Den Russen wird die Energieeinsparung eingeimpft
26.01.2010 — Analyse
Ab 2011 muss auf allen Haushaltsgeräten, die nach Russland eingeführt oder hier hergestellt werden, ihre Energieeffizienzklasse angegeben werden. Nach der Meinung des Korrespondenten von RusBusinessNews könne die Neueinführung das erklärte Problem des enormen Stromverbrauchs kaum lösen. Die Hersteller und Verkäufer werden allerdings dank der Gesprächswelle über Energieeinsparung zusätzliche Punkte im Kampf um Kunden gewinnen und den Verkauf fördern können. Die Lufttemperatur im Winter beträgt im Ural im Schnitt 20 bis 25 Grad unter Null. Ende Dezember 2009/Anfang Januar 2010 stürmten die Thermometer die Minus-30-Grad-Marke an. Beim härteren Frost steigt verhältnismäßig auch traditionell die Belastung der Stromnetze. Wie es RusBusinessNews vom Stromanbieter OAO Jekaterinburgskaja elektrosetewaja kompanija (EESK) mitgeteilt wurde, habe der Stromverbrauch in Jekaterinburg am 17. Dezember den historischen Höchstwert von 980 MW erreicht. Die Temperatursenkung um 12 Grad führt zum Tageszuwachs vom Stromverbrauch um 6 Prozent. Die Steigerung der Belastung erfolge laut den Profis wegen der Einzelverbraucher. Die Leute beginnen nun öfter elektrische Teekannen, Heizgeräte und Wassererhitzer einzuschalten. Geschweige denn, dass sie mehr Zeit zu Hause verbringen und ihre Fernsehgeräte, Computer, Stereoanlagen folglich länger betreiben. Im Winter ist der Energieverbrauch traditionell um das Doppelte höher als im Sommer. Eine durchschnittliche russische Familie (2,5 Personen) verbraucht mit ihren Zivilisationsgütern monatlich 140 bis 400 Kilowattstunden und gibt für den Strom aus dem Familienbudget mindestens 300 Rubel aus. Es ist zweifellos praktisch unmöglich, auf den Gebrauch der Geräte mit hohem Energieverbrauch völlig zu verzichten. Wenn früher jede Familie das Problem des hohen Energieverbrauchs individuell löste, kümmern sich seit kurzem auch die föderalen Behörden um diese Frage. Am 27. November 2009 ist in Russland das Gesetz "Über die Energieeinsparung und Steigerung der Energieeffizienz" in Kraft getreten. Ab dem 1. Januar 2011 müssen nun alle Haushaltsgeräte, die im Land verkauft werden, und ab 2012 auch die Computer und andere Haushaltstechnik in ihren technischen Unterlagen die Informationen über ihre Energieeffizienzklasse enthalten. Diese Informationen müssen außerdem auf der Markierung und den Etiketten stehen. Eine Ausnahme bilden nur die „Waren mit einem begrenzten Anwendungsbereich und die wenig verbreiteten Waren". Die Experten sprechen bereits davon, dass die Geräte mit einem hohen Energieverbrauch in der Perspektive in Russland überhaupt nicht verkauft werden dürfen. In den letzten Jahren investierten die Uraler ihr Bargeld in die Haushaltstechnik aktiv: Sie kauften die neuen und ersetzten die alten Geräte. Die positive Wachstumsdynamik des Warenumsatzes bleibt in diesem Segment seit 2006 konstant. Das Marktvolumen in Jekaterinburg betrug 2008 nach Einschätzungen von Experten 300 bis 350 Mio. USD, und das in Tscheljabinsk nach Angaben der Elektronik-Kette Technosila 215 Mio. USD. Die Nachfrage wurde hauptsächlich durch das steigende Einkommen der Bevölkerung und die Entwicklung der Konsumkredite gefördert. In dieser Agiotage entwickelten sich im Ural sowohl die regionalen wie auch die föderalen und internationalen Ketten: In Jekaterinburg wurden die Geschäfte von Euronics und MediaMarkt eröffnet. Ab Jahresbeginn 2009 begann es den Markt der Haushaltstechnik und Elektronik zu "fiebern". Nach Einschätzungen von Einzelhändlern sei das Verkaufsvolumen an "nicht festlichen" Tagen gegenüber 2008 um 15 bis 30 Prozent gesunken. Im Pressedienst der föderalen Handelskette MIR verzeichnete man beim Kommentieren der Schließung von Verkaufsstellen in Jekaterinburg die mehrfache "Marktschrumpfung". Außer der MIR-Kette mussten sich noch einige regionale Händler mit finanziellen Problemen konfrontieren. Ab Anfang 2009 begannen praktisch alle Marktspieler die Gegenkrisenmaßnahmen einzusetzen, um die Kunden zu behalten. Die meisten von denen sind auf die Steigerung der Kundenloyalität gerichtet: Preissenkung, Entwicklung von Service-Zentren und auf der Gesprächswelle über die Energieeinsparung auch die Erweiterung des Produktsortiments mit niedrigem Energieverbrauch. Die ganze Wahrheit enthüllen Der größte Teil der Haushaltstechnik, die in Russland verkauft wird, wird im Ausland produziert. Nach Einschätzungen von DISCOVERY Research Group, habe das Importvolumen 3,6 Mrd. USD (etwa 63 Prozent vom gesamten Markt) betragen. Das gebliebene Drittel bilden die Waren, die von ausländischen Firmen in Russland hergestellt werden. Die ausländischen Hersteller arbeiten an der Steigerung der Energieeffizienz ihrer Produkte auch ohne