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Die Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland Renate Schimkoreit: "Ich mag Russland"

  Die Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland Renate Schimkoreit: "Ich mag Russland"

08.11.2010 — Analyse


Alle Leiter der in Jekaterinburg tätigen diplomatischen Vertretungen sind interessante Gesprächspartner. Die Europäischen Länder haben offenbar darauf geachtet, in die Hauptstadt des Urals qualifizierte Diplomaten zu entsenden, die in verschiedenen Bereichen auch über Expertenwissen verfügen. Die deutsche Generalkonsulin Dr. Renate Astrid Schimkoreit war, bevor sie in den diplomatischen Dienst kam, 2 Jahre lang als Jounalistin im Nahen Osten tätig gewesen. Sie spricht diverse Sprachen, darunter Arabisch und Türkisch. Nach 2 Jahren Arbeit als Generalkonsulin in Jekaterinburg hat sie nicht nur Fortschritte beim Erlernen der russischen Sprache gemacht, sondern ist auch interessiert an direktem Austausch mit Vertretern des Ural zu Themen wie Wissenschaft, Architektur, Energiefragen, Umweltschutz. Frau Schimkoreit hat freundlich die Fragen des Herrn Vadim Dynin, Direktor von "RusBusinessNews" beantwortet

- Frau Generalkonsulin, der Juli 2010 war für die von Ihnen geleitete diplomatische Vertretung ein wichtiger Monat. In Jekaterinburg hat ein deutsch-russisches Gipfeltreffen stattgefunden. Wie bewerten Sie dessen Ergebnisse für die praktische Umsetzung der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit?

Im Juli hat im Rahmen der politischen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland in der Tat ein wichtiges Ereigniss stattgefunden - das Gipfeltreffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Staatspräsident Dimitrij Medwedew im Rahmen der deutsch-russischen REgierungskonsultationen. Letztlich war dieses Treffen auch für Jekaterinburg und die Ural-Region insgesamt wichtig. Was Ergebnisse des Gipfeltreffens anbetriftt, möchte ich betonen, Der Dialog zwischen der deutschen Bundeskanzlerin und dem russischen Präsidenten ist ein intensiver Prozess, und das Treffen in Jekaterinburg ist eines in einer ganzen Reihe von Gipfeltreffen.

Zu den Regierungskonsultationen im Juli kamen nach Jekaterinburg mit Angela Merkel und Dmitrij Medwedew auch mehrere Ressortsminister beider Länder, die Treffen zu den sie betreffenden Themen durchführten. Die Bundeskanzlerin wurde dabei von einer guten Hälfte ihres Ministerkabinetts begleitet.

Gleichzeitig fand der Petersburger Dialog statt, zu dessen Mitgliedern u.a. hochrangige ehemalige Mitarbeiter der Ministerien gehören, die heute zur Entwicklung der russisch-deutschen Beziehungen beitragen.

Ein wichtiges Ereignis, das vielleicht während des hochrangigen treffens nicht die volle Aufmerksamkeit auf sich zog, für die Zukunft jedoch sehr wichtig ist, war die Sitzung des deutsch-russischen Jugendparlaments. Diese Veranstaltung ist in ihrer Bedeutung nicht zu überschätzen, denn gerade Jugendliche werden in Zukunft führende Positionen übernehmen und diese enge bilaterale Zusammenarbeit fortsetzen.

Auch auf der persönlichen Ebene sind die Gespräche sehr gut gelaufen. Zwischen Präsident Medwedew und Bundeskanzlerin Merkel besteht erkennbar große Sympathie, so dass die Gespräche sich manchmal länger ausdehnen als vom Protokoll vorgesehen.

- Wenn es kein Geheimnis ist: Hat Bundeskanzlerin Merkel während ihres Besuches in Jekaterinburg die Tätigkeit des Generalkonsulats bewertet?

Bundeskanzlerin Merkel ist eine sehr freundliche Persönlichkeit.

