Русский язык English language Deutsch Français El idioma español 中文
REGIONEN PROJEKTTEILNEHMER INVESTITIONS- PROJEKTE KONSULATE UND VERTRETUNGEN NACHRICHTEN UND ANALYSE ÜBER DAS PROJEKT
Zur Startseite  / Nachrichten & Analyse  / Aktuelles  / A. Tichonov: "Nach den Biathlonübertragungen rufen mich respektable Leute an und überhäufen mich mit Mutterflüchen"
Wählen: Русский язык English language Deutsch

A. Tichonov: "Nach den Biathlonübertragungen rufen mich respektable Leute an und überhäufen mich mit Mutterflüchen"

A. Tichonov: "Nach den Biathlonübertragungen rufen mich respektable Leute an und überhäufen mich mit Mutterflüchen"

20.12.2010 — Analyse


Die russische Biathlonauswahl vergeigte die im Dezember angesetzten Weltmeisterschaftsetappen im schwedischen Östersund, im österreichischen Hochfilzen und in Pokljuk (Slowenien). In 17 Wettbewerben holten die Männer- und die Frauenmannschaft zusammen gerade einmal zwei Medaillen. So schlecht haben unsere schießenden Skiläufer die Saison noch nie begonnen. Wegen der anhaltenden Serie an Niederlagen schob Andrej Kaschtscha, der Korrespondent der "RusBusinessNews", das Gespräch mit Aleksandr Tichonov, dem Ex-Präsidenten der Russischen Biathlonistenvereinigung immer weiter auf in der Hoffnung, der Alptraum werde schon irgendwann ein Ende nehmen. Doch nach Pokljuk gab es auch für ihn keinen Zweifel mehr - er musste den vierfachen Olympiasieger anrufen.

- Aleksandr Ivanovič, kann man den Auftritt der Russen bei den Weltmeisterschaftsetappen im Dezember als Scheitern bezeichnen?

- Natürlich! Und daran ist die gesamte heutige Führungsriege der Russischen Biathlonistenvereinigung (SBR) schuld. Wie der russische Schriftsteller Vasilij Aksenov bemerkt hat, tut bei uns im Land jeder genau das, was er besser sein lassen sollte. Genau diese Formulierung passt zur momentanen Situation in der SBR. Was die Trainer anbelangt, gibt es momentan in der Auswahl niemanden, der jeden einzelnen Sportler vollauf verstehen kann. Ich bin nun schon ein halbes Jahr nicht mehr in der SBR, daher kenne ich die Einfälle des Trainerstabes nicht. Bei all meiner Erfahrung scheint es mir jedoch, dass es einfach keine gibt.

- Was soll das denn heißen? Und was ist mit der Weltmeisterschaft 2011 im eigenen Land in Chanty-Mansijsk?

- Darauf bereiten sich nicht nur die russischen Biathlonisten vor, sondern auch alle anderen. Und zu behaupten, dass die Weltmeisterschaft schon jetzt beginnt, wäre völliger Blödsinn. Die Wettbewerbe finden in der ersten Märzhälfte statt. Bis dahin kann man sich noch zehnmal in Form bringen, überanstrengen, regenerieren und dann wieder weitermachen.

- Aber was passiert denn dann momentan? In der letzten Saison war doch noch alles in Ordnung: Siege bei der Weltmeisterschaft, Olympische Medaillen...

- Ich hatte kein Vertrauen in Vladimir Alikin und Andrej Gerbulov, die damaligen Trainer der russischen Männerauswahl. Meiner Ansicht nach haben sie einfach mit den Sportlern gearbeitet, die Aleksandr Kurakin, Nikolaj Savinov und Aleksandr Suslov, die Trainer der Nachwuchsmannschaften über mehrere Jahre hinweg vorbereitet haben. Ich bin mir sicher, dass es auch die Medaillen, die wir holen konnten, nicht gegeben hätte, wenn ich die Trainer nicht vor der Olympiade hätte dazu überreden können, die Belastung zu senken.

- Aber jetzt hat die Mannschaft doch andere Trainer: Jurij Preobraženzev, Valerij Medvedzev, Michail Tkačenko, Sergej Konovalov, Anatolij Chovanzev, Sergej Jefimov...

