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"Sinara" spielt ihre Schulden dem Steuerzahler zu

"Sinara" spielt ihre Schulden dem Steuerzahler zu

02.02.2011 — Analyse


Jekaterinburg ist eine der Städte, in welchen die Fußball-WM 2018 ausgetragen wird. Doch in der Stadt gibt es kein Stadion, welches den Anforderungen der FIFA entsprechen würde. Die Regierung der Region hat versprochen das Zentralstadion der Stadt umzubauen und hat einen Kredit bei der staatlichen Vneshtorgbank beantragt. "GLOBEX" AG, die Tochtergesellschaft von VTB, hat einen milliardenschweren Kredit zugesagt. Die Experten sind der Meinung, dass das Geld jetzt verpfuscht wird, da das Stadion den FIFA-Standards trotz aller Baumaßnahmen nicht entsprechen kann. Wie der Berichterstatter von "RusBusinessNews" herausgefunden hat, hat der Umbau des Stadions lediglich eine Vorhangfunktion, damit die Geschäftemacher das staatliche Geld verteilen können. Die Kosten für die Inkompetenz der Behörden haben, wie immer, die einfachen Steuerzahler zu tragen.

Der Umbau des Zentralstadions von Jekaterinburg hat vor 7 Jahren begonnen, also lange bevor Russland zum Gastgeber der WM-2018 gewählt wurde. Die Verwaltung der Stadt, die über keine eigenen Mitteln verfügte, hat beschlossen private Investoren mit ins Boot zu holen. Es wurde kurzerhand die "Zentralstadion" AG gegründet, 75% der Aktien wurden der "Gruppe Sinara" AG, und 25% der Stadtverwaltung zugeteilt. Zum Jahr 2009 hat der Investor über 500 Millionen Rubel in den Abriss der veralteten Einfamilienhäuser im nahen Umfeld des Stadions und die Umsiedlung der Bewohner, und weitere 750 Million in den Umbau des Stadions investiert. Als die Wirtschaftskrise an die Tür klopfe, hatte man andere Sorgen, als das Stadium und die Finanzierung wurde aufs Eis gelegt.

Nachdem die Regierung der Region weitere 25% der Aktien für 80 Millionen Rubel gekauft hat, wurde es wieder lebendiger an der Baustelle. Die Behörden suchten eifrig nach einem Kredit, um das Projekt abzuschließen. Im Endeffekt fanden sie eins, bei der "GLOBEX" AG, der Tochter der berühmten staatlichen VTB-Bank. Im Jahre 2010 wurde ein Kredit in Höhe von 1,2 Milliarden Rubel und einer Laufzeit von 10 Jahren bewilligt, als Gläubiger trat die Regierung der Region auf, außerdem wurden die Aktien als Sicherheit hinterlegt.

Gleichzeitig mit der Geldsuche, kümmerte sich die Regierung auch um "die Ordnung an der Baustelle". Im Frühjahr 2010 wurde der Vertrag mit dem Generalauftragnehmer der Baugesellschaft "Neimar Engineering" aus Montenegro gekündigt. Ihren Platz nahm die "Astra-Stroj" GmbH aus Jekaterinburg ein, die auf Rat der Experten der Ingenieurbaugesellschaft "Technologija" die von Grund auf aufgebauten Nord- und Süd-Tribünen abgerissen hat. Das Projektierungsbüro "Dominanta" hat das Projekt von Grund auf überarbeitet.

Die Vertreter des neuen Generalauftragnehmers weigerten sich die Ereignisse auf der Baustelle zu erklären: Sergej Iwanow, der Ober-Ingenieur der "Astra-Stroj" GmbH erklärte nicht, warum es notwendig war, die neuen Tribünen abzureißen, und seine Kollegen schwiegen über die Kosten dieser fraglichen Lösung. Ein wenig Licht ins Dunkle brachte lediglich Wladimir Borsenko, der Ober-Ingenieur des Projektierungsbüro "Dominanta", er erklärte, dass die Tribünen wegen den schwachen tragenden Konstruktionen abgerissen wurden. "Aber die Untersuchungen haben andere Gesellschaften durchgeführt, - fügte er schnell hinzu, - deswegen können wir die Notwendigkeit dieser Maßnahme nicht beurteilen". Das neue Projekt für das Stadion hat W. Borsenko mit den Anforderungen der FIFA erklärt, denen das Stadion jetzt entsprechen muss, um die Fußball-WM austragen zu können.

Alexander Kitaschew, der Vertreter von "Neimar Engineering" in Jekaterinburg, erklärt, dass das Stadion so oder so den Anforderungen nicht entsprechen wird. Das auf 27 Tausend Sitzplätze ausgelegtes Stadion ist denkmalgeschützt, deswegen verbietet das Kultusministerium die Struktur des Stadions zu ändern. Die Regierung der Region plant die Kapazität des Stadions auf 40 Tausend Sitzplätze, durch die abnehmbaren Konstruktionen zu erhöhen. Den Wunsch 13 Tausend Menschen auf "Wackelstühlen" sitzen zu lassen, bezeichnet A. Kitaschew als "Schwachsinn". Unerfüllbar sind auch die anderen Anforderungen der FIFA, das Stadion befindet sich in einem Wohngebiet und kann die Rekreationszone nicht von 10 auf 24 Hektar erweitern. Eigentlich ist die Erweiterung nur wegen 2-3 Spielen der Fußball-WM auch unvernünftig, denn in der restlichen Zeit werden die Heimspiele der örtlichen Mannschaft höchstens von 5-6 Tausend Menschen besucht.

