Русский язык English language Deutsch Français El idioma español 中文
REGIONEN PROJEKTTEILNEHMER INVESTITIONS- PROJEKTE KONSULATE UND VERTRETUNGEN NACHRICHTEN UND ANALYSE ÜBER DAS PROJEKT
Zur Startseite  / Nachrichten & Analyse  / Aktuelles  / Das Chagrinleder der russischen Straßen
Wählen: Русский язык English language Deutsch Français El idioma español

Das Chagrinleder der russischen Straßen

Das Chagrinleder der russischen Straßen

15.04.2013 — Analyse


In Russland nimmt die Länge der Landstraßen ab. Es werden nahezu keine neuen Straßen gebaut und die alten befinden sich in einem erbärmlichen Zustand - von Jahr zu Jahr werden sie immer schlechter. Die Experten befürchten, dass wegen dem Anstieg der Logistikkosten, die bereits heute doppelt so hoch, wie der Weltdurchschnitt sind, das Land den Markt des LKW-Transports verlieren kann. Die Branchenlobby schlägt vor, die Finanzierung des Straßenbaus zu erhöhen und mit der Herstellung von qualitativ hochwertigen Materialien zu beginnen. Die Regierung antwortete mit der Erhöhung der KFZ-Steuer darauf. Der Berichterstatter von "RusBusinessNews" stellte fest, dass weder das Geld, noch moderne Technologien den russischen Landstraßen helfen werden, wenn der Straßenbau nach wie vor ein Vorwand für Diebstahl von Haushaltsgeldern bleibt.

Der erste Vize-Generaldirektor der Staatlichen Korporation "Transportintegration" Swetlana Woronzowa teilte auf der 6. Straßenbau-Konferenz in Jekaterinburg mit, dass seit 2005 die Länge der Landstraßen in Russland im 60.000 Kilometer abgenommen hat. Ihre Gesamtlänge, so Generaldirektor des Russischen Verbandes der Landstraßenbetreiber (RADOR) Igor Starygin beträgt heute 490 000 Kilometer. Dabei erfüllen rund 60% der Straßen die Anforderungen nicht, anders ausgedrückt sind sie einfach kaputt. Im Jahr 2012 wurden in Russland nur 2% der Straßen repariert, also werden die Straßen nur alle 50 Jahre erneuer. Die Situation wird von Jahr zu Jahr immer schlimmer. Nach Angaben des Verkehrs- und Funkministers des Swerdlowsker Gebiets Alexander Sidorenko, ist der Anteil der Straßen mit ungenügendem Zustand im letzten Jahr von 40 auf 51% gewachsen.

Die rasante Verschlechterung der Straßen reduziert die Leistung der Transportbranche des Landes. Die Experten behaupten, dass die durchschnittliche Beförderungsgeschwindigkeit in Europa und den USA doppelt so hoch, wie in Russland ist. Der Spritverbrauch ist in Russland etwa um das Doppelte höher. In Russland zu fahren kostet viel Geld. S. Woronzowa erklärt, dass der Anteil der Logistikkosten, der in anderen Ländern bei etwa 11% liegt, in Russland 20% erreicht hat. Die Spediteure machen sich Sorgen, denn jährlich werden aus Russland 800 Millionen Tonnenexportiert und etwa 200 Millionen Tonnen importiert.

Die russische Regierung entwickelte eine Verkehrsstrategie, um diese Situation in den Griff zu kriegen. Der russische Präsident Wladimir Putin ist der Meinung, dass im Jahr 2022 jährlich 6960 Kilometer neue Straßen gebaut werden müssen. Dies ist um 3 Mal mehr, als heute gebaut wird. Diese Aufgabe ist durchaus erfüllbar, behauptet I. Starygin, falls die Finanzierung von derzeitigen 124 Milliarden auf 707 Milliarden Rubel pro Jahr erhöht wird. Die Regierung hat scheinbar nichts dagegen: der Finanzminister Anton Siluanov schlug vor das nötige Geld durch Erhöhung der Kraftstoffsteuer, die bereits bei 35% des Preises liegt, einzuholen.

Die Experten befürchten aber, dass die Erhöhung der Finanzierung alleine nichts bringen wird. Das Geld, genauer gesagt, der Mangel an Geld ist an sich nicht der Hauptgrund für die immer schlechteren Straßen. Die Praxis von Maut-Autobahnen hat es durchaus bestätigt.

