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Luftgeld und "Fuchsschwänze" von Evraz Group22.09.2010 — Analyse Rote Rauchfahne aus den Industrieschornsteinen, die üblicherweise als "Fuchsschwänze" genannt werden, ist ein untrennbarer Teil des Landschaftsbildes von Nishnij Tagil. Die regionalen Behörden Swerdlowsk haben dem "Nishnetagilskij Hüttenkombinat" (Evraz Group) Verpflichtung auferlegt, bis 2020 die Luftverschmutzung um Zweifache zu reduzieren. Darauf sagen die Hüttenwerker fest, dass die Emissionen der Luftschadstoffe in den letzten vier Jahren um Dreifache zurückgegangen seien und dass dies die Grenze sei. Aber wie der Berichterstatter von RusBusinessNews herausfand, die Schadstoffkonzentration in der Stadtluft erhöhe sich. Es sei daher nicht ausgeschlossen, dass das Kombinat eine Möglichkeit habe, Emissionsrechte im Rahmen des Kyotoer Protokolls zu verkaufen, um dadurch seine Verluste durch Strafen auf Grund der die Grenzwerte überschreitenden Gasemissionen zu begleichen. Das Nishnetagilskij Hüttenkombinat gehört zu den größten Luftverschmutzern in der Region Swerdlowsk. Es hat zu den Sowjetzeiten etwa 660 Tausend Tonnen schädlicher Gase in die Luft abgeleitet. Gegen 2009, behauptet die Abteilungsleiterin für Weltschutz bei der Verwaltung der Stadt Nishnij Tagil Angelina Sawina, seien die Emissionen bis 102 Tausend Tonnen geringer geworden. Die Geschäftsführung des Kombinats spricht über eine wesentliche Reduzierung: nach Angaben des Verwaltungsleiters für Naturschutz des Hüttenkombinats Sergej Permjakow betragen heute die Luftemissionen 65,8 Tsd. Tonnen. Die Zahlen wurden von der Stillsetzung der zwei Hochöfen, zwei Koksofenbatterien und einer Siemens-Martin-Ofenanlage beeinflusst. Das Unternehmen hat ebenfalls in 2009 die Rekonstruktion des Konverterstahlwerks, der Radreifenproduktion durchgeführt sowie die Gasreinigungsanlagen instandgesetzt, indem es für die durchgeführten Umweltschutzmassnahmen über eine Milliarde Rubel aufgewandt hat. Wonach bekam das Nishnetagilskij Hüttenkombinat die Möglichkeit seine CO2-Emissionsrechte im Rahmen des Kyotoer Protokolls zu verkaufen. Das derartige Mechanismus unter dem Namen "Projekt für eine gemeinschaftliche Abwicklung" wurde durch die russische Regierung vorgesehen, die sich bemüht die Betriebe zur Einführung von energiesparenden Technologien zu fördern. Diejenigen Unternehmen, die den Luftschadstoff-Ausstoß auf eigene Rechnung reduzieren, erhalten als Bonus bestimmte Zahl der Emissionsrechte, die sie auf dem Außenmarkt verkaufen können. Das vom Nishnetagilskij Hüttenkombinat ausgearbeitete Projekt wurde - der Geschäftsführung des Kombinats zufolge - bei der Sberbank der RF (Verwalter der Emissionsrechte) vorgelegt, die das Nishnetagilskij Unternehmen ins Register der Verkäufer eingetragen hat. Das Kombinat rechnet damit, durch den Verkauf der Emissionsrechte 20 Millionen Euro zu verdienen. Bevor man zu "Luftgewinnen" kommt, wurde die Naturschutzpolitik der Evraz Group bei der Sitzung der Kommission für Naturschutz und -nutzung bei der Regionalregierung Swerdlowsk untersucht. Aus der abgelaufenen Diskussion scheint ein interessantes Paradoxon sich zu ergeben: das Hüttenkombinat, welches die Luft von Nishnij Tagil zu 60% verschmutzt, behauptet, dass es seit 2005 seine Emissionen um ein Drittel reduziert habe, indem die Meteorologen auf die Verschlechterung der Ökosituation gegenüber 2008 hinweisen. Also, es werden weniger schädliche Gase in die Luft feigesetzt, jedoch verbessert sich die Luftqualität in der zweitgrößten Stadt der Region Swerdlowsk in den letzten Jahren nicht. Der erste stellvertretende Minister für natürliche Ressourcen der Region Swerdlowsk Alexander Jerjomin sagt, dass man die ähnliche Situation in den Städten Perwouralsk und Rewda feststellen kann, dort wo sich die Grossunternehmen der Fe- und NE-Metallurgie befinden. Laut Statistik sinkt der Ausstoß, während die Prüfverfahren mit Messgeräten zeigen, dass die Luftverunreinigunen steigern. Es werden verschiedene