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GLONASS: ertränken ohne einzusetzen

GLONASS: ertränken ohne einzusetzen

22.12.2010 — Analyse


Die Hoffnung auf Inbetriebnahme des russischen Navigationssystems GLONASS im Jahre 2010 ist im Pazifischen Ozean ertrunken. Am 5. Dezember sind 3 Satelliten, welche das System perfekt machen sollten bei Hawaii ins Wasser gestürzt. Die nächsten Starts sind für Ende Dezember 2010 und März 2011 geplant. Doch die von "RusBusinessNews" befragten Experten halten dieses Unternehmen für aussichtslos. Ihrer Meinung nach können die russischen Navis, auch wenn alle Satelliten ins All gebracht werden, keine ernst zu nehmende Konkurrenz für das amerikanische GPS und europäische GALILEO sein.

GLONASS wurde in der UdSSR Ende der 80er für die Militärzwecke geschaffen. Ein Jahrzehnt später waren bereits 24 Satelliten in der Umlaufbahn, so viele braucht man nämlich um das System weltweit nutzen zu können. Bereits zu dem Zeitpunkt hat man auch die Vorteile des zivilen Einsatzes des Systems entdeckt: mit Hilfe von tragbaren Navigeräten konnte man den Standpunkt und die Geschwindigkeit aller Transportmittel und Menschen bis auf 1 Meter genau bestimmen. 

Die Perestroika und ihre wirtschaftlichen Folgen haben alle Karten neu gemischt und das Projekt wurde in der Schublade vergessen. Nach einiger Zeit haben alle 24 Satelliten ihre Verschleißgrenze erreicht. Im Jahre 2001 befanden sich lediglich 6 GLONASS-Satelliten in der Umlaufbahn. Degradiert ist auch das Bodenkontrollsystem.

Die neue russische Führung hat die Idee auferstehen lassen, und stellte das Ziel auf, das System im Jahre 2008 für den Einsatz in Russland, und im Jahre 2010 für weltweiten Einsatz bereit zu machen. Innerhalb von 3 Jahren waren 6 Starts der "Proton-M"-Trägerrakete, welche 18 Satelliten in die Umlaufbahn befördern sollten, geplant. Ende 2009 hätte das System dann wieder die notwendigen 24 Satelliten in der Umlaufbahn verfügen können.

Der Start der letzten 3 Satelliten wurde aus technischen Gründen auf Ende 2010 verschoben. Anfang Dezember befanden sich bereit 23 Satelliten, darunter 2 Reservesatelliten in der Umlaufbahn. Doch dann ist das Vorhaben geplatzt. Am 5. Dezember ist die Trägerrakete mit den letzten 3 Satelliten vom Kurs abgekommen und in den Pazifik gestürzt. Grund dafür - ein Berechnungsfehler, nach welchem der obere Teil der Trägerrakete mit 2 Tonnen Treibstoff zu viel betankt wurde.

Aber der Absturz der Satelliten in den Pazifik ist lediglich die offizielle Version. Wo denn die Satelliten und die vom Staat ausgegebenen Milliarden Rubel verschwunden sind, ist nach wie vor eine große Frage. Die ersten Untersuchungen der Staatsanwaltschaft haben interessante Tatsachen ans Tageslicht gebracht. Zum Beispiel, waren die Satelliten durch eine fast unbekannte Moskauer Versicherungsagentur mit dem Stammkapital von nur 37 Millionen Rubel versichert. Dabei wurde von ROSKOSMOS die Wahl der Versicherungsagentur nicht ausgeschrieben.

GLObales Fiasko 

Der Verlust von 3 Satelliten hat auch die Hoffnung auf den normalen Betrieb von GLONASS auch auf dem Territorium von Russland begraben. Es wurde angenommen, dass zum Dauerempfang des "russischen" Signals 18-20 Satelliten benötigt werden. Doch trotz aller Berechnungen funktioniert das System selbst mit den vorhandenen 21 Satelliten äußerst schlecht. "Wir haben einen Versuch durchgeführt, welcher gezeigt hat, dass die Signale von einem fahrenden Auto in 24 Stunden nur 1-2 Stunden zu empfangen sind. Die restliche Zeit gibt das GLONASS-Navi keine Lebenszeichen von sich. Deswegen ist es zu früh über die Effizienz von GLONASS zu sprechen", - so der Vertriebsleiter der Jekaterinburger Gesellschaft "Navigatsionnye technologii" (Navigationstechnologien), Ruslan Mubarakschin.

