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Stellenmarkt im russischen Himmel18.11.2009 — Analyse In Russland verschärft sich der Mangel an Fliegern, die moderne Flugzeuge wirklich steuern können. Der Staat ließ die Fluggesellschaften für die Schulung der Piloten selbst sorgen. Wie der chronische Personalhunger im russischen Luftverkehr gestillt werden kann, fand der Kommentator von RusBusinessNews heraus. Die Fehler in den Handlungen der Besatzung wurden von Rosaviation als Hauptgründe der meisten Flugzeugkatastrophen in der letzten Zeit genannt. Laut offiziellen Angaben sind in Russland von 2005 bis 2009 31 zivile Flugzeuge abgestürzt, 560 Passagiere und Besatzungsmitglieder umgekommen. Unter anderem stürzten auch die Hubschrauber in Jugra und auf der Jamal-Halbinsel sowie ein Güterflugzeug bei Tscheljabinsk. In der Region Perm erlitten eine Katastrophe ein Hubschrauber und eine Boeing 737 der Fluggesellschaft Aeroflot-Nord mit 82 Fluggästen und 6 Besatzungsmitgliedern an Bord. "Die Vorbereitung der Flieger wirkt zweifellos auf die Sicherheit der Flüge. In den meisten Flugzeugkatastrophen (75 bis 80 Prozent) sollte man nach dem menschlichen Faktor suchen," meint Sergej Lukjanow, Luftverkehrsexperte und Programmleiter für Geschäftsausbildung an der Wirtschaftsfakultät der Uraler Staatlichen Universität. "Dazu zählen auch zu viele alte Erfahrungen, wenn der Flieger von einer TU-134 auf die moderne Boeing umsteigt. Er ist einfach an ganz andere Operationen in der Maschine gewöhnt. Wegen des Mangels an hochqualifizierten Fliegern beachten die russischen Fluggesellschaften oft keine Arbeitsnormen: Die laut modernen Standards vorbereiteten Flieger sind gezwungen Überstunden zu machen." Die Experten definieren zwei wichtige Bestandteile des Personalmangels im russischen Luftverkehr. Einerseits gibt es heute auf dem Arbeitsmarkt zu viele Flieger, Techniker, Piloten, Navigatoren. Dies ist damit verbunden, dass einige russische Fluggesellschaften (S7, Rossiya und andere) sehr viele Mitarbeiter entlassen haben, die die veraltete Flugzeugtechnik aus der Sowjetzeit bedienten. Außerdem gaben in der letzten Zeit auch einige große russische Fluggesellschaften mit einem großen Pilotenbestand, wie Domodedovo Airlines, KrasAir, Dalavia ihre Arbeit auf. Die Uraler Fluggesellschaften beziehen nun größtenteils die Flieger, die einst bei den oben genannten Gesellschaften tätig waren. "Vor der Tür von UTair, Ural Airlines bilden sich die ganzen Schlangen aus den Piloten. Der Mangel aber bleibt nach wie vor scharf wegen der mangelnden Entsprechung der Flieger den neuen Standards," so Sergej Lukjanow. Bei vielen Piloten fehlt es an der Qualität. Diesen Mangel begann man in Russland und insbesondere im Uraler Föderationskreis vor 4 bzw. 5 Jahren zu spüren, als die Fluggesellschaften UTair, Uraler Airlines und später Yamal und Kolavia die Modernisierung ihrer Fliegerparks starteten und von den Maschinen TU-134, TU-154, An-24 auf Airbus, Boeing und ATR umstiegen. Vor zwei Jahren prognostizierte Sergej Skuratow, Geschäftsführer der Fluggesellschaft Ural Airlines: "Die Vorbereitung der Flieger kostet sehr viel Geld, man kann sie alle nur an Fingern abzählen. Bereits im kommenden Jahr wird man einen Pilotenmangel im Lande spüren. Wir könnten jährlich 20 neue Piloten einstellen." Es sei zu bemerken, dass die größte russische Fluggesellschaft Aeroflot jährlich 200 neue Flieger braucht. Selbst in der Zeit der Wirtschaftskrise veröffentlicht das Unternehmen die Stellenangebote weiter. Ursprünglich plante man, dass beim Ersetzen der Flugzeuge die bestehenden Piloten einfach umgeschult werden. Die Fluggesellschaften mussten dabei auswählen können, denn jede sowjetische Maschine bediente eine Besatzung aus 