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German Sterligow. Eine wahre Geschichte

German Sterligow. Eine wahre Geschichte

13.10.2009 — Analyse


Der Unternehmer German Sterligow  ließ seinen Namen in die Geschichte Russlands einschreiben. Als Bewerber um den Präsidentenposten im Jahr 2004. Das war eine gute PR-Kampagne für einen Menschen, der allerlei Mythen um seine Persönlichkeit aufbaut. Nach einem politischen Sprint (sein Wahlrennen musste er nämlich vorzeitig aufhören) zog German Sterligow im gleichen Jahr aufs Land, hunderte Kilometer von Moskau entfernt.


Vier Jahre war von ihm nichts zu hören und nichts zu sehen. Das Leben auf dem Lande ist allerdings langweilig und erhitzt das Blut nicht. Sterligow brauchte einen guten PR-Anlass für seine Rückkehr. Es wäre zu banal an den Präsidentenwahlen zum zweiten Mal teilzunehmen. Zu seinem Glück geschah 2008 die Weltfinanzkrise. Sterligow machte sich mit voller Kraft an den Kampf gegen Krise. Er erschien vor der russischen Öffentlichkeit mit einem Clearingprojekt – dem Antikrisen-Warenabrechnungszentrum.



pic1  German Sterligow träumte vom Kreml... 

 


 

Man muss gestehen, Russland vergaß schon über den Barterhandel. Auch Krise und Default von 1998 konnte das Land auf die Zeiten, als das Schmalzfleisch gegen Autos, Lokomotiven gegen Filzstiefel und Särge gegen Kinderwagen umgetauscht wurden, nicht zurückkommen lassen. Das Finanzsystem des Landes wurde in den letzten 10 Jahren liquid und der Rubel heißt nun wieder stolz Rubel. Man konnte ihn in einigen europäischen Großstädten sogar gegen Euro wechseln. Die Weltfinanzkrise ließ uns das Bargeld wieder im Strumpf aufbewahren. Als die russischen Banken auf Grund liefen, erinnerten sich die Unternehmer plötzlich wieder an die Warenumtausch-Ketten, die Ende der 80er – Anfang der 90er Jahre gang und gäbe waren.

German Sterligow  begann nun über Fernsehen und Zeitungen seine Message zu kommunizieren: Barterhandel rettet die Geschäfte. Man sollte die Umtauschketten zwischen den Unternehmen im Land aufbauen. Verhelfen konnte dabei das System, an das die regionalen Vertretungen des Antikrisen-Warenabrechnungszentrums (ARTZ) angeschlossen wurden. Die Interessenten, die zu Vertretern des Zentrums werden wollten, mussten zwischen 30.000 und 200.000 Euro je nach der Region  in Russland oder im Ausland bezahlen. Und mehrere Geschäftsleute fanden diese Barter-Idee attraktiv und zogen zu Herrn Sterligow.

In einigen Monaten "verkaufte" der missglückte russische Präsident einige GUS-Staaten und Regionen Russlands. Die Interessenten unterschrieben die Verträge über Eröffnung von 33 Zentren. Einige von ihnen überwiesen an ARTZ gleich nach dem Vertragsabschluss Dutzende tausend Euro, andere hunderte tausend. Das Ergebnis war für alle gleich – Sterligow bot ihm gegen ihr Geld so viel wie nichts. Statt des versprochenen Clearingabrechnungsprogramms konnten die regionalen Partner an Bildschirmen ihrer Laptops nur neue Artikel über das Superprojekt von Sterligow sehen. In den Pressekonferenzen sprach er über die Millionen-Umsätze von ARTZ und erfolgreiche Geschäfte, in der Tat war es nur eine teure PR-Kampagne des bärtigen Mythologen.  Nur wenige wissen, dass Sterligow mit PCs kaum umgehen kann. Während er über ein globales System mit einer modernen Software erzählt, kann der Unternehmer nicht einmal ein Wort-Dokument erstellen.



pic2   Sterligow hoffte alle russischen Regionen zu "verkaufen"... 


Als erster beschloss aus dem mythischen System der omische Unternehmer Igor Sadownitsch auszusteigen. Er investierte ins Sterligow-Projekt 350.000 Euro. Im Mai 2009 kam Sadownitsch unter verdächtigen Umständen in einem Autounfall auf der Strecke Omsk - Nowosibirsk um. Der Betreuer der amerikanischen Vertretung kam ebenso ums Leben, er fiel angeblich zufällig von der Leiter herunter.  

Als andere Investoren versuchten, ihr Geld zurückzufordern, wurde ihnen im Moskauer Büro von Sterligow heimgeleuchtet. Die ehemaligen Partner von German Sterligow wurden also zu Klägern.

Einer von ihnen ist Dmitrij Saikow aus Jekaterinburg, der beim Gericht eine Klage auf Geldzahlung in Höhe von 10,5 Mio. Rubel einreichte. Er plante seine Geschäfte im Gebiet Tjumen und in Kasachstan zu treiben, als Ergebnis verlor er wie andere Betroffene einfach sein Geld  - 230.000 Euro. Als das Gericht nach der Klage von Saikow das Konto des Antikrisen-Warenabrechnungszentrums beschlagnahmte, waren darauf nur 44.000 Rubel.

