Erste Mal in Russland

Gesetze

Nacht dem Zerfall der Sowjetunion sind nicht viele Jahre vergangen. Die moderne russische Gesetzgebung ist noch sehr jung und entwickelt sich ständig. Es gibt einen Haufen von Dokumenten, die die geltenden Gesetze präzisieren und ergänzen. Es ist nicht leicht, sich über diese Nuancen klar zu werden. Beim Lösen der gesetzlichen Fragen (Zoll, Vertragsvorbereitung, Aktivakauf) wäre es empfehlenswert, sich an eine spezialisierte russische Firma zu wenden. In Großstädten Russlands  sind viele Rechts-, Beratungs- und Maklerfirmen tätig. Ihre Dienstleistungen sind oft im Vergleich zu Europa viel billiger. Man muss nur eine gute und richtige Wahl treffen.

Arbeitstag

Bei den nicht produzierenden Firmen beginnt der Arbeitstag um 9 oder 10 Uhr, in den  Produktionsunternehmen eine Stunde früher. Die meisten russischen Manager verhalten sich sehr ruhig zu ihrer Arbeitszeit, bei Notwendigkeit machen sie Überstunden, viele sind bereit auch am Wochenende zu arbeiten. In Russland ist das Geschäftsessen eher am Abend üblich, nicht zur Mittagszeit.

Es herrscht die Meinung, dass die Russen lieber aktiv und sehr intensiv nur einige Tage und nicht täglich und monoton das ganze Jahr hindurch arbeiten. Schwer zu sagen, inwieweit das nur für Russaland gilt. Eine beträchtliche Menge von Arbeit aber, die die Russen “im letzten Moment”  leisten können, kann einen unerfahrenen Ausländer schon wirklich beeindrucken.

Holdings

Eine für die Ausländer komplizierte Organisationsform ist Holding. In Russland gibt es sehr viele Holdings. Zu einigen Holdings gehören Unternehmen mit der ähnlichen Fachspezialisierung und bilden damit effiziente und gut integrierte Unternehmensstrukturen. Andere Holdings vereinen Unternehmen aus absolut unterschiedlichen Arbeitsbereichen und bilden damit oft bizarre Kombinationen. Jedes Unternehmen hat dabei seine eigene und angeblich selbständige Unternehmensleitung, und über die Holdingzugehörigkeit des jeweiligen Unternehmens weiß kaum jemand. Als Resultat können ganz komplizierte Situationen entstehen. Nehmen wir an, Sie haben erfolgreich über die Zulieferung Ihrer Produkte verhandelt, dann aber stellt es sich heraus, dass  alles umsonst gewesen war. Die Lieferantenwahl gehört von der Holdingleitung freigegeben zu werden und Ihre gestrigen Verhandlungspartner dürfen sogar kein Angebot ausstellen. Die Holdingleitung kann dabei in einer anderen Stadt manchmal auch tausende Kilometer von dem Betriebssitz entfernt sein. Vor Verhandlungen oder an deren Anfang wäre es deswegen empfehlenswert sich über die Entscheidungsträger zu erkundigen.

Business und Behörden

Die Macht in Russland übte immer einen starken Einfluss auf die Geschäftswelt aus. Die Meinung der Macht wird mehr oder weniger von den meisten russischen Unternehmensleitern  geachtet, es gibt Unternehmen, die praktisch völlig von der Meinung der Staatsgewalt abhängig sind. Finden Sie genug Zeit, um zu den regionalen Behörden Kontakte herzustellen und ihnen Ihre Projekte zu präsentieren. Seien Sie sicher: Sie werden gerne angehört. Mit der Behördenunterstützung wird es Ihnen leichter fallen, mit Geschäftsleuten weiter zu kommunizieren. Den Einfluss der Behörden aber darf man auch nicht überschätzen, insbesondere in kleineren Städten, wo die Leiter der städtebildenden Betriebe oft mehr Macht haben, als die Behörden selbst.

Persönliche Kontakte

Eine Besonderheit des russischen Geschäftslebens: Persönliche Kontakte spielen hier eine sehr wichtige Rolle. Viele Fragen, die in Ihrem Land telefonisch oder per E-Mail gelöst werden, bedürfen in Russland gewöhnlich eines persönlichen Meetings. Solche Meetings, besonders die ersten, nehmen oft mehr Zeit in Anspruch als nötig. So ist die nationale Spezifik: In Russland vertraut man den persönlich bekannten Personen mehr und persönliche Beziehungen schätzt man hier sehr. Bei der Wahl zwischen den alten Partnern mit schlechteren Bedingungen und den neuen unbekannten Partnern mit günstigeren Geschäftsbedingungen kommt es manchmal vor, dass die ersten gewählt werden. Knüpfen und pflegen Sie daher möglichst viele Kontakte. Das ist eine der Grundlagen für erfolgreiche Geschäfte in Russland.