Alexander Kitaschew ist der Meinung, dass die Tribünen umsonst abgerissen wurden, denn dort könnte man auch ohne Abriss Toiletten, Cafés und Verkaufsstände unterbringen, die Qualitätsbemängelungen wies er entschlossen zurück und berief sich dabei auf ein Expertengutachten. Arno Epp, der stellvertretende Geschäftsführer des Bauconsultigunternehmens "GeoStrojExpert" GmbH, welcher die Traglast der Betonkonstruktionen der Süd-Tribüne berechnet hat, bestätigte in einem Gespräch mit "RusBusinessNews", dass die Traglast der flexiblen Konstruktionen, selbst unter Berücksichtigung der festgestellten Produktionsmängel die Normanforderung um 1,5 und die Traglast der Säulen um 4 Mal übersteigt. Er meint, dass man nach dem Grund für den Abriss ganz bestimmt nicht an der Baustelle suche muss.

A. Kitaschew ist sich sicher, dass die Geschichte mit dem Abriss mit der Absicht der "Neimar Engineering" nicht zu bezahlen ins Rollen gebracht wurde. Die Baugesellschaft verklagte die "Zentralstadion" AG vor dem Schiedsgericht von Swerdlowsk um 300 Millionen Rubel. Während des Gerichtsverfahrens wurde festgestellt, dass die Gesellschaft einen Teil der Bauarbeiten nicht nachweisen kann, und ein anderer Teil der Bauarbeiten mangelhaft ausgeführt wurde. Erst danach stufte die "Neimar Engineering" ihre Forderungen auf 200 Millionen runter. Dabei wurde eine Gegenklage von "Zentralstadion" AG gegen den ehemaligen Auftragnehmer mit dem Wert von 400 Millionen Rubel eingereicht.

Die Experten vermuten, dass man "Neimar Engineering" zum Sündenbock machte, um die wahren Hintergründe der Finanzoperationen während des Umbaus des Zentralstadions zu vertuschen. Die Größe der vom Auftraggeber zum Abschluss des Umbaus angeforderten Mittel, stimmt mit dem Gesamtpreis für den Umbau des Stadion nicht überein. Beim Kreditantrag haben die Ingenieure erklärt, dass das Stadion zu 80% fertig ist. Es stellt sich heraus, dass für den Abschluss der Bauarbeiten, für die lediglich einen Fünftel der Gesamtsumme nötig wäre, genau so viel Geld, wie für die Betonarbeiten angefordert wird, und das ist Unsinn. Wahrscheinlich hat man die Tragfähigkeit der Säulen mit dem Presslufthammer geprüft, sie dabei auf barbarische Art und Weise zerstört, und danach die Tribünen ganz abgerissen, und damit die Spuren verwischt. So erreicht man heutzutage in Russland den "Umsatz" an der der Baustelle.

Die Experten bewerten diese Schritte als den Wunsch des Auftraggebers selbst das an "Neimar Engineering" bereits bezahlte Geld zurückzuholen. Vielleicht hat man vor, auf Kosten des ehemaligen Auftragnehmers das Stadion fertigzubauen, und den von "GLOBEX" erhaltenen Kredit zum Ausgleich von Verlusten der "Sinara" AG zu nutzen. Für diese Vermutung spricht auch die Tatsache, dass die Höhe des Kredites mit der Höhe der Investitionen von "Sinara" voll und ganz übereinstimmt.

Doch interessant ist nicht nur das, sondern die Tatsache, dass der Staat einem privaten Investor einen Kredit gewährt. Die Behörden wussten sicherlich bereits vor dem Kreditantrag, dass die Weltmeisterschaft nicht am Zentralstadion von Jekaterinburg ausgetragen werden kann. Doch das Geld wurde bereitgestellt. Die Zinsen sind extrem hoch, zuerst waren es 17% p.a., jetzt sind es "nur" noch 12.75% (Refinanzierungssatz + 5%). Die erfolgreichen Unternehmen können heute einen Kredit im Ausland mit 6-9% Jahreszins beantragen und auch bekommen. Den Kreditbedingungen von "GLOBEX" zuzustimmen könnte nur ein Laie, oder ein regierungsnahes Unternehmen, welches darauf hofft die Last des Kredits auf die Staatsschultern umzulegen. Also liegt die Vermutung, dass "Sinara" die Kreditlast auf die Schultern der Haushaltskasse von Gebiet Swerdlowsk umlegen möchte, ganz nahe.

In der Baubranche kursieren Gerüchte, dass der private Investor dem Staat seine Aktien zum Verkauf angeboten hat. Der Pressedienst des Ministeriums für Immobilienverwaltung des Gebietes Swerdlowsk hat die Information weder bestätigt, noch dementiert. Doch inzwischen hat die Regierung im Dezember vergangenen Jahres den ersten Schritt in diese Richtung gemacht, als sie der Übergabe von 25% der Aktien der "Zentralstadion" AG in eine unbefristete Verpfändung zugestimmt hat. Die Experten halten es durchaus für möglich, dass der Investor den Kredit von "GLOBEX" nicht zurückzahlen wird, und dann wird die regionale Haushaltskasse den Kredit bezahlen müssen. Ob die Steuerzahler einen solchen "Fußball" brauchen?

Wladimir Terletzkij

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