3 bzw. 4 Personen, während die modernen Flugzeuge nur zwei Flieger, also den Flugzeugkommadanten und einen Co-Piloten, brauchen. Die Idee war ein Misserfolg. "Die freigesetzten Arbeitskräfte entsprechen in der Regel den neuen Anforderungen der Fluggesellschaften nicht mehr. Die Flieger sind nicht geschult, ausländische Maschinen zu steuern. Ältere Piloten können kein Englisch, das nun eine obligatorische Arbeitsvoraussetzung ist. Die Fluggesellschaften selbst investieren kein Geld in die Umschulung von älteren Fliegern," unterstreicht Sergej Lukjanow. Ein aktuelles Bespiel: Die Fluggesellschaft Ural Airlines schrieb vier alte Großflugzeuge Il-86 ab und ließ die Flieger in die Rente gehen. Die Hoffnungen der jungen Flugschulenakademiker sind illusorisch. In Russland bilden die Fachkräfte für den Luftverkehr nur drei Einrichtungen aus: Die Staatliche Universität für Zivilluftfahrt Sankt Petersburg, die Flugschule Uljanowsk und die Flugschule Buguruslan. Und überall werden die Studierenden an veralteten sowjetischen Maschinen geschult. Wassilij Andrejew, Leiter der Flugschule Buguruslan, gab im Gespräch mit RusBusinessNews zu, dass das System der Fliegervorbereitung den internationalen Anforderungen nicht entspricht. "Es wird an einmotorigen russischen, oft mangelhaften Flugzeugen geschult. Aber ab 2010 beginnen wir nun an westlichen Maschinen Cessna und Piper zu schulen. Der Staat hat bereits die nötigen Geldmittel eingeräumt. Die Staatliche Universität für Zivilluftfahrt Sankt Petersburg wird diese Maschinen kaufen, die teilweise auch nach Buguruslan geliefert werden. Wir fusionieren mit der Universität und werden zu ihrer Strukturabteilung," berichtete Wassilij Andrejew. Die Aufgaben der Vorbereitung von modernen Fliegern müssen mittlerweile die Fluggesellschaften selbst bewältigen. Um ein Zentrum zur Schulung der Piloten für westliche Maschinen zu eröffnen, muss man es von den Herstellern dieser Flugzeuge, also von Airbus und Boeing zertifizieren lassen. Diese Zentren haben nur die größten russischen Fluggesellschaften Aeroflot und S7. Die Uraler Gesellschaften sind gezwungen, ihre Flieger nicht vor Ort sondern im Ausland ausbilden zu lassen. Das kostet sehr viel Geld, deswegen geht es hier um "Stückwaren". Europäische Fluggesellschaften haben diese Aufgabe längst gelöst. "Ich kann sichern, unsere Fluggesellschaft hat keine Probleme mit dem Personal," teilte Jiri Svoboda, Geschäftsführer von Czech Airlines für Jekaterinburg und die Region Ural, RusBusinessNews mit. "Alle unsere Flieger entsprechen den modernen Anforderungen an die Vorbereitung. Bei uns arbeiten Piloten nicht nur aus Tschechien, sondern auch aus den USA, Kanada, Italien, aus der Ukraine. Die Fluggesellschaft Czech Airlines hat ihr eigenes Zentrum zur Schulung der Flieger, das von Airbus zertifiziert wurde. Da werden auch die Vertreter anderer und auch russischer Fluggesellschaften geschult." Die nach den heutigen Standards vorbereiteten russischen Flieger verdienen monatlich etwa 5.000 USD. Für die Russen ist das ein hohes Einkommen, die Löhne ihrer ausländischen Kollegen sind aber viel höher. Deswegen können die russischen Flieger mit guten Englischkenntnissen nach Westen ziehen, und die einheimischen Fluggesellschaften haben immer Angst die in die Vorbereitung der Flieger investierten Gelder zu verlieren. Der Staat muss jedoch die Aufgabe zur Vorbereitung der modernen Flieger für die Zivilluftfahrt übernehmen und die technische Basis der Ausbildungseinrichtungen modernisieren. Sonst bleibt Russland nichts anderes als den Personalmangel mit ausländischen Piloten zu stillen. Dafür muss man allerdings noch entsprechende Arbeitsbedingungen schaffen. Pawel Kober |
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