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Der Mordfall ist nicht das profitabelste Geschäft für einen Juristen in Russland

Der Mordfall ist nicht das profitabelste Geschäft für einen Juristen in Russland

15.12.2009 — Analyse


Rund in einem Jahr, wenn die Wirtschaftskrise zu Ende ist, steigt im Ural die Nachfrage nach juristischen Dienstleistungen auf dem internationalen Niveau. Wozu sie eigentlich dann gebraucht werden, erzählte der "Pionier" Harry Hedman, Seniorpartner in der finnischen Anwaltskanzlei Hedman Partners, in einem Interview für RusBusinessNews.

- Herr Hedman, womit ist das Erscheinen Ihrer Firma in Russland zu begründen? Warum wurden zur Eröffnung Ihrer Vertretungen Sankt Petersburg und Jekaterinburg gewählt?

- Erst 1989 haben wir unser erstes Büro in Moskau zusammen mit einer Anwaltsfirma und der sowjetischen Rechtanwaltsorganisation eröffnet. Damals erlaubte die Gesetzgebung der UdSSR den Ausländern die Firmen nur gemeinsam mit der sowjetischen Seite zu gründen. Vorher schickte ich nach Moskau zwei hochqualifizierte Berater, damit sie da vor Ort eine Marktforschung machten und die Bedürfnisse nach privater juristischer Rechtspraxis untersuchten. In den beiden Gutachten ging es darum, dass es in der Sowjetunion in der nächsten Zukunft keine Nachfrage nach privaten Juristen herrschen werde.

Wir haben uns allerdings entschieden und die Gelegenheit ergriffen Pioniere zu werden. Denn es gibt auf der Erde keine Ecke, wo die Juristen nicht da sind. Später verkauften wird unser Moskauer Büro an unsere Partner und eröffneten 1992 in Sankt Petersburg unsere Repräsentanz, die zu 100 Prozent uns allein gehört und sich auch heute erfolgreich entwickelt. Die Stadt am Newa-Fluss liegt nahe Finnland, da ist die bilaterale wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Firmen aus unseren Ländern bereits aufgebaut.

Heute sind amerikanische, englische, französische Anwaltskanzleien vor allem in Moskau vertreten. Damals legten wir unseren Fokus auf Jekaterinburg, also auf eine große russische Stadt, wo bisher noch keine ausländischen Anwaltsfirmen repräsentiert waren. Nach einer Marktstudie haben wir verstanden, dass in Jekaterinburg keine juristischen Dienstleistungen auf dem internationalen Niveau angeboten werden. Aus diesem Grund haben wir hier unser Büro im Februar 2009 eröffnet.

- Wie schwer sei es in Russland Pionier zu sein?

- Dafür muss man rote Haare wie ich haben, sonst werden sie bald grau ( lächelt er).

- Mit welchen Schwierigkeiten mussten Sie hier auseinandersetzen?

- Die russischen Unternehmen haben es nicht gewohnt, die juristischen Dienstleistungen zu beziehen, dafür haben sie keine rechtlichen Traditionen. Es ist sehr kompliziert, die Firmen zu beraten, weil sie immer noch nicht bereit sind, die juristische Hilfe zu akzeptieren. Im Westen sind die Kategorien Business, Finanzen und Recht gleichwertig. Die Bedürfnisse der russischen Unternehmen nach Recht entstehen erst dann, wenn sie Probleme kriegen.

Den juristischen Beruf gibt es in Russland seit etwa 15 Jahren. Als ich zum ersten Mal in Moskau war, fragte ich meine sowjetischen Kollegen, welcher Rechtsfall für einen Juristen am besten ist. Die Antwort war: Ein Mordfall. Denn die Verwandten bezahlen dem Rechtsanwalt jede Summe Geld, um ihren Familienangehörigen verteidigen zu lassen. Und im Westen verdient der Jurist das größte Geld an seinen Unternehmenskunden.