Als sie aus dem Flugzeug in Jekaterinburg stieg, sagte sie zu mir: "Vielen Dank, dass wir hierher kommen dürfen. Die deutsche Bundeskanzlerin kennt Russland und den Ural sehr gut und versteht, was für große Perspektiven beide Länder für eine Zusammenarbeit haben. Sie kam hierher in Begleitung von Leitern bedeutender deutscher Unternehmen. Ich habe von ihnen allen gehört, dass der Empfang, den sie hier erlebt hat, sie sehr beeindruckt hat. Ich hoffe, dass sie das auch mit der Arbeit des Generalkonsulats in verbindung bringen.

- Das Generalkonsulat ist im Juni 2005 eröffnet worden. Wie könnte man die innerhalb von 5 Jahren geleistete Arbeit einschätzen? Es gibt selbstverständlich ein solches Kriterium wie die "Zahl von erteilten Visa", aber es ist ja nicht das einzige Kriterium, das für die Einschätzung der Arbeit von Diplomaten ausschlaggebend ist.

Sie haben vollkommen recht. Es gibt ein solches Kriterium wie die Zahl der erteilten Visa, aber das ist nicht unsere Hauptaufgabe. Wir fassen die Visaerteilung nicht als einen technischen Prozess auf, sondern als eine der Serviceleistungen für die Entwicklung der bilateralen Beziehungen. Unser Ziel ist, diese Beziehungen zu unterstützen und nicht zu verkomplizieren.

Zwei andere wichtige Tätigkeitsfelder des Generalkonsulats sind Wirtschaft und Kultur. An uns wenden sich deutsche Firmen, die in dieser Region tätig sind bzw. tätig sein wollen und wir helfen ihnen dabei, Kontakte bspw. mit den Gebietsverwaltungen, die zu unserem Amtsbezirk gehören, herzustellen.

Neben Wirtschaftskontakten bieten wir auch Kulturprogramme an, um so ein breit gefächertes Deutschlandbild zu vermitteln. Zurzeit findet z.B im Metenkow-Fotomuseum die Ausstellung „Ruhr.2010" statt, die dem Ruhrgebiet, eine der zentralen Industrieregionen Deutschlands, als "Kulturregion Europas 2010" gewidmet ist. Die Ausstellung befasst sich mit dem Prozess, wie über Jahrzehnte daran gearbeitet wurde, ein aufgrund der Verschmutzungen durch die Schwerindustrie entstandenes unfreundliches Lebensumfeld von Grund auf zu ändern. Hier im Ural ist dieses Thema ja auch ziemlich aktuell.

Zu unserem Aufgabenbereich gehört auch der Ausbau der Partnerschaft zwischen den Hochschulen, insbesondere geht es um einen Austausch von Studenten und Wissenschaftlern. Aus meiner Sicht ist die Zusammenarbeit mit der Föderalen Universität Ural von besonderer Bedeutung.

- Für das Generalkonsulat reichen die im WTC angemieteten Räumlichkeiten seit langer Zeit nicht mehr aus. Wie groß ist das Interesse der Vertretung für die Idee, ein diplomatisches Stadtviertel in Jekaterinburg einzurichten? Ein Drittel der Fläche soll ja das Gebäude des Deutschen Generalkonsulats einnehmen.

Die Vertretung ist stätig gewachsen und hat immer neue Räumlichkeiten im WTC bezogen . Wir sind aber natürlich hier beengt. Wenn man in einem Gebäude arbeitet, das für andere Zwecke gebaut worden ist, dann ist man gezwungen, verschiedene Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Wir haben Interesse am Bau eines eigenen Gebäudes. Es ist sehr attraktiv, ein Grundstück in der Stadtmitte zu haben. Das wird uns die Möglichkeit geben, unsere Arbeit mit der hiesigen Administration und Unternehmen sowie unseren sonstigen Partnern ohne große Zeitverluste für Anfahrten zu gestalten.

Die wichtigste Voraussetzung für eine Bauentscheidung - in Jekaterinburg und weltweit - ist natürlich immer eine günstige Lage des Gebäudes und letzlich auch seine gute Erreichbarkeit, die auch der Bequemlichkeit unserer Besucher zugutekommt.

- Die Behörden von Jekaterinburg haben ihre Meinung über das vorgestellte Gebäudeprojekt geäußert. Wird es eine endgültige Projektvariante geben und wie wären ihre wichtigsten Eigenschaften? Wie lange könnten Bauarbeiten an einem neuen Gebäude des Generalkonsulats gem. voraussichtlicher Planung dauern?