Nach Ansicht von Experten verliert GLONASS heute gegen das amerikanische GPS (NAVSTAR) völlig den Kampf in Sachen Funktionalität. Der Fehler bei der Koordinatenberechnung beträgt bei GPS höchstens 1,5 Meter, bei GLONASS ist er um das 10-fache größer. Der unabhängige Experte für Satellitennavigationssysteme Michail Fadejew ist sich mehr als sicher, dass auch die Satelliten der neuen Generation, von denen einer im Pazifik ertrunken ist, mit den amerikanischen nicht mithalten können. Außerdem hat Russland immer noch kein Navigerät mit den "westlichen" Eigenschaften entwickelt. 

Stellvertretender Generaldirektor von "NPO Awtomatiki" (Wissenschafts- und Forschungsbetrieb für automatische Anlagen) Lev Belskij versicherte, dass sich der Fehler bei der Berechnung von Koordinaten bei GLONASS von 70 auf 3-5 Meter reduziert hat. Außerdem hat die Lebensdauer der russischen Satelliten die von den amerikanischen fast eingeholt, die neuen Satelliten sind für 7 Jahre, statt 2-3 Jahre wie es früher war, konzipiert. Außerdem hat ein Navi früher fast 25 Kilo gewogen, heute ist es mit einem Radiergummi vergleichbar (30x40 Millimeter und nur 4 Millimeter dick). 

"Die Bauteile sind größtenteils ausländischer Herkunft. Die Kristalltopologie (das Know-How in dem elektronischen Schaltkreis) wird zwar in Russland entwickelt, doch die Komponenten werden im Ausland hergestellt, denn es fehlt uns an den nötigen Gerätschaften. Doch mittlerweile werden einige Bauteile auch bei uns angefertigt. ", - berichtet L. Belskij. Seine Worte bestätigt der Generaldirektor der OAO "Sawod radioapparatury" Sergej Nowoseltsew. "Heute werden Navigationsgeräte überall auf der Welt aus den gleichen Bestandteilen zusammengebaut. Es sind noch ein paar Fragen bezüglich der Größe und der Eigenschaften offen, aber sie können wir innerhalb von 3 Jahren lösen", - sagte er. 

Noch ein großer Unterschied zwischen dem amerikanischen und russischen System ist der Preis. Die russische Navianlage für einen Bus oder Marschrutka (Kleinbus-Sammeltaxi) kostet im Durchschnitt um die 25 Tausend Rubel, was ca. 1,5 -2 Mal teurer, als eine GPS-Anlage ist. 

Das elektronische Intellekt für dumme Straßen

Ab dem 1. Januar 2011 müssen alle Busse, Taxis und Gefahrguttransporter mit den russischen Überwachungssensoren ausgestattet sein. Solche Maßnahme soll, nach dem Vorhaben der Gesetzgeber, die Sicherheit auf russischen Straßen erhöhen. Diese Vorschrift ist immer noch gültig, obwohl die Einführung von GLONASS verschoben wurde. 

Nach Berichten der Naviverkäufer ist die Nachfrage ab Herbst 2010 stark gestiegen. Die meisten Transportunternehmen schaffen sich kombinierte GPS/GLONASS-Geräte an. Solange das russische System nicht funktioniert, wird das GPS-Signal empfangen. 

"Bis zum Ende des laufenden Jahres werden wir die Geräte in allen Linienbussen installieren. Die Informationen über ihren Standort und Geschwindigkeit werden auf dem Bildschirm des Fahrdienstleiters einlaufen. Später, wenn GLONASS einsatzbereit ist, werden die Informationen direkt in die Stadtverwaltung von Jekaterinburg übertragen. Die Hauptsache ist, dass wir die Fahrzeuge dann effizient einsetzen können. ", - so der Direktor der Jekaterinburger OOO "U-V-A-Trans" Jurij Minin. Nach seinem Bericht ist der "2in1"- Empfänger um rund 10% teurer als GLONASS-Navi. Diese Kosten und die Kosten für die Installation werden vom Transportunternehmen getragen. 

Aber bei weitem nicht alle Transportunternehmen sind zu solchen Ausgaben bereit. Nach Meinung des Direktors der OOO "Trans Plus" Alexander Neujmin (Region Swerdlowsk) müsste der Staat den Erwerb und Wartung der GLONASS-Empfänger subventionieren, oder die zusätzlichen Ausgaben in den Ticketpreisen berücksichtigen. "Eine ähnliche Situation besteht auch bei den Sicherheitsgurten. Ein Nachrüstsatz Sicherheitsgurte kostet um die 1,5 bis 2 Tausend Rubel. Um 30 Reisebusse nachzurüsten braucht man eine Menge Geld, welches die Transportunternehmen nicht haben" - betonte er.

