Русский язык English language Deutsch Français El idioma español 中文
REGIONEN PROJEKTTEILNEHMER INVESTITIONS- PROJEKTE KONSULATE UND VERTRETUNGEN NACHRICHTEN UND ANALYSE ÜBER DAS PROJEKT
Zur Startseite  / Nachrichten & Analyse  / Aktuelles  / "Die Stuttgarter Messe von Swerdlowsk" wird auf Risiko des Bauunternehmens errichtet
Wählen: Русский язык English language Deutsch Français El idioma español

"Die Stuttgarter Messe von Swerdlowsk" wird auf Risiko des Bauunternehmens errichtet

"Die Stuttgarter Messe von Swerdlowsk" wird auf Risiko des Bauunternehmens errichtet

31.01.2011 — Analyse


Im Gebiet Swerdlowsk geht der Bau der Messehalle "Jekaterinburg Expo" zügig voran. Der Grundstein der Messe wurde im vergangenen Herbst gelegt, und bereits im Juli 2011 soll hier, nach Vorhaben der Regionalbehörden, das 2. Internationale Ural-Forum für Industrie und Innovation, die "INNOPROM" stattfinden. Wie der Berichterstatter von "RusBusinessNews" erfahren hat, wurde der Entwurf der ersten Stufe des Gebäudekomplexes zu schnell angefertigt, und das Tempo der Bauarbeiten ist um 4 Mal schneller als gewöhnlich. Die Experten sind der Meinung, dass die Eile mit den Besuchern ein böses Spiel spielen kann, denn die russischen Bauarbeiter zeichnen sich nicht gerade durch ihre Disziplin aus und verstoßen oft gegen alle möglichen Bauvorschriften. Das eingestürzte Dach eines Supermarktes in Sankt Petersburg macht jedem deutlich, dass die russische Bauaufsicht schon bessere Zeiten erlebt hat.

Der Bau eines Messegebäudes mit einer Fläche von rund 200 Tsd. Quadratmeter wurde letzten Sommer, sofort nach der ersten "INNOPROM" beschlossen. Als Auftraggeber tritt die "Unternehmensgruppe für Entwicklung von Mittelural" AG auf, welche von der Regierung des Gebietes Swerdlowsk zur Verwirklichung von seriösen Investitionsprojekten gegründet wurde. Und das Messegebäude gehört zu den Vorzeigeprojekten der Region. Die Regierung beabsichtigt die Internationale "Expo 2020" nach Jekaterinburg zu holen, deswegen ist ein ähnliches Gebäude, wie die Stuttgarter Messe geplant worden. Außer den eigentlichen Ausstellflächen ist auch der Bau eines multifunktionalen Kongress-Zentrums mit rund 3500 Sitzplätzen geplant. Die erste Stufe des Komplexes mit rund 150 Tsd. Quadratmetern zum Preis von 2,5 Milliarden Rubel soll im Frühjahr fertiggestellt werden.

Die Experten geben zu, dass die Fristen des Auftraggebers sehr knapp sind, denn alleine der Entwurf eines solchen Gebäudes dauert mindestens 2 Jahre. Nichtsdestotrotz hat man mit den Bauarbeiten bereits im Oktober begonnen. Die Verwirklichung der Träume übernahm die "SK Rusgrad" AG. Michail Absaljamow, der Generaldirektor des Bauunternehmens, teilte im Januar den Medien mit, dass man das Objekt in einem halben Jahr nicht fertigbauen kann, wenn man sich mit den Architekten und dem Auftraggeber streitet. Der Geschäftsführer des Auftragnehmers gab zu, dass der Entwurf der ersten Stufe noch nicht fertig ist und die Finanzierung nicht regelmäßig ankommt, doch der Bau, trotz des sibirischen Winters, zügig vorangeht. Der Manager übernahm die Verantwortung und baut die Messehalle auf das eigene Risiko und lässt sich von seinen Ansichten und Erfahrung leiten.

Leiter der Gesellschaft, welche für die Planung der "Jekaterinburg Expo" verantwortlich ist, teilte "RusBusinessNews" unter der Bedingung der Anonymität mit, dass der Bau praktisch "vom Blatt" geführt wird, denn man hat nur 1/3 der nötigen Zeit für das große Bauvorhaben eingeplant. Dementsprechend kommt es auch zu Ungereimtheiten, welche während der Bauarbeiten so gut wie möglich behoben werden. Die Projektunterlagen werden auf Wunsch des Auftraggebers geändert, denn das Gebäude wird etwa viermal schneller, als üblich gebaut. Die notwendige Geschwindigkeit wird durch die Sklavenarbeit der einfachen Arbeiter, die 14 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, an der Baustelle sind, erreicht. Selbst die eisige Kälte, die Ural in der zweiten Januarhälfte aufgesucht hat, hat die Bauarbeiten nicht aus dem Plan gebracht. Das Eingießen von Beton wurde lediglich für einen halben Tag unterbrochen. Die Qualität wird dabei, laut Aussage des Bauunternehmens nicht beeinflusst, denn Beton wird beim Eingießen vorgeheizt.