In Deutschland ist die Arbeit an der Gestaltung eines Gebäudes ein nicht einfacher und langwieriger Prozess, jetzt ist er aber abgeschlossen. Dieses Projekt ist der russischen Seite vorgestellt worden mit dem Ziel, die Meinung hiesiger Behörden über das Projekt zu erfahren. Die Architekten bekamen während ihres Besuches im August ein von der russischen Seite eine ausführliche Stellungnahme, die sie nach Deutschland mitnahmen. In diesen Tagen war ein weiterer Besuch der Architekten in Jekaterinburg geplant, bei dem sie sich erneut zu dem Projekt äußern sollten. Zu den grundsätzlichen Kriterien zählen bei uns die Funktionsfähigkeit und die Sicherheit des Gebäudes. Wichtig ist auch, dass wir hier die moderne Baukultur Deutschlands sowie die Gebäudetechnologie vorstellen wollen. Ich war schon über die Entwicklung einer Dikussion über das Bauprojekt gespannt, denn es hat, wie ich gehört habe, bei vielen Menschen eine Verwunderung hervorgerufen. Das ist auf den ersten Blick ein asketisches Gebäude ohne Verzierungen, wie man sie hier kennt. So manch einer hat signalisiert, dass diese Schmucklosigkeit doch recht überraschend ist.

Aus meiner Sicht trifft diese Interpretation jedoch nicht den Kern der Sache. 

Die Schönheit des Gebäudes liegt in seinen hochwertigen Materialien, gekoppelt mit der Art, wie sich der Bau in seine Umwelt einpassen wird.

Aber leider befinde ich mich zurzeit in der Situation, die mir aus einigen Gründen unangenehm ist. Wir haben vor einigen Tagen eine Mitteilung über die Entscheidung bekommen, den Bau wegen Reduzierung von Haushaltsausgaben um einige Jahre zu verschieben. Entscheidungen solcher Art werden ausschliesslich in finanziell angespannten Situationen getroffen. Das Grundstück werden wir weiterhin behalten, denn wir wollen hier bauen!. Aber das wird wahrscheinlich nicht eher als in 4 oder 5 geschehen.

Eine solche Entwicklung war nicht vorauszusehen und nicht zu wünschen. Ich war über diese Mitteilung selbst schockiert.. Das Generalkonsulat hatte bereits viele Veranstaltungen zur Vorstellung unseres Baukonzeptes geplant, bspw. Diskussionsrunden, Ausstellungen und anderes mehr. Wir waren schon dabei, Einladungen zu diesen Veranstaltungen zu versenden, aber statt dessen musste ich der Stadt- und der Gebietsregierung diese traurige Nachricht mitteilen. Ich bin froh und dankbar, dass uns dennoch viel Verständnis und Sympathie entgegengebracht worden ist.

Die Folge davon ist, dass wir uns neue Flächen im WTC anmieten werden. Zurzeit mietet das Generalkonsulat 3 Etagen an.

- Sie waren vor kurzem in Tscheljabinsk, wo Sie mit Vertretern der IHK Süd-Ural zusammengetroffen sind. Wie sind Ihre Eindrücke von dieser Reise?

Diese Reise nach Tscheljabinsk war trotz ihrer Kürze sehr interessant. Ich besuchte die IHK Süd-Ural und das WTC. Mitte November möchte ich nochmal nach Tscheljabinsk reisen, um am Symposium zum Thema „Leben in einer modernen Stadt" teilzunehmen. Dort werden solche Themen wie Umweltschutz, Ressourcenknappheit, Klimaänderung und Lebensstandard in Städten zur Diskussion stehen. Aus meiner Sicht sind es jetzt aktuelle Themen und sie werden in Zukunft immer wieder angesprochen werden müssen.

In Deutschland stoßen die Äußerungen von Präsident Medwedew zu diesen Themem auf großes Interesse. Man kann die Gesetzgebung zum Schutz der Umwelt verbessern und die neuesten Technologien einführen, aber bevor nicht der Mensch sich für diese Fragen verantwortlich fühlt, wird nur wenig erreicht werden können.