Richtlinien von außen. Sie versehen ihre Waren aktiv mit einem "Euroaufkleber", der die Informationen über die jeweilige Energieeffizienzklasse von A bis G (vom niedrigsten Stromverbrauch und der niedrigsten Umweltbelastung bis hin zum höchsten Energieverbrauch) enthält. "Alle ausländischen Hersteller haben größtenteils die Waren nicht niedriger als B-Klasse. Der Anteil solcher Waren ist nach meinen Einschätzungen im Billigsegment 20 bis 30 Prozent, im Mittelsegment und höher 70 bis 80 Prozent und im Luxussegment 100 Prozent", - teilte der Vertreter eines der internationalen Produzenten RusBusinessNews mit. Die russischen Hersteller sind vom trendigen Informieren der Öffentlichkeit über die "Energetik" der Waren noch nicht mitgerissen, obwohl die russischen GOST-Standards die Zuordnung zu der jeweiligen Energieverbrauchsklasse vorschreiben. Es sei nicht ausgeschlossen, dass es einige Gründe für diese "Bescheidenheit" gibt. Man hat sich erstens nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Zweitens sind die Geräte mit einem niedrigen Energieverbrauch in der Regel teurer als die mit einem höheren. Bei den russischen Konsumenten steht der Preis nach wie vor auf Platz eins, diese Tatsache kann nicht für die Förderung der Verkäufe sprechen. Deswegen kann man den Aufkleber nur auf teuren russischen Geräten finden, wie Gefriergeräte, Heizgeräte, Kühlschränke. Es ist offensichtlich, dass sich das obligatorische Informieren der Kunden über die Energieverbrauchsklasse der Haushaltstechnik vorwiegend auf die Arbeit der russischen Hersteller auswirken wird. Sie werden dann ihre Produkte an die ausgearbeiteten Standards und Energieverbrauchsklassen anpassen müssen. Das ist natürlich der bestimmten organisatorischen und technischen Ausgaben bedürftig. Andererseits werden dadurch auch die Entwicklung der Verfahren und die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte gefördert. In Europa sind die Hersteller der Haushaltstechnik beispielsweise schon längst auf den Geschmack von Energieeffizienz-Rennen gekommen. Wie es von RusBusinessNews von Indesit Company mitgeteilt wurde, verbrauchen die Waschmaschinenmodelle 2008 und 2009 um 44 Prozent weniger Strom und um 62 weniger Wasser als die Modelle aus den 90er Jahren. "Wir haben die Kennzahlen für Kühlschränke in Geldeinheiten gerechnet: Die modernen Modelle verbrauchen in 15 Jahren die Energie für 375 Euro gegenüber 1.500 Euro bei älteren Modellen, die in den 90er produziert wurden. Für einen sparenden und sozialverantwortlichen Menschen sind diese Zahlen ein wesentlicher Faktor beim Treffen der Entscheidung über den Kauf eines Haushaltsgerätes", - so der Sprecher von IC. "Im Endergebnis ist die Energieeffizienz einer der Erfolgsfaktoren auf dem Markt und ein Zusatzanreiz beim Wählen des Produktes vom Kunden, deswegen streben sich alle Produzenten der A und A+ Klasse diese Informationen an die Konsumenten zu kommunizieren. Wir sprechen in unseren Trainings beispielsweise diese Frage bewusst an und erzählen darüber unseren Verkäufern. Früher schenkte man diesem Problem praktisch keine Aufmerksamkeit, weil die Stromenergie billig war, und heute machen sich darüber immer mehr Kunden Gedanken", - berichtete einer der Handelsexperten von RusBusinessNews. Die vom Korrespondenten von RusBuinessNews befragten Elektronik-Ketten sehen für sich keine negativen Seiten in dieser Neueinführung. Sie können dabei das Kommunizieren der Informationen über die Energieeffizienz der angebotenen Waren als zusätzlichen PR-Anlass ausnutzen. Während das Thema der Einsparung von Geldmitteln und Ressourcen aktuell bleibt, werden die Konsumenten nach energieeinsparenden Geräten zu konkurrenzfähigen Preisen suchen. Die PR-Kampagnen, die darauf gerichtet sind, den Russen klar zu machen, wie viel man am Kauf von dem jeweiligen Modell sparen kann, können den Verkauf zusätzlich fördern. Inwieweit die Initiative der russischen Regierung zur Senkung des Energieverbrauchs wirklich beiträgt, ist noch nicht klar. Über das Ersetzen der Glühbirnen durch Luminiszenzlampen spricht man seit langem. Im Massenbewusstsein ist der Nutzen der Umschaltung auf energieeinsparende Modelle noch nicht da, die Verbraucher eilen in die Geschäfte nach Wunderlampen noch nicht. Die Haushaltstechnik ist viel teurer als die Lampen. Selbst die Anspornung des Kunden durch Informieren und Werbung, ihre energieaufwändigen Geräte durch die energieeinsparenden zu ersetzen, kann das Massenbewusstsein kaum ändern. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Regierung neben dem Gesetz auch die "manuellen" Maßnahmen zur Förderung der Umschaltung auf energieeffiziente Teekannen, Bügeleisen und Heizgeräte ausarbeiten müssen wird. Ewgenija Erjomina
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