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Die friedliche atomkraft wird Russland in die sackgasse führen

Die friedliche atomkraft wird Russland in die sackgasse führen

07.04.2011 — Analyse


Der Unfall im japanischen Kernkraftwerk "Fukushima-1" führte zu einem riesigen Imageschaden der Kernenergie. Viele Länder sind kurz davor die Kernkraftwerke zu schließen und die Pläne über den Bau von neuen Kernkraftwerken aufs Eis zu legen. Doch Russland steht jetzt wie ein schwarzes Schaaf dar, denn der Unfall hat den Glauben der Behörden an die Macht der Kernkraft nicht erschüttert. Bis 2030 werden, wie geplant, 25 neue Kernkraftwerke gebaut. Die von "RusBusinessNews" befragten Experten sind über die Pläne von "Rosenergoatom" entsetzt. Sie sind sich einig, dass die Steigerung des Nuklearpotenzials nicht nur die Sicherheit des Landes gefährdet, sondern auch der Wirtschaftslogik widerspricht.

Das "Fukushima"-Syndrom

Die Tragödie in Japan hat die Pläne der Menschen über die friedliche Kernenergie zerstört und die ganze Welt in Angst versetzt. Am schnellsten reagierte Europa, wo es noch über 150 aktive Kernkraftwerke gibt (ca. 1/3 der Gesamtzahl in der Welt). Die Menschen gingen sofort nach dem Fukushima-Unfall auf die Straße und forderten die Regierung auf, auf Kernenergie zu verzichten. Die Regierungen hörten überraschenderweise auf die Proteste der Bevölkerung. Kanzlerin Angela Merkel sprach von der vorübergehenden Stilllegung aller Atomkraftwerke, die vor 1980 gebaut wurden. Schweiz und Frankreich haben ihre Atomprogramme ebenfalls korrigiert. Das Fukushima-Syndrom machte sich in den USA, den asiatischen Ländern, darunter Thailand bemerkbar.

Russland verhielt sich aber ganz anders. Die Regierung verkündete, dass sie an ihrem Atomprogramm festhalten würde. Das Beste kam aber zum Schluss, einige Projekte werden sogar vor der geplanten Fertigstellfrist verwirklicht. Nach Vorhaben von "Rosenergoatom" soll der Anteil der Nuklearenergie in den nächsten 20 Jahren von 16 auf 25% durch die Inbetriebnahme von 26 neuen Atomkraftwerken anwachsen.

Das Einzige, was die russischen Behörden nach dem Fukushima-Unfall gemacht haben, war die Durchführung von Stress-Test auf verschiedenen AKW (Überprüfung des Feuer- und Nuklearschutzes und der seismischen Stabilität). Die Ergebnisse dieser Tests werden aber erst in ein paar Monaten bekanntgegeben.

Der kostspielige Atom

In der Liste der ehrgeizigen Pläne von "Rosenergoatom" stehen der Bau des Süd-Ural AKW (Gebiet Tscheljabinsk) und der Bau eines Schnell-Neutronen-Reaktors BN-800 auf dem Gelände des Belojarskaja AKW (Gebiet Swerdlowsk). Die Verwirklichung dieser Projekte wird die Industrie-Regionen von Ural mit Strom versorgen. Außerdem öffnet die Inbetriebnahme der BN-800 Reaktoren, die in den nächsten 5 Jahren geplant ist, für Russland neue Perspektiven in der Atomenergie. Der neue Reaktor arbeitet mit den Ural-Plutonium-Elementen und ist wesentlich sicherer im Vergleich zu den "langsamen" Reaktoren.

Doch die Experten teilen den Optimismus der Atombetreiber. Sie machen darauf aufmerksam, dass alle Argumente der Befürworter des Baus der neuen AKWs am Ural und in den anderen Regionen vor den Tatsachen, der wissenschaftlichen Logik und dem gesunden Menschenverstand passen müssen.

Laut dem berühmten russischen Ökologen Alexey Jablokow, ist ein Atomkraftwerk kein Wundermittel für die Industriestandorte. Der Strombedarf der Industrie kann durch Wasser- oder Wärmekraftwerke durchaus abgedeckt werden. Außerdem können die Gebiete Swerdlowsk und Tscheljabinsk auf die Ressourcen der Nachbarregionen, wie Tjumen, Jugra und Jamal, zurückgreifen. Die Inbetriebnahme von einigen Wärmekraftwerken am Ural wird den Mangel an Strom völlig abdecken.

Diese Idee wurde von den Regionen der russischen Regierung bereits Ende der 90-er Jahre nahegelegt. Die Inbetriebnahme des zweiten Blocks des Nizhnewartowskaja-Wasserkraftwerkes mit der Leistung von 800 kW wird zusätzliche 20 Milliarden kWh Strom garantieren und so den Bedarf der Region voll abdecken. Der Bau des zusätzlichen Blocks war rund 10 Mal billiger, als das AKW-Projekt. Doch Das Atomministerium hat die Vorschläge aus Ural einfach ignoriert.

Der Baukostenvergleich schlägt das Schlüsselargument der Atomkraftbefürworter, nämlich den niedrigen Strompreis der Kernenergie. In Wirklichkeit kann man die Selbstkosten der verschiedenen nur schwer miteinander vergleichen. Alle Unterschiede werden von der Strombörse, die den Marktpreis bestimmt, ausgeglichen. Laut der Leiterin der Plan- und Analyseabteilung des Belojarskaja AKWs Elisabeth Samyschkina ist die "nukleare" Kilowatt-Stunde billiger, als die Kohle-Kilowattstunde, doch teurer als die Wasser-Kilowattstunde. Doch bei ernsthaften Investitionen kann die "nukleare"-Kilowattstunde noch das Rennen gegen die Wasser- und Wärmekraftwerke gewinnen.