Zur Zeit der Auflösung der UdSSR gab es in Russland keine juristischen Traditionen. Heute sehen wir schon, es entstanden sehr gute russische Anwaltskanzleien. Sie sind aber vorwiegend nur in Moskau und Sankt Petersburg angesiedelt. In Jekaterinburg gibt es davon nur wenige.

- Trotzdem gilt die Uraler Rechtsschule nach den Einschätzungen von russischen Experten als die beste im Land. Auf dem Markt von juristischen Dienstleistungen in Jekaterinburg herrscht eine hohe Konkurrenz. Wie schwer ist es, mit Mitbewerbern zu konkurrieren?

- Eine Konkurrenz gibt es natürlich immer, aber jeder Marktspieler hat seinen eigenen Platz. Wir unterscheiden uns von den russischen Anwaltsfirmen dadurch, dass wir bereits seit 35 Jahren bestehen und an den internationalen Geschäften teilnehmen.

Die neuen Entwicklungsformen und Entwicklungswege der Rechtsgeschäfte entstehen in der Regel in den USA. Von dort aus kommen diese Neuentwicklungen nach Europa und über Skandinavien nach Russland. Dieser Vorgang fällt nie aus. Wenn Sie bereits ein bestimmtes Niveau erreicht haben, dann gibt es immer ein höheres Niveau zu erreichen. Die Kunden, die in New York, London. Helsinki oder Stockholm tätig waren und heute nach Russland gekommen sind, wollen natürlich auch hier die juristischen Dienstleistungen auf dem gleiche Niveau erhalten.

Falls eine Anwaltskanzlei nur das russische Büro besitzt, keine Beziehungen mit der Außenwelt hat und folglich keiner internationalen Entwicklung ausgesetzt ist, dann wird es ihr sehr schwer fallen, die internationalen Kunden zu akquirieren.

In unserer Gruppe schicken wir alle zwei Monate unsere Mitarbeiter zur Schulung nach Europa und Amerika, um da neue Ideen zu schöpfen. Wir besuchen viele internationale Seminare und Konferenzen und begegnen da den russischen Juristen sehr selten.

- Sie bieten vor allem die rechtliche Betreuung und Interessensvertretung von ausländischen Personen in Russland sowie die Wahrnehmung der Rechte von russischen Bürgern und Einrichtungen im Ausland. Mit welchen typischen rechtlichen Problemen wendet man sich an Sie?

- Wir helfen erstens unseren ausländischen Kunden ihre Unternehmenspolitik an die russischen Bedingungen anzupassen. Denn jedes Unternehmen hat seine eigene Unternehmensführung, und das ist ein sehr breites Spektrum. Die Kunden kommen zu uns mit den Fragen: Ob wir dies oder das in Russland machen können, wenn schon, dann wie?

Zweitens bringen wir den Ausländern bei, wie man in Russland den Dokumentenumlauf richtig organisiert. Im Westen gibt es immer weniger Papiere, aber in Ihrem Land muss man nach wie vor einen Haufen verschiedener Unterlagen haben. Beim Treiben der juristischen Geschäfte in Russland können wir sehen, in welchem schlechten Zustand die Unterlagen der Firmen sind.

Wenn die russischen Unternehmen in die internationalen Märkte einsteigen, dann wenden sie sich an uns mit den gleichen Fragen über den Unterlagenumlauf. Die Firmen haben es schwer, einen Vertrag zu entwerfen, der den europäischen oder amerikanischen Standards entspricht. Das Problem steckt darin, dass sich die Russen vor allem die wirtschaftliche Seite und nicht die rechtliche unter den Betracht ziehen.

Wir wollen auch die russischen Unternehmen hier vor Ort betreuen und ihnen bei ihrer Arbeit mir Ausländern helfen. Denn gleich nach der Wirtschaftskrise wird Jekaterinburg zu einer der besonders attraktiven Top-Städte. Das ist wirklich so, davon sprechen alle.