Direktor des Departements der staatlichen Korporation "Russische KFZ-Straßen" Sergej Iliopolov erklärte, dass die Einführung der Maut auf einem Abschnitt der Autobahn M4 "Don" nicht, wie erwartet, zum Rückgang, sondern zum Anstieg des Verkehrsaufkommens führte. Im ersten Jahr stieg das Verkehrsaufkommen um 26% an und im zweiten Jahr ist ein Zuwachs von 25% monatlich zu beobachten. Die Straße wurde für eine niedrigere Belastung projektiert und wird aus diesem Grund ganz schnell kaputt gehen. Anders gesagt, bedeutet viel Geld in der Branche noch lange nicht, dass die Straßen auf lange Dauer gut sind.

Die Gründe für die schnelle Zerstörung der Landstraßen sieht S. Iliopolov in der miserablen Verwaltung und den Auftragnehmern, welche den Staat betrügen. Die Versuche des Staates Innovationen in die Branche einzuführen stoßen auf heftigen Wiederstand der Straßenbauunternehmen. Aus diesem Grund bleibt alles beim Alten. Die Straßenbauer verwenden nach wie vor poröse Asphalt-Beton-Mischungen, welche zur Bildung von Spurrinnen neigen, und schlechten Schutt, welcher innerhalb von kürzester Zeit zu Sand wird. Probleme gibt es auch mit den Bitumen, denen im Öl-Staat Russland traditionell wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Die Spitze der "Öl- und Gasunternehmen" GmbH Wiktor Kolesow und Wadim Tschistjakow behaupten, dass qualitativ hochwertige Straßenbaubitumen aus Schweröl mit hohem Harzgehalt und sogar mit einem Zusatz von Paraffinen hergestellt werden müssen. In Russland wird aber wenig Schweröl gefördert und das, was gefördert wird, vermischt man mit leichtem Öl. Im Endeffekt entsprechen die Bitumen zwar den alten, sowjetischen Normen, stellen die Hersteller von Asphaltbeton-Mischungen aber nicht zufrieden. Im Land gibt es einige Ölraffinerien, welche Straßenteer von benötigter Qualität herstellen können. Sie machen es aber nicht, weil der Ölindustrie die Kraftstoffe wesentlich mehr Geld einbringen. Spezialisierte Betriebe für Asphaltteerherstellung gibt es in Russland keine.

Den Experten ist klar, dass wenn sich die Art und Qualität der Kontrolle der Straßenbranche nicht ändern, weitere Finanzspritzen lediglich zum Anstieg der Länge von schlechten Straßen führen werden. Die Quantität geht in Russland in Qualität nicht über, weil es niemand auf dem Markt braucht. Die Prüfung des Kontrollausschusses des russischen Präsidenten zeigte, dass die beauftragen Straßenbauunternehmen nicht an der Qualität, sondern an dem höheren Preis interessiert sind. Dabei nutzen sie den Umstand aus, dass es keine Anforderungen an die Wahl des Straßenverlaufes gibt und wählen immer die längste und arbeitsaufwendigste Variante aus.

Die russische Regierung versucht die Situation mit Hilfe von neuen Normen zu kippen. Nach Plänen der Regierung sollen beim Projektieren der neuen Straße alle Instandhaltungs- und Wartungskosten für die gesamte Lebensdauer berücksichtigt und Anforderungen an die Straßenteere und Versuchsverfahren aufgestellt werden. Doch diese Maßnahmen werden kaum zum Erfolg führen, eben wegen der mangelnden Kontrolle über den Bau.

Der Vertreter eines großen Straßenbauunternehmens erklärte in einem Gespräch mit "RusBusinessNews", warum in Russland die Straßen ständig repariert werden. Nach seinen Angaben müssen die Unternehmen etwa die Hälfte des Auftragswertes als Schmiergeld an die Beamten zahlen. Wenn sie dies nicht tun, bekommt den Auftrag eben ein anderes Unternehmen. Kann man denn unter solchen Umständen von Qualität der Straßen sprechen? Die Erhöhung der Steuern wird wohl nicht zu besseren Straßen, sondern zu dickeren Konten der Beamten führen.

Wladimir Terletzkij

Regionen Projektteilnehmer Investitions- projekte Konsulate und Vertretungen Nachrichten und Analyse Über das projekt
«Summa Technologij»®
Erstellung der Website
Site promotion