Zur Startseite / Nachrichten & Analyse
/ Aktuelles
/ Russische Wirtschaft ist durch lang anhaltende Stagnation gefährdet
|
Russische Wirtschaft ist durch lang anhaltende Stagnation gefährdet13.10.2009 — Analyse Die Wirtschaft des Mittelurals hat die Krisenspitze überwunden: Seit Sommer nehmen die Bankeinlagen von Privatpersonen und die Depositen von Unternehmen zu, das Produktionsvolumen in einigen Hüttenwerken erreichte bereits das Vorkrisen-Niveau. Die Bankiers schlagen aber Alarm: Die Anzahl der "schlechten" Kredite ist enorm gestiegen. Wie der Kommentator von RusBusinessNews herausfand, kann das fehlende Verständnis zwischen dem Finanzsektor und der Realwirtschaft eine lang anhaltende Stagnation der russischen Wirtschaft auslösen. Alexei Filippow, Geschäftsführer von OAO Kamensk-Uralsker Hüttenwerk (KUMZ), berichtete während der Tagung der Industrieller und Unternehmer des Gebiets Swerdlowsk, das Werk erreichte im Juli den Break-Even-Punkt und die Auslastung der Produktionskapazitäten sei im September nun auf dem Niveau der Vorkrisenmonate. Melik Mori, Exekutivdirektor des Rohrherstellers OAO Pervouralsky Novotrubny Zavod (PNTZ), stimmt zu, die Krisenspitze sei überwunden und die Unternehmen der Realwirtschaft haben sich an die Arbeit unter den neuen Bedingungen bereits angepasst. Die Manager verstehen aber schon, dass die Wirtschaftskrise trotz der vielen Gespräche von sich selbst nicht überwunden werden kann. Mit anderen Worten soll man etwas unternehmen, um in deren wirbelnden Wellen nicht begraben zu sein. Die Uraler Industriellen wollen auf die Produktion der hochwertigen Rohre und Rohlinge für die Luftfahrtindustrie sowie auf Verarbeitung der anthropogenen Abfälle und Gründung der innovativen Unternehmen setzen. Die Unternehmer rechnen damit, dass die Banken und der Staat den Wert ihrer Projekte ermessen und für die Modernisierung der Produktionen Kredite einräumen. Walentina Muranowa, Vorsitzende des Uraler Bankvereins, zeigte anhand der Kennzahlen, dass die Kreditierung der Realwirtschaft schrumpft: Während 2008 den Industriebetrieben Kredite für 1,03 Trillionen Rubel gewährt wurden, waren es in acht Monaten dieses Jahres nur 466 Mrd. Rubel. Die Unzugänglichkeit von Krediten sei dadurch zu erklären, dass die Umsätze der Industriebetriebe in der ersten Jahreshälfte 2009 um 30 Prozent gegenüber 2008 gesunken sind. Überfällige Kreditverbindlichkeiten stiegen um das Doppelte auf 41 Mrd. Rubel. Es bestehen nur wenige Chancen, dass sie getilgt werden: Es gibt keine Nachfrage nach Industriegütern. Der Kredit könne dabei kaum helfen: Hier sollen die Investitionen in die Modernisierung der Produktion nur von den Eigentümern selbst getätigt werden, so Walentina Muranowa. Die Erneuerung der Uraler Wirtschaft ist ein langer Prozess. Laut Wiktor Kokscharow, Ministerpäsident des Gebiets Swerdlowsk, betrage der Anteil der innovativen Produkte im Mittelural höchstens 10 bis 11 Prozent. Die vereinzelten Bestandteile der innovativen Wirtschaft kommen im Maschinen- und Gerätebau, in Pharmazeutik und Baustoffproduktion vor, es bestehen aber nach wie vor keine Verbindungen zwischen Wissenschaft und Industrie. Um diese Situation zu ändern, setzen die Behörden auf die Entwicklung von Technoparks, technischen Zentren und Clusters. Wladimir Lopatin, Direktor des Russischen wissenschaftlichen Forschungsinstituts für Geistiges Eigentum, zweifelt allerdings daran, dass die Anstrengungen in dieser Richtung zu erwarteten Ergebnissen führen. Nach seinen Angaben wurden im Land in die Entwicklung der innovativen Infrastruktur über eine Trillion Rubel investiert, die innovative Wirtschaft aber wurde immer noch nicht gegründet: Alles endet mit Umsetzung der Haushaltsgelder. Für die wissenschaftlichen Forschungsarbeiten wird aus dem föderalen und den regionalen Haushalten jährlich 300 Mrd. Rubel ausgegeben. Im Endergebnis werden nur Berichte erstellt, die nirgendwo verwendet werden. Es werden maximal 5 bis 7 Prozent aller Entwicklungen entsprechend patentiert und nur wenige in die Produktion aufgenommen. Bis 2015 endet laut dem Experten die internationale Arbeitsteilung im Bereich der Nano- und Biotechnologien, die die Zukunft symbolisieren. In Russland werden in die Entwicklung dieser Richtungen 134 Mrd. Rubel ausgegeben. Von 2.500 Patenten, die von der Patentbehörde Rospatent im Bereich der Nanotechnologien ausgestellt wurden, gehören die meisten (2.000) den ausländischen Entwicklern und nur 30 den