatoilHydro (24 Prozent).

Die Vertreter von Gazprom behaupten, es sei ein sehr ernstes Projekt: Man plane hier im Jahr ca. 70 Mrd. kbm Erdgas zu gewinnen, das sei also mit der Jahresförderung von  Norwegen vergleichbar, das einer der größten Brennstofflieferanten nach Europa sei. Die Erschließung dieser Lagerstätte benötigt der riesigen Investitionen, ein Teil von denen für die Nebenbranchen benutzt wird. Nach Berechnungen der Experten braucht man für das Schtokmann-Vorkommen 700 Autoschütter und 120 LKWs, 200 andere Kraftfahrzeuge, 20 Planierraupen, 40 Bagger, 240 Busse, 75 Kräne etc.

Die russischen Maschinenbauer hofften in diesem Zusammenhang durch dieses Projekt ihre Lage zu verbessern, denn sie haben wegen der Wirtschaftskrise viele Auftraggeber auf dem Binnenmarkt verloren. Viele russische Unternehmen könnten sich auch durch den teilweisen Erwerb der Aufträge aus der schwierigen Situation retten: Nach den Worten von Sofia Podiksenowa, Verkauftsleiterin für Russland von OAO Uraltruc-ChTZ, gelte heute auch ein Auftrag für 5 bis 7 Fahrzeuge als groß. Früher lieferte das Werk Dutzende Fahrzeuge. In der ersten Jahreshälfte 2009 gab es überhaupt keine Aufträge, weil Gazprom alle seine Investitionsprojekte geschlossen hatte. In der zweiten Jahreshälfte erklärte der Gasmonopolist nach der Gewinnkalkulation jedoch über die Ausschreibungen für Techniklieferungen. Die Traktorenbauer aus Tscheljabinsk werden daran teilnehmen, sie wollen aber die Ergebnisse der Ausschreibungen nicht prognostizieren.

Der russische Verband der Öl- und Gasausrüstungsproduzenten beginnt inzwischen den Alarm zu schlagen: Die größten Infrastrukturprojekte mit Beteiligung von Gazprom und Transneft lassen die Anzahl der Aufträge für russische Produzenten nicht steigern und die russische Industrie setzt ihre negative Entwicklung fort. Die Situation mit den Projekten am Festlandsockel kann man kaum als normal bezeichnen. Der Präsident des Verbandes Alexander Romanichin teilte nämlich mit, dass Shtokman Development AG zum ersten vom Verband organisierten Meeting die Vertreter von OAO UralAz  und OAO KamAZ nur zum Schein eingeladen hatte. ABER im weiteren kommen statt deren nur die Geschäftsführer von großen Baufirmen wie OOO Stroigazconsulting, OAO Stroitransgas, ZAO Ingtransstroy, ZAO Koksokhimmontazh u.a. Die Auftragnehmer sind zur Erklärung der Ergebnisse der Ausschreibungen nicht verpflichtet und kaufen daher die Technik nicht offen.   

Man wählt natürlich hochwertigere aber auch teuere ausländische Fahrzeuge. Nach Angaben des Verbands der Öl- und Gasausrüstungsproduzenten hat nur Stroigazconsulting allein in seinem Park über 600 Autoschütter von Mercedes-Benz. Hohe Preise für ausländische Technik halten die Gasprofis nicht: Der Monopolist besteht dann auf der Erhöhung der Tarife für Industriebetriebe und Bevölkerung oder fordert die Steuervergünstigungen für ausländische Produzenten.

Alexander Romanichin behauptet, dass während des Meetings bei Shtokman Development AG der Vertreter von OAO Kasankompressormasch erklärte, dass die ausländische Ausrüstung für das Projekt Priraslomnoje ohne MWSt und Zoll eingeführt wurde. Es wird versucht, das gleiche auch für das Schtokmann-Gasfeld zu unternehmen.  

Das offene Lobbieren der Interessen der ausländischen Produzenten sieht wie eine Verhöhnung  der russischen Maschinenbauer aus. Nach den Worten von Jurij Sytschugow, technischem Direktor von ZAO Uraltermosvar, verschärfen die Strukturen von Gazprom die Bedingungen für die Zusammenarbeit auch weiter: Wenn im letzten Jahr die Bezahlung für die gelieferten Waren innerhalb von 45 Tagen erfolgte, so erfolgt die heute nur in 90 Tagen. Die Gasproduzenten, die ohnehin unverzügliches Darlehen bekommen haben, zwingen die Maschinenbauer durch Bedrohungen, dass die keine Aufträge erteilt bekommen, ihre Preise zu senken, obwohl die russischen Produkte um 1,5 bis 2 mal billiger als die ausländischen sind. Die Uraler Produzenten behaupten, dass die Auftragnehmer von Gazprom beim Kauf der russischen Produkte trotz ihrer offiziellen Erklärungen über strenge interne Standards ausschließlich auf den Preis orientiert sind.