Telekommunikation

In Russland sind alle Funk- und Telekommunikationsarten gut entwickelt. Der Mobilfunk deckt praktisch den größten Teil des Territoriums des Landes ab (Standard GSM 900/1800). Das internationale Roaming gibt es überall. Wenn Sie für eine längere Zeit in das Land kommen, wäre es günstiger eine SIM-Karte von einem der einheimischen Mobilfunkanbieter zu kaufen: Die Inlandstelefonate sind dann viel billiger.

Außer den entfernten Dörfern ist das Internet überall präsent. Den Internetanschluss findet man  fast in jedem Hotel, es gibt viele Internet-Cafés. In Großstädten sind viele Flächen mit Wi-Fi-Netzen abgedeckt. Und jedenfalls kann man praktisch überall GPRS benutzen.

Geld

Die nationale Währung Russlands ist der Rubel. Andere Währungen werden hier nicht akzeptiert. Die Ausnahmefälle, wenn man mit Dollar oder Euro bezahlen kann, sind zahlenmäßig sehr klein und also unwichtig. Es gibt viele Wechselstellen auch in nicht touristischen Städten.  Die Großstädte verfügen über gut entwickelte Geldautomatennetze, die oft rund um die Uhr arbeiten. Die verbreitesten Bankkarten sind Visa und Master Card, sie werden in den meisten Geschäften, Cafés und Restaurants akzeptiert. Wir empfehlen Ihnen aber sich vorher zu erkundigen: Oft informiert man in Russland darüber, dass die Bankkarten nicht akzeptabel sind, im Voraus nicht.

Trinkgeld

In dieser Hinsicht unterscheidet sich Russland von den meisten Ländern sehr. Das Trinkgeld ist hier nicht obligatorisch, eine Ausnahme bilden nur teure Hotels und Restaurants mit vielen ausländischen Gästen. Anderswo können Sie das selbst entscheiden. In Restaurants genügen oft 3 Euro Trinkgeld schon, in einem Straßencafé brauchen Sie es überhaupt nicht zu geben. Die Taxifahrer bekommen auch kein Trinkgeld.

Autovermietung

Ein Auto kann man direkt im Flughafen oder im Hotel mieten, das ist aber keineswegs günstig. Günstiger wäre sich an einen Autovermieter  zu wenden. Man kann ein Auto mit dem Fahrer oder ohne mieten.

In Russland herrscht der Rechtsverkehr. Die obere Geschwindigkeitsbegrenzung beträgt in der Stadt 60 km/h (ca. 37 Meilen/h) und auf Landstraßen bis 90 km/h (ca. 56 Meilen/h). Man muss sich unbedingt anschnallen!

Das Autofahren ist in Russland keine einfache Aufgabe. In Großstädten ist der Verkehr sehr intensiv, es gibt mehrstündige Staus und Parkschwierigkeiten. Die Qualität der Straßen könnte auch viel besser sein. Der Stil beim Autofahren ist in verschiedenen Städten verschieden und oft zu aggressiv für die Europäer. Deswegen wäre es besser, ein Auto mit dem Fahrer zu mieten.

Zollregeln für Privatpersonen

Ohne zu deklarieren darf man in Russland ausländisches und (oder) russisches Bargeld, Reiseschecks oder Wertpapiere zum Wert von max. 3.000 USD einführen. Wenn die Summe höher ist, dann muss man unbedingt die einzuführende Summe deklarieren und das Formular TD-6 (ТД-6) ausfüllen.

Klima

Die russische Kälte ist einer der verbreitesten Mythen. Zum Ersten ist es hier nicht immer kalt. Zum Zweiten wird der russische Frost trotz der herrschenden Stereotype oft unterschätzt. Wegen der riesigen Fläche des Landes kann man das Klima konkret nicht einschätzen. Am gleichen Tag kann es in Sotschi +20 Grad und im Norden -20 Grad sein. Im Süden Russlands können die Temperaturen im Sommer +40 Grad überschreiten, im Norden herrscht im Winter die Kälte von -50 Grad, und das wird als normal empfunden. Zu empfehlen ist hier nur eines: Schauen Sie sich die Wettervorhersage an, und nicht für Moskau sondern für die Region, die Sie zu besuchen planen: Das Wetter da kann sich um 30 Grad von dem in Moskau unterscheiden. Und das in jeder Richtung.

Sprache

Die Sprache kann hier ein Problem werden. Es gibt nur wenige Leute, die wenigstens Grundkenntnisse in Englisch haben, besonders betrifft das die Menschen im mittleren und höheren Alter. Auch die Vertreter der Dienstleistungsbranche wie Kellner (Ausnahmen sind die Kellner in teueren Hotels), Taxifahrer, Wächter verfügen kaum über die Fremdsprachenkenntnisse. Bei den jüngeren Leuten ist die Situation schon besser. Möchten Sie nach etwas fragen, so wenden Sie sich lieber an junge Leute, es gibt dann immer eine Chance, dass jemand der 3 oder 4 Gefragten Sie jedoch versteht. Empfehlenswert ist einen Dolmetscher zu finden.