- In diesem Trainerstab gibt es keinen einzigen, der die Theorie des Schießens und der funktionellen Vorbereitung professionell beherrscht. Und wenn es solche Anführer nicht gibt, kann man auch die Resultate vergessen. Zwei Medaillen in 17 Wettbewerben. Wann hat es das zuvor gegeben? Ich werde von respektablen Leuten angerufen, die nach den Rennen mit Mutterflüchen um sich werfen. Und Sie müssen erst einmal hören, welche Worte sie für Michail Prochorov, den amtierenden Präsidenten der SBR und für Sergej Kuščenko, den amtlichen Direktor finden! M. Prochorov und S. Kuščenko haben für die Nationalmannschaft irgendwelche Manager ernannt, die mit Biathlon nichts zu tun haben. Man sagt, dass sie auch für die Nachwuchsmannschaft jemanden holen wollen. Meiner Meinung nach darf es in der Mannschaft nicht eine überflüssige Person geben. Doch die heutige Führungsriege hat nur wenig Verständnis vom Sport und versteht das nicht.

- Das heißt die momentane Situation in der Auswahl hat negative Auswirkungen auf die Biathlonisten?

- Es gibt überhaupt keinen Mannschaftsgeist. Ich werde von Sportlern angerufen, die mir über die Situation in der Mannschaft erzählen. Die gesamte Auswahl ist in zwei Lager geteilt: Die einen stehen auf der Seite von Prochorov, die anderen auf der Seite von Tichonov. Worüber soll man da noch sprechen? Wenn man alle "Tichonov-Leute" aus dem Biathlon entfernt hätte, wäre die Auswahl schon vor langer Zeit zugrunde gegangen.

- Sie entwerfen ein apokalyptisches Szenario.

- Nein, es wird sich noch alles zum Guten wenden. Wir retten uns auf Kosten des alten Ballastes. Ženja Ustjugov wird nach Neujahr erste Erfolge haben. Im Übrigen wird er schon jetzt von Etappe zu Etappe besser. Dass Ivan Čerezov momentan andauernd untergeht, verstehe ich auch nicht. Mit seiner Erfahrung muss er sich eigentlich schon selbst die Trainingspläne schreiben. In der Frauenmannschaft sieht es bei Olga Zajcev trotz allem nicht schlecht aus. Sie war schon mehrere Male unter den ersten Acht, und im Sprintwettbewerb bei der dritten Weltmeisterschaftsetappe im slowenischen Pokljuk hat sie sogar Bronze erobert.

- Sie haben Maksim Čudov und Svetlana Slepzova, die beiden klaren Anführer der Auswahl, noch nicht erwähnt.

- Ich denke, dass es nicht schlecht wäre, wenn man beide für einige Zeit aus der Auswahl schmeißen und dazu zwingen würde, beim Pokal der Internationalen Biathlonistenvereinigung (IBU) an den Start zu gehen. Mit M. Čudov hätte man schon vor langer Zeit so verfahren sollen. Leider ist er in den letzten Jahren zu einem Hemmschuh innerhalb der Mannschaft geworden, der stets eine andere Meinung vertritt als die Leute um ihn herum. S. Slepzova müsste man dagegen einfach so behandeln wie alle anderen. Dann kommt es auch wieder zu einer normalen Atmosphäre innerhalb der Mannschaft.

- Wenn wir uns einmal von der höheren Materie lösen, was hat die russischen Biathlonisten denn konkret daran gehindert, im Dezember erfolgreicher aufzutreten?

- Die russische Nationalmannschaft ist funktionell nicht vorbereitet. Das lässt sich beim Schießen sofort feststellen. Sie macht sehr viele Fehler, an denen entweder der Wind oder der Schnee schuld sein sollen. Doch ich bitte Sie, die Bedingungen sind doch für alle die gleichen. Die Norweger, Franzosen und Schweden treten weitaus stabiler auf. Außerdem verfügen sie über einen Nachwuchs, der den Anführern den Rücken freihält. Bei uns gibt es zwar Leša Volkov, den neuen Stern am Himmel, aber alle haben ihn zu hoch gelobt. Dasselbe gilt auch für Olga Viluchina. Man gibt den Jungen keine Chance, sich in Ruhe vorzubereiten und in Ruhe zu trainieren und an den Start zu gehen.

- Lässt sich in den zwei Wochen, die bis zum Beginn der Etappen im Januar verblieben sind, noch etwas ändern?

- Ich wiederhole noch einmal: Ich sehe in der Mannschaft niemanden, der respektiert wird und als Autoritätsperson gilt. Ein Qualitätssprung ist nur dann möglich, wenn es zu Veränderungen innerhalb der Auswahl kommt. Doch es wird in jedem Fall Medaillen geben. Auch wenn der vorige Ballast, der in Vancouver vorhanden war, bestimmt nicht bis Soči ausreicht.

Das Interview führte Andrej Kaschtscha

Regionen Projektteilnehmer Investitions- projekte Konsulate und Vertretungen Nachrichten und Analyse Über das projekt
«Summa Technologij»®
Erstellung der Website
Site promotion