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Die Finnen haben es mit den einheimischen Partnern im Ural gemütlich

Die Finnen haben es mit den einheimischen Partnern im Ural gemütlich

26.10.2009 — Analyse


Mittlerweile treten die Unternehmen aus Finnland in der Region Ural eher als Verkäufer ihrer Produkte und nicht als Investoren auf. Allerdings ändert sich die Situation allmählich. In einem Interview für RusBusinessNews teilte Ludmila Safina, Leiterin der Vertretung der Finnisch-Russischen Handelskammer in Jekaterinburg, mit, dass die Uraler Unternehmer bereit seien, mit den Finnen als Händler und Partner gemeinsame Projekte zu realisieren.

- Frau Safina, in der Sowjetzeit war Finnland wohl der beste kapitalistische Freund unseres Landes. Die Finnen hatten hier daher praktisch keine westlichen Konkurrenten. Heute ist die Konkurrenz in Russland und insbesondere im Ural sehr hoch. Besteht die Haupttätigkeit Ihrer Vertretung offensichtlich in der Förderung der finnischen Unternehmen beim Vermarkten ihrer Produkte?

- Die Arbeit der Finnisch-Russischen Handelskammer ist auf die Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Finnland und Russland gerichtet. Die Kammer wurde in Finnland vor über 60 Jahren eingetragen, der Hauptsitz liegt in Helsinki. Die Vorstandsmitglieder sind Geschäftsführer von größten finnischen Unternehmen. Die Kammer hat ihre Vertretungen in Moskau, Sankt Petersburg, Ufa und Jekaterinburg. Die letzte Vertretung wurde erst 2008 eröffnet, die Finnisch-Russische Handelskammer arbeitet mit dem Gebiet Swerdlowsk aber bereits seit über 10 Jahren zusammen. Im Jahr 1996 präsentierte man das Gebiet Swerdlowsk in Finnland und es wurde eine Arbeitsgruppe für bilaterale Kooperation gebildet.

- In welchen Wirtschaftsbereichen wird kooperiert?

- Es wird in vielen Bereichen kooperiert, es geht aber nicht um direkte Investitionen, sondern um Lieferungen von Produktionsanlagen, Verfahrenstransfer, Industriekooperation. Es sei zu bemerken, dass die finnischen Investitionen vor allem in den Grenzgebieten zu Finnland wie Sankt Petersburg, Gebiet Leningrad, Karelien betätigt werden. Und natürlich in Moskau.

Im Ural startete man aktuell ein großes Investitionsprojekt: Firma Maxit baut in der Stadt Polewskoj ein Werk für trockene Baumischungen. Übrigens haben die Finnen im Bausektor des Gebiets Swerdlowsk bereits große Arbeitserfahrungen. ZAO YIT Uralstroi ist eine russisch-finnische Investitions- und Baufirma, die vom finnischen Konzern YIT im Oktober 2006 gegründet wurde. YIT Uralstroi führt in Jekaterinburg und im Gebiet Swerdlowsk unter der Marke YIT Dom die Wohnbauarbeiten aus.

- Haben die Finnen keine Angst vor der Bautätigkeit in Jekaterinburg? Es wird bei uns immer wieder über die Schwierigkeiten mit Zuweisungen von Baugrundstücken, mit Anschließen an Versorgungsnetze etc. gesprochen.

- In diesem Bereich muss man vor allem einen guten russischen Partner finden, mit dem man diese Probleme gemeinsam lösen kann. Das ist der wichtigste Bestandteil unserer Arbeit.

Es gibt mehrere Beispiele der Arbeit der finnischen Firmen im Ural, es werden viele Projekte in verschiedenen Branchen wie Hüttenindustrie, Maschinenbau, Landwirtschaft, Medizin, Bildung umgesetzt.

Eine der führenden Branchen in Finnland ist die holztechnische Branche. Im Gebiet Swerdlowsk werden über 30 Holzerntemaschinen der Marken John Deere, Valmet, Ponsse betrieben. An der Uraler Staatlichen Forsttechnischen Universität arbeitet das finnisch-russische Zentrum zur Schulung des Bedienungspersonals für Holzerntemaschinen.

Welche Stärken hat Finnland aktuell? Das sind vor allem seine hochtechnologischen angewandten Entwicklungen. Die Finnen bieten Produkte an, die beispielsweise zur Steigerung der Energieeffizienz und Wettbewerbsfähigkeit der Uraler Unternehmen beitragen können. Die Finnen sind auch als Unterauftragnehmer gut. Die finnische Firma Vacon liefert an das Zellstoff- und Papierkombinat Kama (Region Perm) 180 Transformatoren. Da wird die Linie zur Fertigung von Zeitungspapier in eine Linie zur Produktion des leicht beschichteten Papiers umgestellt. Die Finnen können also bei der Umrüstung von russischen Betrieben durch Lieferungen der hochtechnologischen Anlagen helfen.

- In Finnland ist auch die Holzverarbeitung sehr gut entwickelt. Unter den Bedingungen der Wirtschaftskrise erhöhte Russland die Zollgebühren für die Ausfuhr von Rundholz. Wollen nun die Finnen wegen dieser Maßnahmen in die Holzverarbeitung im Ural investieren?

- Um in die russische Holzverarbeitung zu investieren, muss man ein aufgebautes Vertriebsnetz der Fertigprodukte im Produktionsland besitzen. Das ist ein echt kompliziertes Schema. Die Finnen finden es einfacher, ihre Anlagen zu verkaufen und nicht zu investieren.

