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Aus Europa in den Ural in drei Stunden. Wer ist schneller?

Aus Europa in den Ural in drei Stunden. Wer ist schneller?

21.01.2010 — Analyse


Die finnische Fluggesellschaft Finnair ist in den Uraler Markt im Herbst 2008 gestiegen. "Sie steht zwar den mehreren europäischen Mitbewerbern nach der Personenbeförderung nach, nach dem Anteil der Transitfluggäste aber ist sie schon Spitze. Man wolle die Kundenbank durch den natürlichen Vorteil, also durch die kürzeste Flugzeit ausbauen," erzählte Wladimir Kriwoshichin, kaufmännischer Vertreter von Finnair in Jekaterinburg, in einem Interview für RusBusinessNews. 

- Die Fluggesellschaft Finnair arbeitet im Ural gegenüber den anderen europäischen Fluganbietern nur seit kurzem. Wie sind die ersten Ergebnisse der Fluglinie Helsinki - Jekaterinburg - Helsinki?

- Diese Fluglinie eröffneten wir im September 2008. Seitdem nimmt der Fluggaststrom mit jedem Monat ohne Rückgang zu. Trotz der Weltwirtschaftskrise war das Jahr 2009 für uns erfolgreich. Im letzten Jahr haben wir über 10.000 Fluggäste befördert. Im Schnitt beträgt die Flugauslastung in Jekaterinburg 67 bis 73 Prozent.

Wir haben eine für unsere Kunden akzeptable Preispolitik, obwohl wir keine billige Fluggesellschaft sind. Finnair will einfach akzeptables Geld für angebotene Leistungen. Dies ist durch wirtschaftliche Kennzahlen bedingt, denn wir haben den kürzesten Flug nach Europa: Aus Jekaterinburg nach Helsinki fliegen wir 2 Stunden 50 Minuten lang. Keine der nächsten europäischen Städte liegt so nah der Hauptstadt des Urals. Prag ist praktisch um eine Stunde ferner und die Ausgaben für Treibstoff und Bedienung sind folglich höher. Deswegen können wir unsere Preisbildungspolitik auf Grund von tatsächlichen und nicht von ausgedachten Kosten aufbauen. Wir haben einfach niedrigere Selbstkosten.

- Zu Beginn der Arbeit in Jekaterinburg erklärte Finnair über die Verwendung einer großen Maschine, in der Wirklichkeit fliegt man nun die Embraer mit einer Kapazität von 70 bis 100 Sitzplätzen. Heißt es etwa, dass die finnische Richtung bei den Einwohnern des Urals nicht beliebt ist?

- In der Winterzeit benutzen wir in der Regel die Airbus-Maschine А319 mit 120 Sitzplätzen. In der Wirklichkeit haben wir die Neujahrsprogramme 2008/2009 und 2009/2010 mit den größten Maschinen geflogen, die wir nach Jekaterinburg bringen können. Das ist die Maschine А321 für 200 Fluggäste. Damit wurden 6 Flüge mit einer 100-prozentigen Auslastung gemacht.

In der Sommersaison benutzen wir vorwiegend die Embraer-Maschine Е-190 für 100 Fluggäste. Die Maschine steht praktisch den Flugzeugen А319 und А320 nach der Zahl der Sitzplätze nicht nach und ist dabei komfortabler, denn die Reihen nicht aus 6 Sitzplätzen (3+3), sondern aus 4 (2+2) bestehen.

Wenn für den jeweiligen Flug unter 100 Fluggäste eingecheckt haben, dann fliegen wir eindeutig die Embraer. Ist die Fluggästezahl höher, dann geht es mit einer Airbus-Maschine. Der Flug aus Helsinki nach Jekaterinburg wird als einer der letzten gestartet, zu der Zeit sind 80 Prozent der Finnair-Maschinen bereits an Flugzeugstandplätzen. Deswegen können wir den Typ der Maschine eine halbe Stunde vor dem Abflug wählen.

- Fallen die höchsten Beförderungen aus dem Ural nach Helsinki offensichtlich auf die Neujahrsferien?

- Ja. Außerdem hatten wir eine hohe Flugauslastung im Sommer 2009 während des Gipfeltreffens der Schanghaier Organisation der Zusammenarbeit (SOZ) in Jekaterinburg. Kurz vor dem Gipfel haben wir in Kooperation mit der Finnisch-Russischen Handelskammer die Tage Finnlands in Jekaterinburg durchgeführt und eine große Delegation aus Helsinki gebracht.

Ich möchte noch bemerken, dass wir nicht nur auf Touristen setzen. Wir sind eine businessorientierte Fluggesellschaft und fliegen rund 40 Flughäfen in Europa an. Unsere Dienstleistungen können also dank der kurzen Flugzeit alle Geschäftsleute beziehen, die nach oder aus Jekaterinburg fliegen wollen. Dadurch werden bei uns sowohl die Economy-Klasse wie auch die Business-Klasse ausgelastet.

- Wie hoch ist der Anteil der Transitfluggäste der Fluglinie Jekaterinburg - Helsinki?

- Laut Statistik war diese Kennzahl im letzten Jahr sehr hoch und betrug über 70 Prozent. Uns ist es angenehm, dass die Fluggäste unsere Anschlussflüge bequem finden und sie aktiv benutzen.

- Wie ist die Mindestanschlusszeit im Flughafen Helsinki?

