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Womit wird Russland die Felder von China düngen?

Womit wird Russland die Felder von China düngen?

27.12.2010 — Analyse


Die größten Düngemittellieferanten - die "Silvinit" AG und "Uralkalij" AG haben eine Fusion angekündigt. Die russische Regierung hat nicht nur das Monopol abgesegnet, sondern denkt auch über eine Fusion der Kali-Hersteller mit den Stickstoff- und Phosphordüngemittelhersteller nach. Die Regierung geht davon aus, dass der "Superhersteller" den Weltmarkt dominieren wird. Die Experten sagen jedoch voraus, dass die russische Expansion auf chinesischen Wiederstand stoßen wird, da China an den hohen Düngemittelpreisen nicht interessiert ist. Nach den Branche-Informationen, des Berichterstatters von "RusBusinessNews", wird China keine Reduzierung des Abbaus der Bodenschätze zulassen, und damit den Preis niedrig halten, womit es China gelingen könnte das undurchschaubare und modernisierungslahme russische Geschäft in eine sehr schwierige Lage zu bringen.

Die Gesellschaften "Silvinit" und "Uralkalij" (Permer Region) bauen die Bodenschätze am weltweit größten Werhnekamskoe Vorkommen ab und kontrollieren somit zusammen ca. 45% der weltweiten Herstellung von Kaliumchlorid. Ihre Produktion wird von "Belorusskaja kalijnaja kompanija" und "Mezhdunarodnaja kalijnaja kompanija" vertrieben. Ein großer Teil des Exports fällt auf die BRIC-Staaten: laut dem Analyse- und Beratungsunternehmen "Kreon" hatten "Silvinit" und "Uralkalij" (zusammen mit "Bealruskalij" AG) im Vorkrisenjahr 2008 einen Anteil von jeweils 60% am chinesischen, 36% am indischen und 30% am brasilianischen Import der Düngemittel.

Die Kali-Industrie ist extrem monopolisiert (80% der Vorräte befinden sich in Kanada, Russland und Weißrussland) und hoch rentabel: im Jahre 2009, als der Abbau der Mineralstoffe um die Hälfte zurückging (es wurden lediglich 25 Mio. Tonnen abgebaut), konnten die führenden Hersteller von Kaliumchlorid trotzdem Gewinnsteigerungen von 40% verzeichnen. Die Experten sind der Meinung, dass die Gewinne tatsächlich wesentlich höher ausgefallen sein müssen, denn die Rohstoffmonopolisten wissen es, mit den Statistiken und Finanzberichten umzugehen, und stützen sich auf die Einzigartigkeit der natürlichen Bedingungen. Die tatsächlichen Kosten für den Abbau der Rohstoffe sind nicht mal den staatlichen Behörden, welche die Preise für die Rohstoffe bestimmen, bekannt.

Das Monopol in dieser Branche zu zerschlagen ist äußerst schwierig: nach den Daten von "Kreon" dauert der Bau eines Kalibergwerkes mit der Kapazität von 2 Mio. Tonnen ca. 7 Jahre und erfordert ca. 2 Milliarden USD Investitionen. Im Jahre 2008 haben "Akron" und "EvroChim" AG versucht den Monopolisten aus Perm Konkurrenz zu machen und haben das Ausschreiben für die Nutzung der aussichtsreichen Gebiete des Verhnekamskoe Vorkommens gewonnen. Wenn die Gesellschaften diese Projekte verwirklicht hätten, dann hätten sie einen Anteil von rund 15% am Weltmarkt des Kaliumchlorids. Doch die Wirtschaftskrise hat die Pläne auf unbestimmte Zeit verschoben.

Unter diesen Umständen haben die Experten vorgeschlagen die Zahl der am Markt mitspielenden Unternehmen durch Joint Ventures, z.B. zwischen "Akron" und "Uralkalij" zu erhöhen. Dies hätte einerseits den Wiederaufbau der Geschäftsbeziehungen zwischen den Rohstoffgesellschaften und Düngemittelherstellern, welche während der Privatisierung verloren gegangen sind, andererseits die Gründung von wesentlich effizienteren Gesellschaften, welche sich in der Zeit nach der Wirtschaftskrise entwickeln können, zur Folge. Aber die russische Regierung hat einen anderen Weg eingeschlagen.

Die Regierung hat durch Premier-Minister Wladimir Putin bereits im Jahr 2009 verkündet, dass auf der Basis von "Akron" AG eine staatliche Mineral-Rohstoff-Gesellschaft gegründet wird, welche Vorzugskredite und Unabhängigkeit von den Rohstofflieferanten zugesichert bekommt. Im Dezember 2010 wurde die Fusion von "Silvinit" und "Uralkalij" bekannt gegeben. Die Aktionäre der beiden Gesellschaften sind Privatpersonen, aber offensichtlich wird es nicht mehr lange so bleiben. Zuvor haben sich die Top-Manager von "FosAgro" AG für eine Fusion mit "Silvinit" und die nachfolgende Kontrolle durch den Staat ausgesprochen. Gleichzeitig schlug der Leiter der Staatsholding "Rostechnologii" Sergej Tschemezow der Regierung vor, die "Silvinit" AG mit der "SIBUR Holding" und "Tolliattiasot" AG zu fusionieren.