Nach Meinung der Experten erzählen die Atomkraftwerkbetreiber nicht die ganze Wahrheit. Die Kernenergie ist Apriori sehr teuer. "Die Uranenergie ist sehr teuer, sie wird auf die eine, oder andere Weise vom Steuerzahler subventioniert. Die Kosten für die Stilllegung des AKWs betragen ca. 50-100% seiner Baukosten. Außerdem sind noch die Lagerung und Entsorgung der abgearbeiteten Uranstäbe enorm kostspielig. Der endgültige Strompreis wird aber nach anderen Leitlinien berechnet und diese Zahlen werden nicht berücksichtigt, was den Strompreis auf dem Papier niedriger erscheinen lässt", - berichtete im Gespräch mit "RusBusinessNews" der Direktor der "Sibirischen Öko-Agentur" Alexey Toropow.

Die Zeitbombe

Doch der größte Irrtum, den "Rosenergoatom" als pure Wahrheit auftischt ist die Sicherheit der AKWs. Der Fukushima-Unfall ist ein weiterer Beweis dafür. Die Plutoniumenergie, die am Ural aktiv durchgesetzt wird, verspricht der Bevölkerung und der Umwelt noch weitere Probleme. Das Problem liegt in der Technologie der Schnell-Neutronen-Reaktoren, die eine "Wiederverwendung" der Plutoniumstäbe vorsieht. Doch, laut A. Toropow, müssen die Stäbe zunächst mit der Radiochemie, die mit Recht als das schmutzigste Element des Kernbrennstoffkreislaufes gilt, gereinigt werden. Als Ergebnis erhält man die flüssigen radioaktiven Abfälle.

Die Welt hat diese Plutonium-AKWs abgelehnt. Vor einiger Zeit gab es solche Projekte in den USA, Deutschland und Japan. In Frankreich wurde der berühmte "Phoenix"-Block 10 Jahre nach der Inbetriebnahme wegen verschiedener Störungen stillgelegt. Danach wurde er wieder in Betreib genommen, bis er im Jahre 2009 endgültig stillgelegt wurde. Der zweite Reaktor "Superphoenix" wurde zu Forschungszwecken gebaut. Übrigens, die französischen Reaktoren hatten einen Schutzmantel aus Stahl und Beton, der Reaktor des Belojarskaja-AKW steht immer noch "nackt".

Die Region Ural gehört nicht zu seismologisch aktiven Gebieten, doch die Wissenschaftler können kleinere Erdbeben nicht ausschließen. Laut Professor der Ural-Universität für Bergwesen Wladimir Pisetzkij gehört der Gagarinskij-Steinbruch, der 2 Kilometer von dem AKW entfernt ist, zur Gefahrenzone. "Die Mehrzahl der Experten ist der Meinung, dass die Erdbeben in dieser Gegend durchaus wahrscheinlich sind. Dadurch können die Hilfselemente des AKWs beschädigt werden" - berichtet der Wissenschaftler.

Es ist offensichtlich, dass die Folgen eines AKW-Unfalls für die Stadt Saretchny, wo sich das Belojarskaja-AKW befindet, verheerend sein werden. Nur 40 Kilometer vom AKW liegt Jekaterinburg, wo über 1 Million Menschen wohnen.

Mit den "Rosenergoatom"-Vorsätzen ist der Weg...

Also, argumentieren die AKW-Gegner, gibt es kein Argument für die Weiterentwicklung der Kernenergie. Zur gleichen Zeit, so die Gegner, wird Russland auf die Kernenergie so schnell nicht verzichten können. Alexey Jablokow merkt an, dass die Kern-Lobby in der Regierung sehr gut vertreten ist. Diese Kernenergie-Befürworter setzen sich für die Interessen der in der UdSSR geschaffenen Kernindustrie und für die Interessen von ausländischen Gesellschaften ein.

"Der Wunsch der Regierung die Atomenergie zu entwickeln kann man mit den Interessen von verschiedenen Gesellschaften, in erster Linie des "Rosenergoatom" in Verbindung bringen Die Mittel für den AKW-Bau hat man bereits zur Verfügung gestellt, das Geld muss jetzt ausgegeben werden. Jetzt werde zusätzliche Mittel für die AKW-Tests zur Verfügung gestellt, wie sie aber ausgegeben werden bleibt unklar. Solange die "nukleare" Lobby in Russland stark vertreten ist, werden "Rosenergoatom" und Herr Kirienko die Bevölkerung von der "Reinheit" ihrer Absichten überzeugen", - behauptet der Experte des Fond für nationale Energiesicherheit Igor Juschkow.

Die Alternative für die AKWs sehen die Experten in der gasbetriebenen Stromerzeugung. Zu den erneuerbaren Energiequellen sind sie noch skeptisch gestimmt. Um sie in Russland durchzusetzen wird man mehrere Jahre benötige. Übrigens, die Idee, dass die Kernenergie das Land vor zukünftiger Ausschöpfung der Öl- und Gas-Vorkommen retten wird, ist nichts anderes als ein Mythos. Nach Einschätzungen von unabhängigen Experten werden die russischen Gasvorräte für die nächsten 200 Jahre intensives Inlandverbauchs und Exports ausreichen. Die Uranvorräte reichen höchsten für 90 Jahre.

Marina Sirina, Wladimir Terletzkij

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