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Ein Gespenst geht um die "Titan Valley"

Ein Gespenst geht um die "Titan Valley"

21.02.2011 — Analyse


Ab März 2011 wird im Gebiet Swerdlowsk eine Sonderwirtschaftszone (SWZ) Namens "Titan Valley" gegründet. Die Regierung hofft dadurch ausländische Investitionen von Unternehmensgruppen, wie z.B. Boeing, in die Region zu holen. Dabei zweifeln die Geschäftsleute daran, dass man das Vorhaben verwirklichen kann. Bis jetzt hat man keine Mittel für die Infrastruktur bereit gestellt, keine Entwicklungsperspektiven der Wirtschaftszone bestimmt und es ist nicht mal bekannt aus welcher Branche die zukünftigen "Valley-Bewohner" stammen werden. Die Experten haben gegenüber dem Berichterstatter von "RusBusinessNews" erklärt, dass die Wirtschaftszone eine Art Offshore-Insel wird, über welche die Unternehmen ihre Waren zollfrei nach Russland bringen können.

Der Beschluss im Gebiet Swerdlowsk eine Sonderwirtschaftszone zu gründen, wurde von der russischen Regierung im Dezember 2010 getroffen. Für sie wurde ein 750 Ha-Gelände zwischen Nizhnij Tagil und Werhnaja Salda vorbereitet. Die notwendige Infrastruktur soll in 2 Phasen geschaffen werden. Als Erstes werden in den Jahren 2011-2013 über 10 Milliarden Rubel für die Energieversorgung ausgegeben. Im Weiteren plant man den Bau der sozialen Infrastruktur. Nach Angaben der Beamten wird man eine Wohnsiedlung mit 30 Mehrfamilienhäusern, Sport- und Kulturobjekten, eine 4-Spurige Landstraße und eine Schnelleisenbahnlinie zwischen Tagil und Salda errichten. Außerdem ist ein Umbau des ehemaligen Militärflughafens "Salka" geplant, welchen man in die Logistikkette zur Lieferung der Waren aus dem Ausland in die "Titan Valley" einfügen möchte.

Ihre Gründung hat die Sonderwirtschaftszone der "WSMPO-Avisma" AG, die ihre Titanprodukte an die führenden Flugzeugbauer der Welt liefert, zu verdanken. Man geht davon aus, dass die ersten Residenten der SWZ die Partner des Unternehmens sein werden. Laut Wiktor Dolzhenko, dem stellvertretenden Wirtschaftsminister des Gebiets Swerdlowsk, hat man bereits 4 Abkommen über Vorhaben mit Gesellschaften geschlossen, welche in der Titanverarbeitung und in der Herstellung von metallverarbeitenden Anlagen tätig sind. Es gibt auch 12 Anmeldungen von anderen Geschäftspartners der "WSMPO-Avisma" AG, die an dem Joint Venture "Ural Boeing Manufacturing" beteiligt sind. Doch sie müssen ihre Business-Pläne im Ministerium für Wirtschaftliche Entwicklung absegnen lassen, bevor sie Residenten der SWZ werden können.

Die Residenten der "Titan Valley" werden große Zoll- und Steuervorteile erhalten: die Unternehmen, welche Projekte mit einem Wert von über 3 Millionen US-Dollar vorschlagen, und im ersten Jahr über 1 Million US-Dollar investieren, werden von den Vermögens-, Grundstücks- und KFZ-Steuern befreit. Außerdem wird für diese Unternehmen die Einkommenssteuer um 4.5 Prozentpunkte gesenkt und für die eingeführten Waren werden die Mehrwertsteuer und Zollgebühren nicht berechnet.

Die Vertreter der regionalen Regierung erklärten, dass in den nächsten 2 Monaten eine Verwaltungsgesellschaft gegründet wird und das Wirtschaftskonzept der SWZ endlich vorgelegt wird. Im März soll dann der Grundstein der vielversprechenden Baustelle gelegt werden. Doch da gibt es einen Hacken. Wie W. Dolzhenko mitteilte sind die, für die Entwicklung und Förderung der "Titan Valley", notwendigen Mittel im regionalen Haushalt für das Jahr 2011 nicht eingeplant. Die föderale Finanzierung ist im diesen Jahr ebenfalls nicht vorgesehen.

Die Unternehmer glauben, dass man Infrastruktur auch ohne Unterstützung des Staates schaffen kann, doch dafür muss man klare Zukunftspläne der SWZ-Verwaltung kennen. Doch die Unternehmer tappen bislang im Dunkeln. Die Mitglieder des Unternehmer und Industriellen Verbandes des Gebiets Swerdlowsk, welche die Perspektiven der "Titan Valley" mit Beamten besprochen haben, haben keine Antworten auf ihre Fragen erhalten.