- 30 Minuten. In der Transitzone kann man für maximale Zeit je nach dem Wunsch des Kunden bleiben. Wir haben da einen schönen SPA-Bereich. Selbst den Anschluss des Fluges aus Jekaterinburg mit dem nach New York, der 12 bis 14 Stunden dauert, vertragen unsere Kunden sehr gut genau im neuen SPA-Bereich.

- Welche Kategorien von Fluggästen fliegen die Jekaterinburger Fluglinie von Finnair?

- Der Statistik zufolge sind die meisten Fluggäste die russischen Bürger, die in Jekaterinburg und in der Region Ural wohnhaft sind. Sie machen 65 bis 70 Prozent aus.

Nach Jekaterinburg kommen auch viele Europäer. Nicht nur die Finnen allein, sondern auch die Deutschen und die Tschechen, die ihre eigenen Fluglinien in den Ural haben. Wie die Vertreter der Reiseveranstalter mitteilten, haben die Fluggäste von Lufthansa auf Finnair umgeschaltet und fliegen nun nach Frankfurt über Helsinki. Unsere Fluggesellschaft versucht allerdings nicht, den Direktflügen die Kunden wegzunehmen, wir haben beispielsweise keine Sonderangebote nach Prag oder Frankfurt. Wir wollen mit unseren Mitbewerbern nicht zanken.

- Warum?

- Es hat keinen Sinn. Jeder hat sein eigenes Stück, jeder will arbeiten. Die Lufthansa hat ihre Fluglinie Frankfurt - Helsinki, die Deutschen können also auch zu handeln beginnen und uns Steine in den Weg legen, indem sie unsere Kunden mit niedrigeren Preisen anlocken. Ich bin der Meinung, wir müssen so was nicht machen.

Einige unserer Mitbewerber versuchen die Fluggäste mit Sonderpreisen anzulocken. Manchmal ist es günstiger, dass der Sitzplatz überhaupt nicht besetzt bleibt, statt so viel Dumping zu betreiben. Denn jeder Fluggast heißt Treibstoffverbrauch, Bedienung im Abflugs- und Anflugsflughafen. Wir haben gute Potentiale für Wachstum und Akquirierung der zusätzlichen Fluggäste ohne Dumping.

- Wie wollen Sie sie akquirieren?

- Vor allem durch mehrere Informationen. Finnair hat nicht viel Werbung in Jekaterinburg, bis jetzt wissen nicht viele über unsere Fluglinie. Außerdem lassen wir aktuell in Finnland eine große Werbekampagne zur Vermarktung Jekaterinburgs durchführen. Diese Stadt ist mittlerweile in Europa nicht sehr bekannt. Leider ist die eigene Werbung des Urals noch nicht gut. In Europa kennt man Jekaterinburg als eine Industriestadt, wenig bekannt ist allerdings die Tatsache, dass hier ein breites Feld für Geschäfte und Wachstum vorhanden ist.

Der SOZ-Gipfel half natürlich Jekaterinburg sich als Geschäfts- und sogar als Touristikzentrum zu vermarkten. Viele finnische Mitarbeiter von Finnair flogen nach Jekaterinburg, nur weil sie erfahren haben, dass diese Fluglinie eröffnet wurde. Die sind gekommen und haben alles gesehen. Ich habe mich mit mehreren von ihnen speziell getroffen, um die Stadt zu zeigen. Alle waren zufrieden geblieben.

- Wohin fliegen die Transitfluggäste aus Jekaterinburg über Helsinki?

- Die Uraler Fluggäste fliegen in der ersten Linie direkt nach Helsinki. Viele von ihnen verbringen in der finnischen Hauptstadt nur das Wochenende, das ist dank der kurzen Flugzeit möglich. Beliebt sind auch die europäischen Metropolen, die mit dem Ural keine direkte Flugverbindung haben: Paris, London, Genf, Düsseldorf.

Über Helsinki fliegen die Uraler Kunden auch nach Korea, Japan, in die USA - über den Polarkreis ist die Verbindung mit diesen Ländern auch kürzer. Im Prinzip kann Finnair beim bestehenden Bedarf, in eine größere europäische oder sogar asiatische Stadt zu fliegen, diese Dienstleistung anbieten.

- Im Mai 2009 begann das Generalkonsulat von Ungarn in Jekaterinburg auch die finnischen Visen auszustellen, im letzten Jahr hat man rund 1.400 Visen ausgestellt. Wie beeinflusst diese Tatsache das Wachstum des Fluggaststroms?

- Früher mussten wir alle Touristen nach Visen nach Moskau schicken. Die Visenausstellung in Jekaterinburg erleichterte sehr sowohl unsere Aufgabe wie auch die der Fluggäste und Reisebüros, die in der finnischen Richtung tätig sind. Dies können wir nach dem Fluggästezuwachs spüren.

- Wie sind die weiteren Entwicklungsperspektiven von Finnair im Ural?

- Wir fliegen aus Jekaterinburg bisher seltener als andere europäische Fluggesellschaften. Wir betrachten die Möglichkeit zur Steigerung der Fluganzahl von drei auf vier Mal die Woche. Die endgültige Entscheidung ist noch nicht getroffen. Denn der Uraler Markt ist zwar groß, aber die Fluggesellschaften sind hier auch viele. Leer fliegen wollen wir auch nicht.

Das Interview ist von Pawel Kober vorbereitet

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