Versionen eingebracht: über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung, über mögliche Wechselwirkung der Schadstoffe mit Bildung neuer Emissionen. Der stellvertretende Minister schließt nicht aus, dass hier eine Manipulation mit Zahlen seitens der Geschäftsleute vorliegt. Angelina Sawina schlägt vor, keinen Strich durch die Anstrengungen des Kombinats die Emissionen zu reduzieren zu machen, obwohl sich die Umweltsituation in Nishnij Tagil gegenüber dem Jahr 2008 wirklich verschlechtert hat. Es kann sein, vermutet die Staatsbeamtin, dass die Metrologen ein Bild über die Lage in der Stadt auf Grund einer einmaligen Messung der maximalen Konzentration der Schadstoffe in der Nähe vom Hüttenwerk, aber nicht gleichzeitig auf allen Stellen gemacht haben. Die stellvertretende Leiterin für Ural-Hydrometeorologie Nadeshda Schilina verwahrt sich gegen den Anspruch: wir haben in Nishnij Tagil vier stationäre Beobachtungsstellen, auf denen die Messungen in einer bestimmten Zeit durchgeführt werden. Wir beobachten nicht konkrete Betriebe, sondern halten nur den Verschmutzungsgrad der Atmosphäre fest. Auf Grundlage unserer Zahlen erstellt das Ministerium für natürliche Ressourcen einen jährlichen staatlichen „Bericht über den Umweltzustand". Der letzte derartige Bericht vom Jahr 2008 zählte die Stadt Nishnij Tagil zu TOP-30, den schmutzigsten Städten Russlands. Die Luft wird vorwiegend mit Benzpyrenen und Stickstoffoxyden verschmutzt. Die Chemiefachleute sagen, dass diese Schadstoffe hauptsächlich von Autos und Hüttenbetrieben ausgestoßen werden. Sofern nach Berechnungen der Stadtverwaltung Nishnij Tagil 23% aller Ausstöße auf die Transportmittel entfallen, wird es sichtbar, dass der Löwen- Schuldanteil in der Luftverunreinigung an den Hüttenwerken liegt. Der stellvertretende Verwaltungsleiter der Umweltschutz-Aufsichtsbehörde Rosprirodnadsor für die Region Swerdlowsk Sergej Afanasjew hat während des Gesprächs mit RusBusinessNews bestätigt, dass die Emissionsgrenzwerte durch das Nishnetagilskij Hüttenkombinat überschritten werden, wodurch es Strafen zahlen muss. Seiner Meinung nach ändere sich die Situation in kurzer Zeit kaum: die Betriebsstätte entstand etwa zu den Demidow Zeiten und die Technologie lässt sich in einer Stunde nicht ändern. Zudem ist die Lage der Wissenschaft in Russland ganz schwierig, weswegen oft Lösungen zur Neutralisierung der Ausstöße nicht gefunden werden können. Anscheinend lässt das Problem der Neutralisierung von schädlichen Gasen die russischen Hüttenwerker kalt. Ihre Verluste durch die angerechneten Strafen wegen der die Grenzwerte überschreitenden Schadstoff-Ausstöße können sie durch den Verkauf der Emissionsrechte im Rahmen des Kyotoer Protokolls ausgleichen. Und das interessanteste hier besteht darin, dass sie die CO2-Emissionen nicht verringern müssen. Der Kovorsitzende der internationalen Umweltgruppe "Ökoschutz" und der offizielle Beobachter auf dem Klimagipfel in Copenhagen Wladimir Sliwjak teilte dem Berichterstatter der Agentur mit, dass das Kyotoer Protokoll ausgehend von einem Emissionsniveau der 90-er Jahre unterschrieben wurde. Seit jener Zeit haben sich die industriellen Produktionsvolumen in Russland wesentlich reduziert, so dass dies im CO2-Emissionsniveau ausprägen konnte. Daher um mit den Quoten zurechtzukommen, brauchen die Betriebe gar nichts zu unternehmen- die Schornsteine qualmen schwach gegenüber den alten Sowjetzeiten. Damit kann man entsprechend gut verdienen. Die sich herausgebildete Praxis könnte kaum in der nächsten Zeit ändern: die Wirtschaftskrise und eine harte Konkurrenz ermöglichen dem Nishnetagilskij Hüttenkombinat nicht das Produktionsniveau etwa des Jahres 2008 zu erreichen. Der Staat aber ist nicht bereit den verfahrenstechnischen Fortschritt zu initiieren, indem er einen gesetzlichen Schlagstock in der Hand hat. Die Einwohner von Nishnij Tagil müssen daher die "Fuchsschwänze" von Evraz Group hinnehmen. Wladimir Terletskij |
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