Seien Sie aber dazu bereit, dass Sie bei den Menschen erhöhtes Interesse hervorrufen können. Außer Moskau und Sankt Petersburg gibt es in Russland nicht so viele Touristen, die Ausländer werden hier als etwas Exotisches betrachtet. 

Kleidung

In Russland trägt man schon seit langem keine Filzstiefel, Schafpelze und Sarafane.  Diese Exotik kann man nur und schon sehr selten in Dörfern finden. Die Kleidung der Stadtbewohner unterscheidet sich kaum von der der Europäer. In Banken, größeren Unternehmen, Behörden, am Arbeitsplatz trägt man normalerweise einen Anzug. Möchten Sie nicht merkwürdig aussehen, ziehen Sie sich wie zu Hause oder etwas besser an. Das letzte betrifft vor allem die Frauen: Nachlässige Kleidung und das fehlende Make-up können die Russen schlampig finden.

Unterhaltung

In den russischen Großstädten ist die Unterhaltungsbranche gut entwickelt. Hier kann jeder etwas nach seinem Geschmack finden. Es gibt viele Cafés mit verschiedenen nationalen Küchen – von der japanischen bis hin zur französischen, viele Unterhaltungseinrichtungen, Diskos, Casinos, Kinos. Alle größeren Städte haben eigene Theater, die oft ziemlich gut sind. In jeder Großstadt finden Sie leicht einen typischen englischen Pub und ein Restaurant mit der typischen Mittelmeerküche. Der Preisunterschied, besonders in Großstädten, ist fantastisch. Wenn man die gleichen Gerichte  und Getränke (inkl. Alkoholgetränke) bestellt, dann kann das Abendessen sowohl unter 20 Euro als auch über 500 Euro kosten. Demzufolge ist auch die Bedienung anders. Deswegen empfehlen wir Ihnen sehr: Lassen Sie sich darüber im Hotel beraten. Und noch eine Besonderheit ist das Alter der Gäste. Die Gäste von vielen angesehenen und teuren Lokalen und Einrichtungen sind sehr jung, deswegen können da auch die Menschen des mittleren Alters irgendwie merkwürdig vorkommen.

Sicherheit

Das Kriminalitätsniveau in russischen Großstädten unterscheidet sich kaum von dem der europäischen Metropolen: Es gibt "gute“ und "schlechte“ Stadtteile. Das nächtliche Bummeln durch die Stadtrandviertel, Umgang mit unbekannten Leuten und Besuch von verdächtigen Einrichtungen sind nicht zu empfehlen. Das Geld und die Wertgegenstände sollte man lieber im Hotelzimmer in einem Safe aufbewahren. Die in einem Taxi gelassenen Sachen gelten eher als verloren. Im Großen und Ganzen reichen hier die üblichen Sicherheitsmaßnahmen, die Sie normalerweise zu Hause treffen.

Getränke

Die Russen trinken immer nur Wodka – so ist einer der verbreitesten Irrtümer. Vielleicht war es irgendwann auch so, heute aber zählt Wodka in Russland zu beliebtesten Getränken nicht mehr. Jetzt trinkt man lieber Bier. Die Bierauswahl ist riesig: Von billigen bis zu internationalen Luxus-Biersorten. Die Geschäftsleute bevorzugen Kognak und in den letzten Jahren Whiskey. Viel Wodka können Sie nur auf einer Festtafel entdecken. Wenn Sie wenig Erfahrung mit diesem Getränk haben, würden wir Ihnen empfehlen, auf das Wodkatrinken zu verzichten. Die Anderen werden Sie dabei richtig verstehen.

Wasser

In verschiedenen Städten hat das Leitungswasser unterschiedliche Qualität: Das Wasser kann den europäischen Qualitätsstandards völlig entsprechen oder fürs Trinken überhaupt untauglich sein. Hochwertiges verpacktes Trinkwasser kann man in jedem Geschäft oder Straßenladen kaufen: Der Staat kontrolliert die Trinkwasserproduzenten sehr streng.

Lebensmittel

Die Lebensmittel kaufen Sie lieber in größeren Supermärkten. Das Angebot ist mit dem europäischen vergleichbar. In Regalen sind alle internationalen Handelsmarken vertreten. Die regionalen Produkte (vor allem Fleisch- und Milchprodukte, Brot) unterscheiden sich von den europäischen Produkten sehr: Absolut anders sind vor allem der Geschmack und der Fettgehalt. Die Lebensmittelgeschäfte haben sehr lange geöffnet: Mindestens bis 20.00 Uhr und länger. Es gibt Geschäfte, die 24 Stunden offen sind.