Nikolaj Suprun, Leiter des Departements für Bauplanung von Zivilobjekten der "Uralgipromez" AG, erzählt, dass die Vorschriften das Eingießen von Beton bis zu einer Temperatur von -25 Grad Celsius erlauben, wenn Beton dabei vorgeheizt wird. Doch in solchen Fällen wäre eine Unterbrechung der Arbeiten zu empfehlen, denn das Vorheizen von Beton die Kosten in die Höhe treibt. Außerdem streikt bei -25 Grad die Elektronik von ausländischen Pumpen und Kränen, mit welchen heutzutage jede moderne Baustelle ausgerüstet ist. Die empfindlichen Anlagen sollte man bei Grenztemperaturen auch nicht verwenden, denn in solchen Fällen steigt die Wahrscheinlichkeit der Luftblasen im Beton.

Nach Ansicht von N. Suprun kann man durchaus in einem halben Jahr 150 Tsd. Quadratmeter bauen, doch "Rusgrad" spielt mit dem Feuer, wenn der Bau "vom Blatt" geführt wird. In diesem Fall kann das Amt der Staatlichen Überprüfung ziemliche Probleme machen, denn sie müssen alle Änderungen der Projektdokumentation bewilligen. Vielleicht hofft Michail Absaljamow auf die Unterstützung der Regierung von Swerdlowsk, die das Bauunternehmen eigentlich in eine solche ausweglose Lage gebracht hat. Doch in jedem Fall, so Nikolaj Suprun, ist das nicht gerade ein Zeichen des großen Verstandes. Die knappen Fristen bedeuten noch lange nicht, dass man so bauen muss, wie es für das Bauunternehmen "bequemer" ist, und schon lange nicht, dass man die Projektdokumentation rückwirkend ändern darf.

In Russland stürzen Gebäude oft ein. Der letzte Einsturz hat sich im Januar 2011 ereignet, als in einem Supermarket von Sankt Petersburg das Dach über den Köpfen der Kunden zusammengestürzt ist. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Bauherren es auch schneller und billiger haben wollten, und die Aufsichtsbehörden es entweder übersehen haben, oder sich mit dem Auftraggeber nicht streiten wollten. Es kann auch ein Fehler der Konstrukteure gewesen sein, die, wie in Jekaterinburg, das Projekt schnell abgegeben, und im Laufe der Bauarbeiten umgeändert haben.

Sergej Filippow, Geschäftsführer der "Unternehmensgruppe für Entwicklung von Mittelural" AG, teilte dem Berichterstatter von "RusBusinessNews" mit, dass auf der Baustelle von "Jekaterinburg Expo" zu keinen nennenswerten Zwischenfällen gekommen ist. "Die Konstrukteure brauchen, manchmal, ein bisschen länger, die Zeit ist knapp, so baut der Auftragnehmer auf eigenes Risiko. Doch die Baustelle wird von allen Behörden aufs Strengste überwacht und geprüft und die Arbeiter halten sich an alle Vorschriften. Die erste Stufe des Komplexes, da bin ich mir sicher, wird im Juli 2011 fertiggestellt".

Den Teilnehmern der Internationalen Messe "INNOPROM 2011" bleibt nichts anderes übrig, als S. Filippow aufs Wort zu glauben. Doch es ist trotzdem Vorsicht geboten, denn am Tag, als das Dach des Supermarktes in Sankt Petersburg eingestürzt ist, teilte das Büro der staatlichen Bauaufsicht von Swerdlowsk mit, dass im Jahr 2010 über 17500 Verstöße gegen die Vorschriften auf den Baustellen von Swerdlowsk festgestellt wurden. Die Bauunternehmen wurden mit rund 20 Millionen Rubel zur Kasse geben. Bei den meisten Verstößen ging es um die Nichteinhaltung der technischen Vorschriften und fehlende Kontrolle der Bauarbeiten. Und das gibt uns ausreichend Stoff zum Nachdenken.

Wladimir Terletskij

Regionen Projektteilnehmer Investitions- projekte Konsulate und Vertretungen Nachrichten und Analyse Über das projekt
«Summa Technologij»®
Erstellung der Website
Site promotion