Dmitrij Fadeew, stellv. Marketingdirektor von OOO Gazprom komplektatsiya, teilte RusBusinessNews mit, dass die Technik, die von Gazprom  nicht abgetestet wird und den Anforderungen des Konzerns nicht entspricht, niemand kaufen wird. Es entstehen mit den russischen Anbietern viele Fragen über Preis, Qualität und Lieferzeiten, behauptet er.

Die Experten bemerken darauf, dass die Hinweise auf die Wettbewerbsunfähigkeit der russischen Maschinenbaubranche nur dann akzeptabel sein können, wenn offene transparente Ausschreibungen durchgeführt werden und kein geschlossener Einkauf über die Generalauftragnehmer betätigt wird. Die Produzenten selbst meinen, dass sie für Gazprom gute Technik auch selbst produzieren können. Wladimir Guselnikow, Kommerzdirektor von OAO Stroidormasch, behauptet, dass das Werk praktisch jede Technik herstellen kann: "Wir arbeiten mit Energieanbietern, mit Transneft und Rosneft zusammen. Neulich haben wir fünf Maschinen an Stroytransgaz geliefert. Und wir haben ein gutes Echo."

Das Problem bestehe nach der Meinung des Experten im anderen: In fehlenden Informationen über die Ausschreibungen. Wenn das Werk die Informationen über eine erklärte Ausschreibung schon bekommt, dann bleibt der geschickte Antrag unbeantwortet: Die Auftragnehmer von Gazprom schicken einfach ihre Ausschreibungsunterlagen nicht zu. "Es ist sehr schwer in die Strukturen wie Gazprom einzusteigen. Die haben es gewohnt das Geld nicht zu zählen und bestellen daher im Ausland," fasst Wladimir Guselnikow  zusammen.

Alexander Romanichin begann sich mit dem Problem der russischen Beteiligung an der Erschließung des Erdölschelfs schon in den 90er Jahren auseinanderzusetzen. Er erinnerte sich daran, wie eines der russischen Werke 38 Bohranlagen, u. a. auch für stationäre Seeplattformen mit einer Bohrungstiefe bis 5.000 m, entwickelte und herstellte. Statt diese Arbeit zu unterstützen, machte man alles Mögliche, um dem russischen Produzenten das Leben zu erschweren. Man stellte dem Unternehmen die ungünstigsten Bedingungen entgegen.  

"Einfacher ist natürlich darüber zu sprechen, dass die Russen keine Anlagen produzieren können. Wenn man will, kann man alles irgendwie begründen. Wollen wir nicht nur die Bohranlagen von Varco, sondern auch die Kampfpanzer von Abrams einführen und ausschließlich Gas, Öl, Holz und Metalle herstellen," meint der Experte.   

Das Problem mit der Wettbewerbsunfähigkeit der russischen Technik sei nach den Worten von Alexander Romanichin lösbar. Norwegen und China hatten vor kurzem überhaupt keinen eigenen Ölmaschinenbau und konnten die Produktion von hochwertiger Technik von Grund auf starten. Russland diskutierte in dieser Zeit, ob man bei Realisierung der großen Projekte für die russischen Maschinenbauprodukte auch bestimmte Quoten einplanen sollte, wie es in vielen Entwicklungsländern der Fall ist, einschl. den Iran, der seine Rohstoffproduzenten zum 50-prozentigen Kauf der einheimischen Öl- und Gasanlagen verpflichtet.

Die Initiative über die Quoteneinführung äußerte der Verband der Öl- und Gasausrüstungsproduzenten noch im Jahr 2004. Walerij Jasew, damaliger Vorsitzender des Ausschusses für Energie, Verkehr und Kommunikation der Staatsduma der Russischen Föderation, stimmte zu, dass es für die meisten Produzenten sehr kompliziert sei, zu Lieferanten von Gazprom zu werden, und gab zu verstehen, dass sich die Situation bald verändern könnte.

Es sind fünf Jahre vergangen und der Verband schrieb an die Behörden einen neuen Appell.  . Nach der Überzeugung der gesellschaftlichen Organisation gehen die russischen Maschinenbaubetriebe unter den bestehenden Krisenbedingungen einen Konkursweg, wenn die Investitionen für die Erschließung des Schtokmann-Vorkommens auch weiter betätigt werden wie heute. Mit der Frage, warum die Quoten jedoch nicht eingeführt wurden, sollte sich der Kommentator von RusBusinessNews nach der Meinung des Präsidenten des Verbands Alexander Romanichin  direkt an Gazprom wenden.

Der Presse-Dienst des Gasmonopolisten teilte mit, dass die Anfrage in Bearbeitung sei und dass keiner der Verantwortungspersonen sagen könne, wann die Antwort zu erwarten sei. Auf der Webseite des Konzerns kann man dafür ein Interview von Top-Managern finden, in dem sie behaupten, dass der Anteil der russischen Beteiligung an Projekten von Gazprom 88 Prozent (!) beträgt und konsequent steigt.  

Wladimir Terlezkij  

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