Analytikerin der Gesellschaft "Investcafe" Anastasija Sosnowa geht davon aus, dass hinter diesen Fusionen der Wille des Staates steckt, welcher die Expansion und die dominierende Stellung der russischen Düngemittelhersteller am Weltmarkt als Ziel vor Augen hat. Wie diese Expansion ablaufen wird, das wissen die Hersteller selbst noch nicht genau. Nach der Aussage des Pressesprechers der "Belorusskaja kalijnaja kompanija" AG Phillip Gritskow, wird man über die Marketingpolitik der fusionierten Gesellschaft erst nach einem Strukturaufbau sprechen können. Woran der Vertreter der BKK AG aber nicht zweifelt, ist, dass die Gesellschaft der wichtigste Partner für Indien und China sein wird, denn mit diesen Ländern im 1 Quartal 2011 langfristige Verträge abgeschlossen werden.

Der Vorstand der "Belorusskaja kalijnaja kompanija" AG schaut mit Optimismus in die Zukunft, da die Nachfrage das Angebot übersteigt. Aber der Mangel an Düngemittel wurde künstlich geschaffen: die führenden Gesellschaften sprechen sich über das Produktionsvolumen ab, und versuchen somit die Preise auf das Niveau von 2007 zu treiben. Dies geht aber nur sehr mühsam voran. Im November 2010 meldete die BKK AG, dass Standard-Kaliumchlorid im 1. Quartal 2011 zum Preis von 430 USD pro Tonne nach Süd-Ost Asien geliefert wird. Im vergangenen Frühjahr hat die Tonne 410 USD gekostet. Die Vertragspreise, behauptet der stellvertretende Leiter der BKK AG Oleg Petrov, waren damals anders: im Jahr 2009 hat Indien pro Tonne 460 USD gezahlt, im Jahre 2010 dagegen nur 370 USD. Es ist offensichtlich, dass die Kunden sich über die Reduzierung des Kali-Angebotes nicht freuen, und mit allen Mitteln versuchen werden die Monopole aufzuschlagen.

Zum jetzigen Zeitpunkt haben mehrere große Gesellschaften ihr Interesse an dem Kaligeschäft gezeigt. BHP Billiton hat ein Angebot an den führenden Hersteller der Kalidüngemittel Potash Corp. gemacht. Potash Corp. hat wiederum der chinesischen "Sinochem" und der brasilianischen "Vale" Anteile an ihrem Stammkapital angeboten. Die weißrussische Regierung hat angefangen "Belaruskalij" verkaufsklar zu machen. Die Gesellschaft wurde zu einer offenen Aktiengesellschaft umgeformt, die Wertpapiere wurden den chinesischen Unternehmern angeboten.

Anastasija Sosnowa ist überzeugt, dass keins von diesen Geschäften verwirklicht wird, da keiner sein hochrentables Geschäft verkaufen will, vor allem nicht an Chinesen oder Brasilianer, die nicht an den hohen Preisen interessiert und selbst große Abnehmer der Produkte sind. Deswegen entstehen auch die unrealistischen Kaufangebote, man braucht nur zu erwähnen, dass das Weißrussische Immobilieninstitut den Preis von "Belaruskalij" auf 30 Milliarden USD geschätzt hat.

Die Zukunft der Kali-Hersteller ist aber nicht so wolkenlos, wie es ihnen erscheinen mag. In der mittelfristigen Perspektive, so das Informations- und Analyseportal "Imperija", wird der Weltmarkt der Kalidünger demonopolisiert, weil trotz der hohen Schwellgrenze zum Eintritt in dieses Geschäft, werden große Mittel in die Entwicklung der Vorkommen in Argentinien, Thailand, Brasilien, China, Kongo, Indien und anderen Ländern investiert. Die Experten sind überzeugt, dass China am meisten an der Entwicklung des eigenen Abbaus interessiert ist. Das Reich der Mitte hat keinen anderen Ausweg: die Chinesen können sich keine Stärkung des Yuans leisten, deswegen werden sie die Preise der Mineralrohstoffe aktiv heruntertreiben.

Die Experten sind der Meinung, dass man die Möglichkeiten Chinas nicht unterschätzen sollte. Chinesische Wirtschaft entwickelt sich rasant, Yuan wird zur globalen Währung. Die letzten Handelstage haben gezeigt, dass die chinesische Währung gefragt ist. Deswegen schließen die Analytiker nicht aus, dass Yuan in kurzer Zeit den US-Dollar als weltweite Reservewährung ablösen wird. Das wird die Unternehmen noch mehr dazu zwingen sich an die chinesische Wirtschaftspolitik zu orientieren. Die russischen Rohstoffriesen, undurchsichtig und unbeweglich, werden sich kaum lange am Markt halten können, wenn sie die offensichtlichen Trends ignorieren und die Preise aufblasen.

Wladimir Terletskij

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