Dazu ein Beispiel: Am Wochenende bin ich in einem Wald in der Nähe von Jekaterinburg spazieren gegangen und dort auf einen riesigen Müllhaufen gestoßen. Ich frage mich: Warum haben sich die Leute die Mühe gemacht ,diesen Müll in den Wald zu bringen? Warum haben sie ihn nicht gleich auf einer Mülldeponie entsorgt? Sie zerstören ja dabei ihr eigenes Umfeld, ihren Lebensraum. Russland hat natürlich riesige Flächen zur Verfügung. Aber ich bedauere es trotzdem sehr, wenn die Natur mutwillig zerstört wird, denn sie haben ein wunderbares Land.

- Wie schätzen Sie den Gesamtstand der Beziehungen zwischen den deutschen Bundesländern und den Regionen des Föderalbezirks Ural?

Der föderative Staatsaufbau in Deutschland schafft gute Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit mit den russischen Regionen. Einiges davon basiert noch auf guten Beziehungen in den Zeiten der Sowjetunion, z.B. mit dem heutigen Bundesland Sachsen.

Das Gebiet Swerdlowsk arbeitet seit langer Zeit mit Baden-Württemberg zusammen. Alle zwei Jahre finden Treffen von Delegationen statt und Mitte November wird in Jekaterinburg wiedermal ein Besuch von Vertretern dieses Bundeslandes erwartet. 

In jüngster Zeit ist das Bundesland Rheinland-Pfalz in der Ural-Region sehr aktiv geworden. In Jekaterinburg ist eine kleine rheinland-pfälzische Repräsentanz eröffnet worden. Eine Delegation vor kurzem mit gutem Erfolg Jekaterinburg und Tscheljabinsk besucht. Ich glaube, dass diese Zusammenarbeit positive Ergebnisse bringen wird, denn auf beiden Seiten sind die Partner sehr aktiv.

Ein weiteres Beispiel: Die Stadt Novyj Urengoj (Autonomer Bezirk der Jamal -Nenzen), wo die "Gazprom" und das deutsche Unternehmen BASF eine gut funktionierende Zusammenarbeit pflegen, hat sehr gute Beziehungen zum Bundesland Hessen aufgebaut.

- Wie schätzt die deutsche Seite die Fortschritte bei der Umsetzung des Pilotprojektes für Energieeinsparung der "Russisch-Deutschen Energieagentur" (RUDEA) in Jekaterinburg und im Gebiet Swerdlowsk ein?

Das Thema "Energieeffizienz" gehört zu den wichtigsten Kooperationsbereichen zwischen Deutschland und Russland, denn unser Land hat in Bezug auf die neuen Technologien viel anzubieten. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es sich um ein umfangreiches und vielschichtiges Thema handelt, bei dem das persönliche Verhältnis eines Menschen zum Ressourcenverbrauch eine wichtige Rolle spielt.

Die "Russisch-Deutsche Energieagentur" (RUDEA) ist im Ural sehr aktiv. Wichtig ist, zukunftsfähige Projekte für die bilaterale Zusammenarbeit auszuwählen. Meines Wissens gehört die Unterstützung des Föderalbezirks Ural bei der Schaffung einer Rechtsbasis im Bereich der Energieeffizienz zu den Schlüsselaufgaben der RUDEA. Wenn es um Investitionen in diesen Bereich geht, dann ist es legitim, dass Privatunternehmen bzw. der Staat Rentabilität von einem Projekt erwarten. Ich kann mich an Diskussionen von Fachleuten erinnern, die prognostiziert haben, dass 5-6 Jahre eine gute (Mittel)Rückflußdauer für ein Projekt wären. Meistens muss man in diesem anspruchsvollen Infrastrukturbereich allerdings mit längeren Rückflusszeiten rechnen. Und das schreckt hier oft ab.

An diesem Punkt wird unser Gespräch beendet. Das Thema unseres nächsten Gesprächs wird sein „Entwicklungsprobleme urbaner Zentren".

Frau Dr. Renate Schimkoreit betrachtet diese Thematik als eine der Schlüsselfragen der Zukunft.

Fotograf Sergey Panin

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