In seinen Interviews behauptete German Sterligow, er habe in den Aufbau des ARTZ von 15 bis 18 Mio. Euro eingelegt, die ihm angeblich seine Freunde und Partner geliehen hatten. Manchmal erzählte er scherzhaft ein paar Millionen Euro unter einer Eiche vor seinem Haus bei Moskau gefunden zu haben. 



 pic3  Den Hauptteil der Strategie von German Sterligow bilden die Mythen um seine Person    


RusBusinessNews verfügt über die Finanzunterlagen, aus denen man schließen kann, dass ARTZ in 9 Monaten bei regionalen Unternehmern bis 2 Mio. Euro sammelte, die für seine Mythologisierung ausgegeben wurden.

Die Unterhaltung des ARTZ-Hauptbüros kostete über 30 Mio. Rubel. In die Werbung des Zentrums investierte man ohne Werbekosten der regionalen Partner 38,5 Mio. Rubel. Das meiste Geld gab man für die Werbung in großen föderalen Zeitungen aus. Einen Teil investierte man in Outdoor. Wen mussten die Billboards in der Mitte Moskaus ansprechen? Höchstwahrscheinlich das ausländische Unternehmertum. Die ausländischen Investoren mussten den Maßstab und die Wichtigkeit der Persönlichkeit von Sterligow erkennen. Oder lassen die Behörden ja dem ersten besten so eine Werbekampagne im Zentrum der russischen Hauptstadt betreiben? Können die führenden russischen Zeitungen wirklich eine Finanzpyramide bewerben?

Seine Imagekampagne bestellte German Sterligow bei einer Werbeagentur mit Schwerpunkt Guerilla-Marketing. Es sei nicht ausgeschlossen, dass gerade diese Agentur die Road-Show von Sterligow in London veranstaltete, bei der der russische Geschäftsmann versuchte, die ausländischen Investoren von guten Perspektiven seines neuen Projektes für Prägung der "Golden"-Münzen, mit denen man für jedes Geschäft in der ganzen Welt abrechnen kann, zu überzeugen. In ASCENT (Anticrisis Settlement & Commodity Centre) in London wurde nämlich die neue Münze One Troy Ounce Fine Gold 999,9 präsentiert.

Sterligow brauchte ein Startkapital für den Angriff auf die Geldmittel der arabischen Scheiche und der asiatischen Geldsäcke. London ist der beste Platz zur Mythenkreation vom bärtigen russischen Messias. Das Startup Geld fand German Sterligow in Russland, diese Geldmittel brachten ihm regionale ARTZ-Vertreter, die unter der Maske eines frommen Unternehmers den Finanzpyramidenbauer nicht entdecken konnten.



 pic4  German Sterligow bereitete für das ausländische Unternehmertum einen  "goldenen Köder" vor

 

Dmitrij Saikow, der gegen Sterligow eine Gerichtsverhandlung initiierte, vermutet, dass ARTZ kein Geld für Abrechnungen haben werde. In diesem Fall sei er bereit, eine Strafverfolgung des spitzfindigen Unternehmers einleiten zu lassen, der in seinen Interviews erklärt, dass die Investoren, die ihm ihr Geld anvertraut hatten, selbst daran schuld seien, denn sie haben den Vertrag nicht aufmerksam gelesen. "Russisch kann ich schon lesen", erwidert Saikow. "Sterligow hat die auf sich genommenen Verpflichtungen nicht erfüllt und außer einem neuen Mythus um seine Person nichts geschaffen. Warum sollen aber dafür die anderen bezahlen? Für unser Geld ließ er eine neue Bibel-Auflage herausgeben und kaufte einen Traktor mit Anhänger für sein Landhaus". 

German Sterligows Leben auf dem Lande ist auch ein Mythus. Er behauptet überall, er lebe im Dorf Sloboda Kreis Moshajskij 100 km von der Hauptstadt entfernt, wo ihm ein Grundstück von 37 ha zur Verfügung gestellt wurde. In der Wirklichkeit wohnt seine Familie seit 2008 im Dorf Nishnewassiljewskoje Kreis Istra, also Nahe Moskau.   

 


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  Solche Fotos helfen Sterligow, das Image eines orthodoxen        Familienoberhaupts zu bilden

 

 

 

Letztes Jahr kaufte Sterligow bei Alexander Fjodorow für sehr billig ein gutes Haus. Er verwandelte es in eine feste Burg. Um das Grundstück herum wurde der Stacheldraht gezogen. Zu Hause hat Sterligow eine Kalaschnikow-Maschinenpistole (!), die er mehrmals im Russischen Fernsehen demonstrierte. Sterligow mag es sehr, aus dieser Kampfwaffe vor seinem Haus mal zu schießen, um dadurch die Nachbarn einzuschüchtern.

 


 pic6  So hat der Korrespondent von RusBusinessNews das Haus von Sterligow  gesehen


Erst nach der Klage der Dorfeinwohner bei der Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation wurde der unternehmerische Schütze etwas ruhiger. Aber nicht lange. Im September hat er mit seinem Geländewagen ein Pferd von Fjdorow angefahren. Mit einem Messer fiel er über die Frau des ehemaligen Besitzers seines Hauses her, die dazu noch die Enkelin der russischen Königin Irina Golizina ist. Die Fjodorows erinnern sich mit Schaudern an den Tag, an dem Sterligow in diesem Dorf erschien. Nach dem Kauf ihres Hauses machte der Unternehmer wörtlich dunkle Geschichten: Die Leitung vom Transformator zum neuen Haus der Föjdorows verläuft durch das Grundstück von Sterligow, der sie einfach abgeschnitten hatte.  

Das wahre Gesicht des frommen orthodoxen Unternehmers German Sterligow kann man nicht leicht erkennen. Nur sein Bart ist wahr. Das andere ist fraglich.

Tim Romanow  

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