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Die Schlinge um den Hals. "Made in Evraz Group"

Die Schlinge um den Hals. "Made in Evraz Group"

22.11.2010 — Analyse


Am 24. November 2010 möchte die Evraz Group glamourös den Abschluss der Erneuerung der Flüssigstahlproduktion der Offenen Aktionärsgesellschaft "Metallkombinat Nižnij Tagil" feiern. Letzten Abend jedoch überführte die föderale russische Aufsichtsbehörde zum Kampf gegen Monopolbildung dieses zum Wirtschaftsimperium des Milliardärs Roman Abramovič gehörende Unternehmen der ungesetzmäßigen Ausnutzung seiner Marktführerposition. Die Evraz Group, in der bereits die ersten Köpfe rollen, muss nun einen Teil ihres Ertrages mit dem Staat teilen. Wie Experten dem Korrespondenten der "RusBusinessNews" mitteilten, handelt es sich dabei jedoch um eine zu niedrige Zahlung im Vergleich mit dem Schaden, den das Metallkombinat dem russischen Markt dadurch zufügt, dass es die Preise auf einem Niveau hält, die jeder Relation entbehren.

Die Kommission der föderalen russischen Aufsichtsbehörde zum Kampf gegen Monopolbildung (FAS) erklärte, die offene Aktionärsgesellschaft "Metallkombinat Nižnij Tagil" (NTMK) habe das Gesetz "Zum Schutze der Konkurrenz" gebrochen. Das Kombinat, das als einziges in Russland Z-förmige Querschnitte herstellt, habe für diese überzogene Monopolpreise verlangt. Darüber hinaus wurde ein und dieselbe Ware zu verschiedenen Preisen verkauft, die weder mit ökonomischer, technologischer, noch geografischer Logik festgesetzt wurden. Ukrainische Waggonbauer zum Beispiel bekamen den Querschnitt zu günstigeren Preisen als die Offene Aktionärsgesellschaft "NPK Uralwaggonsavod (UVS)", die sich in der Nähe des Metallkombinats befindet. Auch der Bestellungsumfang spielte bei der Preisbildung keine Rolle.

Im Zuge der Untersuchungen versuchten die Vertreter des Kombinats aus Nižnij Tagil, ihr Vorgehen mit der Existenz strategischer Kunden zu erklären, für welche Vorteilspreise vorgesehen seien. Unterlagen, die das System der Preisnachlässe und die Art und Weise der Preisbildung für strategische Kunden darstellen, konnte das Metallkombinat jedoch nicht vorlegen, wie Maksim Ovčinnikov, der Vorsitzende der russischen FAS bestätigte. Dabei betrug der Preisunterschied zeitweise 66%, wodurch die Verkaufsrentabilität der Querschnitte bis auf 200% stieg. Die auf diese Weise erwirtschafteten Erträge können vom Staat beschlagnahmt werden: Wegen der Übervorteilung der Verbraucher muss das Metallkombinat mit einer Strafe rechnen, die bis zu 15% des Gewinns des Metallkombinats im Zeitraum von 2009 bis Anfang 2010 beträgt.

Die Angelegenheit in Sachen Evraz Group wurde auf Bitte von Oleg Sienko, des Direktors der Offenen Aktionärsgesellschaft "NPK Uralwaggonsavod" hin initiiert. Er erklärte, das Metallkombinat würde regelmäßig die Preise erhöhen und es ablehnen, diese zumindest für ein Quartal zu fixieren. Die Vorwürfe der Waggonbauer aus Nižnij Tagil galten nicht nur der NTMK, sondern auch den Offenen Aktionärsgesellschaften "Severstal", "Magnitogorsker Metallkombinat" und "Mečel". "Severstal`" zum Beispiel hat den Preis für Kesselblech im zweiten Quartal 2010 beinahe um 30 % erhöht. Die Manager der "Uralwaggonsavod" bestätigen, dass sie gezwungen waren, den neuen Preis zu akzeptieren, da das Čerepovezker Kombinat die Stahllieferung drastisch gekürzt hatte und die Fabrik am Rande der Schließung stand. Beide Seiten vereinbarten, dass der Preis des Bleches im dritten Quartal 2010 unverändert bleiben solle. Allerdings wurde dieses Versprechen von "Severstal`" nicht erfüllt. Oleg Sienko schreib ein weiteres Mal einen Brief an die russische Regierung, in der er das Čerepovezker Kombinat der ungesetzmäßigen Preistreibung beschuldigte.

Letzen Endes wurde eine Untersuchung nur in Sachen der Offenen Aktonärsgesellschaft "Metallkombinat Nižnij Tagil" in die Wege geleitet, den übrigen Unternehmen empfahlen die Regierungsbeamten, in Zukunft langfristige Verträge mit den Maschinenbaufabriken abzuschließen. Doch in der Praxis zieht das Metallkombinat den Verbrauchern die Schlinge immer fester um den Hals.

Aleksandr Kotel`nikov, Leiter der NPP "Mašprom" meint, das Problem liege nicht einmal darin, dass das Metallkombinat kein nachvollziehbares Preisbildungssystem habe, sondern darin, dass der Stahlpreis weiterhin steige. Die heutigen Preise für russisches Metall sind höher als die Weltmarktpreise, weshalb alle Maschinenbauer es vorziehen, Stahl (insbes. rostfreien Stahl) im Ausland zu kaufen.

Andrej Besedin, Generaldirektor der geschlossenen Aktionärsgesellschaft "Uralindustrieausstattung", teilte den "RusBusinessNews" mit, dass er über Zwischenhändler in Sankt Petersburg deutschen Stahl bei der Firma "Thyssen" kaufe, was insgesamt billiger sei als der Kauf desselben Metalls bei "Mečel" oder "Magnitka". Der Unterschied mag zwar klein sein, bei der Herstellung von materialintensiven Produktionsgütern ist er jedoch wesentlich: Der Preisanstieg eines Kilogramms Stahl um nur einen Rubel kann die Konkurrenzfähigkeit der ganzen Maschinenbauproduktion zunichte machen.

Die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern reizt die russischen Maschinenbauer auch durch die Lieferbedingungen des Stahls. Es ist einfacher, mit den Ausländern Einigungen zu erzielen, denn sie sind mit einer Bezahlung des Metalls in Raten einverstanden. Für die Maschinenbauunternehmen ist dies von eminenter Bedeutung, da sie für die Herstellung von Ausrüstung Vorauszahlungen im Umfang von 20% erhalten. Die russischen Metallkombinate nehmen keinerlei Rücksicht auf derartige "Kinkerlitzchen" und verlieren dadurch Kunden. Den Worten von A. Besedin nach zwingt ihn die Konjunkturlage, auf das Produktionsangebot der Perwouralskij und Sinarskij Rohrfabriken zu verzichten. Die Qualität der russischen Rohre stelle die "Uralindustrieausstattung" zwar zufrieden, doch auf dem Markt erwiesen sich die Konkurrenten als stärker, die identische Rohre in China zum halben Preis kaufen.

Nun liegt es an der russischen Regierung, einen Ausweg aus der Misere zu finden: Der Monopolismus im Metallsektor hat dazu geführt, dass die größten inländischen Kombinate, welche über billigeres Eisenerz und Koks verfügen, teuren Stahl von minderwertiger Qualität herstellen und dabei eine Rentabilität von 200% erzielen. Es wird kaum gelingen, allein durch die Entscheidungen der FAS diese Situation wieder in Ordnung zu bringen.

Vladimir Terlezkij

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