Den Kern der finnischen Holzindustrie bildet die Produktion von Zellstoff, Papier, Pappe und anderen Papiererzeugnissen. In den letzten 15 Jahren investierten die finnischen Unternehmen in die russische Holzindustrie, vor allem in den Regionen Nordwesten und Moskau, rund 1 Mrd. Euro.

Allerdings ließ die Wirtschaftskrise die finnischen Unternehmen die russischen Produzenten mit Holz- und Metallverarbeitungsarbeiten beauftragen. Subcontracting ist ein richtiges Wort dafür.

Es sei zu bemerken, dass heute auch ein umgekehrter Vorgang zu sehen ist und die russischen Investitionen nach Finnland strömen. Es wurde beispielsweise die Entscheidung über den Bau einer pharmazeutischen Fabrik in Finnland getroffen, als Investor tritt dabei eine russische Firma auf. Die Uraler Unternehmen haben aber bis jetzt keine Investitionen betätigt. Wir haben vor, einige Seminare für das Uraler Unternehmertum durchzuführen und zu erzählen, wie man in die Wirtschaft Finnlands investiert und wie man da die Firmen gründet.

- Sie beraten wahrscheinlich auch die finnischen Firmen, die in den Markt der Region Ural einsteigen wollen. Was empfehlen Sie ihnen?

- Wir versuchen den finnischen Unternehmen alle möglichen Risiken zu zeigen, über die bestehende Konkurrenz im Ural klar zu machen und zu erklären, wie man unter diesen Bedingungen arbeiten sollte.

Wir geben allerlei Tipps, auch die einfachsten, wie man verhandelt und mit russischen Firmen zusammenarbeitet. In der ersten Phase entstehen oft Missverständnisse und interessante Projekte werden folglich schon in der Anfangsphase aufgegeben. In dieser Zeit ist eine professionelle Unterstützung sehr wichtig. Dieser Prozess ist der Arbeit eines Gärtners sehr ähnlich, der im Frühling einen Spross in die Erde setzt, ihn dann sorgfältig gießt, vor Kälte und Sonne schützt. Wenn die Pflanze schon kräftig genug ist, kann der Gärtner was anderes ausführen und von fern den schönen von ihm gezüchteten Baum genießen.

- Finnland hat im Ural viele europäische Mitbewerber. Deutschland, Italien, Tschechien bieten neben ihren Industrieprodukten auch Finanz- und Versicherungsschemen zum Einkauf dieser Produkte und Realisierung der gemeinsamen Projekte an. Was können die Finnen anbieten?

- In Jekaterinburg gibt es eine Repräsentanz der finnischen Bank Nordea. Die Geschäfte und Transaktionen werden vom finnischen Garantiezentrum Finnvera versichert.

Wir betätigen auch eine rechtliche Begleitung der finnischen Unternehmen im Ural. Damit beschäftigt sich OOO Hedman Partners, das in Jekaterinburg im Dezember 2008 gegründet wurde.

Einige europäische Länder bieten den Uraler Unternehmen zuerst eine Kreditlinie und dann verbinden sie die Krediteinräumung teilweise mit dem Einkauf der Produkte beim Unternehmen aus dem jeweiligen Land. Die Finnen machen es umgekehrt. Zuerst werden Produkte angeboten und Interessenten aufgesucht. Erst dann beginnen sich die Finnen darüber Gedanken zu machen, wer die Lieferungen finanzieren könnte, falls der russische Partner nicht genug Geldmittel hat.

- Wie viele finnische Firmen sind heute im Ural tätig?

- Kürzlich gründeten wir in Jekaterinburg den so genannten Finnischen Klub. Wir versuchen jedes halbe Jahr alle im Gebiet Swerdlowsk vertretenen finnischen Unternehmen und ihre Vertriebspartner zu versammeln. Es kommen regelmäßig etwa 50 finnische Firmen und Vertriebspartner zusammen.

Die Anzahl der finnischen Geschäftsleute, die in den Ural kommen und nur einmalige Verträge abschließen, ist natürlich höher. Im September 2008 eröffnete die Fluggesellschaft Finnair eine direkte Fluglinie zwischen Helsinki und Jekaterinburg. Wir konnten schon bald die Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen spüren, denn es kommen immer mehr Vertreter der finnischen Firmen in den Ural. Diese Logistik ist sehr relevant. Wenn wir vor Finnen beispielsweise die Region Krasnojarsk bewerben, so antworten sie: Das liegt sehr weit weg, wie kommen wir dorthin?

Neben den finnischen Unternehmern besuchten Jekaterinburg im August 2009 auch 30 Journalisten aus Finnland.

- Wofür haben sie sich interessiert?

- Sie interessierten sich in der ersten Linie für Folgen der Weltwirtschaftskrise. Sie wussten, dass gerade das Gebiet Swerdlowsk wegen der enormen Reduzierung des Produktionsvolumens in der Hüttenindustrie davon besonders stark betroffen ist. Die Journalisten hatten Interessen daran, wie dies alles das Lebensniveau der Bevölkerung beeinflusst hat, ob wir hier hungrig und gefroren herumlaufen. Sie fanden aber die Stadt Jekaterinburg im vollen Blühen. Die Gäste besuchten Einkaufszentren und Restaurants, konnten das Leben der durchschnittlichen Einwohner der Stadt beobachten. Sie konnten sich ein genug optimistisches Bild machen.

Das Interview ist von Pawel Kober vorbereitet

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