Ich verstehe schon, dass wir nach Jekaterinburg vom wirtschaftlichen Standpunkt aus zur schlechten Zeit gekommen sind. Das ist allerdings eine gute Zeit, um gute Fachkräfte zu finden und zu schulen, damit sie Unterschiede in den Mentalitäten verstehen. Um sich auf dem neuen Markt zurechtzufinden und eine stabile Arbeit zu starten, braucht eine Anwaltskanzlei etwa zwei Jahre Zeit. In Jekaterinburg sind wir praktisch seit einem Jahr tätig und wir verstehen nun, dass wir den richtigen Weg gehen. Wir möchten natürlich mehr Geld in unseren Geschäften haben, im Großen und Ganzen geht es aber ganz gut.

- Auf ihrer Unternehmensseite steht es, dass die Firma "innovative strategische Lösungen für rechtliche Business-Aufgaben" bietet. Um welche Innovationen geht es? Man kann sich nur schwer vorstellen, wie man im Rahmen der bestehenden Gesetzgebung improvisieren und kreativ sein kann.

- Im Business-Recht gelten alle Gesetze, Gesetzakten und Praxis als Business-Instrumente. Hier geht es um die Anpassung der Gesetze an Business. In einigen Fällen, wenn das Gesetz etwas verbietet, muss man das Geschäftskonzept ändern, um das gleiche Ergebnis aber schon auf eine andere Weise zu erreichen. Etwa so wird auch das Rubik's Rätsel gelöst.

Wir laufen nie um eine Norm herum, wir sind immer im Inneren, das ist eine unserer Hauptregeln. Aber inmitten vom Recht gibt es viele Wege für Manöver. Dafür braucht man schon bestimmte Kenntnisse.

- Im russischen Gerichtswesen ist die Korruption sehr stark. Wie könnten Sie die Arbeit der Richter bewerten?

- Wir versuchen unserem Kunden so zu helfen, dass das Problem nicht vors Gericht kommt. In vielen Teilen der Welt können Sie, falls sich Ihr Partner schlecht benimmt, ins Gericht gehen und da nach Gerechtigkeit suchen. In Russland aber funktioniert es nicht. Das russische Gerichtssystem hat meiner Meinung nach schon große Fortschritte gemacht, die Gerichte bleiben jedoch immer noch nicht frei. Sie bleiben Teil der staatlichen Verwaltung. Sowohl der Staat wie auch die einzigen Beamten können auf deren Urteil bzw. Beschluss Einfluss nehmen.

Was die Korruption betrifft, so kann ich sagen, dass die vor 10 Jahren zu sehen war, jetzt aber schon nicht mehr. Mindestens in Moskau und in Sankt Petersburg.

Gute Erfahrungen weisen junge russische Richter auf. Besonders bemerkenswert sind die Richterinnen. Sie überlegen professionell die Männer und bauen das Vertrauen an das Gerichtssystem auf. Ich schaue mit Optimismus in die weitere Entwicklung des Gerichtswesens in ihrem Land.

- Wie sind die weiteren Pläne von Hedman Partners in Russland?

- In unserem Büro in Jekaterinburg planen wir etwa 7 Juristen zu haben. Wir stellen neue Mitarbeiter ein und sind über die vielen Englisch sprechenden Juristen in Jekaterinburg sehr erstaunt.

Wir planen ein Netzwerk von Anwaltskanzleien in der Region Ural aufzubauen. In anderen Städten, wo wir keine Vertretungen haben, wollen wir Partner finden. Denn da braucht man schon, wenn auch nur kurzfristig, die Leistungen auf dem internationalen Niveau.

Nach der Krise werden wir wieder den Markt der juristischen Dienstleistungen erforschen und einschätzen müssen. Jetzt ist es noch schwierig, die Entscheidungen über die Entwicklung für länger als zwei Jahre zu treffen.

Das Interview ist von Pawel Kober vorbereitet

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