russischen Patentbesitzern. Dies bedeute, so Wladimir Lopatin, dass die Unternehmer aus dem Gebiet Swerdlowsk die Lizenzverträge mit ausländischen Firmen abschließen sollen, die ihre Verfahren in der jeweiligen Region patentieren lassen haben. Demnächst kann man schon vermuten, dass die Zeiten, wenn die Kleinunternehmen und große Holdings keine Lizenzverträge mit russischen Entwicklern der innovativen Verfahren unterzeichnen, bald der Vergangenheit angehören werden. Die Ausländer verschwenden ihr geistiges Eigentum, im Unterschied zu Russen, nicht, und die Verstöße gegen die Urheberrechte werden sehr streng bestraft: Bis auf Gewinnabschöpfung und Beschlagnahmung der patentverletzenden Erzeugnisse. Der Experte ist überzeugt, Russland soll ihr eigenes Eigentum anwenden, es sollen Gesetze über Ventureinvestitionen und Doppelzweckverfahren verabschiedet werden, ohne dies seien alle Erklärungen über die Modernisierung der Produktion und die Gründung der Wissenswirtschaft einfach sinnlos. Die Bankiers schlagen auch vor, die Gesetzgebung abzuändern. Nach den Worten von Walentina Muranowa wachsen die Bankschulden nicht nur wegen der fehlenden Nachfrage nach Industriegütern allein. Die Industriellen tilgen oft absichtlich ihre Schulden nicht. Nach Angaben der Bankiers wurden 2009 bei Gerichten aus 553 Anträgen auf Konkursanmeldung nur 2 seitens der Banken eingereicht. Die Bankrotterklärung initiieren oft selbst die Schuldner. Dadurch versuchen die Industriellen die Tilgung der Schulden zu stunden, so Walentina Muranowa. Der Uraler Bankverein schlug in diesem Zusammenhang vor, das Gesetz über Konkursanmeldung zu ändern und die Bankrotterklärung auszuschließen, wenn der Schuldner genug Eigentum zur Tilgung der Verpflichtungen besitzt. Die Energieanbieter zahlen an die Industriellen auch nicht: Laut Denis Pasler, Leter für Einzelhandel der KES-Holding im Gebiet Swerdlowsk, betrage die Verschuldung der Unternehmen gegenüber OAO Sverdlovenergosbyt nach Ergebnissen von drei Quartalen 2009 rund 746,8 Mio. Rubel. Er bietet nämlich sein Rezept für Reduzierung der Nichtzahlungen durch Festlegung der fixen Energiepreise beim Vertragsabschluss. Dies helfe jeden Einfluss der schwankenden Preise auf dem freien Markt auf die Betriebstätigkeit des Unternehmens ausschließen. Die Industriebetriebe rechnen inzwischen mit der Hilfe des Staates. Michail Chodorowskij, Geschäftsführer von ZAO Sinara Group, tritt mit der Initiative, den Bankzinssatz für Kredite, die 2006/2007 eingeräumt wurden, teilweise auszugleichen. Die Ausgaben für wissenschaftliche Forschungen sollten nach der Meinung des Experten zu Produktionskosten gehören und es wäre wünschenswert, beim Einkauf der Verfahren bestimmte Vergünstigungen einzuräumen. Noch mehr Hilfe brauche man bei der Ausbildung der Fachkräfte für Industrie: Das Ausbildungssystem soll verändert werden, so Michail Chodorowskij. Man sollte auch Bedingungen für Migration der Fachkräfte schaffen, also Mietwohnungen bauen und qualifizierte und hochwertige Medizinhilfe anbieten. Die letzten Aufgaben seien im modernen Russland überhaupt vorrangig, so der Manager. Die Industriellen und die Bankiers verstehen sehr gut, dass keine der oben gestellten Aufgaben morgen gelöst werden kann. Walentina Muranowa wird daher die Russische Zentralbank darum bitten, die eingeräumten Kredite auch 2010 restrukturieren zu lassen. Das Aufgeben der Restrukturierungen am 31. Dezember 2009 kann die zweite Krisenwelle auslösen. Die Bankiers meinen, man sollte sich mit dem Problem der "schlechten" Schulden aber schon auseinandersetzen, sonst kommt es zu ähnlichen Situationen, wie es in Mexiko, Japan, Argentinien, Indonesien der Fall ist. In der Zeit der lokalen Finanzkrisen konnten diese Länder kein Gegenmittel vor überfälligen Kreditverbindlichkeiten auffinden, folglich geht der Bankensektor zu Boden. In Russland wird eine derartige Situation die lang anhaltende Stagnation der Wirtschaft auslösen. Wladimir Terlezkij |
Regionen | Projektteilnehmer | Investitions- projekte | Konsulate und Vertretungen | Nachrichten und Analyse | Über das projekt |
© RusBusinessNews, 2009. Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwendung der auf dieser Website enthaltenen Informationen bedürfte eines Hyperlinks auf RIA RusBusinessNews. Die Nachrichten und analytisches Material wird in Fremdsprachen durch die Übersetzungsagentur TRANSLIT übersetzt. |
«Summa Technologij»® Erstellung der Website Site promotion |