David Haydt, der Geschäftsführer von "Gazprom transgas Jekaterinburg" GmbH, wollte wissen ob die Residenten der SWZ für den Anschluss an das Stromnetz zahlen müssen, und ob es nicht günstiger wäre Stromerzeuger in der Wirtschaftszone zu bauen um die Preise für den Energietransport zu vermeiden. Seiner Meinung nach, wäre es wesentlich günstiger, bei einem Bedarf von 150MWt eine Stromanlage direkt in der "Titan Valley" zu bauen, statt das ganze Stromleitsystem der Region zu entwickeln und dann Leitungen in die SWZ zu ziehen. Die Unternehmen sind am Bau von neuen Anlagen interessiert und man könnte ohne Subventionen des Staates auskommen. Dieselben Fragen wurden bezüglich der Gasversorgung gestellt, doch auch für sie hatte die Regierung keine Antworten parat. Laut W. Dolzhenko hat das Wirtschaftsministerium Berechnungen durchgeführt, doch noch ist es nicht bereit konkrete Zahlen zu nennen. Die Beamten brauchen Detailinformationen von Residenten um ein komplettes Belastungsbild erstellen zu können.

Dmitrij Pumpjanskij, der Vorstandsvorsitzende der "Rohr- und Metallurgie-Gesellschaft" AG interessierte sich dafür, ob die Investitionen in die Infrastruktur sich bei einer so kleinen Bewerberzahl auch rechnen werden. Nach seinen Informationen wurde in die Sonderwirtschaftszone in Lipetsk ziemlich viel Geld investiert, doch leider bleiben die Projekte aus. Bisher wurden dort nur eine Glasfabrik und eine Reihe von Zulieferbetrieben gebaut. D. Pumpjanskij hat ebenfalls keine Antwort auf seine Frage erhalten, die Beamten rieten ihm Ideen und Projekte beim Ministerium für Wirtschaftsentwicklung vorzulegen.

Nicht gerade rosig steht es auch um die Rekonstruktion der Infrastruktur. Laut Wiktor Dolzhenko sind die Fragen bezüglich des Flughafens in Salka immer noch nicht geklärt. Der Umbau der Landstraße zwischen Nizhnij Tagil und Werhnaja Salda wirft auch mehr Fragen auf, als die Beamten Antworten geben können. Die Experten sind der Meinung, dass diese 4-spurige Autobahn die Haushaltskasse und somit die Steuerzahler in den Ruin treiben wird. Der Preis eines Kilometer Landstraße betrug in Russland im vergangenen Jahr rund 17.6 Millionen US-Dollar, in Europa 6.9 Millionen und in China 2.2 Millionen. Es ist offensichtlich, dass ein Großteil des Geldes in den Taschen der Beamten landet. Deswegen sind viele Experten der Meinung, dass alle Wirtschaftsprojekte in Russland scheitern werden, solange der Wunsch der Beamten sich zu bereichern über dem Wunsch gute Infrastruktur zu vernünftigen Preisen zu bauen steht.

Die Unternehmer wollten deshalb wissen, von welcher Wirtschaftszone der Grundstein gelegt wird, wenn die Perspektiven unklar sind, die Infrastruktur nicht fertig, die Regierung kein Geld für die Infrastruktur hat. Dmitrij Pumpjanskij erklärte seinen Kollegen, dass das Projekt auf lange Zeit angelegt ist und bei vernünftiger Angehweise es die Industrie im Gebiet Swerdlowsk fördern wird. Er hat die wirtschaftlichen Vorteile sehr gelobt, insbesondere die MwSt. - und Zollabgaben-Befreiung bei der Einfuhr von Importwaren.

Die Regierung des Gebiets Swerdlowsk erklärte, dass die Unternehmen, die vor Juni 2011 einen Business-Plan vorstellen und sich bis zum Ende des Jahres als Residenten der SWZ "Titan Valley" anmelden werden, die Möglichkeit erhalten ihre Produkte innerhalb der Zollunion (Russland, Weißrussland, Kasachstan) ohne Einfuhrzölle und Steuern vertreiben dürfen. Diese Steuererleichterungen sind bis zum 1. Januar 2017 gültig.

Die Experten meinen, dass die "Titan Valley" nur bis zu diesem Datum für die Unternehmen interessant sein wird. Die Unternehmen erhalten die Möglichkeit Komponenten in China zu bestellen, aus welchen sie dann ihre Produkte herstellen und sie dann zoll- und steuerfrei im Gebiet der Zollunion vertreiben können. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die "Valley-Residenten" in den nächsten 5 Jahren genau das auch tun werden. Wie die "Titan-Valley" danach aussehen wird wagt sich kein Experte zu prognostizieren. Die Bedingungen für die Herstellung von Produkten mit hoher Wertschöpfung und langen Produktionszyklen sind in Russland noch nicht reif.

Wladimir Terletskij

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