Nach der Meinung von A. Neujmin kann man den Standort des Fahrzeuges auch per Handy, welches mittlerweile jeder Fahrer besitzt, orten. Ein Navi kann man, natürlich, mit zusätzlichen Features, wie Geschwindigkeits-, Spritverbrauch- und Personenflusskontrolle ausrüsten. Aber für sie muss man extra zahlen. "Es wäre besser, wenn man die Straßen rechtzeitig reparieren und der Winterdienst normal funktionieren würde, dann würde es nicht so viele Unfälle geben" - meint Neujmin.

Mit ihm ist auch der Vize-Präsident des Autofahrer-Verbandes von Russland Leonid Olschanskij, einverstanden. Seiner Meinung nach, hat wieder mal einer beschlossen, statt moderne Autobahnen und Straßen im Land zu bauen, sich an der Staatskasse zu bedienen: "Ein intellektuelles Transportsystem kann man nur bei einer entwickelten Straßeninfrastruktur einführen. Wir laufen mal wieder vor der Dampflok".

Ein weiteres russisches Paradox - die technischen Anforderungen an die GLONASS-Geräte werden erst 2011 bestimmt. Und die installierten Geräte, welche diesen Anforderungen nicht entsprechen werden, müssen dann ausgetauscht werden. Ein Teil des Geldes, welches die Transportunternehmen für die GLONASS-Geräte heute ausgeben, wird sich zwangsläufig als weggeschmissenes Geld erweisen. Dabei belaufen sich die Ausgaben für die noch unnützen GLONASS-Geräte bereits auf zig Millionen Rubel. So hat, zum Beispiel, das Kurganer Gebiet, welches kaum über die Runden kommt, für den Ankauf und Installation der GLONASS-Empfänger in 25 Schulbussen 7 Millionen Rubel zur Verfügung gestellt.

Vorsicht, Sackgasse... 

Es ist geplant ab 2013 alle neuen Autos mit russischen Navis auszurüsten. Nach unterschiedlichen Schätzungen wird dies eine Preissteigerung in Höhe von 5 bis 20% zur Folge haben. Dabei wird GLONASS, nach Meinung von unterschiedlichen Experten, auch nach der kompletten Abdeckung des Erdballs kaum am Markt mitspielen können. Sergej Nowoseltsew behauptet, dass die Transportunternehmen lediglich 23% der zukünftigen Nutzer der russischen Empfänger ausmachen. Die restlichen 77% sind Privatpersonen, welche zur Orientierung Handys oder GPS-Navis verwenden. Aber um diese Kunden muss man sich schlagen. "Sie kümmern die Versuche der russischen Regierung die inländische Industrie zu unterstützen gar nicht. Sie werden das kaufen, was billiger ist, und somit den ausländischen Hersteller unterstützen". - gibt er seine Prognose ab.

Die Erhöhung der Zollgebühren für ausländische Empfänger, sprich eine Navi-Zusatzsteuer, soll zur Aufrechterhaltung der russischen Rüstungsindustrie beitragen. Doch die Zollgebühren garantieren noch keine Rentabilität der russischen Technologie. S. Nowoseltsew ist sich sicher, dass GLONASS nie zu einem weltweiten System wird. Der Grund ist offensichtlich: der Westen fürchtet, dass GLONASS-Betrieb nach demselben Schema wie die Gaslieferungen ablaufen wird. Deswegen wird das System für militärische Zwecke nur von wenigen Satelliten-Staaten des Kremls verwendet werden. Die Vereinigten Staaten, welche immer wieder ihren Feinden das GPS abstellen, habe wesentlich mehr Verbündete und somit einen größeren Absatzmarkt für ihre Empfänger. Das amerikanische System hat außer dem militärischen, auch noch einen wirtschaftlichen Sinn.

Michail Fadejew stimmt zu, dass GLONASS ein politisches Projekt ist, und keine wirtschaftliche Zweckmäßigkeit dahintersteckt. Deswegen wird in 4 Jahren, wenn das europäische System GALILEO auf den Markt kommt, keiner mehr das russische System gebrauchen können.

Doch Lev Belskij hält solche Behauptungen für voreilig. "Mittlerweile gibt es in Russland mehrere Firmen, welche kombinierte GLONASS/GPS-Geräte herstellen. Ihnen gehört die Zukunft, da Ausfälle bei jedem System unvermeidlich sind. Es kann passieren, dass sich die Satelliten am Horizont befinden, was die Koordinatenbestimmung deutlich erschwert. Die Verwendung von mehreren System hilft die Hauptaufgabe zu lösen, durch mehrere Systeme wird es immer möglich sein, die zur Koordinatenbestimmung notwendigen, 4 Satelliten immer zu orten", - ist er sich sicher.

Marina Sirina, Wladimir Terletskij

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